Sypniewo (Więcbork)

Siedlung in Polen
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Sypniewo (deutsch Sypniewo, 1939–1945 Wilckenwalde) liegt in der polnischen Woiwodschaft Kujawien-Pommern. Der Ort ist Teil der Stadt-und-Land-Gemeinde Więcbork (Vandsburg) im Powiat Sępoleński (Zempelburger Kreis).

Sypniewo
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Sypniewo (Polen)
Sypniewo (Polen)
Sypniewo
Basisdaten
Staat: Polen
Woiwodschaft: Kujawien-Pommern
Powiat: Sępoleński
Gmina: Więcbork
Geographische Lage: 53° 22′ N, 17° 19′ OKoordinaten: 53° 22′ 23″ N, 17° 19′ 8″ O
Einwohner:
Kfz-Kennzeichen: CSE
Wirtschaft und Verkehr
Nächster int. Flughafen: Ignacy-Jan-Paderewski-Flughafen Bydgoszcz



Geographische Lage Bearbeiten

Sypniewo liegt im Netzedistrikt in Westpreußen, etwa 21 Kilometer östlich von Flatow (Złotów) und zwölf Kilometer westnordwestlich von Vandsburg (Więcbork).

Geschichte Bearbeiten

 
Sypniewo, östlich des Sypniewschen Waldes und östlich der Stadt Flatow, auf einer Landkarte von 1806
 
Dorfkirche

Ältere Ortsbezeichnungen sind Sipniewo (1426) und Czypniewo (1435).[1] Wie archäologische Funde belegen, haben in der Umgegend der Ortschaft bereits Völker aus Epochen vor und nach Christus, darunter Burgunden, Siedlungsspuren hinterlassen.[2][3][4]

Im Jahr 1467 trat ein Runge de Dwierzno (Dreidorf) einen Teil der Schulzerei und zwei Krüge samt dem See Modla an seinen Sohn Dobeslaw ab. Nach den Runges werden als Besitzer die Witoslawski, Działyński und Grabowski genannt.[1]

Die Grabowski saßen noch bis 1824 auf Sypniewo. Zwischenzeitlich hatten die Gockowskis durch Einheirat in die Familie Grabowski Anteile am Dorf erworben. So gab einer deren Angehöriger noch 1777 zu Protokoll, dass drei Teiche, eine Ziegelei, ein Brandhaus, ein Teerofen, eine Kalkbrennerei, das ‚Vorwerk Lukowo′, eine katholische Kirche und ein massives herrschaftliches Wohnhaus mit den nötigen Wirtschaftsgebäuden sowie einem Obst- und Küchengarten zum Ort gehören. Mit dem Besitz waren die Jurisdiktion, Jagd-, Brau- und Brenngerechtigkeit, ebenso das Patronat über die Kirche verbunden.

Im Juni des Jahres 1830, als sich das Vorwerk Sypniewo im Besitz der Hauptbank in Berlin befand,[1][5] hatte ein Orkan, der in den Kreisen Deutsch Krone, Flatow und Schlochau große Schäden verursachte, auf dem Vorwerk einen Schafsstall, einen weiteren Viehstall und eine Scheune zum Einsturz gebracht, wobei 500 Schafe und 24 Rinder erschlagen wurden.[5] 1830 erwarben Albert Hermann von Wilckens und Franz Friedrich Nagel den Gutsbezirk Sypniewo.

Im 19. Jahrhundert war Sypniewo Sitz eines Patrimonialgerichts. In Sypniewo wurden Gerichtstage abgehalten. Zum Gerichtsbezirk gehörten 1837 zwölf Dorfschaften mit insgesamt 1975 Einwohnern: Adamshof, Klementinenhof, Hammermühle, Jasdrowo, Illowo, Alt- und Neu-Lubcza, Ludwigshof, Lukowo, Radonsk, Sypniewo nebst Ablage und Ziegelei sowie Wimislowo.[6]

Am 25. November 1849 übernahm Lebrecht von Wilckens-Sypniewo Dorf und Gut als Generalbevollmächtigter seiner Eltern. Am 27. August 1854 erwarben er und seine Schwester die Herrschaft käuflich. An Stelle des alten hölzernen Grabowski-Anwesens, wurde in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts von Karl Friedrich Schinkel der neue Palast überwiegend im neoklassizistischen Stil errichtet. Der Palast war auch gleichzeitig Sitz der Freimaurerloge. Kurz nach dem Bau des Schlosses wurde die Anlage durch einen 8,85 Hektar großen Park erweitert. In dem Park befindet sich das Mausoleum der Familie Wilkens. Umgeben von vier Granitsäulen und einer Granitkuppel befindet sich die Marmorgruft.

Mit dem 19. Jahrhundert vergrößerten sich Bevölkerungszahl und Gemeindefläche Sypniewos stetig. Mit Zugehörigkeit zu Preußen verdoppelte sich Gemeindefläche nahezu von 327 ha im Jahre 1835 bis zu 634 ha im Jahre 1880. Im Jahr 1896 war Fritz Wilckens Eigentümer des Guts Sypniewo, zu dem auch eine Brennerei, eine Ziegelei, eine Ölmühle, eine Knochenstampfe, ein Holzsägewerk und zwei Mahlmühlen gehörten.[7] Bis zum Beginn des 20. Jahrhunderts erfolgten diverse Gebietstausche, so z. B. am 20. April 1909 der Tausch von Grundstücksflächen mit dem Gutsbezirk Klasshöh im preußischen Kreis Wirsitz.

Nach Ende des Ersten Weltkriegs musste Sypniewo 1920 aufgrund der Bestimmungen des Versailler Vertrags an Polen abgetreten werden. Zu Beginn des Zweiten Weltkriegs wurde Sypniewo 1939 von deutschen Truppen besetzt. Der Zweite Weltkrieg endete in Sypniewo am 29. Januar 1945, damit setzte die Flucht der deutschen Bevölkerung ein. Auch die Familie Wilckens verließ ihren angestammten Sitz. Das Schloss wurde nach dem Krieg zum Sitz einer landwirtschaftlichen Schule. Heute wird das restaurierte Schloss als Hotel mit Restaurant genutzt.

Demographie Bearbeiten

Bevölkerungsentwicklung bis 1945
Jahr Einwohner Anmerkungen
1766 385 [8]
1783 adliges Dorf an der polnischen Grenze, 15 Feuerstellen (Haushaltungen), in Westpreußen[9]
1818 361 davon 353 im Hauptgut, adlige Besitzung, und acht Einwohner in der adligen Ziegelei[10]
1852 750 Dorf;[11] nach anderen Angaben 768 Einwohner[8]
1864 824 Dorf mit Gut (im Kommunalverbund miteinander), darunter 228 Evangelische und 581 Katholiken[12][8]
1875 714 Dorf und Rittergut, davon 326 im Dorf in 35 Wohnhäusern und 388 im Gutsbezirk in 24 Wohnhäusern[13]
1910 1578 am 1. Dezember, davon 467 im Dorf (darunter 86 Evangelische, 374 Katholiken und fünf Juden; 312 Einwohner mit polnischer Muttersprache) und 1111 im Gutsbezirk (528 Evangelische und 340 Katholiken; 292 Einwohner mit polnischer Muttersprache)[14]

Kirche Bearbeiten

Die Protestanten der hier bis 1945 anwesenden Dorfbevölkerung gehörten zur evangelischen Pfarrei Sypniewo,[15] die um 1890 neu gegründet worden war.[16] Bis 1890 hatte die Gemeinde zur Pfarrei Vandsburg und Pempersin gehört.[17]

Verkehr Bearbeiten

Der Bahnhof Sypniewo lag an der Bahnstrecke Świecie nad Wisłą–Złotów (Schwetz – Flatow).

Sehenswürdigkeiten Bearbeiten

  • Schinkel-Palast (1835 erbaut), ein im klassizistischen Stil errichteter Herrschaftssitz.
  • Schlosspark, zweite Hälfte des 19. Jahrhunderts.
  • Mausoleum der Familie Wilckens.
  • Kirche aus dem 18. Jahrhundert.

Galerie Bearbeiten

Persönlichkeiten Bearbeiten

Verweise Bearbeiten

Literatur Bearbeiten

  • Sypniewo, Dorf und Gutsbezirk, Kreis Flatow, Regierungsbezirk Marienwerder, Provinz Westpreußen. In: Meyers Gazetteer, mit Eintrag aus Meyers Orts- und Verkehrslexikon, Ausgabe 1912, sowie einer historischen Landkarte der Umgebung von Sypniewo (meyersgaz.org).
  • Friedrich Wilhelm Ferdinand Schmitt: Der Kreis Flatow. In seinen gesammten Beziehungen dargestellt. Lambeck, Thorn 1867, S. 292–294 (books.google.de).
  • Erich Joachim et al.: Regesta historica-diplomatica Ordinis S. Mariae Theutonicorum, 1198–1525. Teil 1, Band 1, 1973.
  • Walther Hubatsch: Grundriss zur deutschen Verwaltungsgeschichte 1815–1945. Band 2, 1975.
  • Otto Goerke: Der Kreis Flatow, mit einem Nachtrag von Manfred Vollack. Gifhorn, 1981.
  • Włodzimierz Dworzaczek: Teki Dworzaczek: Materiały historyczno-genealogiczne do dziejów szlachty wielkopolskiej XV-XX wieku. 1995–2004 by Biblioteka Kórnicka PAN, (teilweise online).

Weblinks Bearbeiten

Commons: Sypniewo (Powiat Sępoleński) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. a b c Friedrich Wilhelm Ferdinand Schmitt: Der Kreis Flatow. In seinen gesammten Beziehungen dargestellt. Lambeck, Thorn 1867, S. 292–294 (books.google.de).
  2. Fritz Wilckens: Fundbericht über einige im Gutsbezirk Sypniewo entdeckte Alterthümer, in: Zeitschrift des Historischen Vereins für den Regierungsbezirk Marienwerder, Band 3, Marienwerder 1879, S. 99 (books.google.de).
  3. Gold- und Bronzefund aus Dorotheenhof, Kreis Flatow, in: Zeitschrift für Ethnologie, 11. Jahrgang, Berlin 1879, Heft I, S. 313–315 (books.google.de).
  4. Abraham Lissauer: Die prähistorischen Funde der Provinz Westpreussen und der angrenzenden Gebiete, Leipzig 1997, S. 154 (books.google.de).
  5. a b Berichte aus dem Regierungsbezirke Danzig für die Monate Juni und Juli 1830, in: Preussische Provinzial-Blätter, Band 4, Königsberg 1830, S. 405–439, insbesondere S. 430 (books.google.de).
  6. W. F. C. Starke: Justiz-Verwaltungs-Statistik des Preussischen Staats, Teil I (Provinzen Preußen, Posen, Pommern und Schlesien), Heymann, Berlin 1839, S. 164–165, Nr. 165 (books.google.de)
  7. C. Leuchs: Adressbuch aller Länder der Erde der Kaufleute, Fabrikanten, Gewerbetreibenden, Gutsbesitzer etc. Band 11a: Westpreussen, Nürnberg 1896, S. 178, rechte Spalte (books.google.de).
  8. a b c Friedrich Wilhelm Ferdinand Schmitt: Der Kreis Flatow. In seinen gesammten Beziehungen. Thorm 1867, S. 300 (books.google.de).
  9. Johann Friedrich Goldbeck: Volständige Topographie des Königreichs Preussen. Zweiter Theil welcher die Topographie von West-Preussen enthält. Anhang (mit neu beginnender Seitenzählung): Volständige Topographie vom West-Preußischen Cammer-Departement, Marienwerder 1789, S. 229 (books.google.de).
  10. Alexander August Mützell und Leopold Krug: Neues topographisch-statistisch-geographisches Wörterbuch des preussischen Staats. Band 4: P–S, Halle 1823, S. 417, Ziffer 8186–8187 (books.google.de).
  11. Topographisch-statistisches Handbuch des Preußischen Staats (Kraatz, Hrsg.). Berlin 1856, S. 614 (books.google.de)
  12. Emil Jacobson: Topographisch-statistisches Handbuch für den Regierungsbezirk Marienwerder. Danzig 1868. Ortschafts-Verzeichnis: Kreis Flatow, S. 12–13, Ziffer 173–174 (books.google.de).
  13. Oskar Brunkow (Hrsg.): Die Wohnplätze des Deutschen Reiches, Teil I: Königreich Preussen, Band 4: P–Z, S. 610–611, Ziffer 16–17 (books.google.de).
  14. Königlich Preußisches Statistisches Landesamt: Gemeindelexikon der Regierungsbezirke Allenstein, Danzig, Marienwerder, Posen, Bromberg und Oppeln. Auf Grund der Volkszählung vom 1. Dezember 1910 und anderer amtlicher Quellen. Berlin 1912, Heft III: Regierungsbezirk Marienwerder, 4. Kreis Flatow, S. 22–23, Ziffer 101 (books.google.de), und S. 22–23, Ziffer 141 (books.google.de).
  15. Königliches Konsistorium der Provinz Westpreußen (Hrsg.): Pfarr-Almanach der Provinz Westpreußen, Danzig 1897, S. 61 (books.google.de).
  16. Amts-Blatt der Königlichen Regierung zu Marienwerder, Nr. 1, Marienwerder, 1. Januar 1890, S. 2, Ziffer 7) (books.google.de).
  17. Agathon Harnoch: Chronik und Statistik der evangelischen Kirchen in den Provinzen Ost- und Westpreußen, Neidenburg 1890, S. 491–492 (books.google.de).