St. Cornelius und Cyprianus (Bad Buchau)

Kirchengebäude in Bad Buchau

St. Cornelius und Cyprianus ist die in den Jahren 1767 bis 1776 von Pierre Michel d’Ixnard teilweise neu errichtete Stiftskirche des Damenstifts Buchau und heutige katholische Pfarrkirche in Bad Buchau im Landkreis Biberach in Oberschwaben. Ihr Name verweist auf die Blutzeugen Cornelius von Rom (gest. 253) und seinen Freund Cyprian von Karthago (gest. 258), die seit dem 4. Jahrhundert gemeinsam verehrt wurden.

Kirche und Stift (2012)

Bauwerk Bearbeiten

 
Kirchenschiff

Fürstäbtissin Maria Karolina von Königsegg-Rothenfels engagierte für die Neugestaltung der Stiftskirche den Straßburger Architekten Pierre Michel d’Ixnard. Er stellte auf die romanischen Fundamente unter Einbeziehung des romanischen, halbrunden und geschlossenen Chores in fast zehnjähriger Arbeit einen klassizistischen Saalbau.

Architektur Bearbeiten

Die ehemalige Stiftskirche Bad Buchau ist eine dreischiffige Emporenhalle mit eingezogenem Chor. Der Gemeinderaum zählt fünf Joche, der gesamte Innenraum ist in Grau-Weiß-Gold gehalten. Längsrechteckige, mit flachen Pilastern besetzte Pfeiler trennen Mittelschiff und Seitenschiffe. Zwischen den Pfeilern spannen sich auf Konsolen aufliegende Emporen. Der Frühklassizismus setzt Rundformen sparsam ein: Im halbrund schließenden Chor leitet eine Hohlkehle zur Decke über, in den Emporen"bögen" vermitteln Viertelkreise zwischen Freipfeilern und waagrechten Unterzügen, und die Seitenschiffe schließen mit gerundeten Ecken. In allen Raumteilen sind die Decken flach gestaltet. Die drei Deckenbilder des Langhauses sitzen in rechteckigen Rahmungen, über den Emporen liegen Rundbilder, das Chorfresko ist ein Längsoval. Das auf drei Seiten ununterbrochen durchlaufende Abschlussgebälk steht stellvertretend für die Dominanz der Architektur. Eine streng orthogonal gehaltene Öffnung leitet zum halbrund schließenden Chor.

Ausstattung Bearbeiten

Die Deckenfresken in Chor und Mittelschiff stammen von Andreas Brugger (Mitte 1770er Jahre). Das westliche Deckenbild im Mittelschiff hat das Mannwunder zum Thema: Moses im grünen Gewand wendet sich, den Stock haltend, gen Himmel. Das große Fresko zeigt in seinem Zentrum Himmelfahrt und Krönung Mariens im Beisein der Patroziniumsheiligen Cornelius und Cyprian, an seinem Westende die Klostervollendung mit dem Stiftswappen samt Fürstenhut, Schwert und Krummstab (in Anwesenheit der damaligen Äbtissin, des Konstanzer Fürstbischofs und des Kemptener Fürstabts), an seinem Ostende die Klostergründung mit dem rauchenden Weihrauchfass (mit Ludwig dem Frommen und seiner Tochter, der Klostergründerin Adelindis).[1] Das östliche Deckenbild zeigt Abraham und Melchisedek: Melchisedek im blauen Obergewand reicht Abraham zum Zeichen des Bündnisschlusses im grünen Rock das Brot. Das Chorfresko hat die Verherrlichung des Lamms durch die 24 Ältesten der Apokalypse zum Thema. Unten die Symbole der vier Evangelisten, auf Wolkenbänken lagern die anbetenden bzw. Harfe spielenden Ältesten, im sich öffnenden Himmel erscheint das Lamm als Symbol Christi auf dem Buch mit den sieben Siegeln.

Die kleinformatigen Rundfresken in der Emporendecke fertigte Johann Georg Mesmer. Sie sind in Untersicht komponiert und thematisieren die christlichen Tugenden. Auf der Südempore sind dies im Einzelnen: Caritas (Nächstenliebe), Fides (Glaube), Reverentia (Ehrfurcht), Humilitas (Demut), Fiducia (Vertrauen), Spes (Hoffnung). Auf der Nordempore sind dies: Gratitudo (Dankbarkeit), Dolor (Reue), Oratio (Bitte), Desiderium (Sehnsucht), Gaudium (Freude), Zelus (Eifer).[1]

Für die klassizistische Ausstattung des Stuckes in Weiß und Gold war Jakob Ruez verantwortlich. Die Heiligenmedaillons und Stuckplastiken sind von Johann Jakob Willibald Ruez. Die Altäre und das restliche Inventar, Chorgestühl, Kanzel, Beichtstühle und Grabdenkmale werden der Werkstatt von Johann Joseph Christian zugeordnet.

Der unveränderte romanische Südturm aus dem 14. Jahrhundert erhielt im Jahre 1952 ein neues Geläut.

Der Kirchenschatz besteht aus zwei hochbarocken Strahlenmonstranzen aus dem 17. und 18. Jahrhundert, wertvollen liturgischen Gewändern, Silberkruzifix und Rauchfass.

Orgel Bearbeiten

 
Die Rieger-Orgel

Auf der Westempore befindet sich seit 1967 eine Orgel der Orgelbaufirma Rieger mit 39 Registern.[2]

I Hauptwerk C–g3
Pommer 16′
Principal 08′
Holzspitzflöte 08′
Oktav 04′
Hohlflöte 04′
Superoktav 02′
Mixtur VI 0113
Cimbel III 018
Cornet V 08′
Trompete 08′
Clairon 04′
II Oberwerk C–g3
Bordun 08′
Rohrflöte 04′
Principal 02′
Terzsepta II 0135
Quintlein 0113
Scharffzimbel III 01′
Krummhorn 08′
Tremulant
III Schwellwerk C–g3
Rohrflöte 08′
Salicional 08′
Schwebung 08′
Principal 04′
Koppelflöte 04′
Nasard 0223
Blockflöte 02′
Terz 0135
Mixtur VI 02′
Dulcian 016′
Kopftrompete 08′
Vox humana 08′
Tremulant
Pedal C–f1
Flötenbaß 16′
Subbaß 16′
Oktave 08′
Gemsflöte 08′
Choralbaß 04′
Rauschwerk IV 0223
Bombarde 16′
Trompete 08′
Schalmei 04′
  • Koppeln: I/II, III/II, III/I, I/P, II/P, III/P
  • Effektregister: Zimbelstern

Krypta Bearbeiten

 
Detail des Freskos von Andreas Brugger: Maria Maximiliana Esther von Stadion zu Tannhausen und Warthausen mit Wappen und Ansicht der Stiftsanlage

Unter dem Chor der Kirche befindet sich die Krypta der Adelindis. Die Krypta, ein viereckiger dreischiffiger Raum mit halbrunder, durch Schrägfenster beleuchteter Ostapsis, einfachen Kreuzgewölben, Arkadenbögen an der Nordwand und Wandvorlagen, von denen Schild- und Gurtbogen ausgingen, ist vielleicht der älteste erhaltene Kirchenraum Oberschwabens; er ist vermutlich um 1000 zu datieren.[3] Erst 1929 wurde die Krypta bei Bauarbeiten entdeckt, 1930 fand man unter dem Altar ein Sammelgrab.1939 fand man Dokumente, die darauf hinwiesen, dass dies das Grab von Adelindis war. Bei der Sargöffnung fand man ihr Gebeine mit denen ihrer Brüder Peringer, Reginolph und Kerhart, die 902 beim Versuch, ihre Schwester aus dem Kloster zu entführen, erschlagen wurden. Es können aber auch die Gebeine ihre Söhne sei, die von den Ungarn erschlagen worden waren. 1941 wurden die Reste in der instandgesetzten Krypta neu bestattet.[4]

Ehrenmal für die Gefallenen Bearbeiten

Vor dem Südturm ist ein Ehrenmal mit einer spätbarocken Kreuzigungsgruppe. Der Mosaikbaldachin ist aus dem Jahre 1958 und wurde von Otto Herbert Hajek gestaltet. Die Kreuzigungsgruppe stand früher vor der Plankentalkapelle im Plankental.

Literatur Bearbeiten

  • Otto Beck: Kunst und Geschichte im Landkreis Biberach. Ein Reiseführer zu Kulturstätten und Sehenswürdigkeiten in der Mitte Oberschwabens. 2. Auflage. Thorbecke, Sigmaringen 1985, ISBN 3-7995-3707-4, S. 210f.
  • Otto Beck: Kirchen und Kapellen in Bad Buchau. Ein Führer durch seine Gebetsstätten. Kunstverlag Fink, Lindenberg 2003, ISBN 3-89870-136-0
    • 2. Aufl. Kunstverlag Josef Fink, Lindenberg 2010
  • Landesbeschreibungen des Staatsarchives Sigmaringen: Der Landkreis Biberach Band I. Hrsg.: Landesarchivdirektion Baden-Württemberg in Verbindung mit dem Landkreis Biberach. Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen, Sigmaringen 1987, ISBN 3-7995-6185-4, S. 484.
  • Vera Schauber, Hanns Michael Schindler: Heilige und Patrone im Jahreslauf. Pattloch, München, 2001
  • Hiltgard L. Keller: Reclams Lexikon der Heiligen und der biblischen Gestalten. Reclam, Ditzingen 1984
  • Otto Wimmer, Hartmann Melzer: Lexikon der Namen und Heiligen, bearb. u. erg. von Josef Gelmi. Tyrolia, Innsbruck, 1988
  • Theil, Bernhard: Das (frei weltliche) Damenstift Buchau am Federsee I bearb. von Bernhard Theil. Im Auftr. des Max-Planck-Instituts für Geschichte. Berlin ; New York: de Gruyter, 1994 (Das Bistum Konstanz ; 4) (Germania sacra ; N.F., 32: Die Bistümer der Kirchenprovinz Mainz) ISBN 3-11-014214-7

Weblinks Bearbeiten

Commons: St. Cornelius und Cyprianus – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. a b Heiko Laß: Bad Buchau, Fürstabtei und Residenz. In: Corpus der barocken Deckenmalerei in Deutschland. Stephan Hoppe, Hubert Locher und Matteo Burioni, 2021, abgerufen am 27. Dezember 2023.
  2. Informationen zur Orgel auf der Website der Orgelbaufirma
  3. Theil, Bernhard: Das (frei weltliche) Damenstift Buchau am Federsee I bearb. von Bernhard Theil. Im Auftrag des Max-Planck-Instituts für Geschichte. de Gruyter, Berlin 1994 (Das Bistum Konstanz; 4) (Germania sacra; N.F., 32: Die Bistümer der Kirchenprovinz Mainz) ISBN 3-11-014214-7, S. 18f.
  4. Joachim Schäfer: Adelindis von Buchau, Ökumenisches Heiligenlexikon, heiligenlexikon.de, abgerufen am 5. Februar 2017.

Koordinaten: 48° 4′ 3″ N, 9° 36′ 41,8″ O