Die Solothurner Schule war eine lose Gruppierung junger Schweizer Architekten im Wirkungskreis am Jurasüdfuss. Dazu gehörten Fritz Haller, Franz Füeg, Max Schlup, Alfons Barth und Hans Zaugg. Die Schweizer Nachkriegsarchitektur wurde durch ihre Arbeiten nachhaltig geprägt.

Geschichte Bearbeiten

Die Bezeichnung „Solothurner Schule“ geht zurück auf eine Anekdote: Ein unbekannter französischer Städtebauprofessor sprach in einem Vortrag von einer „école de Soleure“, ein Mitarbeiter von Franz Füeg erkundigte sich darauf bei ihm, um was es sich dabei handelt. Jürgen Joedicke griff die Bezeichnung 1969 in seinem Buch Moderne Architektur, Strömungen und Tendenzen auf.[1] Die vier Architekturbüros – Barth und Zaugg betrieben gemeinsam ein Atelier – haben ihre Werke aber stets unabhängig voneinander geplant, auch keine Gruppe gebildet oder Manifeste verfasst, auch wenn sie sich natürlich untereinander kannten und gegenseitig beeinflussten. Gemeinsam ist ihnen aber eine Haltung, die architektonische Ordnung stark gewichtet, glatte, industriell anmutende Materialien wie Stahl und Glas bevorzugt und Wert auf Präfabrikation und Montagebau legt.

Würdigung Bearbeiten

In der Nachkriegszeit war die Schweizer Architektur noch sehr dem Heimatstil verbunden. Nur vereinzelt hatten Bauten von O. R. Salvisberg, Le Corbusier, Hans Brechbühler und anderen in der Schweiz Aufsehen erregt, während Architekten wie Oscar Niemeyer und Mies van der Rohe international bereits moderne Grossprojekte verwirklichten. In der allgemeinen Aufbruchstimmung der fünfziger und sechziger Jahre wurden neue Bauweisen möglich und angewandt, die zwar seit Jahren bekannt waren, aber aus rückwärts gerichteter Denkweise nicht gebraucht wurden. Aus Stahl, Beton und grossflächigen Glasfronten sollten die neuen Bauten entstehen.

Mehr zufällig waren die fünf auf der Linie des Mies van der Rohe gleichdenkenden Architekten, aus der gleichen Region, aufeinander gestossen. Unabhängig voneinander gründeten sie eigene Büros und bewarben sich für öffentliche Bauvorhaben. So entstanden moderne Schulbauten, Werkhallen, öffentliche Bauten und Wohnhäuser in Stahlskelettbauweise mit Flachdächern und hellen Innenräumen. Dadurch war es ihnen möglich, auch grössere Objekte zu planen und auszuführen. Das Büro Barth & Zaugg in Aarau verwirklichte eine Reihe von Grossobjekten und war mit Fritz Haller auch am Bau des SBB–Ausbildungszentrums Centre Loewenberg in Murten beteiligt.[2]

Die Architekten Bearbeiten

Exemplarische Arbeiten und Wirkungsorte

Werke: Höhere Technische Lehranstalt (Ingenieurschule) Brugg-Windisch, 1964/1966; USM–Möbelbausysteme
Hauptwerk: Piuskirche Meggen, 1966
Hauptwerk: Kongresshaus Biel, 1966
Werke: Sälischulhaus Olten, 1964/1968; Abdankungshalle Aarau, 1968/1974; Alte Kantonsschule Aarau, Paul–Karrer Haus, 1969; gemeinsames Büro von:
Eigenständige Arbeit: Altersheim Schönenwerd 1976/1978
Eigenständige Arbeit: Architektenhaus in Olten, 1956

Literatur Bearbeiten

  • Jürg Graser: Gefüllte Leere. Das Bauen der Schule von Solothurn: Barth, Zaugg, Schlup, Füeg, Haller. gta Verlag, Zürich 2014, ISBN 978-3-85676-281-0.
  • Roland Wälchli: Impulse einer Region. Solothurner Architektur 1940–1980. Architekturforum, Solothurn 2005, ISBN 3-905470-25-X.
Klappentext: «Durch ihre Neuschöpfung einer Architektur der Einfachheit und Transparenz hat die sogenannte Jurasüdfuss-Architektur die Schweizer Architektur der Nachkriegszeit von ängstlicher Tradition befreit und zugleich eine Basis geschaffen, um späteren postmodernen Modeströmungen zu widerstehen. Die herausragenden Leistungen von fünf Architekten und zwei Ingenieuren dieser Region erlangten internationales Ansehen und machten den Kanton Solothurn lange Zeit zum Leitstern der Schweizer Architektur dieser Epoche.»
  • Jürg Graser: Die Solothurner Schule. Dissertation. ETH Zürich, 2008, online
  • Werkverzeichnis : Alfons Barth; Hans Zaugg; Franz Füeg; Fritz Haller; Max Schlup. In Werk, Bauen + Wohnen, Bd. 68 (1981) Heft 7/8. S. 66–68 doi:10.5169/seals-51975.
  • Jürgen Joedicke: Moderne Architektur, Strömungen und Tendenzen. Krämer, Stuttgart/Bern 1969.

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Jürg Graser: Die Solothurner Schule. Dissertation. ETH Zürich, 2008. S. 9.
  2. Ehemalige Mitarbeiter der Büros F. Haller und Barth&Zaugg führen die Tradition der Solothurner Schule weiter
  3. Heimatschutzbericht Wasgenringschulhaus Basel, Bruno und Fritz Haller 1951/1954
  4. Fachhochschule Nordwestschweiz; Nachruf auf Fitz Haller (Memento vom 15. Februar 2016 im Internet Archive)
  5. Webseite detail: Franz Füeg, Piuskirche, Meggen
  6. Kritische Betrachtung auf Der Bund, abgerufen am 21. Februar 2013