Tjomkino (Kaliningrad)

Ort im Oblast Kaliningrad

Tjomkino (russisch Тёмкино, deutsch Mertensdorf, Kreis Bartenstein /Friedland) ist ein Ort in der russischen Oblast Kaliningrad (Gebiet Königsberg (Preußen)) und gehört zur Prawdinskoje gorodskoje posselenije (Stadtgemeinde Prawdinsk (Friedland (Ostpr.))) im Rajon Prawdinsk.

Siedlung
Tjomkino/Mertensdorf
Тёмкино
Föderationskreis Nordwestrussland
Oblast Kaliningrad
Rajon Prawdinsk
Frühere Namen Mertensdorf (bis 1947)
Bevölkerung 182 Einwohner
(Stand: 1. Okt. 2021)[1]
Zeitzone UTC+2
Kfz-Kennzeichen 39, 91
OKATO 27 233 000 100
Geographische Lage
Koordinaten 54° 24′ N, 21° 0′ OKoordinaten: 54° 24′ 0″ N, 21° 0′ 0″ O
Tjomkino (Kaliningrad) (Europäisches Russland)
Tjomkino (Kaliningrad) (Europäisches Russland)
Lage im Westteil Russlands
Tjomkino (Kaliningrad) (Oblast Kaliningrad)
Tjomkino (Kaliningrad) (Oblast Kaliningrad)
Lage in der Oblast Kaliningrad

Geographische Lage Bearbeiten

Tjomkino am linken Ufer der Alle (russisch: Lawa) und fünf Kilometer südlich der Stadt Prawdinsk (Friedland) liegt an einer Nebenstraße, die von der Rajonshauptstadt in das russisch-polnische Grenzgebiet bei Rjabinino (Korwlack) führt und vor 1945 weiter bis in das heute in Polen gelegene Ostre Bardo (Klingenberg) verlief. Nur wenige Kilometer weiter südlich von Tjomkino befindet sich der Prawdinskoje Wodochranilischtsche (Reihersee).

Geschichte Bearbeiten

 
Rittergut Mertensdorf um 1860, Sammlung Alexander Duncker

Mertensdorf wurde am 11. Juni 1874 Sitz und namensgebende Ortschaft des neu errichteten Amtsbezirks Mertensdorf,[2] der aus zwei Landgemeinden und vier Gutsbezirken gebildet wurde. Er gehörte bis 1927 zum Landkreis Friedland, danach bis 1945 zum Landkreis Bartenstein (Ostpr.) im Regierungsbezirk Königsberg der preußischen Provinz Ostpreußen. Am 3. Juli 1882 wurde das Mertensdorfer Vorwerk Götzlack (russisch: Krutoi Jar) aus dem Gutsbezirk Mertensdorf herausgegliedert und mit der Landgemeinde Baltkeim zum neuen Gutsbezirk Götzlack, nun im Amtsbezirk Allenau[3] (russisch: Poretschje), umgegliedert. Im Jahre 1910 zählte der Gutsbezirk Mertensdorf 276 Einwohner.[4]

Am 30. September 1928 schlossen sich die Landgemeinde Ditthausen (russisch: Krasny Bor) und die Gutsbezirke Grasmark und Mertensdorf zur neuen Landgemeinde Mertensdorf zusammen. Die Zahl der Einwohner betrug danach 1933 bereits 375 und 1939 noch 68[5].

Als Folge des Zweiten Weltkrieges kam Mertensdorf mit dem nördlichen Ostpreußen zur Sowjetunion und erhielt 1947 die Ortsbezeichnung „Tjomkino“.[6] Bis zum Jahre 2009 war der Ort innerhalb der seit 1991/92 russischen Oblast Kaliningrad in den Poretschenski sowjet (Dorfsowjet Poretschje (Allenau)) eingegliedert. Danach wurde Tjomkino aufgrund einer Struktur- und Verwaltungsreform[7] eine als „Siedlung“ (russisch: possjolok) eingestufte Ortschaft in der Prawdinskoje gorodskoje posselenije (Stadtgemeinde Prawdinsk (Friedland)) im Rajon Prawdinsk.

Amtsbezirk Mertensdorf Bearbeiten

Von 1874 bis 1945 bestand im Landkreis Friedland (ab 1927 Landkreis Bartenstein (Ostpr.)) der Amtsbezirk Mertensdorf[2], dem anfangs zwei Landgemeinden und vier Gutsbezirke zugehörten:

Name (bis 1947/1950) Name (ab 1947/1950) Bemerkungen
Landgemeinden:
Ditthausen Krasny Bor[8] 1928 in die Landgemeinde Mertensdorf eingegliedert
Postehnen Peredowoje 1929 in die Stadtgemeinde Friedland eingegliedert
Gutsbezirke:
Bothkeim Tschistopolje 1928 in die Landgemeinde Deutsch Wilten eingegliedert
Grasmark -- 1928 in die Landgemeinde Mertensdorf eingegliedert
Mertensdorf Tjomkino 1928 in eine „Landgemeinde“ umgewandelt
Postehnen Peredowoje 1928 in die Stadtgemeinde Friedland eingegliedert

Kirche Bearbeiten

Die vor 1945 überwiegend evangelische Bevölkerung von Mertensdorf war in das Kirchspiel Friedland[9] (russisch: Prawdinsk) im gleichnamigen Kirchenkreis in der Kirchenprovinz Ostpreußen der Kirche der Altpreußischen Union eingepfarrt. Auch heute liegt Tjomkino im Einzugsbereich der evangelischen Kirchengemeinde Prawdinsk, die eine Filialgemeinde der Auferstehungskirche in Kaliningrad (Königsberg) innerhalb der Propstei Kaliningrad[10] der Evangelisch-Lutherischen Kirche Europäisches Russland (ELKER) ist.

Literatur Bearbeiten

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Таблица 1.10 «Численность населения городских округов, муниципальных районов, муниципальных округов, городских и сельских поселений, городских населенных пунктов, сельских населенных пунктов» Программы итогов Всероссийской переписи населения 2020 года, утвержденной приказом Росстата от 28 декабря 2021г. № 963, с данными о численности постоянного населения каждого населенного пункта Калининградской области. (Tabelle 1.10 „Bevölkerungsanzahl der Stadtkreise, munizipalen Rajons, Munizipalkreise, städtischen und ländlichen Siedlungen [insgesamt], städtischen Orte, ländlichen Orte“ der Ergebnisse der Allrussischen Volkszählung von 2020 [vollzogen am 1. Oktober 2021], genehmigt durch die Verordnung von Rosstat vom 28. Dezember 2021, Nr. 963, mit Angaben zur Zahl der Wohnbevölkerung jedes Ortes der Oblast Kaliningrad.)
  2. a b Rolf Jehke: Amtsbezirk Mertensdorf
  3. Rolf Jehke: Amtsbezirk Allenau
  4. Uli Schubert: Gemeindeverzeichnis, Landkreis Friedland
  5. Michael Rademacher: Landkreis Bartenstein (poln. Bartoszyce). Online-Material zur Dissertation, Osnabrück 2006. In: eirenicon.com.
  6. Durch den Указ Президиума Верховного Совета РСФСР от 17 ноября 1947 г. «О переименовании населённых пунктов Калининградской области» (Verordnung des Präsidiums des Obersten Rats der RSFSR "Über die Umbenennung der Orte des Gebiets Kaliningrad" vom 17. November 1947)
  7. Nach dem Gesetz über die Zusammensetzung und Territorien der munizipalen Gebilde der Oblast Kaliningrad vom 25. Juni/1. Juli 2009, nebst Gesetz Nr. 476 vom 21. Dezember 2004, präzisiert durch Gesetz Nr. 370 vom 1. Juli 2009
  8. nicht mehr existent
  9. Ortsverzeichnis/Kirchspiele Kreis Bartenstein (Memento des Originals vom 27. November 2015 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.hkg-bartenstein.de
  10. Ev.-luth. Propstei Kaliningrad (Memento des Originals vom 29. August 2011 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.propstei-kaliningrad.info