Stern und Kreisschiffahrt

Berliner Reederei

Stern und Kreisschiffahrt GmbH Berlin (meist kurz nur Stern und Kreis genannt) ist eines der rund 150 Berliner Schifffahrtunternehmen und hat seinen Sitz in Alt-Treptow.

Stern und Kreisschiffahrt GmbH
Rechtsform Gesellschaft mit beschränkter Haftung
Gründung 1888
Sitz Berlin Deutschland Deutschland
Leitung Andreas Behrens (Geschäftsführer)[1]
Mitarbeiterzahl 119[2]
Umsatz 13,9 Mio. Euro[2]
Branche Binnenschifffahrt, Touristik
Website www.sternundkreis.de
Stand: 31. Dezember 2019
Schiffsanleger der Stern und Kreisschiffahrt GmbH Berlin in Alt-Treptow

Geschichte Bearbeiten

Das Unternehmen wurde am 8. August 1888 vom Stettiner Kaufmann Gustav Krokisius der Berliner und Stralauer Dampfschiffahrts-Gesellschaft mit Unterstützung einer Stettiner Bank unter dem Namen Spree-Havel-Dampfschiffahrt-Gesellschaft Stern gegründet.[3] Für die Schiffe bürgerte sich die Bezeichnung „Sterndampfer“ ein.[4][5][6] Es betrieb um 1919 27 Dampfschiffe, mit denen in einem Jahr über 1,8 Millionen Passagiere auf den Berliner und märkischen Gewässern befördert wurden.[7] Im Jahr 1934 fusionierte die Dampfschifffahrts-Gesellschaft mit der Teltower Kreisschiffahrt zur Stern und Kreisschiffahrt der Teltowkanal AG.

Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs musste das Unternehmen im Juni 1946 acht Schiffe als Reparationsleistung an die Sowjetunion abgeben. Dies waren die Dampfschiffe Grünau, Theodor Fontane, Wannsee und Werner von Siemens sowie die Motorschiffe Lichterfelde, Merkur (vor 1945: Kurmark), Saturn (vor 1945: Ostmark) und Tempelhof.[8]

Die Spaltung der Stadt Berlin nach 1945 hatte zur Folge, dass die Stern und Kreis fortan nur in West-Berlin tätig war. Die deutsche Wiedervereinigung führte 1992 zum Zusammenschluss mit der Ost-Berliner Weißen Flotte Berlin mit der Wiedervergabe des Namens aus den 1930er Jahren. Im 21. Jahrhundert betreibt das Unternehmen, das zur Hegemann-Reiners-Gruppe gehört, mit 32 Fahrgastschiffen den Fähr- und Ausflugsverkehr in und um Berlin. Es zählt nach der Anzahl der Schiffe, Anleger und den beförderten Personen zu den größten Fahrgastschifffahrtsunternehmen in Berlin und Brandenburg. Drei Schiffe verkehren nicht mehr ständig (Stand 2014). 2018 beteiligte sich die Stern und Kreisschiffahrt an der neu gegründeten SolarCircleLine, die seit 2020 in Berlin zwei Solar-Fahrgastschiffe vom Typ Suncat 120 betreibt, die von der Kiebitzberg Schiffswerft gebaut wurden.

Im Jahr 2019 waren im Jahresdurchschnitt 119 Personen bei der Stern- und Kreisschiffahrt GmbH beschäftigt. Hinzu kamen 90 Mitarbeiter bei der Tochtergesellschaft Stern und Kreis Gastronomie und Service GmbH[9].

Flotte Bearbeiten

Zur Flotte der Ausflugsschiffe der Stern und Kreisschiffahrt gehören (Stand November 2017) folgende Motorschiffe:[10]

Foto Name des Schiffes Baujahr Länge
in Metern
Breite
in Metern
Gesamt-
sitz-
plätze
Innen-
sitz-
plätze
früherer Name Bemerkung
  Alexander von Humboldt 2012 61,66 08,19 400 rollstuhlgerecht mit Aufzugsanlage an Bord
  Bellevue 1992 40,0 06,6 400 120 Esplanade
  Brasil 2003 45,8 07,0 340 150 Behinderten-WC
  Belvedere 2003 46,8 07,0 340 150 Behinderten-WC
  Sanssouci 2000 43,75 07,0 170 120 Behinderten-WC
  Pergamon 2008 26,8 05,1 078 Aqua-Cabrio genannt wegen des aufschiebbaren Verdecks
  Mark Brandenburg 1976 67,0 08,2 500 350 Wilhelm Pieck
  Poseidon 2007 42,5 06,6 160 Behinderten-WC
Das Schiff wurde im Winter 2023/24 mit einem Elektromotor ausgestattet.[11]
  Nofretete 2012 37,6 05,7 160 zweiter Neubau 2012; die Schiffstaufe erfolgte am 29. Juni 2012[12]
  Ernst Reuter 1957 38,7 08,0 110
  Monbijou 1987 32,1 / 05,1 074 BiFa III
  Berolina 1987 32,1 05,1 074 BiFa III
  Luna 1991 45,0 06,0 250 138
  Havel Queen 1988 67,0 09,0 410 barrierefrei mit Aufzugsanlage an Bord
Beidseitig am Rumpf sind – ohne Antriebsfunktion – Schaufelräder angebracht.
  Moby Dick 1972 48,3 08,2 158 barrierefrei
  Havelstern 1969 62,5 08,2 380
  Lichtenberg 1976 39,5 05,1 250
  Sperber 1907 38,6 05,6 296 106 Als Dampfschiff gebaut, 1966 Umbau zu einem Motorschiff.
  Tempelhof 1927 29,5 04,9 200 Mars
  Wappen von Berlin 1964 44,5 08,0 300
  Friedrichshain 1975 39,6 05,1 250 90 Ohne Buffet 54 (Innen-)Plätze mehr
  Prenzlauer Berg 1980 39,65 05,08 108
  Pankow 1977 39,6 05,1 150
  Treptow 1970 32,7 05,0 196 Scharmützelsee
  Condor 1954 27,6 05,7 200 Irene
  Habicht 1978 28,8 05,0 149 BiFa III
  Kreis 2006 26,75 05,1 120 108
  Milan 1980 28,8 05,0 149 BiFa III
  Neptun 1908 33,5 05,1 250 mehrfacher Namenswechsel
  Stern 2006 26,8 05,1 108
  Weihe 1981 28,8 05,0 149 BiFa III
  suncat 120 2019 36,7 07 180 180 Solarschiff, Stromerzeugung von Solarkollektoren, gebaut von der Werft Kiebitzberg GmbH & Co. KG in Havelberg

Fährschiff Bearbeiten

Foto Name des Schiffes Baujahr Länge
in Metern
Breite
in Metern
Gesamt-
sitz-
plätze
Innen-
sitz-
plätze
früherer Name Bemerkung
  Wannsee 2014 44,70 08,02 300 Das Fahrgastschiff wird im Fährbetrieb der Berliner Verkehrsbetriebe auf der Fährlinie F10 vom Bahnhof Berlin-Wannsee nach Berlin-Kladow eingesetzt.

Ehemalige Schiffe Bearbeiten

Eine Auflistung von ehemaligen Schiffen des Unternehmens.

Foto Name des Schiffes Baujahr Länge / Breite
in Metern
Gesamt-
sitz-
plätze
Innen-
sitz-
plätze
früherer Name / jetziger Name Bemerkung
  Grosser Kurfürst 1966 51,20/05,20 500 320 Fahrgastschiff, 1996 nach Tangermünde verkauft, dort unter demselben Namen weiter in Fahrt[13]
Grünau Dampfschiff; im Juni 1946 als Reparationsleistung an die Sowjetunion abgegeben.[8]
Jupiter 1957 24/05,25 200 Jupiter 1978 nach Friedrichstadt verkauft, dort unter demselben Namen weiter in Fahrt[13]
  Kohlhase 1954 24,22/04,81 230 Havelfee ehemaliges Mehrzweckschiff (Schlepper, Eisbrecher, Bereisungsboot), gebaut von Teltow-Werft in Berlin, jetzt Havelfee, Heimathafen Brandenburg.
La Paloma 1996/97 82,00/11,4 bis 525 River Diva ehemaliges Eventschiff, gebaut in DIW Spandau, verkauft an Navitours, jetzt River Diva, Flagge Luxemburg[14].
  Lichterfelde 1896 36,36/08,0 300 Oberbürgermeister Zelle 2015 verkauft, danach als Restaurantschiff am Müggelsee.
Lichterfelde Motorschiff; im Juni 1946 als Reparationsleistung an die Sowjetunion abgegeben.[8]
Merkur 1934 Majakowski Motorschiff; erbaut als Kurmark an der Teltowwerft Berlin; im Juni 1946 als Reparationsleistung an die Sowjetunion abgegeben.[8]
  Sachsen 1962 52,9/08,0 186 Heinrich Mann Ab 1990 als Sachsen in Fahrt bei Stern und Kreisschiffahrt GmbH Berlin. Im April 2014 aus der Flottenliste gestrichen und verkauft nach Gelsenkirchen, dort als Pirat in Fahrt bis Ende 2019. Am 9. November 2020 zur Werft nach Haren (Ems) zur Kötter Werft zum Umbau[15] im Auftrag der Hochschule für Künste Bremen, neuer Name Dauerwelle
   Sachsen-Anhalt 1962 52,9/08,0 186 Bertolt Brecht Dichter-Klasse, Baunummer 2004; ex. Adler River (bis 2005), ex. Sachsen Anhalt (bis 1998), ex. Bertolt Brecht (bis 1990, siehe oberes Bild). Bis 1990 Weiße Flotte Berlin, dann Sachsen-Anhalt bis 1998 Stern und Kreisschiffahrt GmbH Berlin, ab März 1998 Adler River Insel und Halligreederei Paulsen. Nach dem Ende der Butterfahrten nach Hamburg verkauft Reederei S.P.M.S. eingesetzt für Hafenrundfahrten; trägt seit 2005 den Namen Classic River; weiterverkauft nach Prag und das Schiff wurde am 18. März 2009 in das tschechische Schiffsregister eingetragen.
Saturn 1937 Saturn Motorschiff; 1937 bei den Oderwerken Stettin als Ostmark erbaut; im Juni 1946 als Reparationsleistung an die Sowjetunion abgegeben.[8]
Tempelhof Motorschiff; im Juni 1946 als Reparationsleistung an die Sowjetunion abgegeben.[8]
Theodor Fontane 1904 Sylva Dampfschiff; erbaut bei den Oderwerken Stettin; im Juni 1946 als Reparationsleistung an die Sowjetunion abgegeben.[8]
Wannsee Dampfschiff; im Juni 1946 als Reparationsleistung an die Sowjetunion abgegeben.[8]
Werner von Siemens 1907 Dampfschiff; im Juni 1946 als Reparationsleistung an die Sowjetunion abgegeben.[8]
Saarland 1907 Leopold v. Ranke Dampfschiff, das zeitweise als größter Dampfer Berlins galt; 1944 durch Bombentreffer in zwei Teile zerschlagen, die später ohne Ergänzung des fehlenden Mittelteils zusammengeschweißt wurden. Nach längerer Liegezeit abgebrochen.[16]

Fahrten Bearbeiten

In Berlin (Auswahl) Bearbeiten

Abfahrtsstellen sind u. a.:

Jannowitzbrücke, Friedrichstraße, Nikolaiviertel, Kanzleramt/Haus der Kulturen der Welt, Alte Börse, Treptower Park, Tegel/Greenwichpromenade, Wannsee (Bhf.), Köpenick/Altstadt, Friedrichshagen.[17]

Feste Fahrtrouten sind:

  • einstündige historische Rundfahrt
  • 3,5-stündige Brückenfahrt auf Landwehrkanal und Spree
  • 5-stündige Rundfahrt um die Müggelberge
  • 4-stündige Fahrt von Tegel in die Innenstadt
  • 6-stündige Fahrt zum Wannsee und zurück
  • 8-stündige Fahrt Rund um Berlin

Im Land Brandenburg (Auswahl) Bearbeiten

  • auf der Havel
  • über mehrere Seen
  • nach Potsdam
  • nach Rüdersdorf
  • nach Woltersdorf
  • nach Neue Mühle

Auftragsverkehr für die Berliner Verkehrsbetriebe (BVG) Bearbeiten

 
Fahrgastschiff Wannsee am Anleger Berlin-Wannsee

Im Auftrag der BVG betreibt der Subunternehmer Stern- und Kreisschiffahrt GmbH mit dem Schiff Wannsee eine Fährlinie. Die Fährlinie ist in das Tarifsystem des Verkehrsverbunds Berlin-Brandenburg integriert.

  • F10 S Wannsee – Alt-Kladow – Wannsee

Kritik Bearbeiten

Der Stern und Kreisschiffahrt wird von der Presse und vom Verband für Elektroschifffahrt und Ladeinfrastruktur e. V. vorgeworfen, sich vehement gegen eine Verminderung der Schadstoffemission zu verwehren. Darüber hinaus wird sogar behauptet, dass – neben anderen Reedereien auch – die Stern und Kreis verhindere, dass saubere Elektroboote und ‑schiffe an den Berliner Gewässern anlegen können.[18][19][20]

Siehe auch Bearbeiten

Weblinks Bearbeiten

Commons: Stern und Kreisschiffahrt – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. CompanyHouse. Abgerufen am 18. März 2021.
  2. a b Jahresabschluss der Stern und Kreisschiffahrt GmbH Berlin per 31. Dezember 2019, bundesanzeiger.de, abgerufen am 16. August 2021
  3. Festschrift zum 25-jährigen Bestehen der SpHDG Stern, nach: Kurt Groggert. Personenschiffahrt auf Spree und Havel. In: Berliner Beiträge zur Technikgeschichte und Industriekultur, Schriftenreihe des Museums für Verkehr und Technik Bd. 10, S. 106. Nicolaische Verlagsbuchhandlung Beuermann GmbH, Berlin 1988, ISBN 3-87584-253-7.
  4. Komet. In: berliner-dampfer.de. Abgerufen am 28. Mai 2018.
  5. Sterndampfer — unbekannt — Bildindex der Kunst & Architektur - Bildindex der Kunst & Architektur – Startseite Bildindex. In: bildindex.de. Abgerufen am 28. Mai 2018.
  6. eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche
  7. Statistik > Das öffentliche Fuhrwesen. In: Berliner Adreßbuch, 1919, II, S. 280.
  8. a b c d e f g h i Schiffe als Reparation in: Berliner Verkehrsblätter 6/2021, S. 118 ff.
  9. Jahresabschluss der Stern und Kreis Gastronomie und Service GmbH per 31. Dezember 2019, bundesanzeiger.de, abgerufen am 16. August 2021
  10. Homepage der Gesellschaft mit Angabe Charterflotte
  11. Berlin vom Wasser aus, Berliner Woche, Ausgabe für die OT Fennpfuhl, Friedrichsfelde, Karlshost, Lichtenberg und Rummelsburg; 16. März 2024, S. 1.
  12. Schiffstaufe bei der Stern und Kreis am 29.06.2012. (PDF; 142 kB) MS „Nofretete“ ein weiteres modernes Neubauschiff auf der Spree. In: Presseabteilung. Stern und Kreisschiffahrt, 12. Juli 2012, archiviert vom Original am 1. Februar 2014; abgerufen am 17. April 2016: „Länge über alles: 37,59 m; Breite über alles: 5,68 m; Tiefgang: 1,00 m; Anzahl der Fahrgäste: 160; Antriebsleistung: 1×200 kW auf Festpropeller; Fixpunkthöhe: 3,20 m; Bugruder: Querstrahl-Bugstrahlruder „Kalkmann““
  13. a b Kurt Groggert, Personenschiffahrt auf Spree und Havel, Berlin 1988, ISBN 3-87584-253-7, S. 279
  14. River Diva
  15. Seite der Hochschule für Künste Bremen abgerufen am 8. Januar 2021
  16. Kurt Groggert, Personenschiffahrt auf Havel und Spree, Berlin 1988, ISBN 3-7759-0153-1, S. 290 u. ö.
  17. Stern und Kreis Schiffahrt GmbH: Fahrplan 2023, Lübeck, März 2023.
  18. Schiffe verpesten die Berliner Luft – und die Klimaziele verdampfen. In: BZ-Berlin.de. 22. September 2018, abgerufen am 17. Mai 2023.
  19. Simon Wenzel: Schmutzige Rauchzeichen auf der Spree. In: rbb24.de. 18. Juni 2022, abgerufen am 17. Mai 2023.
  20. Das Vergabesystem ruft das Kartellamt auf den Plan. Verband für Elektroschifffahrt und Ladeinfrastruktur e. V., abgerufen am 17. Mai 2023.