Eine Tektonische Mélange (franz. mêler: mischen) ist eine kartierbare geologische Gesteinseinheit, die keine durchgängige Schichtung aufweist und aus Gesteinskörpern sehr verschiedener Größe besteht, die in einer feinkörnigen, meist stark deformierten Grundmasse liegen.[1] Die in oft chaotischem Durcheinander liegenden kleinen, großen und bis kilometergroßen Gesteinsblöcke sind verschiedener, sowohl autochthoner als auch allochthoner Herkunft. Charakteristisch für tektonische Mélanges sind metamorphe Reste von ozeanischer Kruste mit Ophiolithen, Sedimente der Tiefsee und Gesteine des Kontinentalabhangs und des Schelfs.

Tektonische Mélange, Narooma, Australien

Mélanges kommen in Verbindung mit Überschiebungs-Terranes in orogenen Zonen vor. Sie bilden sich im Akkretionskeil über einer Subduktionszone. Die auf kontinentale Kruste obduzierten ultramafischen Ophiolithfolgen sind typischerweise von einer Mélange unterlagert.

Vor dem Aufkommen der Plattentektonik in den frühen 1970ern war es schwierig, eine Mélange mit den bis dahin bekannten geologischen Mechanismen zu erklären. Ein besonders verwirrendes Paradoxon war das Vorkommen von Blauschiefern – einem Gestein, das nur durch Metamorphose bei hohem Druck entsteht – in direktem Kontakt zu Grauwacken, die als Sedimentgesteine ganz anderen Bildungsbedingungen zuzuordnen sind.

Ähnlich einer tektonischen Mélange sind Olisthostrome, die oft mit Turbiditen vergesellschaftet sind und durch untermeerische Rutschungen entstehen. Sie weisen ebenfalls ein wirres Durcheinander von Gesteinsblöcken verschiedener Größe und Herkunft in einer feinkörnigen Grundmasse ohne Schichtflächen auf, sind jedoch sedimentärer Herkunft.

Beispiel für Vorkommen tektonischer Mélanges sind der Franciscan-Komplex in den Küstengebirgen von Kalifornien und der Bay-of-Islands-Ophiolithkomplex in Newfoundland and Labrador. Die Gwna-Mélange in England verläuft von Anglesey und der Lleyn-Halbinsel bis nach Bardsey Island in Nordwales. Dort prägte der britische Geologe Edward Greenly 1919 den Begriff „Mélange“.[2] Neuere Forschungen weisen allerdings darauf hin, dass gerade dieses Vorkommen ein Olisthostrom ist.[3]

Andere Vorkommen tektonischer Mélanges finden sich überall dort, wo Subduktionsprozesse stattgefunden haben: im italienischen Apennin,[4] in Norwegen,[5] Japan[6] oder Australien.[7]

Literatur Bearbeiten

  • Harvey Blatt und Robert Tracy: Petrology: Igneous, Sedimentary, and Metamorphic. Freeman, 2. Auflage, ISBN 0-7167-2438-3, S. 178 & 514.
  • Kenneth Jinghwa Hsü: Preliminary report and geologic guide to Franciscan melanges of the Morro Bay - San Simeon area, San Luis Obispo County, California. California Geological Survey Special Publication 35, 1970.
  • L.A. Raymond: Classification of melanges. Geological Society of America, Special Paper 198, 1984, S. 7–20.
  • British Geological Survey: Geology of the country around Aberdaron. HMSO, London 1993, ISBN 0-11-884487-3.

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Hans Murawski, Wilhelm Meyer: Geologisches Wörterbuch. 11. Auflage. Elsevier bzw. Spektrum, Heidelberg 2004, ISBN 3-8274-1445-8, S. 138.
  2. about melange. Bimrocks Webseite
  3. David C. Schuster: Gwna Melange, Upper Precambrian Olistostromal Sequence, North Wales, United Kingdom. American Association of Petroleum Geologists Bulletin, Bd. 63, 1979 (Kurzfassung)
  4. F. Remitti, G. Bettelli und P. Vannucchi: Insights into the deformation of an underthrust tectonic mélange from the Northern Apennines, Italy. Geophysical Research Abstracts, Bd. 8, 08190, 2006 (PDF; 31 kB)
  5. David C. Smith: A tectonic mélange of foreign eclogites and ultramafites in West Norway. Nature 287, S. 366–367, September 1980
  6. Kugimiya Yasuo, Takasu Akira: Geology of the Western Iratsu mass within the tectonic melange zone in the Sambagawa metamorphic belt, Besshi district, central Shikoku, Japan. Journal of the Geological Society of Japan, Bd. 108, Nr. 10, S. 644–662, 2002 (Kurzfassung@1@2Vorlage:Toter Link/sciencelinks.jp (Seite nicht mehr abrufbar, festgestellt im Mai 2019. Suche in Webarchiven)  Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.)
  7. D. J. Och, E. C. Leitch, G. Caprarelli und T. Watanabe: Blueschist and eclogite in tectonic melange, Port Macquarie, New South Wales, Australia. Mineralogical Magazine, Bd. 67, Nr. 4, S. 609–624, August 2003 (Kurzfassung)

Weblinks Bearbeiten