Städtischer Friedhof (Görlitz)

Stadthistorisch und landschaftsgestaltend von BedeutungBeschreibung des Gartendenkmals (Silke Epple, 10. September 2008): *Bauliche Schutzgüter: **Gebäude: Verwaltungsgebäude mit Nebengebäude an der Friedhofstraße (Nummer 8, 8a) **Einfriedung: S

Der Städtische Friedhof ist der größte Friedhof in der Stadt Görlitz. Er liegt im Norden der Stadt, wurde 1847 angelegt und seitdem mehrfach erweitert. Die Friedhofsanlage untergliedert sich in zwei Teile – den Neuen und den Alten Friedhof.

Lage Bearbeiten

Der Städtische Friedhof erstreckt sich mit Alten und Neuen Friedhof zwischen den Stadtteilen Königshufen im Norden und der Nikolaivorstadt im Süden. Der Alte Friedhof schließt sich nördlich an den Nikolaifriedhof und den Ölberggarten an und reicht bis an die Gartenanlage bei Königshufen. Er befindet sich zwischen Friedhofstraße im Westen und Ziegeleiweg im Osten. Überquert man die Friedhofstraße aus dem nordwestlichen Ausgang kommend, gelangt man in den westlich gelegenen Neuen Friedhof. Dieser liegt zwischen Friedhofstraße im Osten und Königshufen. Im Süden, Westen und Norden wird der Friedhof durch die Gleisanlagen der Straßenbahn begrenzt.

Geschichte Bearbeiten

 
Alte Feierhalle
 
Krematorium mit Anbau aus dem Jahr 2003

Nachdem der Nikolaifriedhof der wachsenden Stadt Mitte des 19. Jahrhunderts nicht mehr genügte, legte die Stadt nördlich des Nikolaifriedhofs den neuen Friedhof an. Die Anlage wurde 1847 fertiggestellt. Die erste Grabstelle auf dem Friedhof fand der ehemalige Görlitzer Oberbürgermeister Gottlob Ludwig Demiani. Er starb 1846 und wurde übergangsweise bis zur Fertigstellung der neuen Friedhofsanlage an anderer Stelle beigesetzt.[1] 1874 wurde die Alte Feierhalle eingeweiht.[2] Im Jahr 1913 entstand nach dem Entwurf von Heinrich Küster das Krematorium am südlichen Ende des Friedhofs am Übergang zum Ölberggarten.[3] Der Friedhof wurde 1858, 1880, 1913 und zuletzt 1945 erweitert. Im Jahr 1983 wurde ein Teil des Neuen Friedhofs teilentwidmet.[2]

Friedhofsanlage Bearbeiten

Die Friedhofsanlage erstreckt sich über eine Gesamtfläche von 28 Hektar. Entlang der Hauptwege und an der Außenmauer befinden sich zahlreiche prunkvolle Familiengrabstätten. Bis zum Anfang des 20. Jahrhunderts fanden Begräbnisse hauptsächlich als Erdbestattungen statt. Nach dem Gesetz über die Feuerbestattung aus dem Jahr 1911 nahm die Feuerbestattung zu. Mittlerweile finden 90 Prozent der Begräbnisse als Urnenbegräbnis statt. Im Jahr 1968 schuf man mit dem sogenannten Rosenbeet auch eine Möglichkeit anonymer Urnenbeisetzungen. Heute dient es als Gemeinschaftsgrabanlage mit Namensnennung. Auch die historische Friedhofsmauer wird in die Gemeinschaftsgrabanlage einbezogen. Auch Baumbestattungen sind in einem waldähnlichen Gelände möglich.[2]

Historisch bedeutende Grabstellen der Oberbürgermeister sowie bekannter Persönlichkeiten aus Wirtschaft, Kunst und Kultur werden erhalten. Der Abnahme der Einwohnerzahl der Stadt führten auch zu Umgestaltungen größerer Friedhofsteile. Weite Teile wurden in parkähnliche Anlagen umgestaltet. In einigen eingeebneten Grabfeldern entwickelte sich eine artenreiche Tier- und Pflanzenwelt. Durch gezielte Anpflanzungen wachsen heute wieder einheimische Orchideen, wilde Schlüsselblumen, Türkenbundlilien und Salomonsiegel. Pirol, Nachtigall, Fledermaus und Waldkauz sind einige Tiere, die im Friedhof ihr Zuhause gefunden haben.[2]

Kriegsdenkmale Bearbeiten

 
Gräber griechischer Soldaten

Auf dem städtischen Friedhof finden sich auch Kriegsgräberanlagen. Auch griechische Soldaten fanden auf dem Friedhof ihre letzte Ruhe. Sie fielen jedoch nicht im Krieg, sondern hauptsächlich der Spanischen Grippe zum Opfer.[2] Während des Ersten Weltkriegs waren etwa 6500 griechische Soldaten des 4. Armeekorps in Görlitz interniert.[4]

Denkmal für die Gefallenen des Deutschen Krieges und des Deutsch-Französischen Krieges Bearbeiten

Die viereckige, sich nach oben verjüngende Säule steht auf einem vierstufigen Podest und erinnert an die Gefallenen Görlitzer während des Deutschen und des Deutsch-Französischen Krieges. An den vier Ecken des Weges um das Kriegerdenkmal erinnert jeweils ein steinernes Denkmal mit einer Bronzeplatte an 144 preußische, 9 französische, 4 sächsische und 34 österreichische Krieger, die hier beigesetzt sind.

Denkmal für die Gefallenen des Ersten Weltkrieges Bearbeiten

Abseits des Hauptweges des Neuen Friedhofes stellte die Stadt 1926 den wuchtigen vierseitigen Quader mit einer mittigen Feuerschale als Denkmal für die während des Ersten Weltkrieges gefallenen Soldaten auf.[5] Am 30. Mai 1926 wurde das vom örtlichen Kriegerverein finanzierte Denkmal in die Obhut der Stadt übergeben. Es wurde nach einem Entwurf der Görlitzer Architekten Keidel und Pantke vom Friedhofsbildhauer Däunert geschaffen.[6]

Denkmal für die Opfer des Kapp-Putsches Bearbeiten

Das Mahnmal erinnert an die Opfer des Kapp-Putsches 1920. Die Inschrift lautet: „14. – 17. 3. 1920 Ruhm und Ehre den Kämpfern gegen Kapp und Faupel“. An den beiden Tafeln, die die mittlere Tafel flankieren, werden die Namen der sechs Opfer in der Stadt genannt: Adolf Raschke, Josef Rother, Oskar Thal, Gustav Nitsche, Klara Prüfer geb. Pietsch und Minna Sturm. Es entstand 1929 am nördlichen Ende des Neuen Friedhofs.[7]

Denkmal für die Gefallenen des Zweiten Weltkrieges Bearbeiten

Zum 50. Jahrestag des Kriegsendes wurde am Nordostende des Neuen Friedhofs ein Denkmal für die Gefallenen deutschen Soldaten des Zweiten Weltkrieges aufgestellt. Der Eichenstamm, aus dem das Holzkreuz gefertigt wurde, stammt von einem Baum, der von einem Blitz und während des Krieges von Granatsplittern getroffen wurde. Hinterbliebene der Kriegsopfer ermöglichten durch Spenden die Aufstellung des Mahnmals. Es entstand erst 1995.[8]

Sanierungen durch die „Altstadtmillion“ Bearbeiten

Zwischen 2000 und 2016 wurden aus Mitteln der „Altstadtmillion“ durch die Altstadtstiftung Görlitz zahlreiche Sanierungs- und Erfassungsmaßnahmen auf dem Friedhof durchgeführt. Diese umfassten sowohl Sanierungen einzelner Grabstellen (etwa von Johann Christoph Lüders, Richard Jecht und Fritz Neumann-Hegenberg) als auch die Instandsetzung und teilweise Wiederherstellung der Friedhofsmauern und die Erstellung einer Quellensammlung und mehrere Schutzguterfassungen.[9]

Auf dem Friedhof beigesetzte Persönlichkeiten Bearbeiten

 
Grabstätte des Oberbürgermeisters Gottlob Ludwig Demiani
 
Familiengrabstätte der Familie Lüders

Bekannte auf dem Friedhof beigesetzte Persönlichkeiten sind:

Weblinks Bearbeiten

Commons: Städtischer Friedhof Görlitz – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Ernst-Heinz Lemper: Görlitz. Eine historische Topographie. 2. Auflage. Oettel-Verlag, Görlitz 2009, ISBN 978-3-932693-63-2, S. 180 f.
  2. a b c d e goerlitz.de: Städtischer Friedhof. Archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 28. Oktober 2012; abgerufen am 30. Oktober 2012.  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.goerlitz.de
  3. Stadtverwaltung Görlitz (Hrsg.), Andreas Bednarek: Die städtische Entwicklung von Görlitz im 19. Jahrhundert. (Schriftenreihe des Ratsarchivs der Stadt Görlitz, Band 15). Görlitz 1991, S. 75.
  4. berlin-athen.de: Görlitz, die Griechen und die geheime Kommission. Abgerufen am 30. Oktober 2012.
  5. Ernst Heinz Lemper: Görlitz. Eine historische Topographie. 2. Auflage. Oettel-Verlag, Görlitz 2009, ISBN 978-3-932693-63-2, S. 281.
  6. Ernst Kretzschmar: Görlitz als preußische Garnisonstadt 1830 - 1945. 1. Auflage. Stadtbild-Verlag, 2005, DNB 975725327, S. 77.
  7. Ernst Kretzschmar: Görlitz als preußische Garnisonstadt 1830 - 1945. 1. Auflage. Stadtbild-Verlag, 2005, S. 281.
  8. Ernst Heinz Lemper: Görlitz. Eine historische Topographie. 2. Auflage. Oettel-Verlag, Görlitz 2009, ISBN 978-3-932693-63-2, S. 282.
  9. siehe Görlitzer Sammlungen für Geschichte und Kultur, Kulturhistorisches Museum Görlitz (Hrsg.): Das Wunder der Görlitzer Altstadtmillion, Bonn: Monumente Publikationen 2017, ISBN 978-3-86795-129-6, Seite 287–288 (Übersicht über die einzelnen Maßnahmen)

Koordinaten: 51° 9′ 51,7″ N, 14° 59′ 5,2″ O