The Banshees of Inisherin

Film von Martin McDonagh (2022)

The Banshees of Inisherin (dt.: „Die Todesfeen von Inisherin“) ist ein Spielfilm von Martin McDonagh aus dem Jahr 2022. Die Hauptrollen in der historischen Tragikomödie über das abrupte Ende einer lebenslangen Freundschaft zwischen zwei irischen Männern spielten Colin Farrell und Brendan Gleeson, die bereits 2008 in McDonaghs Langfilmdebüt Brügge sehen … und sterben? die Hauptrollen übernommen hatten.

Film
Titel The Banshees of Inisherin
Produktionsland Irland, USA, Vereinigtes Königreich
Originalsprache Englisch
Erscheinungsjahr 2022
Länge 114 Minuten
Altersfreigabe
Stab
Regie Martin McDonagh
Drehbuch Martin McDonagh
Produktion Graham Broadbent,
Peter Czernin,
Martin McDonagh
Musik Carter Burwell
Kamera Ben Davis
Schnitt Mikkel E.G. Nielsen
Besetzung

Die internationale Koproduktion zwischen Irland, den USA und dem Vereinigten Königreich wurde im Oktober 2022 in den amerikanischen, britischen und irischen Kinos veröffentlicht. Die Uraufführung hatte zuvor am 5. September 2022 bei den Internationalen Filmfestspielen von Venedig stattgefunden. Dort gewann McDonagh den Preis für das beste Drehbuch, Colin Farrell erhielt die Coppa Volpi als bester Darsteller. In Deutschland ist der Film seit 5. Januar 2023 in den Kinos und seit dem 15. März 2023 bei Disney+ zu sehen.

Handlung Bearbeiten

Irland, 1923: Während der Bürgerkrieg auf der irischen Hauptinsel tobt, sind auf der abgelegenen (fiktiven) Insel Inisherin (Inis Éireann, „Insel Irland“) der Aran-Inseln an der Westküste Pádraic und Colm schon ein Leben lang miteinander befreundet. Der gutmütige Pádraic lebt mit seiner Schwester Siobhán zusammen und widmet sich der Landwirtschaft. Die Zwerg-Eselin Jenny ist sein Lieblingstier, über dessen Verhaltensweisen er stundenlang berichten kann. Der ältere Colm ist Folkmusiker und Hundebesitzer. Beide treffen sich regelmäßig auf ein Bier im örtlichen Pub, in dem Colm abends oft mit anderen Künstlern auf seiner Violine musiziert.

Am 1. April beendet Colm seine Freundschaft mit Pádraic abrupt. Als Grund gibt er dessen Einfältigkeit an. Colm sehnt sich nach intellektuellem Austausch und möchte sich fortan der Komposition widmen, um der Nachwelt in Erinnerung zu bleiben. Pádraic ist über diese Nachricht am Boden zerstört. Er will sich mit Colms Entschluss nicht abfinden und glaubt zuerst an einen Aprilscherz. Wiederholt sucht er ihn auf und stellt ihn zur Rede, jedoch ohne Erfolg. Ebenso versuchen die belesene Siobhán und der junge und einfältige Dominic, Sohn des örtlichen Polizisten Peadar, im Streit zu vermitteln. Auch der von Pádraic eingespannte Priester kann Colm im Disput über Sünde und Vergebung nicht bekehren. Als Dominic von seinem Vater wegen Alkoholdiebstahls misshandelt wird, nehmen Pádraic und Siobhán diesen für kurze Zeit bei sich auf. Dominic versucht später ungeschickt mit Siobhán romantisch anzubandeln, wird aber von ihr freundlich abgewiesen.

Colm stellt Pádraic ein Ultimatum – sollte der ihn weiter belästigen, werde er sich jedes Mal einen Finger der linken Hand mit seiner Schafschere abschneiden. Als Pádraic den gewalttätigen Peadar öffentlich bloßstellt, wird er von diesem niedergeschlagen. Der zufällig anwesende Colm steht Pádraic bei und fährt ihn mit der Kutsche aus der Stadt hinaus. Dies ändert jedoch nichts am Entschluss von Colm, woraufhin Pádraic abends betrunken im gut besuchten Pub einen Streit provoziert. Als Pádraic am nächsten Tag Colm aufsucht und sich für sein Verhalten entschuldigen will, wirft dieser kurz darauf einen abgeschnittenen Finger gegen dessen Haustür. Währenddessen sagt die Insel-Älteste und stets dunkel gekleidete Mrs. McCormick Pádraic voraus, dass ein oder zwei Einwohner Inisherins im nächsten Monat sterben werden.

Das Verhältnis zwischen Colm und Pádraic scheint sich in der Folge zu beruhigen. Als Pádraic Colm eines Tages besucht, berichtet dieser ihm stolz, er habe ein selbstkomponiertes Werk namens The Banshees of Inisherin vollendet. Pádraic wiederum zieht versehentlich erneut den Zorn Colms auf sich, als er berichtet, einen Musiker unter Angaben falscher Tatsachen von der Insel vertrieben zu haben. Kurze Zeit später wirft Colm vier abgeschnittene Finger an die Haustür von Pádraic und Siobhán. Entnervt vom Inselleben, zieht Siobhán aufs Festland, wo sie eine Anstellung in einer Bibliothek erhalten hat. Pádraic muss feststellen, dass seine Eselin Jenny, während er an der Küste seiner Schwester nachgewinkt hatte, an einem von Colms Fingern verendet ist. Pádraic begräbt Jenny im Garten und kündigt Colm an, am nächsten Nachmittag um 14 Uhr dessen Haus anzuzünden. Er setzt seinen Plan in die Tat um und nimmt Colms Hund in seine Obhut, den er vor Colms Tür findet. Durch ein Fenster sieht Pádraic Colm im Haus, der sich anscheinend rauchend mit seinem Schicksal abgefunden hat und auf den Tod wartet. Peadar will Pádraic verhaften, wird aber, bevor er dies tun kann, von Mrs. McCormick wortlos zum Leichnam seines Sohnes in einem nahen See geführt. Am nächsten Tag treffen Colm und Pádraic am ausgebrannten Haus am Meer aufeinander. Colm sagt, nun seien Pádraic und er nach den jüngsten Geschehnissen „quitt“ und der Streit beigelegt, entschuldigt sich für Jennys versehentlichen Tod und bedankt sich für das Hüten seines Hundes. Pádraic widerspricht ihm, erklärt sich dennoch bereit, auch in Zukunft auf Colms Hund aufzupassen. Von weitem werden beide von Mrs. McCormick beobachtet.

Entstehungsgeschichte Bearbeiten

Literaturvorlage Bearbeiten

The Banshees of Inisherin ist der vierte Kinospielfilm von Martin McDonagh, für den er auch das Originaldrehbuch verfasste. Das Projekt wurde im Juni 2021 angekündigt. Es geht auf ein gleichnamiges Bühnenstück zurück, zu dem McDonagh im Jahr 1994 die Idee kam. Es war ursprünglich als dritter Teil seiner Aran Islands Trilogy geplant, kam aber nie zur Aufführung.[3] Im Jahr 2006 hatte McDonagh in einem Interview mit dem New Yorker angegeben, dass er im Jahr 1994 sieben Theaterstücke verfasst habe, von denen alle aufgeführt worden seien, bis auf The Banshees of Inisherin. Als Grund gab er die mangelnde Qualität des Stücks an.[4]

Besetzung und Filmstab Bearbeiten

 
Colin Farrell, Brendan Gleeson und Martin McDonagh (v. l. n. r.) bei der britischen Premiere von The Banshees of Inisherin in London (Oktober 2022)

Für die Hauptrollen wurden die irischen Schauspieler Colin Farrell und Brendan Gleeson verpflichtet. Beide hatten zuvor mit Erfolg die Hauptrollen in McDonaghs Film Brügge sehen … und sterben? (2008) bekleidet sowie einzeln an weiteren Werken des Filmemachers mitgewirkt. Zum weiteren Schauspielensemble gehörten Barry Keoghan sowie Kerry Condon, mit der der Filmemacher bereits an seinem vorangegangenen preisgekrönten Werk Three Billboards Outside Ebbing, Missouri (2017) und den aus der Aran Islands Trilogy veröffentlichten Theaterstücken The Lieutenant of Inishmore und The Cripple of Inishmaan zusammengearbeitet hatte. Sie verkörperte die Schwester von Farrells Figur. Der Film wurde von McDonaghs langjährigen Weggefährten Graham Broadbent und Peter Czernin (Blueprint Pictures) produziert, die auch an allen seinen vorangegangenen Spielfilmen beteiligt waren, ebenso wie Filmkomponist Carter Burwell. Zur Finanzierung des Projekts trugen die Unternehmen Searchlight Pictures, Film4 und Metropolitan Films International bei.[5]

Dreharbeiten Bearbeiten

Die Dreharbeiten begannen im August 2021 an der Westküste Irlands auf den Inseln Árainn und Acaill.[6] McDonagh hatte die Sommer als Kind auf den Aran-Inseln verbracht und die Landschaft hatte bei ihm großen Eindruck hinterlassen. Auch stammt sein Vater aus der Gegend.[4] Laut Barry Keoghan endeten die Dreharbeiten im Oktober desselben Jahres.[7] Als Kameramann fungierte Ben Davis, der in gleicher Funktion auch an den beiden vorangegangenen Filmen McDonaghs mitgewirkt hatte.[8] Ebenfalls mit dem Filmemacher zusammengearbeitet hatte die Kostümbildnerin Eimer Ní Mhaoldomhnaigh, während Mark Tildesley für das Szenenbild verantwortlich war.[9]

Synchronisation Bearbeiten

Die deutschsprachige Synchronisation entstand nach einem Dialogbuch und unter der Dialogregie von Masen Abou-Dakn für die in Berlin ansässige Iyuno-SDI Group Germany.[10]

Rolle Darsteller Synchronsprecher[10]
Pádraic Súilleabháin Colin Farrell Alexander Doering
Colm Doherty Brendan Gleeson Roland Hemmo
Siobhán Súilleabháin Kerry Condon Britta Steffenhagen
Dominic Kearney Barry Keoghan Patrick Baehr
Gerry Jon Kenny Rainer Doering
Jonjo Devine Pat Shortt Hans Hohlbein
Mrs. McCormick Sheila Flitton Margot Rothweiler
Mrs. O’Riordan Bríd Ní Neachtain Denise Gorzelanny
Peadar Kearney Gary Lydon Tobias Lelle

Rezeption Bearbeiten

Veröffentlichung Bearbeiten

Noch vor Veröffentlichung wurde The Banshees of Inisherin von amerikanischen Branchendiensten zum erweiterten Favoritenkreis für die Oscarverleihung 2023 gehandelt.[11][12] Auch wurde McDonaghs Regiearbeit als möglicher Beitrag für das Filmfestival von Venedig und das Toronto International Film Festival im September 2022 ins Spiel gebracht.[13] Tatsächlich wurde der Film sowohl in das Festivalprogramm von Venedig als auch in das von Toronto aufgenommen.[14][15] In Venedig wurde The Banshees of Inisherin am 5. September 2022 uraufgeführt. Ein Kinostart in den USA (im Verleih von Searchlight Pictures[9]), Irland und dem Vereinigten Königreich fand ab 21. Oktober 2022 statt.[16] Ein Trailer war Anfang August veröffentlicht worden.[17]

Im deutschsprachigen Raum wurde der Film erstmals am 22. September 2022 im Rahmen des Zurich Film Festivals gezeigt. Weitere Festivalvorstellungen noch vor dem regulären Kinostart fanden beim Filmfest Hamburg, Film Festival Cologne, bei der Viennale (jeweils im Oktober) sowie beim Berliner Festival Around the World in 14 Films (Dezember) statt.[16][18] Ab 31. Dezember 2022 war The Banshees of Inisherin in ausgewählten Kino zu sehen. Ein regulärer Kinostart in Deutschland erfolgte ab 5. Januar 2023.[16] Am 15. März 2023 wurde der Film in das Streamingangebot von Disney+ aufgenommen.[19]

Einspielergebnis Bearbeiten

Die weltweiten Einnahmen aus Kinovorführungen belaufen sich auf 33,71 Millionen US-Dollar, von denen der Film allein 10,14 Millionen im nordamerikanischen Raum einspielen konnte.[20] In Deutschland verzeichnete The Banshees of Inisherin insgesamt 263.967 Kinobesucher.[21]

Kritiken Bearbeiten

 
Hauptdarsteller Colin Farrell erhielt viel Kritikerlob für seine Leistung als Pádraic

Auf der Website Rotten Tomatoes hält The Banshees of Inisherin derzeit eine Bewertung von 97 Prozent, basierend auf mehr als 300 englischsprachigen Kritiken und einer Durchschnittswertung von 8,7 von 10 Punkten. Das Fazit der Seite lautet: „Als eine von Martin McDonaghs besten Arbeiten mit zwei herausragenden Hauptdarstellern, ist The Banshees of Inisherin ein kunstvoll zubereitetes Vergnügen zum Sich schlecht fühlen“.[22] Auf der Website Metacritic erhielt The Banshees of Inisherin eine Bewertung von 87 Prozent, basierend auf mehr als 60 ausgewerteten englischsprachigen Kritiken. Dies entspricht einhelligem Beifall („universal acclaim“).[23] Auch belegte der Film nach allen gezeigten 23 Wettbewerbsbeiträgen in Venedig im internationalen Kritikenspiegel der Venezia News einen gemeinsam mit Saint Omer geteilten zweiten Platz (3,83 von 5 möglichen Sternen), hinter dem iranischen Beitrag No Bears (4,14).[24]

Sandra Kegel (Frankfurter Allgemeine Zeitung) lobte den Film bei seinem Kinostart in Deutschland als „rabenschwarze Komödie […] und großes Schauspielkino“. Es handle sich um einen zarten, sprunghaften, mitunter rätselhaften Film, der „als Ganzes“ dank „dem virtuosen Spiel“ der beiden Hauptdarsteller funktioniere. Kegel pries die Leistung von Colin Farrell als „oscarverdächtig“, während Brendan Gleeson „mit verrätselter Präsenz“ agiere. Auch lobte sie die Bilder von Kameramann Ben Davis. The Banshees of Inisherin sei „eine epische Allegorie auf die Verhältnisse Irlands“. „Der ferne große Krieg auf der anderen Seite der Galway Bay macht aus der schwarzen Tragikomödie eine universelle Parabel. Denn das folkloristische Märchen über zwei Männer am Rande des Nervenzusammenbruchs ist zugleich Porträt einer ganzen Nation in existenziellem Aufruhr und weitet sich sodann zur Reflexion über die Frage nach dem Sinn hinter allem, was geschieht“, so Kegel. Das Werk erinnere im Grundstoff seiner toxischen „Mischung aus Wut, Schmerz und Einsamkeit“ an McDonaghs vorangegangenen Film Three Billboards Outside Ebbing, Missouri (2017). Der Filmemacher enthalte sich aber diesmal jeder Bewertung seiner Figuren.[25]

Nach Wolfgang Höbel (Der Spiegel) sei der Film „herausragend“, erzähle „von der Sinnlosigkeit zwischenmenschlicher Fehden“, sei „oft umwerfend komisch und eine Lektion über die Banalität der Bosheit“. Der Kritiker erkannte Bezüge zu den Dramen Samuel Becketts, wobei es sich bei The Banshees of Inisherin um eine „gut ausgelüftete Boulevardversion“ eines Beckett-Werks handle. Höbel pries die Darstellerleistungen von Colin Farrell, Brendan Gleeson und Kerry Condon. In den schönsten Momenten erinnere das Duell zwischen den beiden Hauptdarstellern an das Spiel des amerikanischen Komikerduos Walter Matthau und Jack Lemmon in Ein seltsames Paar (1968). Ähnlich wie Kegel, kam Höbel zu dem Schluss, dass „der Zauber des Films […] aus der Eleganz und Gelassenheit“ entstehe, „mit der McDonagh die Kunst seiner beiden Hauptdarsteller“ vorführe.[26]

Laut Andreas Busche (Der Tagesspiegel) hätten die Komödien des Regisseurs „ihren schwarzen Humor schon immer aus einer Vorliebe für überraschende Drastik bezogen“. McDonagh lasse mit dem Film „die Genrespielereien eines Tarantino hinter sich, zugunsten einer tragischen Farce“. Auch er bemerkte, dass die beiden Hauptdarsteller – Farrell mit „konzentrierter Monobraue“ und der Buddha-hafte Gleeson den „stumpfen Kadenzen in McDonaghs Dialogen (ungläubige Wiederholungen, Lakonie, verräterische Auslassungen) eine Eigendynamik“ verleihen würden. Der Film drehe „sich im Grunde um eine moralische Frage, die gerade auch den Kulturbetrieb“ beschäftige, so Busche. „Wie wägen wir menschliche Qualitäten gegenüber dem künstlerischen Schöpfungsakt ab?“ Die von Kerry Condon dargestellte Figur der Siobhán entpuppe sich „in diesem quasi-philosophischen Streit […] schließlich als entscheidende Instanz“, als „so etwas wie die Stimme der Vernunft, die die Selbsttäuschung des Inselvölkchens“ durchschaue. Siobháns „nachsichtigen Blick“ verdanke der Film „auch seine Milde – im Gegensatz zu den Figuren in McDonaghs früheren Filmen“; Condon werde „zum heimlichen Mittelpunkt“ von The Banshees of Inisherin.[27]

Daniel Kothenschulte (Frankfurter Rundschau) pries den Film schon beim Kinostart als „Klassiker“ an, in der Tradition von McDonaghs Brügge sehen … und sterben? (2008). Der Kritiker zeigte sich erstaunt darüber, „dass sich ein Konflikt wie der einer anlasslos aufgekündigten Freundschaft über eine Spielfilmlänge von zwei Stunden so kraftvoll entwickeln“ lasse. Auch fiel Kothenschulte kein Film ein, „der schon einmal etwas Ähnliches erzählt“ habe. Erst die filmischen Elemente würden „das tragikomische Drama […] komplettieren“. Ebenso verwies Kothenschulte auf das „erstaunliche“ Spiel Farrells mit seinen Augenbrauen sowie auf Kerry Condons Figur, die „lebensvollen Realismus in die dramatische Konstruktion“ brächte. Darin erkannte er auch eine filmische Referenz Hollywoods – irische unabhängige Frauenfiguren seien spätestens seit John Fords Klassiker Der Sieger (1952) bekannt. Auch lobte er die Fotografie und die Musik von Carter Burwell.[28]

Etwas verhaltener äußerte sich das Online-Portal Filmdienst, das 3,5 von 5 möglichen Sternen an den Film vergab. Laut dessen Kritiker Michael Kienzl federe „die Härte der Einsamkeit und Monotonie […] die Inszenierung immer wieder mit Humor ab“. Sobald The Banshees of Inisherin drohe „zu niedlich zu werden“, kippe „die Stimmung spitzbübisch ins Abgründige und Brutale“. Kienzl kritisierte logische Fehler bei der Figurenzeichnung von Pádraic und Colm sowie die vage Erzählweise McDonaghs. „Die Parallelen zwischen den voneinander entfremdeten Freunden und dem am anderen Ufer schwelenden Nordirlandkonflikt“ taugten „nur als halbgare Allegorie“. Kienzl sah in dem Film eher ein „archaisches Märchen“ mit der von Sheila Flitton gespielten Dorfbewohnerin Mrs. McCormick als titelgebende, unheilverkündende Banshee. Zwar greife McDonagh solche Sagenelemente nur vereinzelt auf, dennoch wirke die Handlung dadurch „unvermeidlich und schicksalshaft“. Die von Barry Keoghan interpretierte tragische Rolle des Dominic steche neben der von Farrell und Gleeson heraus und stehe „exemplarisch für das Leid der männlichen Bewohner“. Die Figur der Siobhán verglich Kienzl mit der im Film auftauchenden Marienstatue, die zwischen zwei Wegen aufgestellt ist. Siobháns Anwesenheit sichere den Männern „einen Rest an Sicherheit und Harmonie“ zu.[29]

Patrick Wellinski (Deutschlandfunk Kultur) befand, dass „die parabelhafte Erzählung“ auch „ihre Schwachpunkte“ hat. Als Schaustück zweier wunderbar geerdeter Schauspieler überzeuge The Banshees of Inisherin. Regisseur Martin McDonagh hätte seinen „Hang zur bedeutungsschwangeren Symbolik“ aber subtiler inszenieren können.[30]

Auszeichnungen Bearbeiten

The Banshees of Inisherin wurde in der Filmpreissaison 2022/23 bisher für mehr als 300 internationale Film- bzw. Festivalpreise nominiert, von denen das Werk über 90 gewinnen konnte. Zahlreiche Auszeichnungen erhielten Hauptdarsteller Colin Farrell und das Originaldrehbuch von Martin McDonagh. Darüber hinaus gewann der Film bei der Verleihung der Golden Globe Awards 2023 die meisten Preise.[31] Bei der Oscarverleihung 2023 erhielt der Film neun Nominierungen.[32]

Filmpreis
(Auswahl)
Kategorie Resultat Preisträger/
Nominierte
AFI Awards 2022 Spezialpreis Gewonnen k. A.
Artios Awards 2023[33] Bestes Casting – Independent- oder Studiofilm – Filmdrama Gewonnen Louise Kiely
Boston Society of Film Critics Awards 2022 Bester englischsprachiger Film Gewonnen k. A.
Bestes Originaldrehbuch Gewonnen Martin McDonagh
Bester Hauptdarsteller Gewonnen Colin Farrell
Beste Nebendarstellerin Gewonnen Kerry Condon
British Academy Film Awards 2023 Bester britischer Film Gewonnen Graham Broadbent,
Pete Czernin,
Martin McDonagh
Bestes Originaldrehbuch Gewonnen Martin McDonagh
Beste Nebendarstellerin Gewonnen Kerry Condon
Bester Nebendarsteller Gewonnen Barry Keoghan
Bester Film Nominiert Graham Broadbent,
Peter Czernin,
Martin McDonagh
Beste Regie Nominiert Martin McDonagh
Bester Hauptdarsteller Nominiert Colin Farrell
Bester Nebendarsteller Nominiert Brendan Gleeson
Beste Filmmusik Nominiert Carter Burwell
Bester Schnitt Nominiert Mikkel E. G. Nielsen
Chicago Film Critics Association Awards 2022 Bester Film Gewonnen k. A.
Bestes Originaldrehbuch Gewonnen Martin McDonagh
Bester Hauptdarsteller Gewonnen Colin Farrell
Beste Nebendarstellerin Gewonnen Kerry Condon
Critics’ Choice Movie Awards 2023 Bester Film Nominiert k. A.
Beste Filmkomödie Nominiert k. A.
Beste Regie Nominiert Martin McDonagh
Bestes Originaldrehbuch Nominiert Martin McDonagh
Beste Hauptdarsteller Nominiert Colin Farrell
Beste Nebendarstellerin Nominiert Kerry Condon
Bester Nebendarsteller Nominiert Brendan Gleeson
Bester Nebendarsteller Nominiert Barry Keoghan
Directors Guild of America Awards 2023[34] Beste Regie Nominiert Martin McDonagh
Eddie Awards 2023[35] Bester Schnitt – Filmkomödie Nominiert Mikkel E. G. Nielsen
Golden Globe Awards 2023 Beste Filmkomödie Gewonnen k. A.
Beste Regie Nominiert Martin McDonagh
Bestes Drehbuch Gewonnen Martin McDonagh
Bester Hauptdarsteller – Komödie Gewonnen Colin Farrell
Beste Nebendarstellerin Nominiert Kerry Condon
Beste Nebendarsteller Nominiert Brendan Gleeson
Bester Nebendarsteller Nominiert Barry Keoghan
Beste Filmmusik Nominiert Carter Burwell
Golden Reel Awards 2023[36] Bester Tonschnitt – Dialoge & ADR Gewonnen Joakim Sundström
Golden Tomato Awards 2023[37] Beste Filmkomödie Gewonnen k. A.
Gotham Awards 2022 Bester internationaler Film Nominiert Martin McDonagh,
Graham Broadbent,
Peter Czernin
London Critics’ Circle Film Awards 2023[38] Bester britischer Film Gewonnen k. A.
Bestes Drehbuch Gewonnen Martin McDonagh
Bester Hauptdarsteller Gewonnen Colin Farrell
Beste Nebendarstellerin Gewonnen Kerry Condon
Bester Nebendarsteller Gewonnen Barry Keoghan
Bester Film Nominiert k. A.
Beste Regie Nominiert Martin McDonagh
Bester Nebendarsteller Nominiert Brendan Gleeson
Bester britischer Darsteller Nominiert Colin Farrell
National Board of Review Awards 2022 Top-Ten-Filme Gewonnen k. A.
Bestes Originaldrehbuch Gewonnen Martin McDonagh
Bester Hauptdarsteller Gewonnen Colin Farrell
Bester Nebendarsteller Gewonnen Brendan Gleeson
National Society of Film Critics Awards 2023[39] Bester Hauptdarsteller Gewonnen Colin Farrell
Beste Nebendarstellerin Gewonnen Kerry Condon
Bestes Drehbuch Nominiert Martin McDonagh
Bester Nebendarsteller Nominiert Barry Keoghan
New York Film Critics Circle Awards 2022 Bestes Drehbuch Gewonnen Martin McDonagh
Bester Hauptdarsteller Gewonnen Colin Farrell
Online Film Critics Society Awards 2023[40] Bester Film Nominiert k. A.
Beste Regie Nominiert Martin McDonough
Bestes Originaldrehbuch Nominiert Martin McDonough
Bester Hauptdarsteller Nominiert Colin Farrell
Bester Nebendarsteller Nominiert Barry Keoghan
Bester Nebendarsteller Nominiert Brendan Gleeson
Beste Nebendarstellerin Nominiert Kerry Condon
Beste Kamera Nominiert Ben Davis
Beste Filmmusik Nominiert Carter Burwell
Oscarverleihung 2023 Bester Film Nominiert k. A.
Beste Regie Nominiert Martin McDonough
Bestes Originaldrehbuch Nominiert Martin McDonough
Bester Hauptdarsteller Nominiert Colin Farrell
Bester Nebendarsteller Nominiert Brendan Gleeson
Bester Nebendarsteller Nominiert Barry Keoghan
Beste Nebendarstellerin Nominiert Kerry Condon
Bester Schnitt Nominiert Mikkel E. G. Nielsen
Beste Filmmusik Nominiert Carter Burwell
Palm Springs International Film Festival 2023 Desert Palm Achievement Award – Bester Darsteller Gewonnen Colin Farrell
Producers Guild of America Awards 2023 Darryl F. Zanuck Award – Beste Kinofilm-Produktion Nominiert k. A.
Santa Barbara International Film Festival 2023 Virtuoso Award Gewonnen Kerry Condon
Satellite Awards 2022 Bester Film – Komödie Nominiert k. A.
Beste Regie Nominiert Martin McDonagh
Bestes Originaldrehbuch Nominiert Martin McDonagh
Bester Hauptdarsteller – Komödie Nominiert Colin Farrell
Beste Nebendarstellerin Nominiert Kerry Condon
Bester Nebendarsteller Nominiert Brendan Gleeson
Beste Kamera Nominiert Ben Davis
Beste Filmmusik Nominiert Carter Burwell
Screen Actors Guild Awards 2023[41] Bester Hauptdarsteller Nominiert Colin Farrell
Bester Nebendarsteller Nominiert Brendan Gleeson
Bester Nebendarsteller Nominiert Barry Keoghan
Beste Nebendarstellerin Nominiert Kerry Condon
Bestes Schauspielensemble Nominiert  k. A.
Filmfestival von Venedig 2022 Coppa Volpi – Bester Darsteller Gewonnen Colin Farrell
Goldene Osella – Bestes Drehbuch Gewonnen Martin McDonagh
Goldener Löwe – Bester Film Nominiert Martin McDonagh

Weblinks Bearbeiten

Commons: The Banshees of Inisherin – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Freigabebescheinigung für The Banshees of Inisherin. Freiwillige Selbstkontrolle der Filmwirtschaft (PDF; Prüf­nummer: 236238).Vorlage:FSK/Wartung/typ nicht gesetzt und Par. 1 länger als 4 Zeichen
  2. Alterskennzeichnung für The Banshees of Inisherin. Jugendmedien­kommission.
  3. In Bruges dream team of Colin Farrell, Brendan Gleeson and Martin McDonagh reunite for new movie. In: irishmirror.ie, 14. Juni 2021 (abgerufen am 17. Juni 2022).
  4. a b Fintan O’Toole: A Mind in Connemara: The savage world of Martin McDonagh. In: The New Yorker, 6. März 2006, Vol. 82, Nr. 3, S. 40–47.
  5. Andreas Wiseman: ‘Three Billboards’ & ‘Better Call Saul’ Actress Kerry Condon Joins Martin McDonagh’s ‘The Banshees of Inisherin’. In: deadline.com, 10. August 2021 (abgerufen am 17. Juni 2022).
  6. Clara Kelly: Barry Keoghan to star in new Brendan Gleeson and Colin Farrell movie, The Banshees Of Inisherin. In: joe.ie (abgerufen am 17. Juni 2022).
  7. Tweet von BarryKeoghan. In: twitter.com, 23. Oktober 2021 (abgerufen am 17. Juni 2022).
  8. Ben Davis. In: independenttalent.com (abgerufen am 17. Juni 2022).
  9. a b Davide Abbatescianni: Martin McDonagh’s The Banshees of Inisherin to world-premiere at Venice. In: cineuropa.org, 2. August 2022 (abgerufen am 3. August 2022).
  10. a b The Banshees of Inisherin. In: synchronkartei.de. Deutsche Synchronkartei, abgerufen am 4. Januar 2022.
  11. Clayton Davies: Oscars 2023: Our First Blind Predictions, From ‘Fabelmans’ to ‘Flower Moon’. In: variety.com, 31. März 2022 (abgerufen am 2. April 2022).
  12. Samantha Bergeson: The 40 Movies You Need to Know Right Now for Oscars 2023: ‘Elvis,’ ‘Blonde,’ and More. In: indiewire.com, 4. Juni 2022 (abgerufen am 8. Juni 2022).
  13. Jeremy Kay: What titles are in the running for Venice 2022?. In: screendaily.com, 24. Mai 2022 (abgerufen am 1. Juni 2022).
  14. The Banshees of Inisherin. In: labiennale.org (abgerufen am 16. August 2022).
  15. The Banshees of Inisherin. In: tiff (abgerufen am 2. August 2022).
  16. a b c The Banshees of Inisherin (2022) – Release Info. In: imdb.com (abgerufen am 5. Januar 2023).
  17. The Banshees of Inisherin | OFFICIAL Trailer. In: youtube.com, 4. August 2022 (abgerufen am 4. August 2022).
  18. The Banshees of Inisherin. In: 14films.de (abgerufen am 5. Januar 2023).
  19. Sebastian Essner„The Banshees of Inisherin“: Ab 15. März auf Disney+, audiovision.de, 7. März 2023, abgerufen am 15. März 2023
  20. The Banshees of Inisherin. In: boxofficemojo.com (abgerufen am 6. Februar 2023).
  21. Top 100 Deutschland 2023 In: insidekino.de, abgerufen am 6. Februar 2023.
  22. The Banshees of Inisherin. In: Rotten Tomatoes. Fandango, abgerufen am 10. Januar 2023 (englisch).
  23. The Banshees of Inisherin. In: Metacritic. Abgerufen am 12. Oktober 2022 (englisch).
  24. Le votazioni della stampa internazionale di Venezia 79 / International Critics’ Venezia 79 Movies Ratings. In: venezianews.it (abgerufen am 10. September 2022).
  25. Sandra Kegel: Männer am Rande des Nervenzusammenbruchs. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung, 4. Januar 2023, Nr. 3, S. 11.
  26. Wolfgang Höbel: Die Banalität der Bosheit. In: Der Spiegel, 30. Dezember 2022, Nr. 1, S. 122.
  27. Andreas Busche: ,,Banshees of Inisherin" im Kino. In: Der Tagesspiegel, 4. Januar 2023, S. 26.
  28. Daniel Kothenschulte: Niemand ist eine Insel. In: Frankfurter Rundschau, 5. Januar 2023, S. 22.
  29. Michael Kienzl: The Banshees of Inisherin. Kritik. In: Filmdienst. Abgerufen am 10. Januar 2023.
  30. Plötzliches Ende einer Männerfreundschaft, Deutschlandfunk Kultur, 5. Januar 2022.
  31. The Banshees of Inisherin – Awards. In: imdb.com (abgerufen am 19. Januar 2023).
  32. Oscar-Nominierungen 2023: Die Gewinner der Academy Awards auf einen Blick. In: moviepilot.de, 13. März 2023 (abgerufen am 13. März 2023).
  33. Tyler Coates: Casting Society Artios Awards: ‘Avatar: The Way of Water,’ ‘The Fabelmans’ and ‘Tár’ Among Nominees In: The Hollywood Reporter am 10. Januar 2023, abgerufen am 10. Januar 2023.
  34. Tyler Coates: DGA Awards 2023: Steven Spielberg, Daniels Among All-Male Theatrical Feature Nominees In: The Hollywood Reporter am 11. Januar 2023, abgerufen am 11. Januar 2023.
  35. Erik Pedersen: ACE Eddie Awards Nominations: ‘Everything Everywhere’, ‘Top Gun: Maverick’, ‘Woman King’, ‘Banshees of Inisherin’ & More In: Deadline.com am 1. Februar 2023, abgerufen am 1. Februar 2023.
  36. Carolyn Giardina: ‘Everything Everywhere All At Once’ Leads Sound Editors’ Golden Reel Nominations In: The Hollywood Reporter am 9. Januar 2023, abgerufen am 9. Januar 2023.
  37. 'Top Gun: Maverick' and 'House of the Dragon' Win Big at Golden Tomato Awards In: Collider.com am 12. Januar 2023, abgerufen am 13. Januar 2023.
  38. Alex Ritman: ‘Banshees of Inisherin,’ ‘Aftersun‘ Top London Critics’ Circle Nominations In: The Hollywood Reporter am 21. Dezember 2022, abgerufen am 21. Dezember 2022.
  39. Ryan Gajewski: ‘Tár’ Named Best Picture by National Society of Film Critics In: The Hollywood Reporter am 7. Januar 2023, abgerufen am 7. Januar 2023.
  40. Erik Anderson: 2022 Online Film Critics Association (OFCS) nominations In: awardswatch.com am 18. Januar 2023, abgerufen am 21. Januar 2023.
  41. Hilary Lewis: SAG Awards 2023 Nominations Revealed In: The Hollywood Reporter am 11. Januar 2023, abgerufen am 11. Januar 2023.