Sperberslohe (Wendelstein)

Ortsteil von Wendelstein (Mittelfranken)

Sperberslohe (fränkisch: Schbäaweaschlou[1]) ist ein Gemeindeteil des Marktes Wendelstein im Landkreis Roth (Mittelfranken, Bayern).[2]

Sperberslohe
Koordinaten: 49° 20′ N, 11° 12′ OKoordinaten: 49° 19′ 35″ N, 11° 11′ 46″ O
Höhe: 363 m ü. NHN
Einwohner: 277 (2014)
Postleitzahl: 90530
Vorwahl: 09129
Der Südliche Ortseingang
Der Südliche Ortseingang
Haus in Sperberslohe

Lage Bearbeiten

Das Dorf liegt 4,5 Kilometer südöstlich von Wendelstein, 16 Kilometer südlich von Nürnberg, 5 km südlich von Feucht und 9 km nördlich von Allersberg inmitten von dichten Forstgebieten. Der Hembach fließt hindurch. An den südlich gelegenen Altort hat sich in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts im Nordosten ein Siedlungsgebiet angeschlossen.

Die Staatsstraße St 2225 führt von Wendelstein durch den Ort nach Allersberg. 500 Meter nördlich zweigt die Kreisstraße NM 17 nach Osten in Richtung Oberpfalz ab. 700 Meter östlich von Sperberslohe verläuft die Bundesautobahn 9, die nächstgelegenen Auffahrten in Feucht und Allersberg sind jeweils über 10 km entfernt.[3]

Geschichte Bearbeiten

Die Rodungssiedlung wurde 1169 als „Spawaresloch“ erstmals urkundlich erwähnt. Der Ortsname setzt sich zusammen aus Spawari (ahd. für Sperber) und Lohe (ahd. für niederes Holz, Wald) und bedeutet also Sperberswald.[4][5]

In den Jahren 1874 bis 1890 erwarb der Graf von Faber-Castell einige der Anwesen in Sperberslohe und ließ diese aufforsten.[6]

Im Gigantismus der 1930er Jahre war im Hembachgebiet zwischen Sperberslohe und Furth der riesige Betriebs- und Rangierbahnhof für eine sogenannte Breitspurbahn geplant. Dieses Projekt kam allerdings bis zum Kriegsende nicht über die Planungsphase und die erforderlichen geodätischen Trassenvermessungen hinaus.[7] Am 8. März 1943 schlugen im Wald bei Sperberslohe Brandbomben ein, die jedoch größtenteils nicht zündeten. Im Ort selber kam es zu keinen Zerstörungen. Gegen Ende des Zweiten Weltkrieges wollte die Firma MAN im Wald zwischen Sperberslohe und Nerreth noch ein geheimes Panzerwerk errichten, was aber nicht umgesetzt werden konnte. Am 6. April 1945 wurde ein Tieffliegereinsatz über der Autobahn in der Nähe von Sperberslohe beobachtet.[8]

In den 1970er Jahren wurden die Rangierbahnhof–Neubaupläne in Normalspur nochmals aufgegriffen, um den in die Jahre gekommenen Güterbahnhof in der Nürnberger Südstadt zu ersetzen. Die Deutsche Bundesbahn plante im Forst Kessel und Forst Hebenbach zwischen Sperberslohe und Furth den Neubau. Der damit verbundene enorme Flächenverbrauch, das gestiegene Umweltbewusstsein und massive Proteste aus der Bevölkerung verhinderten dieses Vorhaben jedoch.[9] Seit 1985 sind zahlreiche Wasser- und Landschaftsschutzgebiete ausgewiesen. Bis zur Gebietsreform in Bayern gehörte Sperberslohe wie das benachbarte Dürrenhembach zu Raubersried. 1971 wurden alle drei Orte nach Wendelstein eingemeindet.[10]

Einwohnerentwicklung: 1987: 203, 2013: 279, 2014: 277 – Die Einwohnerzahl ist momentan leicht rückläufig. Die Bevölkerung Sperberslohes ist deutlich überaltert. Während im Bundesdurchschnitt die einwohnerstärkste Gruppe die der 37- bis 47-Jährigen ist, so sind es dort die über 65- bis 75-Jährigen.

Wirtschaft und Gewerbe Bearbeiten

Neben Zeidlerei und Falknerei war die Köhlerei früher die Haupterwerbsquelle der Sperbersloher. Das Handwerk wird auch heute noch in Ortsnähe bei Furth museal betrieben, im Ort erinnern einige Straßennamen wie beispielsweise Am Meiler und Köhlerstraße an die Tradition.[11] Einige Bauernhöfe, Handwerksbetriebe und ein Transportunternehmen befinden sich im Ort. Ladengeschäfte gibt es keine.

Baudenkmäler Bearbeiten

 
Steinkreuz am ehemaligen Gasthof

Im Ortskern befinden sich einige denkmalgeschützte Bauwerke: ein Steinkreuz, nördlich ein Kurzkreuz und südlich ein weiteres Steinkreuz.

Personennahverkehr Bearbeiten

Sperberslohe wird im öffentlichen Personennahverkehr regelmäßig mit einer Buslinie (untertags) und einem Linienbedarfstaxi bedient. Verbindungen bestehen nach Allersberg und dem Wendelsteiner Gemeindeteil Röthenbach bei Sankt Wolfgang. Zu der ebenfalls in unmittelbarer Ortsnähe vorbeiführenden Schnellfahrstrecke Nürnberg–Ingolstadt besteht die nächste Zustiegsmöglichkeit am Nürnberger Hauptbahnhof.

Veranstaltungen Bearbeiten

Mitte Juli findet traditionell das Sommerfest der Freiwilligen Feuerwehr Sperberslohe statt. Alle zwei Jahre wird im Sommer das Hammer In, ein großes internationales Treffen der Schmiede und Metallgestalter veranstaltet.[12]

Literatur Bearbeiten

Weblinks Bearbeiten

Commons: Sperberslohe (Wendelstein) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Fußnoten Bearbeiten

  1. E. Wagner: Land- und Stadtkreis Schwabach, S. 75. Dort nach den Regeln des HONB folgendermaßen transkribiert: „šbęɘwšɘlǫu“.
  2. Gemeinde Wendelstein, Liste der amtlichen Gemeindeteile/Ortsteile im BayernPortal des Bayerischen Staatsministerium für Digitales, abgerufen am 4. August 2023.
  3. Ortskarte 1:10.000. Darstellung mit Schummerung. In: BayernAtlas. LDBV, abgerufen am 4. August 2023 (Entfernungsangaben entsprechen Luftlinie).
  4. E. Wagner: Land- und Stadtkreis Schwabach, S. 75f.
  5. FAU Erlangen: Geologie und Hydrogeologie des Hembach- und Höllenbachgebietes
  6. [1] (Abgerufen am 17. Februar 2013)
  7. Rangierbahnhof im Reichswald
  8. Pfarrer Pleschs Kriegstagebuch, abgerufen am 9. Januar 2015 (Memento des Originals vom 10. Januar 2015 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.museum-schwanstetten.de
  9. Rangierbahnhof im Reichswald
  10. GenWiki Wendelstein
  11. Landratsamt Roth, Video Köhlerei (Abgerufen am 17. Februar 2013)
  12. Website des Hammer In