Zyklus (Graphentheorie)

Begriff aus der Graphentheorie
(Weitergeleitet von Taillenweite (Graphentheorie))

Ein Zyklus ist in der Graphentheorie ein Kantenzug mit unterschiedlichen Kanten in einem Graphen, bei dem Start- und Endknoten gleich sind. Ein zyklischer Graph ist ein Graph mit mindestens einem Zyklus. Algorithmisch lassen sich Zyklen in einem Graphen durch modifizierte Tiefensuche finden, etwa durch modifizierte topologische Sortierung.

Zyklischer Graph mit Kreis (b,c,d,e,b)

Definitionen Bearbeiten

Zyklus Bearbeiten

Ein nicht-leerer Graph   mit der Knotenmenge   und der Kantenmenge   mit   heißt Zyklus, wenn   und die Kanten   mit   paarweise verschieden sind. Auch ein Graph mit einer Knotenmenge   (d. h. mit einem Knoten) und einer leeren Kantenmenge wird meistens als Zyklus (der Länge 0) bezeichnet.

Oft wird ein Zyklus der Einfachheit halber durch die Folge seiner (unterschiedlichen!) Knoten   angegeben. Jede zyklische Permutation dieser Folge stellt denselben Zyklus dar, z. B.  .

Ist   ein Graph, dann heißt ein geschlossener Kantenzug   mit   für   und   für   Zyklus, wenn

 

gilt, d. h. wenn der aus den   und   gebildete Subgraph ein Zyklus im obigen Sinne ist.

Ein Zyklus in einem gerichteten Graphen heißt gerichteter Zyklus und in einem ungerichteten Graphen ungerichteter Zyklus.

Kreis Bearbeiten

Entsprechend dazu heißt ein Zyklus   in einem Graphen Kreis, wenn   ein Weg ist. Einen Kreis erhält man also dadurch, dass die Endknoten   und   eines Weges durch eine zusätzliche Kante   verbunden werden.[1] Ein Kreis ist damit ein Zyklus, bei dem nur Start- und Endknoten gleich sind, es gilt also zusätzlich

 

für   mit  . Ein Kreis in einem gerichteten Graphen heißt gerichteter Kreis und in einem ungerichteten Graphen ungerichteter Kreis. Eine Kante, die zwei Knoten eines Kreises verbindet, selbst jedoch nicht Teil des Kreises ist, heißt Sehne des Kreises.

Länge Bearbeiten

In Graphen ohne Kantengewichte ist   die Länge eines Zyklus oder Kreises  . Anschaulich zählt man also die Anzahl zugehöriger Kanten   . In einem kantengewichteten Graphen ist die Länge eines Zyklus oder Kreises die Summe der Kantengewichte aller zugehörigen Kanten.

Spezielle Graphen Bearbeiten

Zyklischer Graph Bearbeiten

Ein Graph mit mindestens einem Zyklus heißt zyklisch. Graphen ohne Zyklen werden azyklisch oder Wald genannt. Ein Zyklus oder Kreis heißt trivial, wenn er weniger als drei Knoten enthält. Triviale Kreise oder Zyklen werden bei der Analyse von Graphen meist nicht betrachtet. Ein Kreis, der genau drei Knoten enthält, wird Dreieck genannt. Einen Graphen ohne Dreieck nennt man dann dreiecksfrei. Als Taillenweite eines Graphen bezeichnet man die Länge eines kürzesten nicht trivialen Kreises. Falls der Graph keinen Kreis besitzt, so setzt man die Taillenweite auf unendlich. Die einfachsten zyklischen Graphen sind die Kreisgraphen.

Panzyklischer Graph Bearbeiten

Ein Graph heißt kantenpanzyklisch, falls jede Kante auf einem Kreis der Länge   für alle   liegt. Ein Graph heißt knotenpanzyklisch, wenn jeder Knoten auf einem Kreis der Länge   für alle   liegt. Ein Graph heißt panzyklisch, wenn er für alle   einen Kreis der Länge   besitzt. Kantenpanzyklische Graphen sind damit auch knotenpanzyklisch und knotenpanzyklische Graphen auch panzyklisch. Panzyklische Graphen sind insbesondere hamiltonsch.

Zyklenraum Bearbeiten

Zu einer beliebig vorgegebenen Nummerierung der Kanten   heißt ein Element   Inzidenzvektor zur Kantenmenge  , falls

 

gilt. Haben die Kanten zudem ein nichtnegatives Gewicht, werden die Einträge des Vektors mit diesem Gewicht multipliziert. Die Menge aller so beschriebenen Kreise bilden den Zyklenraum, einen Untervektorraum des  . Eine Basis des Zyklenraums sind die Fundamentalkreise. Jeder Fundamentalkreis entsteht durch Hinzufügen einer Kante zu einem aufspannenden Baum.

Der Kozyklenraum ist der Vektorraum aller durch Schnitte erzeugten Inzidenzvektoren. Er ist ebenfalls ein Untervektorraum des   und ergibt in direkter Summe mit dem Zyklenraum den ganzen Raum. Eine Basis des Kozyklenraums sind die Fundamentalschnitte. Jeder Fundamentalschnitt entsteht durch Weglassen einer Kante eines aufspannenden Baums als Zusammenhangskomponente.

Algorithmus Bearbeiten

Für jeden Knoten v: visited(v) = false, finished(v) = false
Für jeden Knoten v:
  DFS(v)
DFS(v):
  if finished(v)
    return
  if visited(v)
    "Zyklus gefunden" und Abbruch
  visited(v) = true
  für jeden Nachfolger w
    DFS(w)
  finished(v) = true

Nachfolger bedeutet sowohl für gerichtete als auch ungerichtete Graphen alle mit v verbundenen Knoten, bis auf den, der DFS(v) aufgerufen hat. Dies verhindert, dass der Algorithmus auch die trivialen Zyklen erfasst, was in jedem ungerichteten Graphen mit nichtleerer Kantenmenge stets der Fall ist.

Literatur Bearbeiten

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Reinhard Diestel: Graphentheorie. 3., neu bearb. und erw Auflage. Springer, Berlin, 2006, ISBN 3-540-21391-0, S. 7 ff. (diestel-graph-theory.com).