Siemianowice Śląskie

Stadt in Polen

Siemianowice Śląskie [ɕɛmʲanɔˈvʲit ͡sɛ ˈɕlɔ̃skʲɛ] ist eine Industriestadt im Süden Polens in der Woiwodschaft Schlesien. Die kreisfreie Stadt liegt etwa sechs Kilometer nördlich von Katowice im Oberschlesischen Industriegebiet. Die Stadt entstand 1927 durch den Zusammenschluss der bis dahin selbstständigen Gemeinden Siemianowice (deutsch: Siemianowitz) sowie Huta Laura (Laurahütte) und erhielt 1932 das Stadtrecht.

Siemianowice Śląskie
Wappen von Siemianowice Śląskie
Siemianowice Śląskie (Polen)
Siemianowice Śląskie (Polen)
Siemianowice Śląskie
Basisdaten
Staat: Polen
Woiwodschaft: Schlesien
Powiat: Kreisfreie Stadt
Fläche: 25,50 km²
Geographische Lage: 50° 19′ N, 19° 2′ OKoordinaten: 50° 19′ 0″ N, 19° 2′ 0″ O
Höhe: 210 m n.p.m.
Einwohner: 66.270
(31. Dez. 2020)[1]
Postleitzahl: 41-100 bis 41-106
Telefonvorwahl: (+48) 32
Kfz-Kennzeichen: SI
Wirtschaft und Verkehr
Straße: BytomKatowice
Nächster int. Flughafen: Flughafen Katowice
Gmina
Gminatyp: Stadt
Einwohner: 66.270
(31. Dez. 2020)[1]
Gemeindenummer (GUS): 2474011
Verwaltung (Stand: 2007)
Stadtpräsident: Rafał Piech
Adresse: ul. Jana Pawła II 10
41-100 Siemianowice Śląskie
Webpräsenz: www.um.siemianowice.pl



Rathaus

Geschichte Bearbeiten

 
Laurahütte um 1840
 
Zentrum des ehemaligen Laurahütte

Ursprünglich war Siemianowitz ein Fischerdorf an der Brynica, worauf noch heute das Stadtwappen hinweist, das erstmals 1789 verwendet wurde. Erstmals urkundlich erwähnt wurde die Ortschaft Seymanovicze im Jahre 1451. Zu großer Bedeutung gelangte dieses Dorf erst viel später und blieb lange im Schatten des heutigen Stadtteils Michalkowitz, zumal Siemianowitz kirchlich der dortigen Pfarrkirche angehörte.

Im 19. Jahrhundert erlebte die Region einen rasanten Wandel durch die Montanindustrie. Es entstanden zahlreiche Steinkohlebergwerke und metallverarbeitende Unternehmen. 1836 wurde wenige Kilometer südlich von Siemianowitz das von Hugo Henckel von Donnersmarck und den Gebrüdern Oppenfeld gemeinschaftlich gegründete[2] Eisenwerk Laurahütte in Betrieb genommen, um das eine gleichnamige Siedlung entstand. Das Werk ging 1871 in der Aktiengesellschaft Vereinigte Königs- und Laurahütte auf. Das alte Dorf Siemianowitz und der neue Industrieort Laurahütte nahmen ein rasches Wachstum und bildeten um das wirtschaftliche Rückgrat der stahlerzeugenden Laurahütte sowie der Steinkohlebergwerke Richter und Laurahütte bald ein zusammenhängendes Geflecht von Industriebetrieben und Arbeitersiedlungen. Kommunal waren die beiden Orte jedoch eigenständig und gehörten ab 1873 zum preußischen Landkreis Kattowitz. Auf dem ehemaligen Jahrmarktsgelände baute sich die Gemeinde Siemianowitz 1904 ein stattliches Rathaus, die Bebauung des neuen Marktplatzes blieb jedoch unvollendet. Das Rathaus der Gemeinde Laurahütte wurde bereits 1897 in deutlich zurückhalterenden Formen realisiert.

1910 zählte die Gemeinde Siemianowitz 18.336, der Gutsbezirk Siemianowitz 1.293 Einwohner. In der Gemeinde Laurahütte lebten 16.120 Menschen.

Obwohl bei der Volksabstimmung in Oberschlesien am 20. März 1921 in Siemianowitz 56,3 % und in Laurahütte 66,7 % für den Verbleib bei Deutschland gestimmt hatten, fielen die Orte an Polen[3] und wurden in Siemianowice, bzw. Huta Laura umbenannt. Noch zuvor hatte die preußische Regierung im Mai 1922 die Zusammenlegung zur neuen Gemeinde Laurahütte-Siemianowitz beschlossen[4] die 1927 in Siemianowice Śląskie umbenannt wurde und 1932 das Stadtrecht erhielt. Nach dem Überfall auf Polen wurde die Stadt für die Zeit des Zweiten Weltkriegs völkerrechtswidrig annektiert und erhielt für diese Zeit den Namen des Stadtteils Laurahütte.

Stadtgliederung Bearbeiten

Siemianowice Śląskie gliedert sich in folgende Stadtteile:

Stadtteil Fläche (km²)
Centrum 11,98
Michałkowice (Michalkowitz) 5,46
Bytków (Bittkow) 2,3
Bańgów (Baingow) 2,96
Przełajka (Przelaika) 2,7
 
Wohnsiedlung Węzłowiec in Bytków

Politik Bearbeiten

Stadtpräsident Bearbeiten

An der Spitze der Stadtverwaltung steht der Stadtpräsident. Seit 2014 ist dies Rafał Piech, der mit seinem eigenen Wahlkomitee antritt. Die turnusmäßige Wahl im Oktober 2018 führte zu folgenden Ergebnis:[5]

Damit wurde Piech bereits im ersten Wahlgang für eine weitere Amtszeit wiedergewählt.

Stadtrat Bearbeiten

Der Stadtrat umfasst 23 Mitglieder, die direkt gewählt werden. Die Wahl im Oktober 2018 führte zu folgendem Ergebnis:[6]

Wappen Bearbeiten

Städtepartnerschaften Bearbeiten

Siemianowice Śląskie unterhält Partnerschaften mit folgenden Städten:

Bauwerke Bearbeiten

  • Schloss der Familie Henckel von Donnersmarck mit barocken, klassizistischen und neugotischen Teilen
  • Das Rathaus wurde 1904 nach einem Entwurf des Architekten Johannes Seiffert als Backsteinbau in neobarocken Formen errichtet. 1923–1925 erfolgte ein Ausbau des Gebäudes, bei dem der Sitzungssaal entstand.
  • Die katholische Pfarrkirche Heiligkreuz ist ein neugotischer Backsteinbau von 1884 nach Plänen von Paul Jackisch. Als Stiftung Hugo II. Henckel von Donnersmarcks wurde die Kirche reich ausgestattet.
  • Die evangelische Lutherkirche wird seit 2000 wieder von der Evangelischen Kirche Augsburger Bekenntnisses genutzt, nachdem sie nach dem Zweiten Weltkrieg an die Katholiken übertragen worden war. Der neugotische Entwurf stammt von Franz Posern aus Pless und wurde 1893–1895 aus Backstein errichtet.
  • Fernsehturm Bytków

Gedenkstätten Bearbeiten

Bei Laurahütte hat der Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge eine Kriegsgräberstätte mit 31.000 deutschen Kriegstoten angelegt (Zahl von 2011).

Verkehr Bearbeiten

Im ÖPNV besteht eine Anbindung an das Netz der Oberschlesischen Straßenbahn.

Der Bahnhof Siemianowice Śląskie liegt an der nur noch im Güterverkehr betriebenen Bahnstrecke Katowice Szopienice Północne–Chorzów Stary.

Söhne und Töchter der Stadt Bearbeiten

Nach Geburtsjahr geordnet

Weblinks Bearbeiten

Commons: Siemianowice Śląskie – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. a b Population. Size and Structure by Territorial Division. As of December 31, 2020. Główny Urząd Statystyczny (GUS) (PDF-Dateien; 0,72 MB), abgerufen am 12. Juni 2021.
  2. Vermischtes. In: Illustrirte Zeitung, 30. November 1844, S. 11 (online bei ANNO).Vorlage:ANNO/Wartung/izl
  3. Gemeinde Siemianowitz: 5.441 für Deutschland, 4.232 für Polen;
    Gemeinde Laurahütte: 6.160 für Deutschland, 3.081 für Polen;
    Gutsbezirk Siemianowitz: 55 für Deutschland / 64 für Polen;
    Vgl. Ergebnisse der Volksabstimmung (Memento des Originals vom 8. November 2009 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.oberschlesien-ka.de abger. am 6. November 2012
  4. Vereinigung der Landgemeinden Laurahütte-Siemianowitz zu einem Gemeindebezirke, Amtsblatt der Regierung zu Oppeln, Bd. 107 (Stück 13, Nr. 257), 27 maja 1922, s. 150 [dostęp 2022-08-09], (Śląska Biblioteka Cyfrowa)
  5. Ergebnis auf der Seite der Wahlkommission, abgerufen am 27. August 2020.
  6. Ergebnis auf der Seite der Wahlkommission, abgerufen am 27. August 2020.
  7. Vgl. Film Polski