Siegfried Weller

deutscher Unfallchirurg

Siegfried Weller (* 28. Juli 1928 in Welzheim[1][2]; † 27. August 2019[3] in Tübingen) war ein deutscher Unfallchirurg. Er war bis zu seiner Emeritierung 1996 Ärztlicher Direktor der Berufsgenossenschaftlichen Unfallklinik Tübingen. Er verfasste zahlreiche Publikationen und Standardlehrbücher in der Unfallchirurgie.

Leben Bearbeiten

Weller studierte an den Universitäten Würzburg, Innsbruck und Heidelberg Medizin. 1953 wurde er promoviert. Von 1954 bis 1956 arbeitete er in New York City,[2] die Ausbildung setzte er am Universitätsklinikum Freiburg fort.[4] In Freiburg habilitierte sich Weller 1962 bei Hermann Krauß mit der Arbeit Zur Morphologie und Funktion des Gelenkknorpels unter normalen und pathologischen Bedingungen. 1966 wurde Weller Leiter der Abteilung für Unfallchirurgie des Universitätsklinikums Freiburg, der ersten Einrichtung ihrer Art in Deutschland.[2] Von 1969 bis 1996 war er Ärztlicher Direktor der Berufsgenossenschaftlichen Unfallklinik Tübingen.[2] Das 2012 eröffnete Forschungsinstitut der Einrichtung wurde nach Weller benannt.[5][1] Sein Nachfolger an der Klinik wurde Kuno Weise.[6]

Er war verheiratet und Vater von zwei Töchtern.[2]

Wirken Bearbeiten

Weller gehörte zu den Gründungsmitgliedern der deutschen Sektion der Arbeitsgemeinschaft für Osteosynthesefragen (AO Foundation) im Jahr 1970 und stand dieser bis 1991 als Präsident vor. Von 1994 bis 1996 war er Präsident der AO Foundation.[2] Er war weiterhin 1978 Präsident der Deutschen Gesellschaft für Unfallchirurgie (DGU)[7] und 1982 Präsident der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie (DGCH).[8] Er war (Mit-)Begründer der Fachzeitschriften Aktuelle Traumatologie und OP-Journal.[2]

Unter Leitung von Weller entstand die „Weller-Datenbank, Weller-Tabelle“. Diese Tabelle enthält praktisch alle gängigen Verletzungsmuster, gegliedert nach dem so genannten „Weller-Key“. Zu jedem Weller-Key werden prognostische Einschätzungen zum Heilverfahren gegeben (Behandlungsmethoden, Physiotherapie, Heilverlauf, Komplikationsrisiken, Ausfallzeiten usw.).[9][10][2]

Ehrungen Bearbeiten

Siegfried Weller wurde 1988 mit dem Verdienstkreuz 1. Klasse des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland ausgezeichnet.[11] 1989 erhielt er die Johann-Friedrich-Dieffenbach-Büste der Deutschen Gesellschaft für Unfallchirurgie.[12] Ihm wurden Ehrendoktorwürden der Humboldt-Universität zu Berlin und der University of Madras verliehen.[2] Zu Wellers 60. Geburtstag wurde, gemeinsam mit Ernst Kerns 65. und Jörg Rehns 70. Geburtstag, ein chirurgisches Symposion in Konstanz veranstaltet.[13]

Schriften (Auswahl) Bearbeiten

  • M. Reifferscheid, S. Weller: Chirurgie. Thieme, 8. Auflage 1989, ISBN 3-13-455708-8.
  • Edward L. Compere, S. W. Banks, C. L. Compere, S. Weller: Frakturenbehandlung. Thieme, 1966, ISBN 3-13-316201-2.
  • S. Weller, D. Höntzsch, K. Weise, E. Reisacher: Die gebräuchlichsten AO-Implantate für die operative Frakturenbehandlung. Thieme, 1993, ISBN 3-13-782201-0.

Weblinks Bearbeiten

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. a b Uschi Hahn: Siegfried Weller Institut eröffnet. In: Schwäbisches Tagblatt. 1. März 2012.
  2. a b c d e f g h i K. H. Winker: Professor Dr. Dr. h.c. mult. Siegfried Weller. In: Langenbeck’s Archives of Surgery. 394, 2009, S. 587–588, doi:10.1007/s00423-009-0467-y.
  3. Ein renommierter Unfallchirurg. Abgerufen am 30. August 2019.
  4. K. H. Winker: Siegfried Weller. More than 35 years of Contribution to AO in Asia.@1@2Vorlage:Toter Link/www2.aofoundation.org (Seite nicht mehr abrufbar, festgestellt im Mai 2019. Suche in Webarchiven)  Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. In: AO Asia Pacific Newsletter. Juli 2008, S. 2. (auch verfügbar via AO Foundation: Happy birthday.)
  5. Berufsgenossenschaftliche Unfallklinik Tübingen: Siegfried Weller Institut für Unfallmedizinische Forschung (Memento vom 26. Mai 2013 im Internet Archive). Abgerufen am 18. Mai 2013.
  6. Personalien (PDF; 177 kB). In: Deutsches Ärzteblatt. Band 93, Heft 23, 7. Juni 1996, A-1569.
  7. Deutsche Gesellschaft für Unfallchirurgie: Die Präsidenten der DGU seit 1922. Abgerufen am 18. Mai 2013.
  8. Deutsche Gesellschaft für Chirurgie: Frühere Präsidenten der DGCH. Abgerufen am 2. Mai 2020.
  9. Olaf Ernst: Qualitätssicherung in der Heilbehandlung der gesetzlichen Unfallversicherung: Messung der Ergebnisqualität im D-Arzt-Verfahren. Diplomica, 2010, ISBN 3-8366-8716-X, S. 7.
  10. Forschungsgesellschaft für angewandte Systemsicherheit und Arbeitsmedizin (FAS): Steuerung des Heilverfahrens.
  11. Personalia. In: Deutsches Ärzteblatt. Band 85, Nummer 44, 3. November 1988, S. A-3084.
  12. Deutsche Gesellschaft für Unfallchirurgie: Johann-Friedrich-Dieffenbach-Büste. Abgerufen am 2. Mai 2020.
  13. Ernst Kern: Sehen – Denken – Handeln eines Chirurgen im 20. Jahrhundert. ecomed, Landsberg am Lech 2000, ISBN 3-609-20149-5, S. 335.