Tamarisken

Gattung der Familie Tamariskengewächse (Tamaricaceae)
(Weitergeleitet von Tamariske)

Die Tamarisken (Tamarix) sind eine Pflanzengattung aus der Familie der Tamariskengewächse (Tamaricaceae). Sie umfasst etwa 55 bis 90 Arten.

Tamarisken

Französische Tamariske (Tamarix gallica)

Systematik
Klasse: Bedecktsamer (Magnoliopsida)
Eudikotyledonen
Kerneudikotyledonen
Ordnung: Nelkenartige (Caryophyllales)
Familie: Tamariskengewächse (Tamaricaceae)
Gattung: Tamarisken
Wissenschaftlicher Name
Tamarix
L.

Beschreibung Bearbeiten

 
Illustration von Tamarix chinensis.

Erscheinungsbild und Blätter Bearbeiten

Tamarix-Arten wachsen als kleine, gut verzweigte, xeromorphe, häufig laubabwerfende Bäume und Sträucher, die Wuchshöhen von meist 1 bis 10, selten bis 18 Meter erreichen. Es sind tief wurzelnde Pflanzen. Die schmalen Zweige besitzen, so lang sie jung sind, eine glatte und je nach Art unterschiedlich gefärbte, oft rötlich-braune bis schwärzlich-braune Rinde. Wenn sie altern, wird die Rinde bräunlich-purpurn und furchig-rau.

Die wechselständig die Zweige dicht bedeckenden, ungestielten Blätter sind klein, schuppenförmig, unbehaart bis filzig behaart, oft grau-grün und 0,5 bis 7 Millimeter lang. Die Blätter sind in der Lage, mit punktförmigen Drüsen Salz auszuscheiden.

Blütenstände und Blüten Bearbeiten

Die Blütezeit reicht meist von März bis September. Endständig an jungen oder älteren Zweigen sitzen einfache oder verzweigte, traubige oder rispige Blütenstände, die je nach Art 1 bis 15 Zentimeter lang sind. Die vier- oder fünfzähligen Blüten sind meist zwittrig; wenn sie eingeschlechtig sind, dann sind es zweihäusig getrenntgeschlechtige Pflanzen (diözisch). Meist steht jede Blüte über einem Hochblatt, selten über zwei oder mehreren Hochblättern, die je nach Art sehr unterschiedlich in Form und Blattrand sein können. Die mehr oder weniger gleichen vier oder fünf Kelchblätter sind nur an ihrer Basis verwachsen und sind je nach Art sehr unterschiedlich in Form und Blattrand. Die vier oder fünf freien Kronblätter sind weiß über rosa- bis purpurfarben. Es sind meist vier bis zehn, selten bis zu zwölf Staubblätter vorhanden. Die meist drei bis vier, selten fünf oder zwei freien Stempel enden in kopfigen Narben, die zwei- bis dreimal kürzer sind als der Fruchtknoten. Es ist ein Diskus vorhanden.

Früchte und Samen Bearbeiten

Die kleinen Kapselfrüchte öffnen sich mit drei Fächern von oben in Richtung Basis und enthalten viele Samen. Die kleinen, etwa 1 Millimeter großen Samen besitzen kleine Haarbüschel, durch die sie vom Wind verbreitet werden.

Ökologie Bearbeiten

Wenige Tamarisken-Arten werden zum Teil als Windschutz an Küsten, aber auch als Zierpflanze angepflanzt. Sie sind widerstandsfähig gegenüber salzigen Böden und vertragen auch alkalische Bodenverhältnisse. Die Keimfähigkeit ist noch bei einer Salinität von 30 bis 40 mS/cm, entspricht in etwa einem osmotischen Potential von 1 bis 2 MPa, gegeben.[1] Die Gallen sind reich an Gerbsäuren. Wenn eine Schildlausart die Rinde verletzt, produziert die Manna-Tamariske (Tamarix nilotica) eine Substanz, welche Manna genannt wird.

Die Ausbreitung erfolgt sowohl über vegetative Vermehrung mit Ablegern wie über geschlechtliche Vermehrung über Samen, die durch den Wind verbreitet werden.

Tamarisken wurden Anfang des 18. Jahrhunderts auch in die USA eingeführt und dort in den 1930er Jahren großflächig durch das Civilian Conservation Corps als Windschutzstreifen in trockenen Gebieten angepflanzt. Dadurch haben sich Tamarisken im ganzen Südwesten der Vereinigten Staaten ausgebreitet und werden als invasive Art seit der Jahrtausendwende intensiv bekämpft.[2] Als Referenzfläche für den Erfolg der Bekämpfung dient z. B. das Gebiet am San Miguel River in Colorado. Dort konnten die entsprechenden Arbeiten im Dezember 2008 abgeschlossen werden.[3]

Vorkommen Bearbeiten

Das Verbreitungsgebiet der Gattung Tamarix umfasst den Mittelmeerraum, Asien bis ins nördliche China sowie die Trockengebiete im nördlichen Afrika. Die Hauptvorkommen liegen in salzhaltigen Gebieten von Wüsten und Halbwüsten, außerdem gibt es Vorkommen in Steppen oder im Gebirge entlang von Flüssen oder an Quellen. In Pakistan gibt es 26 Arten und in China kommen 18 Arten vor, von denen sieben nur dort vorkommen.

 
Sommer-Tamariske (Tamarix africana)
 
Blattlose Tamariske (Tamarix aphylla)
 
Tamarix boveana
 
Tamarix chinensis
 
Heidetamariske (Tamarix ramosissima)
 
Viermännige Tamariske (Tamarix tetrandra)
 
Tamariske an der archäologischen Ausgrabungsstätte Tel Nagila, in der Nähe von Kirjat Gat, Israel

Systematik Bearbeiten

Die Gattung Tamarix (lateinisch früher auch Tamariscus[4]) wurde 1753 durch Carl von Linné in Species Plantarum[5] veröffentlicht. Ein Synonym für Tamarix L. ist Trichaurus Arn.

In der Gattung Tamarisken (Tamarix) gibt es 55 bis 90 Arten (Auswahl):[6][7][8]

Kulturgeschichte Bearbeiten

In den sumerischen Palastgärten wuchsen Dattelpalmen und Tamarisken, in deren Schatten Festmähler stattfanden.[10] Der „Tamariskenbaum“ wird in der Bibel an mehreren Stellen (1.Mose 21,33, 1.Sam 22,6, 1.Sam 31,13) erwähnt. In Ägypten glaubte man, dass sich die Seele von Osiris in einer Tamariske aufhielt, und Tamarisken umgaben oft Gräber.[11]

Im Koran werden Tamarisken im Zusammenhang mit den Sabäern in Sure 34, 16 genannt.

Quellen Bearbeiten

  • Mohammad Qaiser: Flora of Pakistan 141: Tamaricaceae. Department of Botany, University of Karachi, Karachi 1982, Tamarix, S. 2–42 (online bei tropicos). (Abschnitte Beschreibung und Systematik)
  • Cheng Liu Shu: Tamarix. In: Wu Zheng-yi, Peter H. Raven, Deyuan Hong (Hrsg.): Flora of China. Band 13: Clusiaceae through Araliaceae. Science Press / Missouri Botanical Garden Press, Peking / St. Louis 2007, ISBN 978-1-930723-59-7, S. 59–65 (englisch, onlinePDF-Datei; 230 kB). (Abschnitte Beschreibung und Systematik)

Weblinks Bearbeiten

Commons: Tamarisken (Tamarix) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
  • Plant Conservation Alliance’s Alien Plant Working Group: Factsheet: Saltcedar. 2005 (online). (engl.)

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Walter Larcher: Ökophysiologie der Pflanzen. Leben, Leistung und Stressbewältigung der Pflanzen in ihrer Umwelt (= UTB. Band 8074). 6. neubearbeitete Auflage. Eugen Ulmer, Stuttgart (Hohenheim) 2001, ISBN 3-8252-8074-8, S. 344.
  2. Scientists study control of invasive tree in western US.
  3. New York Times: War With Riverbank Invader, Waged by Muscle and Munching. 26. Dezember 2008
  4. Otto Zekert (Hrsg.): Dispensatorium pro pharmacopoeis Viennensibus in Austria 1570. Hrsg. vom österreichischen Apothekerverein und der Gesellschaft für Geschichte der Pharmazie. Deutscher Apotheker-Verlag Hans Hösel, Berlin 1938, S. 157.
  5. Carl von Linné: Species Plantarum. Band 1, Lars Salvius, Stockholm 1753, S. 270 (Digitalisathttp://vorlage_digitalisat.test/1%3Dhttp%3A%2F%2Fwww.biodiversitylibrary.org%2Fopenurl%3Fpid%3Dtitle%3A669%26volume%3D1%26issue%3D%26spage%3D270%26date%3D1753~GB%3D~IA%3D~MDZ%3D%0A~SZ%3D~doppelseitig%3D~LT%3D~PUR%3D).
  6. Tamarix im Germplasm Resources Information Network (GRIN), USDA, ARS, National Genetic Resources Program. National Germplasm Resources Laboratory, Beltsville, Maryland. Abgerufen am 13. Dezember 2013.
  7. a b c Cheng Liu Shu: Tamarix. In: Wu Zheng-yi, Peter H. Raven, Deyuan Hong (Hrsg.): Flora of China. Band 13: Clusiaceae through Araliaceae. Science Press / Missouri Botanical Garden Press, Peking / St. Louis 2007, ISBN 978-1-930723-59-7, S. 59–65 (englisch, onlinePDF-Datei; 230 kB).
  8. Mohammad Qaiser: Flora of Pakistan 141: Tamaricaceae. Department of Botany, University of Karachi, Karachi 1982, Tamarix, S. 2–42 (online bei tropicos).
  9. a b c J. L. Villar (2017): Tamaricaceae. – In: Euro+Med Plantbase – the information resource for Euro-Mediterranean plant diversity. Datenblatt Tamarix
  10. Penelope Hobhouse: Gardening through the Ages. An illustrated history of plants and their influence on garden styles – from ancient Egypt to the present day. Simon & Schuster, New York u. a. 1992, ISBN 0-671-72887-3.
  11. Alix Wilkinson: Symbolism and Design in Ancient Egyptian Gardens. In: Garden History. Band 22, Nr. 1, 1994, S. 1–17 (hier: S. 3; JSTOR:1586999).