Arktischer Ziesel

Art der Gattung Ziesel (Spermophilus)
(Weitergeleitet von Spermophilus parryii)

Der oder das Arktische Ziesel (Urocitellus parryii[1], Syn.: Spermophilus parryii), auch Arktisches Erdhörnchen genannt, ist eine Säugetierart in der Unterfamilie der Erdhörnchen (Xerinae).

Arktischer Ziesel

Arktischer Ziesel (Urocitellus parryii)

Systematik
Unterordnung: Hörnchenverwandte (Sciuromorpha)
Familie: Hörnchen (Sciuridae)
Unterfamilie: Erdhörnchen (Xerinae)
Tribus: Echte Erdhörnchen (Marmotini)
Gattung: Urocitellus
Art: Arktischer Ziesel
Wissenschaftlicher Name
Urocitellus parryii
(Richardson, 1825)

Aussehen Bearbeiten

Die Art ist oberseits braun und unterseits weiß gefärbt. Die Ziesel haben eine Länge von 33 bis 49 cm (einschließlich Schwanz) und ein Gewicht von 530 bis 810 g.[2] Die Männchen sind etwas größer als die Weibchen. Während des Sommers verdoppeln die Tiere, wegen des langen Winterschlafs, fast ihr Gewicht.

Vorkommen Bearbeiten

Die Tiere kommen im nordöstlichen Sibirien, Alaska und nordwestlichen Kanada vor.

Lebensweise Bearbeiten

 
Ziesel im Erdbau

Die tagaktiven Erdhörnchen verbringen ihre Ruhephasen in ihren Erdbauten. Während ihres achtmonatigen Winterschlafs sinkt die Körpertemperatur der Tiere um bis zu drei Grad unter den Gefrierpunkt. Kurioserweise gefriert dabei weder ihr Blut, noch wird das Zellgewebe durch scharfkantige Wassereiskristalle zerstört.[3] Dies erreichen sie durch die Herstellung von Proteinen, die das Gefrieren des Blutes vorbeugen. Während ihres Winterschlafes wachen sie monatlich zwei Mal zur Prävention von Gehirnschäden auf. Denn die Ziesel stellen ihre Gehirnaktivitäten während des Winterschlafes weitgehend ein und ihr Stoffwechsel verringert sich um 98 %. Ebenso führen sie nur einen Atemzug pro Minute aus.[4]

Nahrung Bearbeiten

 
Nahrungsaufnahme

Arktische Ziesel ernähren sich von Früchten, Beeren, Blättern, Samen, Pilzen und Wurzeln und gegebenenfalls auch von Insekten.

Fortpflanzung Bearbeiten

Die Tiere paaren sich einmal im Jahr. Das Weibchen bringt meist im Juni fünf bis zehn Junge zur Welt.[5] Die Jungtiere werden blind geboren. Sie wiegen bei der Geburt etwa 10 g. Im Alter von rund elf Monaten erreichen Ziesel ihre Geschlechtsreife.

Systematik Bearbeiten

Der Arktische Ziesel ist eine Art der Gattung Urocitellus innerhalb der Erdhörnchen. Die Erstbeschreibung erfolgte 1825 durch John Richardson. Die Gattung wurde lange als Teil der Ziesel und darin innerhalb der Untergattung Urocitellus eingeordnet, nach einer umfassenden molekularbiologischen Untersuchung[6] wurde diese jedoch als eigenständige Gattung gemeinsam mit mehreren weiteren Gattungen betrachtet.[7][1]

Die Art enthält die folgenden Unterarten:[8]

  • U. p. ablusus Osgood, 1903
  • U. p. kennicottii Ross, 1861
  • U. p. kodiacensis J. A. Allen, 1874
  • U. p. leucostictus Brandt, 1844
  • U. p. lyratus Hall and Gilmore, 1932
  • U. p. nebulicola Osgood, 1903
  • U. p. osgoodi Merriam, 1900
  • U. p. parryii Richardson, 1825
  • U. p. plesius Osgood, 1900
  • U. p. stejnegeri J. A. Allen, 1903

Gefährdung und Schutz Bearbeiten

 
Fressfeind Fuchs mit erbeutetem Arktischem Ziesel

Zu den Fressfeinden gehören Füchse, Wölfe und Grizzlybären. Zudem wurden Zieselfelle des Arktischen Ziesels zu Winterkleidung, vor allem von der einheimischen Bevölkerung, verarbeitet.[9]

Der Arktischer Ziesel wird von der International Union for Conservation of Nature and Natural Resources (IUCN) als nicht gefährdet („least concern“) eingestuft, da es in seinem vergleichsweise großen Verbreitungsgebiet häufig vorkommt und keine größeren Bedrohungen existieren.[10]

Literatur Bearbeiten

Weblinks Bearbeiten

Commons: Arktischer Ziesel – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. a b Richard W. Thorington Jr., John L. Koprowski, Michael A. Steele: Squirrels of the World. Johns Hopkins University Press, Baltimore MD 2012, ISBN 978-1-4214-0469-1, S. 360–362.
  2. Arctic Ground Squirrel, National Museum of Natural History (engl.)
  3. Spiegel, Wissenschaft
  4. Terra X: Faszination Erde: Alaska – im ewigen Frühling. Abgerufen am 7. November 2022.
  5. eNature: Spermophilus parryii (Memento vom 29. September 2007 im Internet Archive) (englisch)
  6. Matthew D. Herron, Todd A. Castoe, Christopher L. Parkinson: Sciurid phylogeny and the paraphyly of holarctic ground squirrels (Spermophilus). Molecular Phylogenetics and Evolution 31, 2004; S. 1015–1030. (Volltext (Memento des Originals vom 17. April 2015 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.snakegenomics.org, PMID 15120398)
  7. Kristofer M. Helgen, F. Russell Cole, Lauren E. Helgen, Don E. Wilson: Generic Revision in the holarctic ground squirrels genus Spermophilus. Journal of Mammalogy 90 (2), 2009; S. 270–305. doi:10.1644/07-MAMM-A-309.1
  8. Bucknell.edu Spermophilus parryii, abgerufen am 28. Juni 2014
  9. M. Gorgas, Kurt Häse, Paul Schöps: Der Ziesel. In: Das Pelzgewerbe. Jg. 20, Nr. 1, 1969/1970, ZDB-ID 1008085-5, S. 3–15, hier S. 4.
  10. Spermophilus parryii in der Roten Liste gefährdeter Arten der IUCN 2006, eingestellt von: Cook, J.A., 2000, abgerufen am 24. März 2007