St.-Viktor-Kirche (Schwerte)

Kirchengebäude in Schwerte, Nordrhein-Westfalen, Deutschland

Die St.-Viktor-Kirche ist eine evangelische Kirche in Schwerte und das Wahrzeichen der Stadt.

St.-Viktor-Kirche
Inneres Richtung Chor
Portal

Geschichte Bearbeiten

Die St.-Viktor-Kirche geht auf eine Schenkung der Cappenberger Matrone Reinmod zurück, die den Hof Schwerte 1032 dem Viktor-Stift in Xanten schenkte. 1050 wurde St. Viktor als Tochterkirche des Stifts errichtet. Etwa hundert Jahre später folgte der Bau des Mittelschiffs, der älteste heute noch erhaltene Bauabschnitt. Im 13. Jahrhundert wurde St. Viktor zu einer romanischen Basilika ausgebaut.

Schwerte gelangte im 15. Jahrhundert als Hansestadt zu Wohlstand und St. Viktor wurde zu einer dreischiffigen gotischen Hallenkirche erweitert. Außerdem erbauten Handwerker den vorgesetzten Kirchturm, dessen erkennbar schiefer Turmhelm ein Markenzeichen Schwertes ist.

Nach der Reformation wurde St. Viktor eine lutherische Kirche.

Ausstattung Bearbeiten

Herzstück der Kirche ist das Antwerpener Retabel, auch Goldener Altar genannt, geschaffen von Malern und Bildhauern der Antwerpener Lukasgilde. Das rund 8,5 m hohe Retabel aus Eichenholz wurde zu Ostern 1523 aufgestellt. Der Mittelschrein zeigt 15 Szenen aus der Kindheit Jesu, der Passion, der Gregorsmesse sowie die Mater Dolorosa. Die Flügelpaare sind mit 72 gemalten Szenen kunstvoll verziert. Eingelassen ist eine Reliquie von St. Viktor. Die Figur des Jesuskindes war bereits vor über 100 Jahren abgängig. Sie wurde 2015 von einer Bildhauerin neu angefertigt. 2018 wurde der Altar restauriert.[1]

Der Vorgängeraltar, der Siebenschmerzenaltar aus dem Jahr 1518, ist nicht mehr vollständig erhalten. Er ist einer der wenigen bekannten Altäre, den ein westfälischer Meister geschaffen hat. Eine Predella aus diesem Altar mit den Apostelfiguren wurde in den Antwerpener Schnitzaltar übernommen.

Bis 1943 eingemauert überdauerte ein Kreuzigungsfresko, ebenfalls von einem westfälischen Meister, das Jesus gemeinsam mit Maria und dem Jünger Johannes zeigt. Es stammt aus dem Jahr 1310.

Die Kanzel im barocken Stil aus dem Jahr 1666 zeigt die vier Evangelisten auf dem Kanzelkörper. Martin Luther mit einer Bibel in der Hand wird an der Zugangspforte dargestellt, auf dem Schalldeckel der Kanzel symbolisiert Paulus Gottes Wort.

Orgel Bearbeiten

Die Orgel wurde 2014[2] von der Orgelbaufirma Alfred Kern & Söhne (Straßburg) gebaut, hat 27 klingende Register, davon 3 extendierte Register im Pedal, auf zwei Manualen und Pedal. Die Spieltraktur ist mechanisch, die Registertraktur elektrisch. Das Instrument hat folgende Disposition:[3]

I Hauptwerk C–
1. Bourdon 16′
2. Principal 08′
3. Gamba 08′
4. Bourdon 08′
5. Praestant 04′
6. Quinte 0223
7. Cornet V (ab g0)
8. Oktave 02′
9. Mixture IV
10. Trompette 08′
Tremulant
II Schwellwerk C–
11. Flute Traversiere 8′
12. Salicional 8′
13. Vox Coelestis 8′
14. Principal 4′
15. Flute Octaviante 4′
16. Nazard 223
17. Octavin 2′
18. Tierce 135
19. Mixture III
20. Basson et Hautbois 8′
21. Voix Humaine 8′
Tremolo
Pedalwerk C–
22. Soubasse 16′
23. Principal Basse 08′
24. Bourdon (Ext. Nr. 22) 08′
25. Flute (Ext. Nr. 22) 04′
26. Bombarde 16′
27. Trompette (Ext. Nr. 26) 08′

Glocken Bearbeiten

Der Westturm trägt ein dreistimmiges Eisenhartgussgeläut der Gießerei Ulrich & Weule aus dem Jahre 1920, gestimmt auf die Töne cis', e' und g'. Die Glocken tragen die Namen „Frieden“, „Gerechtigkeit“ und „Freude“. Außen am Turmhelm hängt eine bronzene Uhrschlagglocke aus dem Jahre 1523, die den Stundenschlag ausführt. Die kleine Glocke „Freude“ führt den Viertelschlag aus und ruft dreimal täglich zum Gebet. Die große Glocke ist seit September 2022 wegen eines Risses stillgelegt. Das gesamte Geläut muss mittelfristig ausgetauscht werden, da die Eisenglocken ihre Altersgrenze erreicht haben.

Ansichten Bearbeiten

Weblinks Bearbeiten

Commons: St. Viktor (Schwerte) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Bettina Vaupel: Der Antwerpener Schnitzaltar in Schwerte. In: Monumente – Magazin für Denkmalkultur in Deutschland, ISSN 0941-7125, 28. Jg. (2018), Nr. 6 (Dezember).
  2. Gemeindeinformation der Kirche über den Neubau der Orgel (Memento vom 7. April 2016 im Internet Archive)
  3. Nähere Informationen zur Orgel

Koordinaten: 51° 26′ 25″ N, 7° 34′ 13″ O