Stephen Crane (Autor)

US-amerikanischer Schriftsteller

Stephen Crane (* 1. November 1871 in Newark, New Jersey; † 5. Juni 1900 in Badenweiler, Großherzogtum Baden) war ein amerikanischer Schriftsteller.

Stephen Crane

Leben Bearbeiten

Stephen Crane wurde als 14. Kind einer Methodistenfamilie geboren, seine Eltern waren der Prediger Jonathan Towley Crane und dessen Ehefrau Mary Helen Peck.

Crane begann bereits im Kindesalter zu schreiben. Später studierte er am Lafayette College (Easton, Penn.) und an der Syracuse University, brach sein Studium aber nach dem Tod seiner Eltern 1890 nach wenigen Monaten ab und begann seine Autoren-Laufbahn als Journalist in New York, wo er vor allem über das Leben in den Slums der Stadt berichtete. Diese Erfahrungen brachte er in seinen ersten Roman Maggie. A Girl of the Streets (1893) ein, der das im Titel genannte Thema in naturalistischer Manier behandelte. Das Buch wurde bei seinem Erscheinen seiner schonungslosen Darstellung und angeblicher Beleidigung des sittlichen Empfindens wegen allgemein abgelehnt.

Bis heute ist Crane vor allem für Die rote Tapferkeitsmedaille (The Red Badge of Courage, 1895) bekannt, mit der er seinen literarischen Durchbruch erzielte. Dieser Roman schildert in eindrücklicher Weise die Erfahrungen eines jungen Soldaten im Amerikanischen Bürgerkrieg und wurde 1951 mit Audie Murphy als Hauptdarsteller unter demselben Titel verfilmt.

1898 ließ Crane sich in Sussex, England, nieder und kam so in Kontakt mit dortigen Literaturgrößen, darunter Joseph Conrad und Henry James. Aufgrund seines literarischen Ruhms wurde er als Kriegsberichterstatter angestellt. Dadurch sah er den Türkisch-Griechischen Krieg 1897, ein Jahr später den Spanisch-Amerikanischen Krieg. Auf einer Reise nach Kuba Anfang 1897, wo er über die dortige Rebellion berichten sollte, erlitt er Schiffbruch und trieb mehrere Tage in einem offenen Boot, wodurch sich seine bereits angegriffene Gesundheit weiter verschlechterte. Seine Erlebnisse als Schiffbrüchiger verarbeitete er literarisch in der im gleichen Jahr veröffentlichten Erzählung The Open Boat (dt. „Im Rettungsboot[1]) die auch heute noch als ein klassisches Meisterwerk der amerikanischen Erzählliteratur des 19. und 20. Jahrhunderts gilt und beispielsweise motivisch in der deutschen Nachkriegsliteratur wieder aufgenommen wurde.[2]

1898 veröffentlichte er den Kurzgeschichtenband The Open Boat and Other Tales, im Jahr seines Todes 1900 Whilomville Stories; zu seinem Werk zählen zudem zwei Gedichtbände (The Black Riders and Other Lines (1895) und War is Kind and Other Lines (1899)).

Crane litt an Tuberkulose und versuchte verzweifelt, Heilung zu erlangen. So kam er nach Badenweiler in Deutschland, wo er im Juni 1900 im Alter von 28 Jahren seiner Krankheit erlag. Seine letzte Ruhestätte fand er auf dem Evergreen Cemetery von Hillside, New Jersey.

Werke Bearbeiten

Prosa
  • Maggie. A Girl of the Streets. Reclam, Stuttgart 2006, ISBN 3-15-009289-2 (Englisch; EA New York 1893).
    • deutsch: Maggie, das Straßenkind. Edition Martus, München 1997, ISBN 3-928606-22-0 (EA Leipzig 1897).
    • deutsch: Maggie, ein Mädchen von der Straße. In: Geschichten eines New Yorker Künstlers. Bielefeld 2022, ISBN 978-3-86532-785-7.
  • The Red Badge of Courage. An Episode from the American Civil War. Salem Press, Pasadena, Calif. 2011, ISBN 978-1-58765-707-8 (EA New York 1895)
    • deutsch: Das Blutmal. Kessler, Mannheim 1954 (übersetzt von Hans Umstätter)
    • deutsch: Die Flagge des Mutes. Forum-Verlag, Frankfurt/M. 1955 (übersetzt von Milo Dor)
    • deutsch: Das rote Siegel. Verlag Volk & Welt, Berlin 1991, ISBN 3-353-00741-5 (EA Berlin 1962, übersetzt von Eduard Klein)
    • deutsch: Die rote Tapferkeitsmedaille. Diogenes-Verlag, Zürich 1985, ISBN 3-257-21299-2 (übersetzt von Eduard Klein und Klaus Marschke)
    • deutsch: Die rote Tapferkeitsmedaille. Neobooks, Berlin 2012, ISBN 978-3-8476-2045-7 (übersetzt von Jan Moewes)
    • deutsch: Die rote Tapferkeitsmedaille. Pendragon, Bielefeld 2021, ISBN 978-3-86532-686-7 (übersetzt von Bernd Gockel)
  • George's Mother. Edward Arnold Books, London 1896.
  • The Little Regiment, and other episodes of the American Civil War. Appleton, New York 1896[3]
  • The Third Violet. Appleton, New York 1897.
  • The Open Boat and other tales of adventure. Scholarly Press, St. Clair Shores, Mich. 1969 (Nachdr. d. Ausg. New York 1897)[4]
    • deutsch: Im Rettungsboot. Müller & Kiepenheuer, Bergen 1948.
    • deutsch: Männer im Boot und andere Erzählungen (Sammlung Klosterberg/Neue Folge). Verlag Schwabe, Basel 1955.
    • deutsch: Das offene Boot und andere Erzählungen; Übersetzung Lucien Deprijck. Mare, Hamburg 2016, ISBN 978-3-86648-263-0.
    • deutsch: Das offene Boot, in: Die tristen Tage von Coney Island, Bielefeld 2021, ISBN 978-3-86532-762-8
  • The Blue Hotel. Merrill Publ., Columbus, Ohio 1969 (Nachdr. d. Ausg. London 1899)
    • deutsch: Das blaue Hotel. Herbig, Berlin 1936 (übersetzt von Hermann Stresen)
    • deutsch: Das blaue Hotel. Fischer-Taschenbuchverlag, Frankfurt/M. 1967 (übersetzt von Eduard Klein)
    • deutsch: Das blaue Hotel, in: Die tristen Tage von Coney Island, Bielefeld 2021, ISBN 978-3-86532-762-8
  • The Monster and other stories. Harper, New York 1899.[5]
    • deutsch: Das Monstrum. Erzählung. Evangelische Verlagsanstalt, Berlin 1972 (übersetzt von Uwe Lassen)
    • deutsch: Das Monster, in: Das Monster und andere Geschichten, Bielefeld 2022, ISBN 978-3-86532-807-6
  • Active Service. Heinemann, London 1899.
  • Whilomville Stories. Scholarly Press, St. Clair Shores, Mich. 1990, ISBN 0-403-00013-0 (Nachdr. d. Ausg. London 1900)[6]
  • Wounds in the Rain, war stories. Books for Libraries, Plainview, 1976, ISBN 0-8369-4145-4 (Nachdr. d. Ausg. New York 1900)[7]
Lyrik
  • The Black Riders and other lines. University Press, Houston, Tx. 2009, ISBN 978-0-89263-017-2 (Nachdr. d. Ausg. London 1895)
    • deutsch: Schwarze Reiter. Ausgewählte Gedichte (Insel-Bücherei; 693). Insel-Verlag, Leipzig 1985 (zweisprachig)
  • War Is Kind and other poems. Dover Publ., London 1998, ISBN 0-486-40424-2 (Nachdr. d. Ausg. New York 1899).
  • Stephen Crane Gedichte Bd. 1 (zweisprachig), Erfurt/Magdeburg 2004 ISBN 3-931069-18-4 (übersetzt von Daniel Lester)
Werkausgaben
  • Stories and tales. Vintage Books, New York 1955.
  • Great short works of Stephen Crane. Harper & Row, New York 1995, ISBN 0-06-083032-8.
  • The works of Stephen Crane. University Press, Charlottesville, Va. 1969/75 (10 Bde.)
  • Kleine Romane und Erzählungen (Sammlung Dieterich; 222). Dieterichs, Leipzig 1985 (übersetzt von Barbara Cramer-Neuhaus)[8]
  • Meistererzählungen. Diogenes-Verlag, Zürich 1993, ISBN 3-257-22591-1 (übersetzt von Walter E. Richartz)
  • Meistererzählungen. Manesse Verlag, Zürich 1985, ISBN 3-7175-1684-1 (übersetzt von Fritz Güttinger)
  • Die tristen Tage von Coney Island, Geschichten, Pendragon Verlag, Bielefeld 2021, ISBN 978-3-86532-762-8 (übersetzt von Bernd Gockel)
  • Geschichten eines New Yorker Künstlers, Romane und Geschichten, Pendragon Verlag, Bielefeld 2022, ISBN 3-978-86532-785-7 (übersetzt von Norbert Jakober)
  • Das Monster und andere Geschichten, Geschichten, Pendragon Verlag, Bielefeld 20200, ISBN 978-3-86532-807-6 (übersetzt von Lucien Deprijck)

Verfilmungen Bearbeiten

  • John Huston (Regie): Die rote Tapferkeitsmedaille. 1951 (frei nach The red badge of courage).
  • Albert Band (Regie): Face of Fire. 1959 (nach der Erzählung The monster)
  • Stanislav Barabáš (Regie): Das blaue Hotel. 1973 (nach der Erzählung The blue hotel)
    • Remake: Ján Kadár (Regie): The blue hotel. 1977
    • Remake: Andrew George (Regie): The blue hotel. 1997

Kritik und Einordnung Bearbeiten

  • „Die Prosa wirkt zuweilen abgehackt und planlos mit ihren unvorhorsehbaren Sprüngen, die eher verblüffen und weh tun als verzaubern, und da sie nicht den Zauber entfalten, der von den großen, mächtig dahinströmenden Romanen früherer Jahrzehnte ausgeht, von Werken eines Dickens oder Balsac oder Tolstoi, kann man es sich mit Cranes Büchern nicht auf dem Sofa gemütlich machen. Crane liest man am besten kerzengerade auf einem Stuhl.“ (Paul Auster 2021 in In Flammen, Seite 169, über Maggie: a Girl of the Streets, übersetzt von Werner Schmitz)
  • „Kurz: The Red Badge of Courage ist so extrem komprimiert geschrieben, dass jeder einzelnen Absatz wesentlich ist. Es gibt keine Atempause, nichts Überflüssiges, nichts, was die Aufmerksamkeit des Lesers vom Kern der Geschichte ablenkt. Das ist der Grund, warum das Buch 1895 so großes Aufsehen erregt hat und warum es in den 125 Jahren seither durchgehend lieferbar war. Nicht wegen der Geschichte, die es erzählt, sondern wie diese Geschichte erzählt wird.“ (Paul Auster 2021 in In Flammen, Seite 258, übersetzt von Werner Schmitz)

Literatur Bearbeiten

Aufsätze
Bücher
  • Paul Auster: Burning Boy: The Life and Work of Stephen Crane. Henry Holt, New York 2021, ISBN 978-1-250-23583-1.
    • Übersetzung: In Flammen. Leben und Werk von Stephen Crane. Dt. von Werner Schmitz. Rowohlt, Hamburg 2022, ISBN 978-3-498-00167-4.
  • Friedel H. Bastein: Die Rezeption Stephen Cranes in Deutschland (= Anglo-American Forum. Band 3). Lang, Frankfurt 1977, ISBN 3-261-02329-5.
  • John Berryman: Stephen Crane. A critical biography. Cooper Square Press, New York 2001, ISBN 0-8154-1115-4.
  • Linda H. Davis: Badge of courage. The life of Stephen Crane. Houghton Mifflin, Boston u. a. 1998, ISBN 0-89919-934-8.
  • Perry Lentz: Private Fleming at Chancellorsville. „The red badge of courage“ and the Civil War. University of Missouri Press, Columbia 2006, ISBN 978-0-8262-1654-0.
  • Giorgio Mariani: Spectacular narratives. Representations of class and war in Stephen Crane and the American 1890s (= American university studies. Series 24; American literature. Band 37). Lang, New York u.&ncsp;a. 1992, ISBN 0-8204-1875-7.
  • Lee Clark Mitchell: Determined fictions. American literary naturalism. Columbia University Press, New York, NY 1989, ISBN 0-231-06898-0.
  • Klaus Poenicke: Der amerikanische Naturalismus. Crane, Norris, Dreiser (= Erträge der Forschung. Band 167). Wissenschaftliche Buchgesellschaft WBG, Darmstadt 1982, ISBN 3-534-08123-4.
  • Michael Robertson: Stephen Crane, journalism, and the making of modern American literature. Columbia University Press, New York 1997, ISBN 0-231-10968-7.
  • Britta Salheiser: Conflicting stories of war. Zur Polyphonie narrativer Repräsentationsformen in Stephen Cranes The Red Badge of Courage (= Jenaer Studien zur Anglistik und Amerikanistik. Band 10). Wissenschaftlicher Verlag, Trier 2006, ISBN 978-3-88476-807-5.
  • João Sedycias: The naturalistic novel of the New World. A comparative study of Stephen Crane, Aluísio Azevedo, and Federico Gamboa. University Press of America, Lanham, Md. 1993, ISBN 0-8191-8941-3.
  • Paul Sorrentino: Stephen Crane. A life of fire. Belknap Press of Harvard University Press, Cambridge (Massachusetts) 2014, ISBN 978-0-674-04953-6.
  • Robert W. Stallman: Stephen Crane. A biography. Braziller, New York 1973, ISBN 0-8076-0447-X (EA New York 1968).
  • Britta Stöckmann: Translating the Wild West. Stephen Crane in deutscher Übersetzung. Übersetzungsprobleme und -strategien am Beispiel des Übersetzungsvergleichs der deutschsprachigen Versionen von Stephen Cranes western tales „The bride comes to yellow sky“ und „The blue hotel“ (= Europäische Hochschulschriften. Reihe 14; Angelsächsische Sprache und Literatur. Band 419). Lang, Frankfurt 2005, ISBN 3-631-54255-0.
  • Stanley Wertheim: A Stephen Crane encyclopedia. Greenwood Press, Westport, Conn. 1997, ISBN 0-313-29692-8.

Weblinks Bearbeiten

Commons: Stephen Crane – Sammlung von Bildern und Audiodateien

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Das offene Boot und andere Erzählungen, Mare Verlag, Hamburg 2016, 1. Auflage
  2. Vgl. dazu genauer z. B. Manfred Durzak: Die deutsche Kurzgeschichte der Gegenwart: Autorenporträts – Werkstattgespräche – Interpretationen, Reclam-Verlag, Stuttgart 1980, ISBN 3-15-010293-6, S. 219 f. oder Horst Oppel: Stephen Crane • The Open Boat. In: Karl Heinz Göller et. al. (Hrsg.): Die amerikanische Kurzgeschichte. August Bagel Verlag, Düsseldorf 1972, ISBN 3-513-02212-3, S. 194f. bzw. den entsprechenden Wikipedia-Artikel zu Im Rettungsboot.
  3. Inhalt: The little regiment. – Three miracolous soldiers. – A mystery of heroism. – A Indiana campaign. – A gray slave. – The veteran.
  4. Inhalt: The open boat. – A man and some others. – One dash. – Horses. – Flanagan. – The bride comes to Yellow Sky. – The wise men. – Death and the child. – The five white mice.
  5. Inhalt: The monster. – Blue hotel. – His new mittens.
  6. Inhalt: The angel child. – Lynx hunting. – The lover and the telltale. – Making an orator. – Shame. – The carriage-lamps. – The knife. – The stove. – The trial, execution, and burial of Homer Phelps. – The fight. – The city urchin and the chaste villagers. – A little pilgrimage.
  7. Inhalt: The prince of harness. – The love charge of Wiliam B. Perkins. – The clan of no-name. – God rest ye, merry gentleman. – The revenge of the Adolphus. – The sergeant's private mad-house. – Virtue in war. – Marines signaling under fire at Guantanamo. – The majestic lie. – War memories. – The second generation.
  8. Inhalt: Maggie, ein Mädchen von der Straße. – Georges Mutter. – Die Männer im Sturm. – Armut auf Probe. – Vielleicht ein Held. – Das starrende Gesicht. – Eine Kriegsepisode. – Das offene Boot. – Das blaue Hotel. – Die Braut kommt nach Yellow Sky. – Das Ungeheuer.