Thomas Richard Kämmerer

deutscher Altorientalist

Thomas Richard Kämmerer (* 27. Juni 1962 in Göttingen) ist ein deutscher Altorientalist, Verleger und Genealoge.

Herkunft, Jugend und Bildung Bearbeiten

Thomas Richard Kämmerer wurde am 27. Juni 1962 in Göttingen als erster Sohn von Heinz Peter Kämmerer und dessen Ehefrau Anna Katharina Irmgard, geb. Schnitzerling geboren. Er besuchte bis 1974 in Göttingen das Max-Planck-Gymnasium und schließlich bis zum Abitur 1983 das Graf-Adolf-Gymnasium in Tecklenburg und zusätzlich das Paulinum in Münster.

Studium Bearbeiten

Er studierte Altorientalische Philologie, Vorderasiatische Altertumskunde und Philosophie an den Universitäten Münster, Bochum und München. 1996 wurde er an der Universität Münster promoviert.

Tätigkeit Bearbeiten

Nach einer Tätigkeit als außerordentlicher Professor an der Universität Tartu, Estland, übernahm er 2003 den dort neu gegründeten Lehrstuhl für Altorientalische Sprachen und Kulturen. Er gründete 2007 die Baltische Abteilung der Fondazione Mediterraneo, Neapel, in Tartu. Von 2004 bis 2013 war er Vorsitzender des estnischen Netzwerkes der Anna-Lindh-Stiftung, Alexandria und sonderbeauftragter Botschafter der Republik Estland für die kulturelle Zusammenarbeit mit der Mittelmeerunion.[1] Zugleich war er Mitglied des Beirates des Schwedischen Institutes in Alexandria, Ägypten.

Seit 2008 arbeitet er an der Methodik einer „vergleichenden Poetologie“, die er seitdem mit Kollegen der Universitäten Tartu und Münster mittels des internationalen Projektes Database for Ancient and Classical Poetical Devices (DACPD) vertritt.

Seit 2009 gibt er die Acta Antiqua Mediterranea et Orientalia (AAMO) in der Münsteraner Reihe AOAT heraus. Der erste Band erschien in der Reihe Beihefte zur Zeitschrift für die alttestamentliche Wissenschaft. Im Herbst gründete er zusammen mit Kollegen der Universität Münster und der Universität Helsinki an der Universität Tartu das „Research Center for Ancient Near-Eastern and Mediterranean Studies“ (CAMC), dessen Vorstandsmitglied er ist.

Am 2. Juli 2012 übernahm er die Rechte am Ugarit-Verlag, die er seitdem zusammen mit Manfried Dietrich und Oswald Loretz (1928–2014) als selbständigen und unabhängigen Fachverlag für ost-mediterrane Altertumskunde fortführt.[2]

Seit 2020 stellt der Ugarit-Verlag Kopien der umfangreichen und einzigartigen Photo-Sammlung von Keilschrifttafeln aus Ugarit zur Verfügung, die ab 2024 als Sonderausgaben der Reihe AOAT veröffentlicht werden sollen.

Im Herbst 2022 wurde der internationale „Ugarit-Award for scientific excellence“ geschaffen.

Zusätzlich zu dem derzeitigen Angebot wissenschaftlicher Publikationen werden ab Frühjahr / Sommer 2025 unter dem Label „Ugarit-Tours“ geführte Verlagsreisen angeboten.

Auszeichnungen Bearbeiten

  • 2005: EuroMed Award durch die Fondazione Mediterraneo, Neapel

Familienwappen Bearbeiten

 
Wappen

Der Schild ist von Schwarz über Silber geteilt darin oben zwei unten eine Lilie mit wechselnder Tinktur. Auf dem gekrönten Helm mit schwarz-silbernen Helmdecken, eine schwarze und eine silberne Lilie, jede oben mit einer Straußenfeder verwechselter Farbe besteckt.

Die ältesten wenigen, noch vorhandenen Siegel zeigen entweder ein Schild mit drei Lilien 1:2 oder den Kübelhelm mit zwei Lilien.

Schriften Bearbeiten

(Auswahl)

  • Šimâ milka. Induktion und Reception der mittelbabylonischen Dichtung von Ugarit, Emar und Tell el-Amarna (= Alter Orient und Altes Testament. Bd. 251). Ugarit, Münster 1998, ISBN 3-927120-47-2 (Dissertation, Universität Münster, 1996).
  • (mit Dirk Schwiderski) Deutsch-akkadisches Wörterbuch (= Alter Orient und Altes Testament. Bd. 255). Ugarit-Verlag, Münster 1998, ISBN 3-927120-66-9.
  • (mit Kai Metzler) Das babylonische Weltschöpfungsepos Enūma elîš (= Alter Orient und Altes Testament. Bd. 375). Ugarit-Verlag, Münster 2012, ISBN 978-3-86835-036-4.
  • Kultisch-politische Beziehungen zwischen den Euphrat aufwärts gelegenen Kultorten Mari, Terqa, Tuttul, Emar und Aleppo dargestellt als wechselseitiges Spannungsfeld. Alter Orient und Altes Testament 390 (3), 9–20, Münster 2014.
  • Stadtgründung und Stadtplanung. Mythos und Realität im altorientalischen Altertum. Alter Orient und Altes Testament 390 (2), 139–148, Münster 2014.
  • Lill, A.; Kôiv, M.; Funke, P.; Neumann, H.; Kämmerer, T.R. (Eds.) (2011). Identities and Societies in the Ancient East-Mediterranean Regions: Comparative approaches. Alter Orient und Altes Testament 390 (1), Münster 2011.
  • Zur Begründung der Missachtung der ‚Weisen Ordnung‘ im Keret-Epos. Cuneiform Monographs (126–134) BRILL Academic Publishers 2010.
  • Religiöse Identität einer antiken Glaubensgemeinschaft, aufgezeigt am babylonischen Enūma eliš Epos. Alter Orient und Altes Testament (66–80). Münster 2010.
  • Zum magischen Umgang der Babylonier und Assyrer mit urtümlichen Bildern. Folia Orientalia, 123–135. Krakau 2007. Infektionskrankheiten: keilschriftliche Überlieferung und molekularbiologische Bewertung. Studien zu Ritual und Sozialgeschichte im Alten Orient / Studies on Ritual and Society in the Ancient Near East (133–145). Walter de Gruyter & Co. (Beihefte zur Zeitschrift für die alttestamentliche Wissenschaft 374). Berlin 2007.

Weblinks Bearbeiten

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Chaire Averroès: Conferenza con Thomas R. Kämmerer, auf euromedi.org
  2. Verlagsgeschichte in der Website des Ugarit-Verlages