Sisteron
Sisteron ist eine südostfranzösische Kleinstadt und eine Gemeinde mit 7.579 Einwohnern (Stand 1. Januar 2018) im Département Alpes-de-Haute-Provence in der Region Provence-Alpes-Côte d’Azur. Sisteron trägt den Beinamen „Tor zur Provence“ (Porte de Provence); es ist eine wichtige Station an der Route Napoléon.
Sisteron | ||
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Region | Provence-Alpes-Côte d’Azur | |
Département (Nr.) | Alpes-de-Haute-Provence (04) | |
Arrondissement | Forcalquier | |
Kanton | Sisteron | |
Gemeindeverband | Sisteronais-Buëch | |
Koordinaten | 44° 11′ N, 5° 57′ O | |
Höhe | 448–1145 m | |
Fläche | 50,59 km² | |
Einwohner | 7.579 (1. Januar 2018) | |
Bevölkerungsdichte | 150 Einw./km² | |
Postleitzahl | 04200 | |
INSEE-Code | 04209 | |
Website | Sisteron | |
![]() Sisteron – Ortsansicht |
Lage und KlimaBearbeiten
Sisteron liegt auf dem westlichen Ufer der Durance etwa 1 km südlich der Einmündung des Buëch in einer Höhe von ca. 490 m. Die Städte Marseille und Grenoble sind jeweils ca. 140 km (Fahrtstrecke) entfernt; bis nach Nizza sind es ca. 180 km. Das Klima ist gemäßigt bis warm; manchmal weht der Mistral. Regen (ca. 770 mm/Jahr) fällt mit Ausnahme der eher trockenen Sommermonate übers Jahr verteilt.[1]
BevölkerungsentwicklungBearbeiten
Jahr | 1800 | 1851 | 1901 | 1954 | 1999 | 2017 | ||
Einwohner | 3.891 | 4.576 | 3.874 | 4.070 | 6.964 | 7.460 | ||
Quelle: Cassini und INSEE |
Die Einwohnerzahl der Gemeinde ist aufgrund der Zuwanderung aus den umliegenden Dörfern seit den 1950er Jahren deutlich gestiegen.
WirtschaftBearbeiten
Grundlage allen Wirtschaftens ist die Landwirtschaft (Ackerbau und Viehzucht), wobei in Sisteron Olivenbäumen traditionsbedingt eine besondere Bedeutung zukommt. Auch Handwerk und Kleinhandel spielen eine Rolle; überdies gibt es etwa 20 Industrieunternehmen mit jeweils ca. 20 bis 100 Mitarbeitern vertreten. Die Niederlassung der Sanofi-Gruppe hat sogar über 600 Beschäftigte. Auch der Tagestourismus ist ein nicht zu unterschätzender Wirtschaftsfaktor.
GeschichteBearbeiten
Die Gegend wird seit rund 4000 Jahren bewohnt. Sisteron selbst war unter dem Namen Segustero in der Römerzeit eine Station auf der Via Domitia, die Italien mit dem Rhonedelta verband. An der Straße nach Authon sind noch Inschriften erhalten, die damals in den Felsen geschlagen wurden. Von der Völkerwanderung wurde Sisteron verschont, von den Sarazenen wurde die Stadt jedoch später geplündert.
Im 6. Jahrhundert wurde Sisteron Sitz eines Bistums, das bis 1790 bestand. Im 11. Jahrhundert errichteten die Grafen von Forcalquier eine Festung bei der Stadt an der Grenze zum Gebiet der Grafschaft Provence. Im Jahr 1193 heiratete Graf Alfons II. von Provence die Erbtochter der Grafen von Forcalquier Garsende de Sabran, womit die beiden Territorien wieder vereinigt waren.
Die Stadt Sisteron kam im Jahr 1483 an Frankreich, als die Provence erbweise an König Ludwig XI. fiel. In dieser Zeit war der Ort sechs Mal von Seuchen betroffen, denen zwei Drittel der Bevölkerung zum Opfer fielen. Während der Hugenottenkriege (1562–1594) war Sisteron umkämpft und wurde zweimal belagert. Aus dieser Zeit stammen die Stadtmauern und die heutige Zitadelle, die durch Jean Errard aus Bar-le-Duc errichtet wurden. Auf Befehl Richelieus wurde hier vom 13. Februar bis 16. August 1639 Prinz Johann Kasimir von Polen gefangengehalten, nachdem er auf einer Reise nach Spanien in Marseille verhaftet und zunächst mehrere Monate im erzbischöflichen Palais von Salon-de-Provence festgehalten worden war.
Während der Französischen Revolution blieb Sisteron royalistisch. Als Napoléon Bonaparte im Jahr 1815 aus dem Exil auf Elba floh und mit einer kleinen Schar von Gefolgsleuten in Golfe-Juan landete, um nach Paris zu ziehen, war der Übergang über die Durance bei Sisteron einer der kritischsten Punkte auf seiner Route, an denen militärischer Widerstand zu erwarten und sein Zug nach Paris von königstreuen Truppen verhältnismäßig mühelos zu beenden gewesen wäre. Der Gouverneur der Provinz, Marschal André Masséna, hatte jedoch vorsorglich den Befehl erteilt, alle Truppen und Vorräte aus Sisteron abzuziehen. Die von ihrer Wachmannschaft aufgegebene Brücke von Sisteron konnte deshalb in den Morgenstunden des 4. März von einer Vorhut von vierzig Leuten unter Führung von Pierre Cambronne kampflos besetzt werden, und Napoléon, dem zur persönlichen Bewachung nur noch ein Infanterist und ein Gendarm geblieben waren, zog – begrüßt vom Bürgermeister und vom Unterpräfekten – unbehelligt in Sisteron ein. Nachdem er fünf weitere Leute in Sisteron rekrutiert und sein erschöpftes Pferd gewechselt hatte, brach er am selben Tag mit einer Vorhut auf nach Gap, wo er in den Abendstunden eintraf.
Am 15. August 1944 wurde Sisteron von englischen und amerikanischen Flugzeugen bombardiert, wobei etwa hundert Bewohner der Stadt umkamen.
SehenswürdigkeitenBearbeiten
Siehe auch: Liste der Monuments historiques in Sisteron
- Zitadelle von Sisteron
- Kathedrale Notre-Dame des Pommiers, herausragendes Beispiel lombardisch-provenzalischer Architektur des 12. Jahrhunderts
- Hospital (um 1720)
- Stadtbefestigung (Mauer und Türme)
- Uhrturm mit Glockenkäfig
- Altstadt
- Konvent der Visitandinerinnen (17. Jh.)
- Musée Gallo-Romain
- Brücke über die Durance
- Umgebung
- Brücke und Eisenbahnviadukt über den Buëch
- Dominikanerkloster
PersönlichkeitenBearbeiten
- Jacques Gaffarel (* 1601 in Mane bei Forcalquier, † 1681 in Sigonce), Orientalist und Okkultist, Vertrauter Richelieus
- Jean-Baptiste Gastaldi (* 1674 in Sisteron, † 1747 in Avignon), Mediziner
- Joseph Philippe François Deleuze (* 1753 in Sisteron, † 1835 in Paris), Naturforscher
- Paul Arène (* 1843 in Sisteron, † 1896 in Antibes), Erzähler und Dramatiker
PartnerstädteBearbeiten
- Herbolzheim in Baden-Württemberg, seit 1975
- Fidenza in Italien, seit 1989
- Oliva in Spanien
Siehe auchBearbeiten
LiteraturBearbeiten
- Édouard de Laplane: Histoire de Sisteron, tirée de ses archives. Nachdruck der Ausgabe von 1843, Laffette, Marseille 1974, 2 Bände.
- Pierre de Gombert: Napoléon de l’île d’Elbe à la citadelle de Sisteron. Éditions du Socle, Aix-en-Provence 1968.