Susan Lindquist

US-amerikanische Molekularbiologin und Hochschullehrerin

Susan Lee Lindquist (* 5. Juni 1949 in Chicago; † 27. Oktober 2016 in Boston[1]) war eine US-amerikanische Biologin und Hochschullehrerin für Molekularbiologie am Massachusetts Institute of Technology. Sie war Mitglied und ehemalige Direktorin des Whitehead-Institut für biomedizinische Forschung.

Susan Lindquist

Leben Bearbeiten

Susan Lindquist studierte Mikrobiologie an der University of Illinois und schloss 1971 mit dem Bachelor of Arts ab. Sie promovierte 1976 in Biologie an der Harvard University. Später war sie Inhaberin des Albert D. Lasker Lehrstuhls für Medizin in der Abteilung für Molekulargenetik und Zellbiologie an der University of Chicago. Zuletzt war sie Professorin für Biologie am MIT. Von 2001 bis 2004 war sie dort auch Direktorin des Whitehead-Institut für biomedizinische Forschung. Von 1988 bis 2001 forschte sie zusätzlich für das Howard Hughes Medical Institute.

Lindquist war mit Edward Buckbee verheiratet und hatte zwei erwachsene Töchter. Sie starb an Krebs.

Lindquists Forschung Bearbeiten

Der Schwerpunkt der Forschungsarbeiten von Lindquist lag auf dem Gebiet der Proteinfaltung. Sie konnte zeigen, dass mittels veränderter Proteinfaltung zahlreiche biologische Prozesse gesteuert werden und die Frage, ob eine Zelle extremen Stress (zum Beispiel Hitzeschock, Einwirkung von Zellgiften) überleben kann, entscheidend beeinflusst wird. Lindquist isolierte mRNA, die aus chromosomalen Strukturen stammt, die durch Hitzeschock umgeformt werden. Sie konnte wichtige Beiträge zur Aufklärung der Funktion und zur Autoregulation des Hitzeschockproteins Hsp70 auf der Ebene der Transkription und der Translation leisten.

Weitere Prozesse, die durch Um- und Neufaltungen von Proteinen beeinflusst werden, sind die Aktivierung oder Inaktivierung von Funktionseiweißen, die Auswirkungen von Mutationen und die Bildung des Gedächtnisses an den Synapsen der Nervenzellen. Störungen der Proteinfaltung sind – zum Teil nachgewiesenermaßen, zum Teil vermutet – ursächlich an der Entstehung von Krankheiten wie Morbus Alzheimer, Chorea Huntington und Morbus Parkinson beteiligt. Fehlgefaltete Eiweiße, die ihre Störung auf andere Eiweiße übertragen können, werden Prionen genannt und sind das Substrat von Creutzfeldt-Jakob-Krankheit und boviner spongiformer Enzephalopathie (BSE).

Lindquist und Mitarbeiter konnten zeigen, dass bestimmte „genetische“ Eigenschaften – günstige wie schädliche – durch selbst-perpetuierende Änderungen der Proteinfaltung übertragen werden, womit der Blick auf weitere mögliche Mechanismen der Vererbung erweitert wurde.

Auszeichnungen und Mitgliedschaften (Auswahl) Bearbeiten

Schriften Bearbeiten

  • mit Bruno Maresca: Heat shock. Springer, Berlin u. a. 1991, ISBN 3-540-54111-X.
  • mit C. Dai, L. Whitesell und A. B. Rogers: Heat-shock factor 1 is a powerful multifaceted modifier of carcinogenesis. In: Cell. v. 130, 2007, S. 1005–1018.
  • mit A. A. Cooper, A. D. Gitler, A. Cashikar, C. M. Haynes, K. J. Hill, B. Bhullar, K. Liu, K. Xu, K. E. Strathearn, F. Liu, S. Cao, K. A. Caldwell, G. A. Caldwell, G. Marsischky, R. D. Kolodner, J. LaBaer, J-C. Rochet und N. M. Bonini: alpha-Synuclein Blocks ER-Golgi Traffic and Rab1 Rescues Neuron Loss in Parkinson’s Models. In: Science. v. 313, 2006, S. 324–328.
  • mit L. E. Cowen: Hsp90 potentiates the rapid evolution of new traits: Drug resistance in diverse fungi. In: Science. v. 309, 2005, S. 2185–2189.
  • mit R. Krishnan: Structural insights into a yeast prion illuminate nucleation and strain diversity. In: Nature. v. 435, 2005, S. 765–772.
  • mit K. Si und E. R. Kandel: A Neuronal Isoform of the Aplysia CPEB Has Prion-Like Properties. In: Cell. v. 115, 2003, S. 879–891.
  • mit C. Queitsch und T. A. Sangster: Hsp90 as a capacitor of phenotypic variation. In: Nature. v. 417, 2002, S. 618–624.
  • mit T. R. Serio, A. G. Cashikar, A. S. Kowal, G. J. Sawicki, J. J. Moslehi, L. Serpell und M. F. Arnsdorf: Nucleated Conformational Conversion and the Replication of Conformational Information by a Prion Determinant. In: Science. v. 289, 2000, S. 1317–1321.
  • mit M. M. Patino, J. J. Liu und J. R. Glover: Support for the prion hypothesis for inheritance of a phenotypic trait in yeast. In: Science. v. 273, 1996, S. 622–626.
  • Regulation of protein synthesis during heat shock. In: Nature. v. 293, 1981, S. 311–314.

Literatur Bearbeiten

Weblinks Bearbeiten

Commons: Susan Lindquist – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Log In - New York Times. In: nytimes.com. 28. Oktober 2016, abgerufen am 31. Oktober 2016 (englisch).
  2. 2003 Dickson Prize Winner Susan L. Lindquist, PhD bei dicksonprize.pitt.edu; abgerufen am 22. Juni 2011.
  3. Member History: Susan L. Lindquist. American Philosophical Society, abgerufen am 22. November 2018.
  4. Mitgliedseintrag von Prof. Dr. Susan Lindquist (mit Bild) bei der Deutschen Akademie der Naturforscher Leopoldina, abgerufen am 17. Juli 2016.
  5. Nancy Hopkins: The 2008 Genetics Society of America Medal. Susan Lindquist. In: Genetics. Band 178, Nr. 3, März 2008, S. 1125–1128, doi:10.1534/genetics.104.017834, PMID 18385104, PMC 2278094 (freier Volltext).
  6. Susan Lee Lindquist bei nsf.gov; abgerufen am 22. Juni 2011.
  7. Professor Susan Lindquist from the Whitehead Institute Receives Max Delbrück Medal in Berlin (Memento des Originals vom 17. Juli 2011 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.mdc-berlin.de bei mdc-berlin.de; abgerufen am 22. Juni 2011.