Der Tail-Flick-Test (dt. sinngemäß: ‚Schwanzbewegungstest‘) dient im Tierversuch dazu, Schmerzreaktionen (auf Hitze) zu quantifizieren. Er findet beispielsweise Anwendung, wenn ein Schmerzmittel auf seine Wirksamkeit untersucht wird. Erstmals wurde er 1941 von D’Amour and Smith beschrieben.[1]

Schema des Tail-Flick-Tests

Durchgeführt wird er, indem der Schwanz eines Versuchstieres bis zur Schmerzschwelle erwärmt wird. Gemessen wird dabei die Zeit, bis das Tier seinen Schwanz bewegt.[2]

Versuchsanordnung Bearbeiten

Zur Versuchsdurchführung wurden verschiedene Gerätschaften entwickelt, in denen beispielsweise ein Heizwiderstand konstante Wärme abgibt und so den Schwanz des Tieres erwärmt. Der Untersucher misst dann die Zeitdauer, die zwischen Einschalten des Stromes und der Bewegung des Schwanzes vergeht.[3]

Anwendung und Grenzen Bearbeiten

Der Test findet Anwendung, wenn beispielsweise die Wirkung von Medikamenten auf die Schmerzschwelle getestet wird.[4] Häufig wird er bei Ratten angewandt, nachdem ihnen Schmerzmittel verabreicht worden sind, um die Wirkung des Mittels zu prüfen.[5][6] Wesentlich ist für das Ergebnis des Testes die Temperatur der Haut. Die kritische Temperatur, die zu einer (Vermeidungs-)Bewegung des Schwanzes führt, scheint auch von dessen Temperatur zu Beginn der Untersuchung abhängig zu sein. Wurde der Schwanz vor der Untersuchung abgekühlt, sinkt auch die kritische Temperatur.[7][8] Auch die genetische Disposition spielt zumindest bei Mäusen eine Rolle für das Ergebnis. So konnte beispielsweise festgestellt werden, dass das Calca-Gen wesentlich für die Schmerzentstehung durch Hitze verantwortlich ist.[9][10]

Der Test ist einer der zahlreichen Untersuchungsverfahren, die das Ziel haben, Schmerzreize (hier auf Hitze) bei lebenden Organismen quantitativ abzubilden. Er liefert in aller Regel brauchbare Ergebnisse, die Schmerzschwelle unter unterschiedlichen Bedingungen darzustellen (beispielsweise nach Medikamentengabe). Dennoch ist festzuhalten, dass die Ergebnisse nicht kritiklos auf den Menschen übertragen werden können, da diese nicht zwingend genauso wie Mäuse oder Ratten auf Schmerz reagieren.[11] Viele thermische Tests wie dieser lassen es zudem nicht zu, zwischen reinen Opioid-Agonisten und gemischten Agonisten-Antagonisten zu unterscheiden, weshalb auch der analoge Einsatz von Kälte auf den Schwanz der Tiere bereits untersucht wurde.[12]

Quellen Bearbeiten

  1. Fred E. D’Amour, Donn L. Smith: A method for determining loss of pain sensation.. In: J Pharmacol Exp Ther 72, 1941, S. 74–78.
  2. T. M. Tzschentke, T. Christoph u. a.: (-)-(1R,2R)-3-(3-dimethylamino-1-ethyl-2-methyl-propyl)-phenol hydrochloride (tapentadol HCl): a novel mu-opioid receptor agonist/norepinephrine reuptake inhibitor with broad-spectrum analgesic properties. In: The Journal of pharmacology and experimental therapeutics. Band 323, Nummer 1, Oktober 2007, S. 265–276, ISSN 0022-3565. doi:10.1124/jpet.107.126052. PMID 17656655.
  3. T. O’Dell, L. Wilson u. a.: Pharmacology of a series of new 2-substituted pyridine derivatives with emphasis on their analgesic and interneuronal blocking properties. In: The Journal of pharmacology and experimental therapeutics. Band 128, Januar 1960, S. 65–74, ISSN 0022-3565. PMID 14428053.
  4. Patent US3303199A: Certain imidazolone derivatives and process for making same. Angemeldet am 19. Oktober 1965, veröffentlicht am 7. Februar 1967, Anmelder: Geigy Chemical Corporation, Erfinder: Karl J. Doebel, Andre R. Gagneux.
  5. S. Irwin, R. W. Houde u. a.: The effects of morphine methadone and meperidine on some reflex responses of spinal animals to nociceptive stimulation. In: The Journal of pharmacology and experimental therapeutics. Band 101, Nummer 2, Februar 1951, S. 132–143, ISSN 0022-3565. PMID 14814606.
  6. C. Fender, M. Fujinaga, M. Maze: Strain differences in the antinociceptive effect of nitrous oxide on the tail flick test in rats. In: Anesthesia and analgesia. Band 90, Nummer 1, Januar 2000, S. 195–199, ISSN 0003-2999. PMID 10625003.
  7. R. P. RAND, A. C. BURTON, T. ING: The Tail of the Rat, in Temperature Regulation and Acclimatization. In: Canadian Journal of Physiology and Pharmacology. Band 43, März 1965, S. 257–267, ISSN 0008-4212. PMID 14329334.
  8. O. G. Berge, I. Garcia-Cabrera, K. Hole: Response latencies in the tail-flick test depend on tail skin temperature. In: Neuroscience letters. Band 86, Nummer 3, April 1988, S. 284–288, ISSN 0304-3940. PMID 3380319.
  9. Jeffrey S. Mogil: The Surprising Complexity of Pain Testing in the Laboratory Mouse. (Memento des Originals vom 13. November 2013 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/ww.andp.org (PDF; 215 kB) 2007, S. 11–23.
  10. X. J. Chen, E. N. Levedakou u. a.: Proprioceptive sensory neuropathy in mice with a mutation in the cytoplasmic Dynein heavy chain 1 gene. In: The Journal of neuroscience : the official journal of the Society for Neuroscience. Band 27, Nummer 52, Dezember 2007, S. 14515–14524, ISSN 1529-2401. doi:10.1523/JNEUROSCI.4338-07.2007. PMID 18160659.
  11. D. Le Bars, M. Gozariu, S. W. Cadden: Animal models of nociception. In: Pharmacological reviews. Band 53, Nummer 4, Dezember 2001, S. 597–652, ISSN 0031-6997. PMID 11734620. (Review).
  12. R. J. Pizziketti, N. S. Pressman u. a.: Rat cold water tail-flick: a novel analgesic test that distinguishes opioid agonists from mixed agonist-antagonists. In: European journal of pharmacology. Band 119, Nummer 1–2, Dezember 1985, S. 23–29, ISSN 0014-2999. PMID 2867920.