Rajon Gussew

Rajon in der Oblast Kaliningrad, Russland
(Weitergeleitet von Stadtkreis Gussew)

Der Rajon Gussew (russisch Гусевский район) ist eine Verwaltungseinheit im östlichen Teil der russischen Oblast Kaliningrad.

Rajon
Gussew
Гусевский административный район
Гусевский городской округ
Wappen
Wappen
Wappen
Föderationskreis Nordwestrussland
Oblast Kaliningrad
Verwaltungszentrum Gussew
(Stadt)
Fläche 642,7 km²
Bevölkerung 38.089 Einwohner
(Stand: 1. Okt. 2021)[1]
Bevölkerungsdichte 59 Einwohner/km²
Oberhaupt des Rajons (des Stadtkreises)
Andrei Gnesdilow
Rajon gegründet 1946
Zeitzone UTC+2
Telefonvorwahl (+7) 40143
Kfz-Kennzeichen 39, 91
OKATO 27 212
OKTMO 27 709
Website www.admgusev.ru
Geographische Lage des Verwaltungszentrums
Koordinaten 54° 35′ N, 22° 12′ OKoordinaten: 54° 35′ N, 22° 12′ O
Gussew (Oblast Kaliningrad)
Gussew (Oblast Kaliningrad)
Gussew
Gussew: Lage in der Oblast Kaliningrad
Lage innerhalb Russlands
Lage innerhalb Russlands
Oblast Kaliningrad innerhalb Russlands

Seit 2013 besteht der Rajon nur noch administrativ-territorial und wird mit Administrativer Rajon Gussew (russisch Гусевский административный район) bezeichnet. Die kommunale Selbstverwaltung wird als Stadtkreis organisiert, dessen Verwaltungssitz die Stadt Gussew (Gumbinnen) ist.

Die Region ist sehr dünn besiedelt, sie wird unter anderem von Pissa und Angrapa durchflossen. Der dünner besiedelte Süden des Rajons ist von Waldlandschaft geprägt, während im Norden eher Wald- und versteppte Weidelandschaft vorherrschen. Haupterwerbszweig der Bevölkerung ist die Landwirtschaft. Durch das Rajonsgebiet verläuft die Haupteisenbahn- und Straßenverbindung von Kaliningrad nach Moskau.

Kommunale Selbstverwaltung Bearbeiten

Auf dem Territorium des Rajons Gussew besteht seit 2013 die kommunale Selbstverwaltungseinheit Stadtkreis Gussew (ru. Гусевский городской округ, Gussewski gorodskoi okrug) mit der Stadt Gussew und 40 weiteren Siedlungen (ru. possjolok).

Geschichte Bearbeiten

Der Rajon wurde am 7. April 1946 als Gumbinnenski rajon gegründet.[2] Verwaltet wurde der Rajon ab Ende Mai 1946 zunächst von der „Verwaltung für zivile Angelegenheiten des Rajons Gumbinnen“ (ru. Управление по гражданским делам Гумбинненского района, Uprawlenie po graschdanski delam Gumbinnenskowo rajona). Am 7. September 1946 wurde die Stadt Gumbinnen in Gussew umbenannt und der Rajon in Gussewski rajon.[3] Die Stadt Gussew war rajonfrei, wurde aber Verwaltungssitz des Rajons. Im Sommer 1947 wurde zur Verwaltung des Rajons das Exekutivkomitee des Gussewsker Rajonsowjets der Abgeordneten der Werktätigen ernannt (ru. Исполнительный комитет Гусевского районного Совета депутатов трудящихся, Ispolnitelny komitet Gussewskowo rajonowo Soweta deputatow trudjaschtschichsja; kurz: Гусевский Райисполком, Gussewski Rajispolkom).

Bei der Einrichtung des Rajons Gussew wurde auf die Grenzen des ehemaligen Kreises Gumbinnen kein Bezug genommen, wenngleich diese doch annähernd übereinstimmten. Aus dem Landkreis Tilsit-Ragnit wurden die Orte Augsgirren/Sassenhöhe, Bergental, Groß Pillkallen/Kallenfeld, Opehlischken/Opeln, Werxnupönen/Langenort und später auch Kauschen (ru. zunächst Kaschino), aus dem Kreis Pillkallen (Schloßberg) die Orte Antballen/Abendwalde, Birkenfelde (Ksp Mallwischken), Dubinnen/Duben, Henskehmen/Sprindacker, Katharinenhof, Löbtuballen/Löbaugrund, Mallwischken/Mallwen, Naujeningken/Nauningen, Plimballen/Osterfelde, Sassupönen/Sassenbach, Smailen, Stimbern, Stirnlaugken/Stirnen, Wandlaudszen/Rotenkamp und Werdehlischken/Werden sowie aus dem Kreis Stallupönen (Ebenrode) die Orte Schillgallen/Heimfelde, Schockwethen/Randau und Seekampen übernommen.[4] Andererseits wurden aus dem Kreis Gumbinnen westliche Gebietsteile in den Rajon Tschernjachowsk, südliche Gebietsteile in den Rajon Osjorsk und südöstliche Gebietsteile in den Rajon Nesterow eingeordnet.

Im Jahr 1960 wurde der Gussewsker Rajonsowjet an den Gussewsker Stadtsowjet angeschlossen und damit die Verwaltung des Rajons der Stadt Gussew unterstellt. In den Jahren 1963 bis 1965 war der Rajon im Rahmen einer kurzzeitigen allgemeinen Verwaltungsreform an den Rajon Nesterow angeschlossen.

Nach dem Zerfall der Sowjetunion wurde im Jahr 1992 unter der Bezeichnung Administration des Rajons Gussew (ru. Администрация Гусевского района, Administrazija Gussewskowo rajona) wieder eine eigene Rajonverwaltung eingerichtet. Im Jahr 1996 wurde die Stadt Gussew in den Rajon eingegliedert.[5]

Im Jahr 1998 wurde auf dem Territorium des Rajons Gussew die (gleichnamige) kommunale Selbstverwaltungseinheit Rajon Gussew eingerichtet.[6] Im Jahr 2004 bekam diese Verwaltungseinheit den Status eines Stadtkreises (ru. Гусевский городской округ, Gussewski gorodskoi okrug).[7] Der Stadtkreis Gussew wurde von der Gerichtsbarkeit jedoch verworfen. Daraufhin bekam die Verwaltungseinheit im Jahr 2008 den Status eines "munizipalen" Rajons und wurde mit Munizipaler Rajon Gussew (ru. Гусевский муниципальный район, Gussewski munizipalny rajon) bezeichnet; darin wurde die kommunale Selbstverwaltung auf die lokale Ebene ausgeweitet und die bestehenden sieben Dorfbezirke in vier Landgemeinden umgewandelt.[8] Im Jahr 2013 bekam die Verwaltungseinheit wieder den Status eines Stadtkreises.[9]

Dorfsowjets/Dorfbezirke 1947–2008 Bearbeiten

Name Verwaltungssitz deutscher Name Bemerkungen
Brjanski Brjanskoje
seit vor 1968: Podgorowka
seit vor 1988: Perwomaiskoje
Pruszischken (Preussendorf)
Groß Baitschen
Sadweitschen (Altkrug)
von 1963 bis 1965 im Rajon Nesterow
Dubrawski Dubrawa Buylien (Schulzenwalde) wurde 1954 an Lipowski angeschlossen, der Ort Dubrawa gehört seit vor 1975 zum Rajon Osjorsk
Furmanowski Furmanowo Stannaitschen (Zweilinden) von 1963 bis 1965 im Rajon Nesterow
Krasnogorski Krasnogorskoje
seit vor 1975: Kubanowka
Niebudszen (Herzogskirch)
Brakupönen (Roßlinde)
von 1963 bis 1965 im Rajon Nesterow
Krasnopolski Krasnopolje Pötschkehmen (Pötschwalde) wurde 1954 an Pokrowski angeschlossen
Lipowski Lipowo Kulligkehmen (Ohldorf) von 1963 bis 1965 im Rajon Nesterow
Maiski Maiskoje Mallwischken (Mallwen) von 1963 bis 1965 im Rajon Nesterow
Majakowski Majakowskoje Nemmersdorf von 1963 bis 1965 im Rajon Nesterow
Pokrowski Pokrowskoje
seit vor 1968: Priosjornoje
seit vor 1975: Michailowo[10]
Bibehlen (Falkenhausen)
Gerwischkehmen (Gerwen)
Eszerningken (Neupassau)
von 1963 bis 1965 im Rajon Nesterow

Gemeinden 2008–2013 Bearbeiten

 
Verwaltungseinteilung des Rajons Gussew 2008–2013
Name Verwaltungssitz deutscher
Name
Anzahl der
Orte
Einwohner
(2010)
Fläche
[km²]
Städtische Gemeinde:
Gussewskoje Gussew Gumbinnen 9 29.942 65
Landgemeinden:
Kalininskoje Kalininskoje Augstupönen
1938–45: Hochfließ
6 2.033 122
Kubanowskoje Kubanowka Brakupönen
1938–45: Roßlinde
12 2.483 249
Majakowskoje Majakowskoje Nemmersdorf 6 934 108
Michailowskoje Michailowo Eszerningken
1936–38: Escherningken
1938–45: Neupassau
8 1.750 99

Einwohnerentwicklung Bearbeiten

Jahr Einwohner[11] Bemerkungen
1959 10.545 Einschließlich der Stadt Gussew: 24.719
1970 08.775 Einschließlich der Stadt Gussew: 30.828
1979 09.100 Einschließlich der Stadt Gussew: 33.674
1989 07.533 Einschließlich der Stadt Gussew: 34.564
2002 37.461
2010 37.142
2021 38.089

Funktionsträger Bearbeiten

Parteisekretäre der WKP(B)/KPdSU 1947–1960 Bearbeiten

  • 1947–1950: G. I. Repin (Г. И. Репин)
  • 1950–1960: Afanassi Terentjewitsch Illarionow (Афанасий Терентьевич Илларионов)

ab 1960 hatte der Rajon keine eigene Verwaltung mehr

Vorsitzende Bearbeiten

  • 1946–1947: Nikita Sergejewitsch Panitschew (Никита Сергеевич Паничев)
  • 1947–1952: A. A. Sassedatelew (А. А. Заседателев)
  • 1952–1954: W. Je. Chochrjakow (В. Е. Хохряков)
  • 1954–1956: W. A. Ignatow (В. А. Игнатов)
  • 1956–1960: S. Ja. Owtschinnikow (С. Я. Овчинников)

von 1960 bis 1992 gab es keine eigene Rajonverwaltung

  • 1992–1993: W. F. Sacharow (В. Ф. Захаров)
  • 1993–1996: Nikolai Alexandrowitsch Worobei (Николай Александрович Воробей)
  • 1996–2005: Anatoli Grigorjewitsch Trifonow (Анатолий Григорьевич Трифонов)
  • 2005–2010: Nikolai Nikolajewitsch Zukanow (Николай Николаевич Цуканов)
  • 2010–2013: Andrei Petrowitsch Gnesdilow (Андрей Петрович Гнездилов)
  • 2013–2017: Wjatscheslaw Wassiljewitsch Gazuk (Вячеслав Васильевич Гацук)
  • seit 2017: Andrei Petrowitsch Gnesdilow (Андрей Петрович Гнездилов)

Verwaltungschefs Bearbeiten

  • 2010–2012: Galina Michailowna Silenko (Галина Михайловна Силенко)
  • 2012–2014: Wiktor Nikolajewitsch Perepelow (Виктор Николаевич Перепелов) (i. V.)
  • 2014–2018: Jewgeni Jewgenjewitsch Michailow (Евгений Евгеньевич Михайлов)
  • seit 2018: Alexandr Alexandrowitsch Kitajew (Александр Александрович Китаев)

Weblinks Bearbeiten

Commons: Rajon Gussew – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Таблица 1.10 «Численность населения городских округов, муниципальных районов, муниципальных округов, городских и сельских поселений, городских населенных пунктов, сельских населенных пунктов» Программы итогов Всероссийской переписи населения 2020 года, утвержденной приказом Росстата от 28 декабря 2021г. № 963, с данными о численности постоянного населения каждого населенного пункта Калининградской области. (Tabelle 1.10 „Bevölkerungsanzahl der Stadtkreise, munizipalen Rajons, Munizipalkreise, städtischen und ländlichen Siedlungen [insgesamt], städtischen Orte, ländlichen Orte“ der Ergebnisse der Allrussischen Volkszählung von 2020 [vollzogen am 1. Oktober 2021], genehmigt durch die Verordnung von Rosstat vom 28. Dezember 2021, Nr. 963, mit Angaben zur Zahl der Wohnbevölkerung jedes Ortes der Oblast Kaliningrad.)
  2. Durch den Постановление Совета Министров СССР от 7 апреля 1946 г. № 783 «Об административном устройстве г. Кенигсберга и прилегающих к нему районов» (Beschluss des Ministerrats der UdSSR vom 7. April 1946, Nr. 783: Über den administrativen Aufbau der Stadt Königsberg und ihren umliegenden Rajons)
  3. Durch den Указ Президиума Верховного Совета РСФСР от 7 сентября 1946 г. «Об административном устройстве Калининградской области» (Erlass des Präsidiums des Obersten Sowjets der RSFSR vom 7. September 1946: Über den administrativen Aufbau der Oblast Kaliningrad)
  4. Laut Erlasslage aus dem Kreis Stallupönen zunächst auch die Orte Kummeln und Mikuthelen/Michelsdorf.
  5. Durch das Закон Калининградской области от 27 марта 1996 г. № 44 «Об административно-территориальном устройстве Калининградской области Российской Федерации» (Gesetz der Oblast Kaliningrad vom 27. März 1996, Nr. 44: Über den administrativ-territorialen Aufbau der Oblast Kaliningrad)
  6. Durch den Постановление Калининградской областной Думы от 4 июня 1998 г. № 40 «Об утверждении границы административно - территориального, муниципального образования "Гусевский район"» (Beschluss der Kaliningrader Oblastduma vom 4. Juni 1998, Nr. 40: Über die Bestätigung der Grenze des administrativ-territorialen und der munizipalen Bildung "Rajon Gussew")
  7. Durch das Закон Калининградской области от 5 ноября 2004 г., № 445 «О наделении муниципального образования "Гусевский район" статусом городского округа» (Gesetz der Oblast Kaliningrad vom 5. November 2004, Nr. 445: Über das Ausstatten der munizipalen Bildung "Rajon Gussew" mit dem Status eines Stadtkreises)
  8. Durch das Закон Калининградской области от 30 июня 2008 г., № 255 «Об организации местного самоуправления на территории муниципального образования "Гусевский городской округ"» (Gesetz der Oblast Kaliningrad vom 30. Juni 2008, Nr. 255: Über die Organisation der lokalen Selbstverwaltung auf dem Gebiet der munizipalen Bildung "Stadtkreis Gussew")
  9. Durch das Закон Калининградской области от 29 мая 2013 г., № 230 «О преобразовании Гусевского городского поселения, Калининского, Кубановского, Маяковского и Михайловского сельских поселений путем объединения поселений и наделении вновь образованного городского поселения статусом городского округа» (Gesetz der Oblast Kaliningrad vom 29. Mai 2013, Nr. 230: Über die Umgestaltung der städtischen Gemeinde Gussewskoje und der Landgemeinden Kalininskoje, Kubanowskoje, Majakowskskoje und Michailowskoje auf dem Wege der Vereinigung der Gemeinden und das Ausstatten der wieder gebildeten städtischen Gemeinde mit dem Status eines Stadtkreises)
  10. auch Michailowka
  11. Volkszählungsdaten