Klassenzeichen
Bootsmaße
Länge üA: 6,92 m
Länge WL: 4,72 m
Breite üA: 1,73 m
Tiefgang: 1,02 m
Masthöhe: 10 m
Gewicht (segelfertig): 680 kg
Gewicht (Ballast, Kiel): 394,5–408,5 kg
Segelfläche
Segelfläche am Wind: 27,92 m²
Großsegel: 20,5 m²
Fock: 7,5 m²
Sonstiges
Takelungsart: Slup
Yardstickzahl: 97[1]
Klasse: international / olympisch

Der Star (oder deutsch: Starboot, engl.: Starboat) ist eine Einheitsklasse für ein offenes Zweimann-Kielboot. Sie wurde als Regattayacht bei Olympischen Spielen bis 2012 eingesetzt. Der Star ist ein Regattaboot für den anspruchsvollen und athletischen Segler, deshalb zieht es in diese Bootsklasse immer wieder die Topsegler aus aller Welt (Dennis Conner, Russell Coutts, Paul Elvstrøm, Mark Reynolds, Torben Grael, Iain Percy u. a.).

Geschichte Bearbeiten

 
Segelriss Star

Der Star wurde 1910 als offenes Zwei-Mann-Kielboot von William Gardner und Francis Sweisguth entworfen. Ein Jahr später, 1911, wurde ein internationaler Interessenverband gegründet, der seit 1922 nahezu jährlich eine Weltmeisterschaft für Star-Boote veranstaltet.[2] Bereits 1932 wurde der Star als olympische Bootsklasse ausgewählt. Er war damit die erste Einheitsbootsklasse, die bei Olympischen Spielen gesegelt wurde.

1968 wurde der Star allerdings zum ersten Mal durch eine andere Bootsklasse ersetzt, die Tempest. Nach den Olympischen Spielen 1976 bekam das Boot die olympischen Ringe zurück.[3] Für die Olympischen Spiele 2016 wurde der Star erneut nicht nominiert. Das veranstaltende Olympische Komitee Brasiliens konnte jedoch eine weitere Disziplin nominieren und entschied sich für das Starboot. Im Gegenzug müssen sämtliche damit verbundenen Kosten vom Veranstalter getragen werden.

Die lange olympische Geschichte erklärt die internationale Verbreitung der anspruchsvollen Bootsklasse. Seit 1911 vertritt die International Star Class Yacht Racing Association als weltweiter Verband (Klassenvereinigung) die Interessen der Star-Klasse. Sie ist in zwei „Hemisphären“, Süd und Nord, und darunter in insgesamt 21 „Distrikte“ aufgeteilt, welche wiederum in sogenannte „Flotten“ (beispielsweise 23 in Deutschland) untergliedert sind. Süddeutschland gehört gemeinsam mit Österreich, Weißrussland, Kroatien, Tschechien, Georgien, Ungarn, Slowakei, Slowenien, Russland und der Ukraine zum Distrikt 17. Norddeutschland gehört mit Großbritannien, Benelux und Dänemark zum 13. Distrikt. Die Hamburger Flotte wurde 1931 begründet; die jüngste Flotte in Deutschland ist die Bremer Flotte von 1995.[4]

Bis August 2023 wurden insgesamt 8591 Stare gebaut.[5]

Rumpf Bearbeiten

 
Star hoch am Wind, Crew reitet aus

Zulässige Werkstoffe für den Knickspant-Rumpf sind Holz oder glasfaserverstärktes Polyester- oder Epoxidharz. Inzwischen wurde jedoch das Holz fast vollständig aus dem Bereich der Rennyachten verdrängt und ist nur noch bei älteren Rümpfen zu finden.

Der Rumpf besitzt einen in Querrichtung leicht gewölbten Flachboden, der in Längsrichtung gebogen ist. Dies führt zu einem relativ kurzen Vorsteven, der sich schon oberhalb der Wasserlinie befindet. Das Heck hat einen leicht positiven Spiegel (Plattgattheck).

Die Baupläne sind für jedermann vom Central Office der ISCYRA in Chicago erhältlich.

Rigg, Takelage, Segel Bearbeiten

 
Starboot Regatta auf dem Wannsee (2010)

Das einfache Rigg verleiht dem Star auf dem Wasser ein fast unverwechselbares Erscheinungsbild. Neben dem weit vorne stehenden Mast sticht vor allem die im Vergleich mit dem Rumpf große Großsegelfläche ins Auge. Bei einer Bootslänge von 6,92 m besitzt der Großbaum eine Länge von circa 4,5 m und ragt damit knapp über das Heck hinaus; das Großsegel hat eine Fläche von über 20 m². Mit der Fock zusammen trägt der Star mehr als 27 m² Segelfläche.

Anders als die meisten modernen Regattaklassen besitzt der Star neben Fock und Großsegel keinen Spinnaker oder Gennaker. Der Star ist trotzdem ein komplex zu segelndes Boot, da eine Vielzahl von Trimmmöglichkeiten es erlauben, das Rigg den Erfordernissen entsprechend einzustellen.

Regatten: Internationale Meister Bearbeiten

Eine Besonderheit der Starboot-Klasse ist es, dass man bereits am Segelzeichen erkennen kann, mit wem man es zu tun hat. Die Weltmeister der Klasse haben das Recht, statt des roten Klassenzeichens einen Fünfzack-Stern in Gold, Sieger einer Kontinental- oder Hemisphären-Meisterschaft einen in Silber, Distrikt-Meister einen in Blau und die Gewinner einer Anfänger-Distrikt-Meisterschaft den Stern in Grün anzubringen. Olympiasieger erhalten einen goldenen Stern, der oberhalb der olympischen Ringe steht. Es gilt als äußerst unfein, den Segelmacher darauf hinzuweisen, den entsprechenden farbigen Stern anzubringen, wenn dieser es nicht von sich aus tut, weil er zum Beispiel nicht wusste, mit wem er es zu tun hat. Erhaben über diesen Fauxpas des Segelmachers segelt man bewusst undekoriert. Weltmeistertitel werden innerhalb dieser Klasse höher geschätzt als olympische Siege.[6]

Olympische Sommerspiele Bearbeiten

Die Olympischen Sommerspiele 1940 und 1944 fanden wegen des Zweiten Weltkrieges nicht statt.

Für die Segelwettbewerbe im Sommer 1976 auf dem Ontariosee in Kanada wurde der Star durch das Kielboot Tempest ersetzt. Bei der Sitzung der International Sailing Federation am 7. Mai 2011 wurde das Starboot ab 2016 erneut aus dem olympischen Programm genommen.[7]

Goldmedaillengewinner
Jahr  Nationalität  Skipper/Steuermann  Crew/Vorschoter Segelnummer Bootsname
1932 Vereinigte Staaten 48  Vereinigte Staaten Gilbert Gray Andrew Libano      615 Jupiter
1936 NS-Staat  Deutsches Reich Peter Bischoff Hans-Joachim Weise     1287 Wannsee
1948 Vereinigte Staaten 48  Vereinigte Staaten Hilary Smart Paul Smart     2570 Hilarius
1952 Italien  Italien Agostino Straulino Nicolò Rode     2958 Merope
1956 Vereinigte Staaten 48  Vereinigte Staaten Herbert Williams Lawrence Low     3745 Kathleen
1960 Sowjetunion 1955  Sowjetunion Timir Pinegin Fjodor Schutkow     3802 Tornado
1964 Bahamas  Bahamas Durward Knowles Cecil Cooke     4789 Gem
1968 Vereinigte Staaten  Vereinigte Staaten Lowell North Peter Barrett     4733 North Star
1972 Australien  Australien John Anderson David Forbes     —
1980 Sowjetunion 1955  Sowjetunion Walentin Mankin Aleksandrs Muzičenko     6494
1984 Vereinigte Staaten  Vereinigte Staaten William Earl Buchan Steven Erickson     6960
1988 Vereinigtes Konigreich  Vereinigtes Königreich Michael McIntyre Bryn Vaile     —
1992 Vereinigte Staaten  Vereinigte Staaten Mark Reynolds Hal Haenel     7592
1996 Brasilien  Brasilien Torben Grael Marcelo Ferreira     —
2000 Vereinigte Staaten  Vereinigte Staaten Mark Reynolds Magnus Liljedahl     7829
2004 Brasilien  Brasilien Torben Grael Marcelo Ferreira     —
2008 Vereinigtes Konigreich  Vereinigtes Königreich Iain Percy Andrew Simpson     —
2012 Schweden  Schweden Fredrik Lööf Max Salminen     —

Weltmeisterschaften Bearbeiten

In dieser Liste werden nur diejenigen Weltmeisterschaften aufgeführt, in denen

  • keine Olympischen Sommerspiele stattfanden oder
  • der Star nicht bei Olympischen Spielen zugelassen war oder
  • der Zugang zu den Olympischen Spielen signifikant beschränkt war.

Alle Teilnehmer in den Weltmeisterschaften der 1920er Jahre und während des Zweiten Weltkrieges kamen aus Nordamerika. Der Weltmeister des Jahres 1984 aus Brasilien nahm an den Olympischen Spielen im selben Jahr teil.

Weltmeister in den Jahren ohne Olympische Spiele
Jahr und Austragungsort  Nationalität  Skipper/Steuermann  Crew/Vorschoter  Bootsname
1924 Western Long Island Sound Vereinigte Staaten    USA Jack Robinson Arthur Knapp Jr. Little Bear
1928 Newport Beach Vereinigte Staaten    USA Prentice Edrington Gilbert Gray Sparkler II
1940 San Diego Vereinigte Staaten    USA James Cowie Gordon Cowie Rambunctious
1944 Lake Michigan Vereinigte Staaten    USA Gerald Driscoll Malin Burnham
1976 Nassau (Bahamas) Vereinigte Staaten    USA James Allsopp Michael Guhin Mustard Seed
1980 Rio de Janeiro Vereinigte Staaten    USA Tom Blackaller David Shaw Chewbacca

Siehe auch Bearbeiten

Commons: Star (keelboat) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Weblinks Bearbeiten

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Archivierte Kopie (Memento vom 6. März 2018 im Internet Archive). Yardstickzahlen des DSV 2018, abgerufen am 5. März 2018.
  2. Star Class History. Liste der Ergebnislisten bei der International Star Class Yacht Racing Association. Abgerufen am 11. Mai 2013. Ohne Weltmeisterschaft blieben demnach nur die Jahre 1927–1931, 1933–1938, 1940–1943, 1968, 1982, 1984, 1986–1992, 1998, 2000 und 2001, also 28 der 91 Jahre von 1922 bis einschließlich 2012.
  3. Website Starclass: Ausführliche Regattaergebnisse der Olympischen Spiele seit 1932 in der Starboot-Klasse. Abgerufen am 5. Februar 2009.
  4. Website Starclass: Karte der Distrikte (Memento vom 2. Januar 2012 im Internet Archive). Abgerufen am 5. Februar 2009.
  5. Star Class: "Newest Star Number".
  6. Yacht 1976 Heft: 10 Atempause? Starboote in Deutschland (Seite: 63).
  7. Meldung der ISAF.