Tatort: Liebeswut

Fernsehfilm der Krimireihe Tatort

Liebeswut ist ein Fernsehfilm aus der Krimireihe Tatort. Der von Radio Bremen produzierte Beitrag ist die 1202. Tatort-Episode und wurde am 29. Mai 2022 im SRF, im ORF und im Ersten ausgestrahlt. Das Bremer Ermittlerduo Moormann und Selb ermittelt in seinem dritten Fall.

Episode 1202 der Reihe Tatort
Titel Liebeswut
Produktionsland Deutschland
Originalsprache Deutsch
Länge 89 Minuten
Produktions­unternehmen Bremedia Produktion im Auftrag von Radio Bremen[1]
Regie Anne Zohra Berrached
Drehbuch Martina Mouchot
Produktion André Zoch
Musik
Kamera Christian Huck
Schnitt Denys Darahan
Premiere 29. Mai 2022 auf SRF, ORF und Das Erste
Besetzung
Episodenliste

Handlung Bearbeiten

In einem verschlossenen Schlafzimmer wird nach einem Wohnungsbrand die Leiche einer Frau in ihrem leuchtend roten Hochzeitskleid gefunden. Relativ schnell wird klar, dass es sich um einen Selbstmord handelt, da das Zimmer abgeriegelt und so präpariert war, dass das Feuer nicht das Zimmer erreichte. Zudem hat sich die Tote mit einer Luger in den Kopf geschossen. Die Töchter der Toten sind verschwunden. Der Verdacht fällt auf mehrere Personen, darunter den Nachbarn Schaballa aus der darunterliegenden Wohnung. Der korpulente Mann, der ständig ein Eis am Stiel lutscht, löst bei Ermittlerin Moormann ein verdrängtes Kindheitstrauma aus, dem sie nachgeht. Auch der Ehemann der Toten, der in Scheidung lebt, verhält sich merkwürdig. Er lebt mit einer wesentlich jüngeren Frau zusammen, die offensichtlich ein Anime und K-Pop-Fan ist und mit Zwillingen von ihm schwanger ist. Er drängt zum einen darauf, die Kinder zu finden, zum Teil stört er aber auch die Ermittlungen.

Es zeichnet sich ein Bild von der Toten ab, das man als psychische Störung interpretieren kann. Sie hatte sich den Finger abgeschnitten, um nicht an einer Matheklausur teilnehmen zu müssen, und trägt deshalb eine Prothese. Es stellt sich heraus, dass sie ein weiteres Teilstück von ihrem Finger abtrennte, als sich ihr Ehemann von ihr trennte. Zudem hat sie offenbar Stimmen gehört und hielt jemanden für den Teufel. Zum ersten Hauptverdächtigen wird jedoch der Hausmeister der Schule der verschwundenen Mädchen, den Selb erwischt, wie er an den Fundsachen der Schüler schnüffelt. Als er am nächsten Tag verhaftet werden soll, hat sich der mutmaßlich pädophile Mann erhängt. Nun steigt der Fahndungsdruck, da es sein kann, dass er die Kinder weggeschlossen hat.

Doch auch der Vater und der Nachbar bleiben weiter verdächtig. Der Vater präsentiert einen Erpresserbrief, der dilettantisch aussieht. Er verdächtigt seinen Schwiegervater, da es sich um die gleiche Summe handelt, die dieser ihm damals versprochen habe, wenn er sich von seiner Frau trennt. Sie stellen dem Erpresser eine Falle, in die jedoch Schaballa tappt. Er versuchte sich als Trittbrettfahrer, war aber nicht der Entführer der Kinder. Als Moormann Schaballa später besucht, rastet sie aus und verletzt ihn mit der Gabel. Sie flieht in die Wohnung der Toten und informiert Selb, die sie zu trösten versucht. Aus dem Augenwinkel erkennt sie eine Kamera in einer der Puppen, die sich im Zimmer befinden. Hinter einer Wand finden die beiden Ermittlerinnen einen Überwachungsraum sowie diverse Mikrofone. Der Täter hat die Tote zum Suizid getrieben und durch das Feuer versucht, die Spuren zu verwischen.

Schnell gerät wieder der Vater zum Hauptverdächtigen, der sich in seiner Firma aufhalten soll, nachdem er sich von seiner Freundin getrennt hat. Dort taucht wieder einmal Schaballa auf, der durch eine Sprengfalle getötet wird. Er stirbt in den Armen von Moormann, die dadurch ihr Trauma lösen kann: ein ähnlich aussehender Mann hatte auf sie als Babysitter aufgepasst, wenn ihre Mutter „Herrenbesuch“ hatte. Der Mann von damals war kein Täter, sondern das Problem lag bei ihrer Mutter, die sie nach einem Streit mit dem Babysitter stattdessen einfach vor die Wohnungstür setzte, wenn ein Mann zu Besuch kam.

Als Entführer stellt sich nun der Großvater heraus, der das Sorgerecht für seine Enkel wollte. Er kannte sich mit Sprengstoff und Überwachungstechnik aus. Als Moormann ihn verhaften will, verschwindet er in einem unterirdischen Bunker. Dort kommt es zum Kampf und Moormann tötet ihn. Die Großmutter, die 40 Jahre mit ihm verheiratet war, ist erleichtert und bezeichnet ihn als den Teufel. Die Kinder sind unversehrt im Haus der Großeltern.

Hintergrund Bearbeiten

Der Film wurde vom 26. Oktober 2021 bis zum 24. November 2021 an 22 Drehtagen in Bremen und Umgebung gedreht.[1][3] Mads Andersen, gespielt von Dar Salim, spielte in der Folge nicht mit. Erklärt wurde dies in der Folge selbst mit einem alten Fall aus Dänemark. Laut Buten un binnen hatte dies sowohl dramaturgische Gründe, als auch die Mitwirkung des Schauspielers an anderen Projekten. Salim hatte sich allerdings vorher bereits negativ über seine Rolle geäußert und sagte: „Was den 'Tatort' angeht, braucht es eine stärkere Langplanung seitens der Produktion, was die Entwicklung der Geschichten und meiner Figur betrifft, um weiterhin dabei zu sein.“[4]

Der Tatort enthält Elemente des Horrorfilms sowie des Psychothrillers, darunter surreale Elemente und stark überzeichnete Charaktere sowie die Traumsequenzen, denen sich Moormann ausgesetzt sieht.[5][6] Er steht in der Tradition ähnlicher Tatorte wie Blut (2018, um einen Vampirkult), Borowski und das Haus der Geister (2018), des Frankfurter Tatorts Fürchte dich (2017) und zuletzt Parasomnia (2020).[7]

Rezeption Bearbeiten

Kritiken Bearbeiten

„Die Schnitte sind hart, die Farben grell, die Charaktere überzeichnet, um ein realistisches Bild der Ermittlungsarbeit geht es der Autorin Martina Mouchot und der Regisseurin Anne Zohra Berrached natürlich nicht. Ein Segen. Es geht hier um die Liebe, da ist alles möglich.“

Claudia Fromme: Süddeutsche Zeitung[8]

„Nein, ein herkömmlicher, nervenzerreißender Psychothriller ist "Liebeswut" nicht. Aber ein furioses, visuell überwältigendes Psycho-Panoptikum. Und ein weiterer Beweis, wie viel Energie im jüngsten "Tatort"-Team steckt.“

„Dass sich eine Ermittlerin im Verbrechen selbst findet, ist […] ein etablierter Kniff im Thrillergenre. Er wird in diesem »Tatort« […] allerdings so sorglos extensiv eingesetzt, dass beständig die Erzählebenen durcheinander geraten und der naturalistische Recherchekrimi mit dem Traumathriller kollidiert. Wenn Wahn und Wirklichkeit dauerhaft durcheinanderwirbeln, muss das angeblich objektive Ermittlungsergebnis am Ende des Täterrätsels unglaubhaft wirken.“

Einschaltquoten Bearbeiten

Bei der Erstausstrahlung von Liebeswut am 29. Mai 2022 verfolgten in Deutschland insgesamt 7,06 Millionen Zuschauer die Filmhandlung, was einem Marktanteil von 23,8 Prozent für Das Erste entsprach. In der als Hauptzielgruppe für Fernsehwerbung deklarierten Altersgruppe von 14–49 Jahren erreichte Liebeswut 1,67 Millionen Zuschauer und damit einen Marktanteil von 22,7 Prozent.[11]

Weblinks Bearbeiten

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. a b Tatort: Liebeswut. In: Pressemitteilungen. Radio Bremen, 7. April 2022, abgerufen am 2. Mai 2022 (mit Pressemappe als PDF-Download).
  2. Der neue Tatort! In: bremedia-produktion.de. Bremedia Produktion, 7. April 2022, abgerufen am 30. Mai 2022.
  3. Tatort: Liebeswut bei crew united, abgerufen am 12. April 2022.
  4. Duo statt Trio im Bremer "Tatort" – wo war Dar Salim? In: t-online.de. 30. Mai 2022, abgerufen am 1. Juni 2022.
  5. Marlen Keß: „Tatort: Liebeswut“ aus Bremen: Auf der Suche nach dem Teufel. In: rp-online.de. 29. Mai 2022, abgerufen am 1. Juni 2022.
  6. Lars Grote: „Tatort: Liebeswut“ aus Bremen: „Der Teufel wird dich holen“. In: RND.de. 28. Mai 2022, abgerufen am 1. Juni 2022.
  7. Eric Leimann: Bremer Krimi schockt TV-Zuschauer: Hier gibt es die gruseligsten "Tatorte" im Überblick. In: prisma.de. 30. Mai 2022, abgerufen am 1. Juni 2022.
  8. Claudia Fromme: Tatort Bremen: Teufelswerk. In: Süddeutsche Zeitung. 29. Mai 2022, S. 44 (sueddeutsche.de [abgerufen am 6. Juni 2022]).
  9. Iris Alanyalı: Der neue Bremer "Tatort" im Check: Ein furioser Albtraumthriller in David-Lynch-Manier. WEB.DE, 29. Mai 2022, abgerufen am 30. Mai 2022.
  10. Christian Buß: Psycho-»Tatort« mit Jasna Fritzi Bauer. Das Schweigen der Männer. In: Kultur. Der Spiegel, 27. Mai 2022, abgerufen am 27. Mai 2022: „Bewertung: 5 von 10 Punkten“
  11. Felix Maier: Primetime-Check, Sonntag, 29. Mai 2022. In: Quotenmeter.de. 30. Mai 2022, abgerufen am 30. Mai 2022.