Spinnerei Teesdorf

Fabriksgebäude in Teesdorf (78272)

Die ehemalige Baumwollspinnerei Teesdorf am östlichen Ortsausgang von Teesdorf in Niederösterreich war eine der ältesten Spinnereien in Europa.

Ehemaliges Hauptgebäude in Teesdorf (2009)
Die drei Schwibbögen

Geschichte Bearbeiten

Die k.k. privilegierte Baumwollspinnerei wurde im Jahr 1803 durch den Wiener Großhändler Johann Baptist Freiherr von Puthon erbaut. Unter seinem Sohn Karl Freiherr von Puthon war die Fabrik mit 18.682 Spindeln eine der ersten und größten Maschinenspinnereien in Niederösterreich.[1] Von Puthon wurde im Jahr 1813 auch eine Volksschule errichtet, die als Sonntagsschule geführt wurde, da die Kinder ab dem 12. Lebensjahr in der Fabrik arbeiten mussten.[2]

Im Jahr 1841 waren in der Textilfabrik 587 Mitarbeiter beschäftigt.[3]

Im Jahr 1856 wurde von den Fabrikarbeitern der Konsumverein der Arbeiter der Spinnfabrik gegründet. Dieser Verein kann als Ursprung von Konsum Österreich bezeichnet werden.[2]

Im Jahr 1906 wurden auf Grund der immer schlechter werdenden Arbeitsverhältnisse Streiks durchgeführt, die schließlich zum Konkurs des Unternehmens führten. Eine Aktiengesellschaft unter der Leitung des Vaters von Hermann Broch übernahm das Unternehmen. Im Jahr 1909 übernahm sie der spätere Schriftsteller und verkaufte sie 1927 gegen den väterlichen Widerstand.[4] Unmittelbar nach dem Anschluss erwarb die Vorarlberger Firma Hämmerle das Unternehmen, das dadurch auch eine Fabrikation in Ostösterreich besaß. Später erwarb Huber Tricot Anteile, die sie 1991 an die Linz Textil AG verkaufte.[5] Dieser letzte Eigentümer des Unternehmens schloss 1993 die Spinnerei, die Grundstücke wurden großteils an Wohnbaugenossenschaften verkauft. Teile der Gebäude, wie das ehemalige E-Werk, wurden abgebrochen.[6]

Von 2013 bis 2016 wurde das Gebäude umfassend renoviert und zu einer Wohnhausanlage mit 69 Wohnungen umgestaltet. Im Inneren wurde ein Teil des Gebäudes abgerissen, sodass ein neuer Licht- und Innenhof geschaffen werden konnte. Durch den Umbau konnte die Nutzfläche von 2.500 m² auf 4.651 m² fast verdoppelt werden.[7]

Architektur Bearbeiten

Der Altbau der Spinnerei wie auch die Arbeiterwohnhäuser stammen aus der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Das ehemalige Herrenhaus, ein 15-achsiger dreigeschossiger Bau wurde ursprünglich von den Arbeiterwohnhäusern ehrenhofartig flankiert. Für die Wasserräder wurde ein Mühlbach aus dem zwei Kilometer entfernten Günselsdorf aus der Triesting abgeleitet. In den Jahren 1840 bis 1842 wurde der Werkskanal mit einer gemauerten Bogenbrücke Die drei Schwibbögen erneuert, welche über die Triesting führt, und im Jahre 1962 grob renoviert wurde. Der Neubau der Spinnerei mit Plattenbalkendecken auf achteckigen Stützen als Stahlbetonskelettbau mit einem hohen Wasserturm aus den Jahren 1908 bis 1910 wurde nach den Plänen des Industriearchitekten Bruno Bauer errichtet.

Literatur Bearbeiten

  • DEHIO-Handbuch. Die Kunstdenkmäler Österreichs: Niederösterreich südlich der Donau. Teil 2. M bis Z. Teesdorf. Ehemalige Baumwollspinnerei. Bundesdenkmalamt (Hrsg.), Verlag Berger, Horn/Wien 2003, ISBN 3-85028-365-8, S. 2313.

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Spinnerei Teesdorf unter Karl von Puthon. In: Österreichisches Biographisches Lexikon 1815–1950 (ÖBL). Band 8, Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, Wien 1983, ISBN 3-7001-0187-2, S. 346.
  2. a b Chronik der Gemeinde Teesdorf, abgerufen am 12. Oktober 2009.
  3. Vergleich mit Marienthal. Abgerufen am 23. Juni 2015.
  4. Universität Salzburg: Zeittafel zu Hermann Broch, abgerufen am 11. Okt. 2009
  5. Linz Textil Holding AG acquires remaining interest in Spinnerei Teesdorf@1@2Vorlage:Toter Link/www.alacrastore.com (Seite nicht mehr abrufbar, festgestellt im Mai 2019. Suche in Webarchiven)  Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. vom 19. August 1991, abgerufen am 11. Oktober 2009.
  6. Tagesausflug ins südliche Niederösterreich@1@2Vorlage:Toter Link/www.kunsthistoriker.at (Seite nicht mehr abrufbar, festgestellt im Mai 2019. Suche in Webarchiven)  Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. vom 25. September 2008, abgerufen am 11. Oktober 2009.
  7. Spinnerei mit Mehrwert Abgerufen am 22. Mai 2019

Weblinks Bearbeiten

Koordinaten: 47° 57′ 2,4″ N, 16° 17′ 14,7″ O