Thief – Someday You Will Pay

Film von Moritz Hellfritzsch
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Thief – Someday You Will Pay ist das Spielfilm-Debüt Moritz Hellfritzschs. Der Low-Budget-Mystery-Thriller bzw. Horrorfilm feierte am 13. Oktober 2017 Premiere beim 13. INDIGO Filmfest.[1][2]

Film
Titel Thief – Someday You Will Pay
Produktionsland Deutschland
Originalsprache Deutsch
Erscheinungsjahr 2017
Länge 63 Minuten
Stab
Regie Moritz Hellfritzsch
Drehbuch Moritz Hellfritzsch
Produktion Moritz Hellfritzsch,
Anna Piotrowski,
Tommy Molotow
Musik Thomas Mattern
Besetzung

Handlung Bearbeiten

Der Arbeitslose Mario leidet nicht nur unter regelmäßig wiederkehrenden Alpträumen, neuerdings verschwinden in seiner Wohnung außerdem ständig irgendwelche Sachen. Zuerst bloß Kleinigkeiten wie Feuerzeuge oder Unterwäsche, dann Bettwäsche und Fernseher, schließlich löst sich sogar das Bett, in dem Mario und seine Freundin Nadine schlafen, über Nacht in Luft auf. Nachdem er vergeblich Hilfe bei der Polizei gesucht hat, wendet sich Mario an den Privatdetektiv Jan Rosenbach. Der Detektiv quartiert sich über Nacht in Marios Wohnung ein, um etwaige Geschehnisse zu beobachten und mit der Kamera aufzuzeichnen, während sein Gastgeber im Nebenzimmer schläft. Während der Observierung hört Rosenbach plötzlich Geräusche, deren Ursprung er nachzugehen versucht. Als er zu seinem Sessel zurückkehrt, liegt auf der Sitzfläche nun plötzlich ein Messer, das auf ihn eine seltsame Anziehungskraft ausübt. Während Rosenbach das Messer betrachtet, greift auf einmal von hinten eine Hand mit langen Fingernägeln nach ihm.

Am nächsten Morgen ist der Detektiv verschwunden. Mario misst dem Verschwinden zuerst keine große Bedeutung bei, doch als er sich die Videoaufnahmen der letzten Nacht ansieht, erschreckt er: Man sieht Rosenbach, der sich mit einem Messer die Kehle durchtrennt! Nun bittet Mario den parapsychologischen Ermittler Dr. Justus Preuss um Hilfe, der ihm zuvor von Rosenbach bereits empfohlen wurde. Preuss vermutet, dass für die Geschehnisse in Marios Wohnung ein Poltergeist verantwortlich sein könnte, und bittet ihn, die Wohnung vorübergehend zu verlassen. Der Bitte kommt Mario, der mit der Situation überfordert ist, gerne nach. Preuss sieht sich die Aufnahmen von Rosenbachs’ Selbstmord nochmal in Ruhe an und entdeckt darauf eine weibliche, grinsende Gestalt, die für einen kurzen Augenblick zu erkennen ist.

Nadine, die sich noch immer darüber wundert, dass die Polizei Mario offensichtlich nicht helfen wollte, konfrontiert ihn mit ihren Zweifeln und fordert eine Erklärung. Mario gesteht, mit dem Gesetz schon einige Male aneinandergeraten zu sein, versichert aber glaubhaft, sich geändert zu haben. Die beiden versöhnen sich. Als Mario aufwacht, ist Nadine spurlos verschwunden. Preuss versucht, ihn zu beruhigen und intensiviert seine Recherche. Er besucht seinen Freund und Mentor, Adrian Fux, und bittet ihn um Rat. Fux, der übersinnlich begabt ist, gibt Preuss den Hinweis, dass es sich bei der Frau, die Preuss auf den Aufnahmen entdeckt hat, um eine Obdachlose namens Claudia Cesaro handeln könne, weshalb Preuss im entsprechenden Milieu auf Spurensuche geht. Schließlich trifft er auf ein paar Obdachlose, die Claudia Cesaro angeblich kannten und behaupten, dass sie sich vor einiger Zeit umgebracht habe. Man habe sie zudem „die Hexe“ genannt. Preuss sucht erneut Mario auf, der sich in der Zwischenzeit betrunken hat und im Selbstmitleid zerfließt. Als Preuss ihn zu Claudia Cesaro befragt, gesteht Mario, sie gekannt zu haben.

Es folgt Marios Geständnis: vor einigen Jahren war er als Einbrecher aktiv. Zusammen mit seinem Kumpel Vlad war er bei Claudia Cesaro eingestiegen und im Keller ihres Hauses von der Hexe attackiert worden. Im Handgemenge stieß Mario einen Kerzenständer um und Cesaros Kleid fing Feuer. Er lief einfach davon, ohne zu helfen. Als ihn wenig später seine Mutter mit der (wertlosen) Beute entdeckte, kam es zum Streit zwischen den beiden, wobei sie einen Schlaganfall erlitt. Seitdem sitzt sie im Rollstuhl und muss in einem Seniorenheim betreut werden. Mario macht sich große Vorwürfe und bricht heulend zusammen. Dann ist auch Preuss plötzlich verschwunden. Während sich Mario noch wundert, klingelt sein Handy. Ein Pfleger des Altenheims, in dem seine Mutter lebt, teilt Mario mit, dass sie seit einigen Stunden vermisst wird. Mario ist klar, was das zu bedeuten hat. Preuss ist nicht das Opfer der Hexe geworden, sondern hat Mario im Stich gelassen, da er nicht wie sein Kollege Rosenbach enden möchte.

Mario sitzt in seiner Wohnung, die nun völlig leer ist. Er möchte sich eine Zigarette anzünden, aber hat kein Feuerzeug. Resigniert wirft er die Zigarette auf den Boden und schließt die Augen. Wie von Geisterhand entflammt die Zigarette. Der Teppich fängt Feuer. Die Hexe im Jenseits lacht.

Produktion Bearbeiten

Regisseur Hellfritzsch drehte zuvor u. a. einige Kurzfilme, Musikvideos (z. B. für die Death-Metal-Band Jack Slater[3]) und die Dokumentation Punk in Bonn – Der Film Vol. I (2012)[4]. Darin wurden einige Personen interviewt, die später am Entstehen von Thief maßgeblich beteiligt waren: Molotow-Soda-Sänger Tommy Molotow[5] co-produzierte den Film, In Fear Of Fear-Gitarrist Thomas Mattern[6] komponierte den Score, Rabatz-Drummer René Lettkemann war Tonmeister und die Band 131 stellte ihren Proberaum als Drehort zur Verfügung.

Gedreht wurde der teilweise via Crowdfunding finanzierte Film im November und Dezember 2015 in Bonn, u. a. in der Altstadt, in Medinghoven und am Kaiserplatz. Die Hauptrolle des Mario übernahm Yannick Hehlgans, seine Freundin wurde von Judith Ponwitz gespielt, die bereits Erfahrungen als Darstellerin der Bonn University Shakespeare Group (B.U.S.C) gesammelt hatte[7]. Co-Hauptdarsteller Sebastian Badenberg hatte zuvor in diversen Independent-Splatterfilmen mitgespielt, beispielsweise in Slasher (2007), Break – No Mercy, Just Pain! (2009) oder König der Kannibalen (2016), und als Autor u. a. eine Folge für die Hörspielserie Kommissar Dobranski geschrieben. In Nebenrollen sind u. a. die Musiker Roland Michael Seide[8], Skaidra Müller-Paulus (Tanzkommando), Bonn Stomp-Initiator Dirk Geil[9] (Geil & the Pimps) und Stephan Wolters[10] (Oddball´s Band), sowie Roman-Autor Tom Fuhrmann[11] (Das Erbe des Tantalos, Die Schlussnummer) zu sehen. Thania Rodriguez, die in Thief als Polizistin zu sehen ist, hat u. a. in einigen Rap-Videos mitgespielt.[12]

Die Filmmusik von Thomas Mattern (Parklake) wurde beim Plattenlabel Emerald & Doreen Recordings veröffentlicht[13], des Weiteren sind im Film Songs der Bands 131, Grindhouse und Geil & the Pimps zu hören.

Thief feierte am 13. Oktober 2017 Premiere beim INDIGO Filmfest in Bardenbach, die Bonn-Premiere fand am 17. Februar 2018 im Kult41 statt.[14]

Am 15. Dezember wurde der Film in einer limitierten Mini-Auflage auf DVD und Blu-ray Disc veröffentlicht,[15] zwei Tage später erschien Hellfritzschs Kurzroman Die Rückkehr der Hexen, der ein Spin-off zu Thief darstellt und in dem ebenfalls Parapsychologe Justus Preuss auftritt.[16]

Kritik Bearbeiten

  • Thomas Mayer von HANDLE ME DOWN bezeichnete Thief als "[…] einen angenehm reduzierten Mystery-Thriller, der sich konventionellen Mustern weitgehend verschließt" und fand neben lobenden auch kritische Worte: "Statt herkömmlicher Effekthascherei setzt Hellfritzsch auf die Auslotung des Mystery-Anteils. Das funktioniert mit Marios sich wiederholenden Alptraum-Szenarien, bedächtig zugespitztem Gefahrpotential und Preuß‘ in Marios Vergangenheit führende Spurensuche ordentlich, lebt in der Hauptsache aber vom grundlegend überzeugenden Spiel Yannik Hehlgans‘. Der Rest der Besetzung kann da nicht mithalten, so dass die Dialoge in Text und Darbietung häufig an Scripted-Reality-Formate einschlägiger TV-Privatsender erinnern. Am Sympathiewert des Streifens rüttelt das nicht im Geringsten." Mayer vergab für Thief 6,5 von 10 möglichen Sternen[17].
  • Gitta List vom Bonner Stadtmagazin Schnüss schrieb über den Film: "[...] Der Film ist eine Low-Budget-Produktion, ein Horrorgenre-Streifen mit Ansage, und die ist so solide eingelöst wie die Nutella-Garantie: alles drin, was draufsteht. Schock, Spiel, Spannung, 60 Minuten lang. Beste Low-Budget-Qualität, mit jenem »Slightly imperfect-Touch«, der einer solchen Produktion zwangsläufig eigen ist und mit dem Hellfritzsch so souverän hantiert hat, dass man nur sagen kann: Chapeau."[18]
  • Der amerikanische Cinema Head Cheese-Autor John Beutler lobte die Regie Hellfritzschs und den Hauptdarsteller, bemängelte allerdings ebenfalls die Leistungen einiger Nebendarsteller. Insgesamt würden die Vorzüge die Mängel jedoch überwiegen: "Director Moritz Hellfritzsch [...] does so very much with so very little. [...] [T]he bright spot of the film [...] is the very believable and relatable performance by Yannick Hehlgans, as the hapless and frustrated Mario. [...] [T]he supporting cast, for the most part performance-wise, is fairly adequate, though a bit pedestrian and clichéd.[...] [B]ut like any superior work, the merits outweigh the flaws. A small, tarnished gem of a debut [...]."[19]
  • Dominik Raith von der Filmzeitschrift Deadline richtete den Fokus seiner Kritik auf die Meta-Ebene des Films: "[...] Gegenstände verlieren Sinn, Bedeutung und schließlich sogar Physis. Alles fühlt sich fremd und unwirklich an. Zu Mitmenschen klafft ein gewaltiger Spalt, und Mario driftet geistig wie eine Eisscholle in den eisigen Ozean ab. Das alles klingt wie eine Metapher. Für Entmenschlichung oder das Verlorengehen in der Welt. Für schleichende Depression oder das Abgleiten in den Wahnsinn. Und THIEF versteht es, durch seine reduzierte, aber Unbehagen schürende Bildsprache ebensolche Assoziationen zu wecken."[20]

Weblinks Bearbeiten

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Thief - INDIGO filmfest. Archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 9. November 2017; abgerufen am 9. November 2017 (deutsch).  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.indigo-filmfest.de
  2. Indigo Film Fest 13 – Report | José Hidalgo. Abgerufen am 10. November 2017 (deutsch).
  3. Jack Slater: Jack Slater - Amnestia (Blut/Macht/Frei, 2008). 23. Dezember 2007, abgerufen am 11. Dezember 2017.
  4. SEBASTIAN ECKERT: Horrorfilm in der City: Moritz bringt Bonnern bald das Gruseln bei. In: Express.de. (express.de [abgerufen am 12. Dezember 2017]).
  5. Tommy Molotow. Abgerufen am 11. Dezember 2017.
  6. Thomas Mattern. Abgerufen am 11. Dezember 2017.
  7. Bonn University Shakespeare Company mit neuem Stück - Julius wird zur Julia. In: General-Anzeiger Bonn. 4. Dezember 2016 (general-anzeiger-bonn.de [abgerufen am 11. Dezember 2017]).
  8. Projekt Pop-Karriere: Nemo Flagranti wagt von Erfurt aus den Neustart. (thueringer-allgemeine.de [abgerufen am 11. Dezember 2017]).
  9. "100 Köpfe: Wir sind Bonn" - Dirk Geil organisiert seit fast zehn Jahren die "Bonn-Stomp". In: General-Anzeiger Bonn. 24. Januar 2014 (general-anzeiger-bonn.de [abgerufen am 11. Dezember 2017]).
  10. Stephan Wolters. Abgerufen am 11. Dezember 2017.
  11. Tom Fuhrmann. Abgerufen am 11. Dezember 2017 (deutsch).
  12. VITA. Abgerufen am 11. Dezember 2017 (deutsch).
  13. A Hommage to 70s Italo Horror Soundtracks | emerald & doreen recordings. Abgerufen am 11. Dezember 2017.
  14. Bonn-Premiere im Kult41. Abgerufen am 11. Dezember 2017.
  15. THIEF - Someday You Will Pay. Abgerufen am 17. Dezember 2017.
  16. Amazon.de: Moritz Hellfritzsch: Bücher, Hörbücher, Bibliografie. Abgerufen am 18. Dezember 2017.
  17. Thief – Someday You Will Pay (D 2017). In: Reviews. Filme. Serien. Musik. Konzerte. HANDLE ME DOWN. (handlemedown.de [abgerufen am 13. Januar 2018]).
  18. Gitta List: Glutrache - Schock, Spiel, Spannung: Der Bonner Filmemacher Moritz Hellfritzsch hat einen kultverdächtigen Low-Budget-Horrorthriller fabriziert. Hrsg.: Schnüss - Das Bonner Stadtmagazin. Nr. 479, Februar 2018, S. 8–9.
  19. Movie Review: "Thief - Someday You Will Pay" (2017; Moritz Hellfritzsch Film Produktion). Abgerufen am 27. Februar 2018.
  20. Dominik Raith: Thief - Someday You Will Pay. In: Peter, Paulus, Benfeghoul GbR (Hrsg.): Deadline - das Filmmagazin. Nr. 68.