Steinbach (Backnang)

Stadtteil von Backnang, Baden-Württemberg, Deutschland

Steinbach ist ein Ort im namengebenden Stadtteil von Backnang in Baden-Württemberg und liegt etwa 3 km nordöstlich des Stadtzentrums.

Steinbach
Stadt Backnang
Wappen von Steinbach
Koordinaten: 48° 57′ N, 9° 29′ OKoordinaten: 48° 57′ 25″ N, 9° 28′ 31″ O
Höhe: 265 (236–520) m
Einwohner: 1612 (Jun. 2013)
Eingemeindung: 1941
Postleitzahl: 71522
Vorwahl: 07191
Luftbild von Steinbach (1985)
Steinbach auf einer Ansicht von Andreas Kieser (1686)

Geographie Bearbeiten

Steinbach liegt auf Backnanger Gemarkung in 236 bis 520 Meter Höhe am Fuße des Naturparks Schwäbisch-Fränkischer Wald und grenzt unmittelbar an die Nachbargemeinde Auenwald. Der tiefste Punkt befindet sich mit 236 m an der Murr, der höchste Punkt auf einem Höhenrücken des Murrhardter Waldes bei den Gewannen Floßhau und Wüstenberg auf 520 m. Durch Steinbach fließt der in Ortslage zum größten Teil verrohrte Bodenbach, ein Zufluss der Murr.

Südlich von Steinbach weist der Flurname Weiler auf eine Wüstung hin, von der ansonsten nichts mehr bekannt ist.[2]

Geschichte Bearbeiten

Spuren menschlichen Daseins aus jungsteinzeitlicher Zeit vor zirka 5000 bis 7000 Jahren fand man bei Strümpfelbach, Steinbach, Sachsenweiler und dem Seehof. Auch wenn der Flussname „Murr“ nachweisbar keltisch ist, konnten bisher weder Wohnplätze noch Kultanlagen aus dieser Zeit im Raum Backnang gefunden werden. Erst mit dem Bau des obergermanischen Limes in den Jahren 148/150 n. Chr. entstanden im Schutze der Militärstandorte auch zivile Siedlungen, deren Bevölkerung durch große bäuerliche Gehöfte („villae rusticae“) versorgt wurde. Auch auf Markung Steinbach (Gewann „Heidenfeld“) sollen im 19. Jahrhundert Grundmauern, Ziegel und Gefäßreste eines Gehöftes gefunden worden sein. Allerdings gingen alle Fundstücke bei Kriegsende 1945 verloren.[3] Weiterhin befindet sich südöstlich des Ortes ein tief eingeschnittener Hohlweg, dessen Entstehung wohl auf die Römer zurückzuführen ist.[4]

Steinbach wurde 1368 erstmals urkundlich erwähnt, als das Stift Backnang hier Besitz erwarb. 1439 fiel der Ort an Württemberg. 1593 erschien der Ort als Stainbach auf einer Karte von Georg Gadner.[5] 1686 erschien Steinbach im Forstlagerbuch von Andreas Kieser.

Steinbach gehörte zum Oberamt Backnang. Der Ort war somit 1806 bis 1918 Bestandteil des Königreichs Württemberg und seit 1918 des freien Volksstaates Württemberg. Im Zuge der Verwaltungsreform 1938 kam Steinbach zum Landkreis Backnang. 1941 wurde die bis dahin selbständige Gemeinde nach Backnang eingemeindet.[6] Steinbach hatte lange Zeit einen inzwischen aufgegebenen Bahnhaltepunkt an der Bahnstrecke Waiblingen–Schwäbisch Hall-Hessental. An diesen erinnert heute noch der Name „Bahnhofsweg“ (die Wiedererrichtung des Haltepunkts ist für den Fall der vom Verband Region Stuttgart verfolgten S-Bahn-Verlängerung bis Sulzbach[7] geplant).

Einwohnerentwicklung Bearbeiten

  • 1810: 437 Einwohner[8]
  • 1828: 575 (davon 5 Katholiken)[9]
  • 1887: 532 (davon 8 Katholiken)[10]

Ortsentwicklung Bearbeiten

Der ursprüngliche Dorfkern befand sich in der Talsohle. Der Ort hat drei größere Erweiterungschritte erfahren: Nach einer ersten Erweiterung nördlich des Altortes folgte in den 70er Jahren ein weiteres Neubaugebiet auf die sonnigen Südhänge und früheren Weinberge. Um die Jahrtausendwende erfolgte eine weitere Erweiterung des Dorfes Richtung Westen und im Anschluss die Bebauung des alten Häussermannschen Hofs im Ortskern, mit einem neuen Dorfplatz.

Religion Bearbeiten

Steinbach bildet mit dem Nachbarort Sachsenweiler die 1970 neugegründete Kirchengemeinde Sachsenweiler-Steinbach mit ca. 1350 Mitgliedern und gehört zum evangelischen Kirchenbezirk Backnang. Davor war Steinbach eine Filialgemeinde der Kirchengemeinde Backnang. Die evangelische Stephanuskirche wurde in den 1930er Jahren erbaut.

Steinbach gehört zur katholischen Gemeinde der Christkönigskirche in Backnang.

Politik Bearbeiten

Das Gebiet der 1941 eingegliederten Gemeinde Steinbach bildet eine Ortschaft im Sinne der baden-württembergischen Gemeindeordnung mit eigenem aus acht Mitgliedern bestehendem Ortschaftsrat.[11]

Schultheißen und Bürgermeister Bearbeiten

Die Schultheißen waren zumeist wohlhabende und angesehene Landwirte, die man umgangssprachlich auch Bauraschultes (Bauernschultes) nannte. Erst 1930 wurde in Württemberg die Amtsbezeichnung Schultheiß durch Bürgermeister ersetzt.

Liste der Schultheißen (unvollständig, Amtszeiten teilweise unklar):

  • um 1672: Jacob Layer[12]
  • 1672–1675: Michael Ulmer[12]
  • 1715: Johannes Ulmer[12]
  • 1723: Jerg Stark[12]
  • 1752: Jerg Adam Haag[12]
  • 1768: Johann Michael Stark[12]
  • 1790–1810: Michael Layer[12]
  • 1810–1828: Matthäus Kübler[8][12]
  • 1828: Sanzenbacher[9]
  • 1829–1833: Johann Georg Furch[12]
  • 1848: Johannes Layer[12]
  • 1848–1851: Johann Georg Layer[12]
  • 1851: Johannes Layer[12]
  • 1887: Layer[10]
  • 1900: Johannes Föll[12]
  • 1933: Gustav Adolf Bürkle[12]
  • 1933–1945: Hermann Frey (zeitweise in Personalunion mit Oberbrüden)[12]

Vereinsleben Bearbeiten

  • Akkordeon-Ring Steinbach e. V.: Der Akkordeonring wurde 1956 aus einer Harmonikaspielgruppe heraus gegründet.[13]
  • club junges europa backnang e. V. – cje: Der club junges europa (cje) wurde im Jahr 1966 als einer der ersten unabhängigen Kulturvereine im Raum Backnang gegründet. Er verwirklichte den damals aufkommenden europäischen Gedanken in seinen Hauptzielen: Durch persönliche Kontakte und Begegnungen zur Völkerverständigung und zum Aufbau von Toleranz im vereinten Europa beizutragen. Der Verein zählt heute 850 Mitglieder, welche in ganz Deutschland und im benachbarten Ausland leben. Im Hochsommer findet jedes zweite Jahr auf dem ehemaligen Schulhof der „Höflestreff“ mit Musik, Kabarett, Speisen und Getränken statt.[14]
  • Liederkranz Backnang-Steinbach e. V.: Der Verein wurde 1906 mit 40 Aktiven und 18 passiven Mitglieder als Männerchor ins Leben gerufen.[15]
  • SV Steinbach 1920: Der Sportverein wurde im Jahre 1920 mit der Abteilung Fußball gegründet. An der Versammlung beteiligten sich 25 junge Leute. Schon im Jahre 1956 konnte man mit dem Turnsport ein zweites sportliches Standbein ins Leben rufen. Es gab eine Frauen- und Kinderabteilung. Heute zählt der Verein ca. 750 Mitglieder.[16]

Der Obst- und Gartenbauverein Backnang feiert seit 1979 jedes Jahr beim Backhaus („Backhäusle“) im Dorfzentrum das traditionelle Salzkuchenfest, zu dem viele Besucher aus der Region nach Steinbach kommen.

Literatur Bearbeiten

  • Steinbach. In: Karl Eduard Paulus (Hrsg.): Beschreibung des Oberamts Backnang (= Die Württembergischen Oberamtsbeschreibungen 1824–1886. Band 53). H. Lindemann, Stuttgart 1871, S. 311–314 (Volltext [Wikisource]).
  • Heinrich Kuttler: Das alte Steinbach. Dorfleben aus sechs Jahrhunderten. Backnang 1995.
  • Stadt Backnang (Hrsg.): 650 Jahre Steinbach. Backnang 2018.

Weblinks Bearbeiten

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Website der Stadt Backnang
  2. Karl Eduard Paulus (Hrsg.): Beschreibung des Oberamts Backnang. H. Lindemann, Stuttgart 1871, S. 123.
  3. Geschichte Backnangs. In: backnang.de. Abgerufen am 16. April 2018.
  4. Stuttgarter Zeitung, Stuttgart Germany: Backnang: Uralten Hohlweg freigelegt. Abgerufen am 18. April 2023.
  5. Landesarchiv Baden-Württemberg Abt. Hauptstaatsarchiv Stuttgart - Dokumente. Abgerufen am 6. Februar 2024.
  6. Steinbach (Backnang). In: wiki-de.genealogy.net. GenWiki, 23. Februar 2016, abgerufen am 16. April 2018.
  7. Teil der Maßnahme 261 (Tabelle 4.2.5 im Kapitel 4) des aktuellen Regionalverkehrsplanes, Kapitel-Download unter Regionalverkehrsplan Region Stuttgart. Beschluss der Regionalversammlung vom 28. März 2001. (PDF; 1,68 MB) In: region-stuttgart.org. Verband Region Stuttgart, 8. März 2001, S. 163, abgerufen am 16. April 2018.
  8. a b Königlich Württembergisches Hof- und Staats-Handbuch. J.F. Steinkopf, Stuttgart 1810, S. 252.
  9. a b Königlich Württembergisches Hof- und Staats-Handbuch. J. F. Steinkopf, Stuttgart 1828, S. 158.
  10. a b Königlich Statistisches Landesamt (Hrsg.): Hof- und Staats-Handbuch des Königreichs Württemberg. W. Kohlhammer, Stuttgart 1887, S. 350.
  11. Hauptsatzung der Stadt Backnang vom 23. Juli 1998 (Memento des Originals vom 29. Oktober 2020 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.backnang.de (PDF)
  12. a b c d e f g h i j k l m n o Burkhart Oertel (Hrsg.): Ortssippenbuch Backnang. 1. Auflage. Band 4. Selbstverlag des Verfassers, Neubiberg und Frankfurt am Main 2004, S. 4.
  13. Akkordeon-Ring Steinbach e. V. - 1932-2004. In: akkordeon-ring.de. Abgerufen am 16. April 2018.
  14. Website des cje
  15. Geschichtliches. In: liederkranz-backnang-steinbach.de. Liederkranz Backnang-Steinbach e. V., archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 28. Januar 2005; abgerufen am 16. April 2018.
  16. SV Steinbach e. V. In: sv-backnang-steinbach.de. Archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 19. August 2017; abgerufen am 16. April 2018.  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/sv-backnang-steinbach.de

Geographische Angaben nach amtlichen topographischen Karten 1:25.000 und 1:50.000.