Jarkon-Afek-Nationalpark

Park in Israel
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Der Jarkon-Afek-Nationalpark (hebräisch גַּן לְאֻמִּי יַרְקוֹן Gan Lə'ummī Jarqōn, deutsch ‚Nationaler Garten Jarqon‘) liegt in Israel in der Scharonebene am Oberlauf des Jarkon und ist ein beliebtes Naherholungsziel im Gusch Dan (Agglomeration von Tel Aviv). Er enthält mehrere historische und archäologische Sehenswürdigkeiten. Der Park wird mittig von der Jarqonbahn gequert. Nördlich davon gehört der Park zum Weichbild Petach Tiquahs und südlich fällt er in den Drom HaScharon.

Im Park

Gebäude Bearbeiten

„Concrete House“ und „Stone House“ Bearbeiten

 
Tel Afek: Teil einer Wasserzentrale für den Jarkon

Hier befindet sich das erste aus Stahlbeton errichtete Gebäude in Palästina, das 1912 erbaut wurde und in dem bis in die 1970er Jahre eine Pumpstation betrieben wurde. Ein weiteres Gebäude ist das „Stone House“, die Ruine einer Plantagenbesitzer-Villa mit daneben stehendem Pumpenhaus. Direkt am Jarkon gelegene Farmen und Plantagen hatten seit der osmanischen Herrschaft die Berechtigung, Wasser zur Bewässerung direkt aus dem Fluss zu entnehmen. Insgesamt existierten entlang des Jarkon 18 Pumpstationen wie diese am „Stone House“.

Qassir-Farm Bearbeiten

Die Qassir-Farm (arabisch مزرعة قاصر, DMG Mizraʿat Qāṣir ‚Bauernhof Qāṣirs‘, hebräisch חֲצַר קָאסִר Chatzar Qāssir, deutsch ‚Hof Qāṣirs‘) besteht nur noch in ihren Grundmauern. Sie ist benannt nach Salim Qāṣir (سليم قاصر) aus Jaffa, der im 19. Jahrhundert hier am Jarkon eine Zuckerrohr- und Zitrusfruchtplantage betrieb. Das Farmgebäude war eine Pumpstation, bei der mit einem Göpelrad und einer Schöpfkette Grundwasser in ein oberirdisches Bassin gefördert, und von dort durch Kanäle in die Plantagen geleitet wurde. 1895 verkaufte Qāṣir die wirtschaftlich erfolglose Farm an Baron Rothschild, der sie den Bewohnern von Petach Tikwa zur Verfügung stellte. Die neuen Betreiber wandelten die Farm um in eine Versuchsfarm für die Weiterentwicklung von Saatgut.

Al-Mirr-Mühle Bearbeiten

 
Mühlenruine

Nahe der Qāṣir-Farm befinden sich die Überreste der Al-Mirr-Getreidemühle, die während der römischen Zeit errichtet wurde und bis in die osmanische Zeit in Betrieb war. Das langgezogene Gebäude hatte eine große Bogendecke, unter jedem Bogen waren zwei Mühlsteine untergebracht. Zur Blütezeit der Mühle waren 13 Mühlsteinpaare in Betrieb. Vermutlich reichte eine Erweiterung des Gebäudes bis über den Jarkon, so dass die Mühle gleichzeitig als Brücke über den Fluss diente. Das Wasser für den Mühlbetrieb wurde weiter flussaufwärts aufgestaut und in Kanälen herangeführt. Den Namen al-Mirr (arabisch المرّ al-Mirr) hat die Mühle von einem benachbarten kleinen Dorf, das bis 1948 in der Nähe bestand und das heute Petach Tiqwahs Ortsteil Kfar ha-Baptistim einnimmt.

Tel Afek Bearbeiten

 
Antipatris
 
Ruine der osmanischen Festung

Südlich der Jarqonbahn befindet sich neben der Jarkonquelle Tel Afek (hebräisch תֵּל אֲפֵק Tel Afeq), ein antiker Siedlungshügel mit einer Festung aus osmanischer Zeit, die den Übergang aus der Küstenebene Scharon in das judäische Hügelland sowie die antike Fernstraße Via Maris von Ägypten nach Norden kontrollierte. Ausgrabungen brachten Siedlungsüberreste ans Tageslicht, die bis in das vierte Jahrtausend v. Chr. zurückreichen. Bereits im dritten Jahrtausend v. Chr. hatte die Siedlung eine städtische Struktur sowie eine Befestigungsmauer. Zur Zeit der Richter war Tel Afek eine Basis der Philister im Kampf gegen Israel, in deren Verlauf die Philister die Bundeslade eroberten.[1] Tel Afek ist jedoch nicht identisch mit dem Heerlager der Philister bei der Schlacht, in der König Saul und seine Söhne starben; das Heerlager befand sich bei Ein Afek in Nordisrael.[2]

Herodes der Große baute hier im ersten Jahrhundert v. Chr. die Stadt Antipatris, benannt nach seinem Vater Antipatros. Später wurde Antipatris Sitz eines Bischofs. Aus dieser Zeit ist ein römischer Cardo freigelegt und kann besichtigt werden. Nach der römischen Zeit verlor Tel Afek nach und nach seine Bedeutung als Wohnort, die militärische und strategische Bedeutung behielt es aber bei. So wurde in der osmanischen Zeit die Festung Pinar Başı (dt. „Haupt der Quelle“) auf den Grundmauern von Antipatris errichtet. Die Ruine dieser Festung dominiert bis heute das Tal.

Fauna und Flora Bearbeiten

In einem künstlich angelegten Teich direkt neben der Al-Mirr-Mühle, der von Jarkonwasser gespeist wird, betreibt die Universität Tel Aviv gemeinsam mit der INPA ein Wiederansiedelungsprojekt für Acanthobrama telavivensis. Dieser Fisch war einst in den israelischen Küstenflüssen weit verbreitet. Heute ist der Fisch aufgrund von Wasserverschmutzung und Wassermangel nahezu ausgestorben. In dem Pool ist der Fisch vor natürlichen Feinden geschützt und kann sich in einem natürlichen Umfeld fortpflanzen. Im Fluss selbst kann sich der Fisch derzeit noch nicht fortpflanzen, der Teich dient der Erforschung der Ursachen, mit dem Ziel einer erfolgreichen Wiederansiedelung der Fische.

In den Quellbecken und Teichen oberhalb des Regulierungsdammes gedeiht die gelbe Teichrose. Weiter flussab finden sich auch die blaue Teichrose und Laichkraut. Da diese Wasserpflanzen empfindlich auf Verschmutzung reagieren, sind die großen Teichrosenfelder ein Hinweis auf die erfolgreich wiederhergestellte hohe Wasserqualität. Entlang des Ufers gedeihen der Rohrkolben und Schilfrohr, Echter Papyrus und verschiedene Rubus-Gewächse. In direkter Flussnähe stehen Weiden- und Eukalyptuswälder, in denen unter anderem der Gewöhnliche Blutweiderich blüht.

Weblinks Bearbeiten

Commons: Jarkon-Afek-Nationalpark – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Bibel, 1. Samuel 4
  2. Bibel, 1. Samuel 29

Koordinaten: 32° 6′ 23″ N, 34° 55′ 48″ O