Die Silberkrugrennen waren internationale alpine Skirennen in Bad Gastein im österreichischen Bundesland Salzburg, die ab 1961 als FIS-I-A-Rennen und von 1968 bis 1988 als Weltcuprennen der Damen ausgetragen wurden.

Nach Errichtung eines Sesselliftes und Planung einer FIS-Strecke am Graukogel wurde 1951 das erste Silberkrugrennen des Skiclubs Bad Gastein durchgeführt. Bei der Premiere wurde ein Riesenslalom für Damen und Herren ausgetragen, den Lotte Blattl und Ernst Oberaigner gewannen.[1] Der Name des Rennens leitet sich vom Bad Gasteiner Wappensymbol, einem Silberkrug, ab. Nach weiteren Austragungen der Silberkrugrennen für Damen und Herren in verschiedenen Disziplinen und Durchführung der Weltmeisterschaften 1958 begannen in Bad Gastein Bemühungen, die Silberkrugrennen als Österreichs FIS-I-A-Rennen der Damen zu positionieren, während die Herren dort nicht mehr starten sollten. Nach erfolgreichen Verhandlungen wurden die 5. Internationalen Silberkrugrennen im Jahr 1961 erstmals als FIS-I-A-Rennen, der damals höchsten Rennklasse, ausgetragen.[2][3] Zuvor waren Österreichs FIS-A-Rennen der Damen die Wettkämpfe der Hahnenkammrennen in Kitzbühel gewesen, die 1961 als FIS-B-Rennen ausgetragen wurden und 1962 einer Umstellung im internationalen Rennkalender zum Opfer fielen.[2]

Ab 1962 wurden die Silberkrugrennen im Zweijahresrhythmus abwechselnd mit den Goldschlüsselrennen im Montafon ausgetragen. Gab es 1961 und 1962 noch Rennen in allen Disziplinen (Abfahrt, Riesenslalom, Slalom und Kombination), wurde ab 1964 der Riesenslalom nicht mehr ausgetragen und die Kombinationswertung um den Silberkrug von einer Dreier- zu einer Zweierkombination (Abfahrt/Slalom). 1968 wurden die Bad Gasteiner Damenrennen erstmals im Rahmen des ein Jahr zuvor eingeführten Weltcups ausgetragen, wobei anfänglich die Kombinationswertung nicht zum Weltcup zählte. Nach Ende der Montafoner Goldschlüsselrennen anno 1983 wurden die Silberkrugrennen weiterhin im Zweijahresrhythmus ausgetragen, bis im Jahre 1988 auch die Gasteiner Rennen zum letzten Mal stattfanden. Insgesamt wurden von 1968 bis 1988 elf Mal Damenweltcuprennen in Bad Gastein ausgetragen. Während dieser Zeit war die Liechtensteinerin Hanni Wenzel die erfolgreichste Teilnehmerin. Sie gewann von 1980 bis 1984 vier Weltcuprennen und 1978 die nicht zum Weltcup zählende Kombination. Seit dem Ende der Silberkrugrennen gibt es in Bad Gastein keine größeren alpinen Skirennen mehr, doch seit 2001 gastiert der Snowboard-Weltcup in dem Salzburger Ort.

Podiumsplatzierungen Bearbeiten

FIS-I-A-Rennen Bearbeiten

Jahr Disziplin 1. Platz 2. Platz 3. Platz
1961[3] Abfahrt Osterreich  Erika Netzer Deutschland BR  Heidi Biebl Frankreich  Arlette Grosso und
Osterreich  Christl Haas
Riesenslalom Italien  Giuliana Chenal Minuzzo Frankreich  Arlette Grosso Frankreich  Anne-Marie Leduc
Slalom Osterreich  Marianne Jahn Deutschland BR  Heidi Biebl Norwegen  Marit Haraldsen
Kombination Osterreich  Erika Netzer Osterreich  Marianne Jahn Frankreich  Arlette Grosso
1962[4][5] Abfahrt Osterreich  Erika Netzer Deutschland BR  Barbara Henneberger Osterreich  Christl Haas
Riesenslalom Osterreich  Traudl Hecher Osterreich  Marianne Jahn Deutschland BR  Heidi Biebl
Slalom Osterreich  Marianne Jahn Frankreich  Marielle Goitschel Osterreich  Sieglinde Bräuer
Kombination Osterreich  Marianne Jahn Osterreich  Traudl Hecher Deutschland BR  Barbara Henneberger
1964[5] Abfahrt Osterreich  Christl Haas Osterreich  Traudl Hecher Frankreich  Marielle Goitschel
Slalom Vereinigte Staaten  Jean Saubert Frankreich  Marielle Goitschel Frankreich  Annie Famose
Kombination Frankreich  Marielle Goitschel Vereinigte Staaten  Jean Saubert Osterreich  Traudl Hecher
1966[5] Abfahrt Osterreich  Traudl Hecher Osterreich  Christl Haas Frankreich  Madeleine Bochatay
Slalom Kanada  Nancy Greene Frankreich  Marielle Goitschel Osterreich  Traudl Hecher
Kombination Osterreich  Traudl Hecher Kanada  Nancy Greene Osterreich  Christl Haas

Weltcuprennen Bearbeiten

 Jahr  Disziplin 1. Platz 2. Platz 3. Platz
1968 Abfahrt Osterreich  Olga Pall Osterreich  Christl Haas Vereinigtes Konigreich  Divina Galica
Slalom Frankreich  Florence Steurer Frankreich  Marielle Goitschel Osterreich  Gertrud Gabl
Kombination(1)[5] Frankreich  Florence Steurer Frankreich  Marielle Goitschel Osterreich  Olga Pall
1970 Abfahrt Frankreich  Isabelle Mir Frankreich  Florence Steurer Frankreich  Michèle Jacot
Slalom Frankreich  Ingrid Lafforgue Kanada  Betsy Clifford Frankreich  Dominique Mathieux
Kombination(1)[5] Frankreich  Ingrid Lafforgue Frankreich  Françoise Macchi Kanada  Betsy Clifford
1972 Abfahrt Osterreich  Annemarie Pröll Osterreich  Wiltrud Drexel Frankreich  Isabelle Mir
Slalom Frankreich  Britt Lafforgue Frankreich  Françoise Macchi Osterreich  Annemarie Pröll
Kombination(1)[5] Osterreich  Annemarie Pröll Frankreich  Françoise Macchi Schweiz  Marie-Theres Nadig
1974 Abfahrt Osterreich  Annemarie Moser-Pröll Schweiz  Marie-Theres Nadig Osterreich  Wiltrud Drexel
Slalom Deutschland BR  Christa Zechmeister Frankreich  Fabienne Serrat Osterreich  Monika Kaserer
Kombination(1)[5] Osterreich  Annemarie Moser-Pröll Osterreich  Monika Kaserer Frankreich  Fabienne Serrat
Riesenslalom(2) Frankreich  Fabienne Serrat Schweiz  Lise-Marie Morerod Deutschland BR  Rosi Mittermaier
1976 Abfahrt Schweiz  Doris De Agostini Schweiz  Marlies Oberholzer Osterreich  Elfi Deufl
Slalom Deutschland BR  Rosi Mittermaier Italien  Claudia Giordani Vereinigte Staaten  Cindy Nelson
Kombination Schweiz  Bernadette Zurbriggen Osterreich  Monika Kaserer Kanada  Betsy Clifford
1978 Abfahrt Deutschland BR  Evi Mittermaier Osterreich  Annemarie Moser-Pröll Schweiz  Marie-Theres Nadig
Slalom Schweiz  Lise-Marie Morerod Liechtenstein  Hanni Wenzel Frankreich  Perrine Pelen
Kombination(1)[6] Liechtenstein  Hanni Wenzel Schweiz  Marie-Theres Nadig Osterreich  Brigitte Habersatter
1980 Abfahrt Schweiz  Marie-Theres Nadig Osterreich  Annemarie Moser-Pröll Liechtenstein  Hanni Wenzel
Slalom Liechtenstein  Hanni Wenzel Frankreich  Perrine Pelen Schweiz  Erika Hess
Kombination Liechtenstein  Hanni Wenzel Osterreich  Annemarie Moser-Pröll Vereinigte Staaten  Cindy Nelson
1982 Abfahrt 1(3) Vereinigte Staaten  Holly Flanders Osterreich  Lea Sölkner Osterreich  Sylvia Eder
Abfahrt 2 Osterreich  Sylvia Eder Frankreich  Elisabeth Chaud Vereinigte Staaten  Holly Flanders
Slalom Schweiz  Erika Hess Liechtenstein  Ursula Konzett Frankreich  Fabienne Serrat
Kombination(4) Schweiz  Erika Hess Deutschland BR  Irene Epple Osterreich  Lea Sölkner
1984 Abfahrt Liechtenstein  Hanni Wenzel Deutschland BR  Irene Epple Schweiz  Maria Walliser
Slalom Frankreich  Perrine Pelen Osterreich  Roswitha Steiner Polen  Dorota Tlałka
Kombination Liechtenstein  Hanni Wenzel Tschechoslowakei  Olga Charvátová Vereinigte Staaten  Tamara McKinney
1986 Abfahrt 1(5) Osterreich  Katharina Gutensohn Kanada  Liisa Savijarvi Kanada  Laurie Graham
Abfahrt 2 Schweiz  Maria Walliser Osterreich  Sieglinde Winkler Osterreich  Katharina Gutensohn
Slalom Osterreich  Anni Kronbichler Schweiz  Erika Hess Schweiz  Vreni Schneider
Kombination Schweiz  Maria Walliser Schweiz  Erika Hess Schweiz  Brigitte Oertli
1988 Abfahrt Schweiz  Beatrice Gafner Schweiz  Brigitte Oertli Osterreich  Veronika Wallinger
Slalom Schweiz  Vreni Schneider Deutschland BR  Christa Kinshofer Schweiz  Corinne Schmidhauser
Kombination Schweiz  Brigitte Oertli Schweiz  Vreni Schneider Osterreich  Petra Kronberger
(1) 
Die Kombinationen 1968 bis 1974 und 1978 zählten nicht zum Weltcup.
(2) 
Ersatzrennen für Marburg.[7]
(3) 
Ersatzrennen für Pfronten.[8]
(4) 
Bestehend aus der ersten Abfahrt (Ersatz für Pfronten) und dem Slalom.[9]
(5) 
Ersatzrennen für Haus.[10]

Weblinks Bearbeiten

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Joachim Glaser: Goldschmiede im Schnee. 100 Jahre Salzburger Landes-Skiverband. Böhlau, Wien-Köln-Weimar 2011, ISBN 978-3-205-78560-6, S. 115 und 175.
  2. a b Kitzbüheler Ski Club (Hrsg.): Hahnenkamm: Chronik eines Mythos. 100 Jahre Kitzbüheler Ski Club. Wissen Media Verlag, Gütersloh/München 2003, S. 46.
  3. a b Internationales Silberkrugrennen Bad Gastein. In: Austria-Ski-Sport. Zeitschrift des ÖSV. Heft 2/1961, S. 20.
  4. Österr. Triumph beim 6. Silberkrugrennen in Bad Gastein. In: Austria-Ski-Sport. Zeitschrift des ÖSV. Heft 2/1962, S. 8.
  5. a b c d e f g Hermann Nußbaumer: Sieg auf weißen Pisten. Bilanz des alpinen Skisports. 9. erweiterte Auflage, Trauner Verlag, Linz 1977, ISBN 3-85320-176-8, Faltblatt 8 (ohne Seitenangabe).
  6. Nun auch Psychotraining. In: Arbeiter-Zeitung. Wien 20. Jänner 1978, S. 13.
  7. Moser und Zechmeister großartig. In: Arbeiter-Zeitung. Wien 25. Jänner 1974, S. 15.
  8. De Agostini Schnellste. In: Arbeiter-Zeitung. Wien 18. Jänner 1982, S. 8.
  9. Hess wieder unangefochten. In: Arbeiter-Zeitung. Wien 21. Jänner 1982, S. 11.
  10. Gutensohn gelang zweiter Streich. In: Arbeiter-Zeitung. Wien 11. Jänner 1986, S. 21.