St. Peter und Paul (Arnshausen)

Kirchengebäude in Bad Kissingen
St.-Peter-und-Paul, Arnshausen
,Die St.-Peter-und-Paul-Kirche
Ort Arnshausen
Konfession römisch-katholisch
Diözese Bistum Würzburg
Patrozinium Peter und Paul
Baujahr 1613; mit Neubau von 1977
Bautyp Saalkirche
Funktion Pfarrkirche

Die römisch-katholische Kirche St. Peter und Paul befindet sich in Arnshausen, einem Ortsteil des in Unterfranken gelegenen Kurorts Bad Kissingen. Sie gehört zu den Bad Kissinger Baudenkmälern und ist unter der Nummer D-6-72-114-156 in der Bayerischen Denkmalliste registriert.

Geschichte Bearbeiten

Erste Arnshausener Kirche Bearbeiten

Archäologische Untersuchungen im Rahmen des Einbaus einer neuen Ölheizung im Jahr 1964[1] brachten zwölf übereinander liegende Erdschichten zutage. In der untersten und damit ältesten Schicht wurden Keramikstücke gefunden, die von einem 1240 angelegten Keramikfußboden stammen. Dieser ersetzte vermutlich einen vorher angelegten Holzfußboden. Die auf zwischen 1220 und 1250 geschätzte Entstehungszeit der Keramikfunde deckt sich mit der ersten bekannten urkundlichen Erwähnung Arnshausens von 1242.

Diese Mitte des 13. Jahrhunderts bezeugte Kirche diente in Kriegszeiten auch als Zufluchtsort in einer Zeit, als die Henneberger Grafen und die Würzburger Bischöfe bestrebt waren, ihre Machtansprüche gegeneinander abzugrenzen. Diese Umstände machten sich in der schießschartenartigen Anlage der Kirchenfenster bemerkbar; der Kirchhof wurde von einer Ringmauer umgeben, die ebenfalls Schießscharten aufwies.

Heutiges Kirchengebäude Bearbeiten

Entstehung Bearbeiten

Nachdem die Pfarrei Arnshausen, zu der auch Reiterswiesen gehört hatte, im Jahre 1410 auf Grund schwindender Einnahmen an die Pfarrei Bad Kissingen angegliedert wurde, begann der Zerfall des Kirchengebäudes. Aus diesem Grund wurde die Kirche unter Fürstbischof Julius Echter von Mespelbrunn abgerissen; an ihrem Standort entstand zwischen 1609 und 1617 der bis heute bestehende Neubau. Der Kirchturm aus dem 14. Jahrhundert wurde zu einem typischen Turm der Echterzeit umgestaltet. Das Langhaus und der polygonale Chor entstanden beispielsweise im Jahr 1613.

Vor der Kirche befinden sich eine Immaculata-Figur[2] sowie ein Bildstock[3]. Beide gehören zu den Bad Kissinger Baudenkmälern und sind, wie die Kirche, unter der Nummer D-6-72-114-156 in der Bayerischen Denkmalliste registriert.[4] Die Immaculata-Figur besteht aus Sandstein und entstand laut Stiftungsinschrift am Sockel im Jahr 1803.[2] Der Bildstock besteht aus Sandstein, entstand laut Inschrift am oberen Ende der Rundstütze im Jahr 1629, befand sich ursprünglich am südöstlichen Ortsausgang von Arnshausen und wurde im Rahmen der Kirchenrenovierung im Jahr 1976 an die Kirche versetzt.[2][3] Der Bildstock trägt eine mit einem Rundbogen abgeschlossene, 74 cm hohe Aufsatztafel mit einer Reliefdarstellung von Jesus am Kreuz und den Assistenzfiguren.[2][3] An den Schmalseiten sind der hl. Johannes sowie Simon Petrus dargestellt.[2][3] Ein Gegenstück des Bildstocks befindet sich am Seeweg.[2]

In den 1920er bis 1930er Jahren erhielt das Kirchengebäude durch eine Renovierung ihr heutiges Aussehen.

Erweiterung von 1977 Bearbeiten

Anfang der 1970er Jahre war durch die zu erwartende Steigerung der Einwohnerzahlen auf Grund der bevorstehenden Eingemeindung Arnshausens nach Bad Kissingen der Bedarf nach einer Erweiterung des Kirchengebäudes absehbar.[5] Der Münchner Architekt Erich Martin, dessen Mutter aus Arnshausen stammte, entwickelte fünf mögliche Konzepte: Erweiterung des Kirchengebäudes nach Osten (dieses Konzept wäre das günstigste gewesen, hätte die historische Bausubstanz jedoch in einen Torso verwandelt und die Gläubigen durch die erforderliche Versetzung des Altars in zwei Lager geteilt), eine Erweiterung nach beiden Seiten (dadurch wäre jedoch der Dorfanger in der Größe sowie Dach und Decke der Kirche in ihrer Konzeption in zu hohem Maße beeinträchtigt gewesen), ein polygonales Längskonzept (beinhaltete den Versuch, eine Beeinträchtigung des Dorfangers zu minimieren, wäre aber ähnlich aufwändig umzusetzen gewesen wie eine beidseitige Erweiterung), einen separaten Erweiterungsbau (diese Variante wurde vom Würzburger Dombaumeister Hans Schädel favorisiert) sowie eine Verschmelzung beider Kirchenräume.[6]

Schließlich fiel die Entscheidung unter Genehmigung des Bayerischen Landesamtes für Denkmalpflege zu Gunsten einer Verschmelzung beider Kirchenräume, um einerseits die vorhandene Bausubstanz zu bewahren und andererseits den Aufwand durch den Unterhalt zweier Kirchengebäude zu vermeiden.[6] Während als tragendes Material weißer Kalkstein diente, entschied man sich zu Gunsten eines warmen Raumeindruckes und der Akustik für Holz als Raummaterial.[7] Die Orgelempore wurde hängend an zwei Stahlstäben an den Deckenträgern angebracht.[7] Am 2. August 1976 begannen die Bauarbeiten[8]; die Weihe der Kirche in ihrer erweiterten Form fand am 2. Oktober 1977 durch den Würzburger Weihbischof Alfons Kempf statt.[9]

Architektur Bearbeiten

 
Wappen von Fürstbischof Julius Echter von Mespelbrunn

Bei dem originalen Kirchenbau von 1613 handelt es sich um einen Saalbau mit eingezogenem, polygonal schließenden Chor und Kirchturm an der östlichen Langhaus-Nordseite.[10] Im Inneren des vom Originalbau stammenden Turms befindet sich eine spitzbogige, nach Süden ausgerichtete Öffnung. Diese lässt vermuten, dass es sich einerseits bei dem Turm um einen ehemaligen Chorturm handelt und andererseits das zugehörige Langhaus in Querrichtung zum heutigen Kirchenschiff positioniert war.

Charakteristisch für die Architektur unter dem Bauherrn, dem Fürstbischof Julius Echter von Mespelbrunn, sind der nachgotische Julius-Echter-Turm mit dem achteckigen Helm auf quadratischen Grundriss, die nachgotischen Maßwerkformen der Fenster sowie die Kombination gotisch nachempfundener Formen mit Renaissance-Elementen an den Portalen.[10]

Das Wappen von Fürstbischof Julius Echter von Mespelbrunn ist am Ostportal der Südseite angebracht.[10]

Ausstattung Bearbeiten

Die volkstümliche des originalen Kirchenbaus von 1613 stammt aus der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts.[10] Der Hochaltar zeigt eine Darstellung der Heiligen Familie. Die ursprünglichen Seitenfiguren des Altars der hl. Petrus und Paulus befinden sich nun im Kirchenneubau von 1977. Bedingt durch die Architektur der Kirche enthält diese an ihrer Südseite lediglich einen Seitenaltar, der mit Gestühlwangen und schweren Akanthusschnitzereien. Mögliche Datierungen der Altäre sind wohl um 1700[10] oder um 1720.[11] Die Kanzel entstand wohl um 1720.[11]

In einer Nische der südlichen Langhauswand stand eine Figur des Erzengels Michael aus dem 18. Jahrhundert; sie befindet sich nun im Kirchenneubau. Eine ebenfalls ursprünglich im Originalkirchenbau von 1613 befindliche spätgotische gefasste Schnitzfigur des hl. Sebastian steht nun im Kirchenneubau.[10]

Im Jahr 1885 erhielt die Kirche eine von Bildhauer Valentin Weidner angefertigte Kommunionbank.[12] Über den von Weidner angefertigten, im Pfarrarchiv Arnshausen überlieferten Plan „Zur neuen Communionbank 1885“ lassen sich die beiden von Weidner angebotenen Varianten nachvollziehen.[12] Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde die Kommunionbank jedoch entfernt und ist seitdem verschollen.[12]

Die im Jahr 1992 neu gestaltete Langhausdecke ist mit einer sparsamen Stuckdekoration sowie einem Gemälde der Himmelfahrt Mariens von Otto Hämmerle ausgestattet.[10]

Literatur Bearbeiten

  • St. Peter + Paul Bad Kissingen Arnshausen, Kirchenweihe 2. Oktober 1977.
  • Beiträge zur Ortsgeschichte Nr. 1, September 1985.
  • Beiträge zur Ortsgeschichte Nr. 2, Dezember 1985.
  • Beiträge zur Ortsgeschichte Nr. 5, Dezember 1986.
  • Tilmann Breuer u. a.: Franken: die Regierungsbezirke Oberfranken, Mittelfranken und Unterfranken (= Handbuch der deutschen Kunstdenkmäler. Bayern I). 2., durchgesehene und ergänzte Auflage. Deutscher Kunstverlag, Berlin / München 1999, ISBN 3-422-03051-4, S. 40.
  • Werner Eberth: Valentin und Hans Weidner (1848–1919), (1875–1953). Bildhauer des Historismus in Franken. Ergänzungen zum „Kissinger Heft“ Band 1, Beiheft zur Ausstellung: „Der Bad Kissinger Bildhauer Valentin Weidner“ 1992, Theresienbrunnen-Verlag, Bad Kissingen 1996, S. 24
  • Denis André Chevalley, Stefan Gerlach: Stadt Bad Kissingen (= Bayerisches Landesamt für Denkmalpflege [Hrsg.]: Denkmäler in Bayern. Band VI.75/2). Karl M. Lipp Verlag, München 1998, ISBN 3-87490-577-2, S. 118–120.

Weblinks Bearbeiten

Commons: St. Peter und Paul (Arnshausen) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Beiträge zur Ortsgeschichte Nr. 5, Dezember 1986, S. 3
  2. a b c d e f Denis André Chevalley, Stefan Gerlach: Stadt Bad Kissingen (= Bayerisches Landesamt für Denkmalpflege [Hrsg.]: Denkmäler in Bayern. Band VI.75/2). Karl M. Lipp Verlag, München 1998, ISBN 3-87490-577-2, S. 120.
  3. a b c d Elisabeth Keller: Die Flurdenkmale im Landkreis Bad Kissingen, Band 1, Eigenverlag des Landkreises Bad Kissingen, 1978, S. 15
  4. Denkmalliste für Bad Kissingen (PDF) beim Bayerischen Landesamt für Denkmalpflege
  5. St. Peter + Paul Bad Kissingen Arnshausen, Kirchenweihe 2. Oktober 1977, S. 7
  6. a b St. Peter + Paul Bad Kissingen Arnshausen, Kirchenweihe 2. Oktober 1977, S. 7–9
  7. a b St. Peter + Paul Bad Kissingen Arnshausen, Kirchenweihe 2. Oktober 1977, S. 11
  8. St. Peter + Paul Bad Kissingen Arnshausen, Kirchenweihe 2. Oktober 1977, S. 14
  9. St. Peter + Paul Bad Kissingen Arnshausen, Kirchenweihe 2. Oktober 1977, S. 15
  10. a b c d e f g Denis André Chevalley, Stefan Gerlach: Stadt Bad Kissingen (= Bayerisches Landesamt für Denkmalpflege [Hrsg.]: Denkmäler in Bayern. Band VI.75/2). Karl M. Lipp Verlag, München 1998, ISBN 3-87490-577-2, S. 118.
  11. a b Georg Dehio: Handbuch der deutschen Kunstdenkmäler: Handbuch der Deutschen Kunstdenkmäler, Bayern I: Franken: Die Regierungsbezirke Oberfranken, Mittelfranken und Unterfranken: BD I, Deutscher Kunstverlag, München u. Berlin, 2., durchgesehene und ergänzte Auflage, 1999, S. 40
  12. a b c Werner Eberth: Valentin und Hans Weidner (1848–1919), (1875–1953). Bildhauer des Historismus in Franken. Ergänzungen zum „Kissinger Heft“ Band 1, Beiheft zur Ausstellung: „Der Bad Kissinger Bildhauer Valentin Weidner“ 1992, Theresienbrunnen-Verlag, Bad Kissingen 1996, S. 24

Koordinaten: 50° 10′ 10,5″ N, 10° 5′ 16,2″ O