Siegfried Kasper

österreichischer Psychiater und Hochschullehrer

Siegfried Kasper (* 15. Dezember 1950 in Salzburg) war bis zu seiner Emeritierung ein österreichischer Professor für Psychiatrie an der Universitätsklinik für Psychiatrie und Psychotherapie der Medizinischen Universität Wien.

Leben Bearbeiten

Kasper studierte an den Universitäten von Innsbruck sowie Freiburg und Heidelberg. Nach Abschluss der Facharztausbildung und psychotherapeutischen Ausbildung am Universitätsklinikum Mannheim, der Universität Heidelberg bzw. dem Ausbildungsinstitut für Psychotherapie und Psychoanalyse, absolvierte er einen zweijährigen Forschungsaufenthalt am National Institute of Mental Health in Bethesda (USA) und arbeitete danach als leitender Oberarzt an der Psychiatrischen Universitätsklinik in Bonn. Im Jahr 1993 wurde er als Ordentlicher Universitätsprofessor für Psychiatrie an die Universität Wien berufen. Er emeritierte am 1. Oktober 2019.[1]

Werk Bearbeiten

Kasper führte klinische Studien in den Bereichen der Psychobiologie, Psychopharmakologie sowie der Psychiatrie durch und hat wissenschaftliche Arbeiten publiziert, die sich in einem Citation Index von über 10.000 und einem h-Index vom 54 widerspiegelt. Zum Thema Depression veröffentlichte er mehrere Standardwerke.

Kasper gehört bzw. gehörte dem Vorstand einiger Fachgesellschaften an, darunter dem European College of Neuropsychopharmacology (ECNP), der European Psychiatric Association (EPA), der Österreichischen Gesellschaft für Neuropsychopharmakologie und Biologische Psychiatrie (ÖGPB), der Österreichischen Gesellschaft für Arzneimittelsicherheit in der Psychiatrie (ÖAMSP) und der Österreichischen Gesellschaft für Psychiatrie und Psychotherapie (ÖGPP). Für die Periode 2012 bis 2016 wurde er in das Executive Committee des International College of Neuropsychopharmacology (CINP) gewählt. Weiters ist er Chair der World Psychiatric Association (WPA) Section of Pharmacopsychiatry. Er ist Fellow des Royal College of Psychiatrists, Ehrenmitglied der Tschechischen, Rumänischen und Kolumbianischen Gesellschaften für Psychopharmakologie bzw. Biologische Psychiatrie sowie der Ukrainischen und Ungarischen Gesellschaften für Psychiatrie und korrespondierendes Mitglied der Deutschen Gesellschaft für Psychiatrie, Psychotherapie und Nervenheilkunde, der Deutschen Gesellschaft für Biologische Psychiatrie und des Scandinavian College of Neuro-Psychopharmacology. 2020 wurde er zum Mitglied der Academia Europaea gewählt.[2] Kasper war für die Periode von 2005 bis 2009 Präsident der World Federation of Societies of Biological Psychiatry.

Kasper ist Herausgeber des World Journal of Biological Psychiatry, des International Journal of Psychiatry in Clinical Practice, Field Editor für International Journal of Neuropsychopharmacology, Section Editor für Expert Opinion on Pharmacotherapy sowie Editor für Psychiatrie des Journal of Neurologie, Neurochirurgie, und Psychiatrie.

Öffentliche Kontroverse Bearbeiten

David Healy, Direktor des North Wales Department of Psychological Medicine, warf Siegfried Kasper 2002 vor, seinen Namen für eine Pharma-Studie hergegeben zu haben, mit der er nichts zu tun hatte,[3] und die ein Medikament in besonders gutem Licht erscheinen ließ.[4] Daraufhin leitete der damalige Medizin-Dekan Wolfgang Schütz dem Rektor die Unterlagen weiter, da dieser für Disziplinarangelegenheiten zuständig sei.[5] Kasper selbst sprach von einem „Riesenmissverständnis“.[6] Von der angesehenen Fachzeitschrift British Medical Journal wurde das als typischer Fall von Ghostwriting und als unakzeptable Beziehung von Industrie und akademischen Psychiatern kritisiert.[7] Die Kontroverse fand Eingang in das Buch Hooked – Ethics, the Medical Profession, and the Pharmaceutical Industry.[8]

Auszeichnungen Bearbeiten

Literatur Bearbeiten

  • Kürschners Deutscher Gelehrten-Kalender, 19. Ausgabe (2003). Band 2 (K-Scho), K. G. Saur, München 2003, ISBN 3-598-23607-7, S. 1555.

Weblinks Bearbeiten

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Homepage der MedUni Wien, gesehen am 6. Juli 2021
  2. Eintrag auf der Internetseite der Academia Europaea
  3. Makers 'ghost' drugs reviews. auf: telegraph.co.uk, 15. Oktober 2004.
  4. It said the drug was the best thing since sliced bread. I don't think it is. auf: guardian.co.uk, 7. Februar 2002.
  5. Roland Schönbauer: Uni-Psychiater unter "Ghostwriter"-Verdacht. auf: derstandard.at, 10. Mai 2002.
  6. Roland Schönbauer: "Ghostwriter nicht üblich". auf: derstandard.at, 14. Mai 2002.
  7. Hans Weiss: Korrupte Medizin. Ärzte als Komplizen der Konzerne. 2. Auflage. Kiepenheuer & Witsch, Köln 2008, ISBN 978-3-462-04037-1, S. 172.
  8. Ghostwriting. In: Howard Brody: Hooked. Ethics, the Medical Profession, and the Pharmaceutical Industry. Rowman & Littlefield, Lanham, Md. u. a. 2007, ISBN 978-0-7425-5218-0, S. 130. eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche
  9. Aufstellung aller durch den Bundespräsidenten verliehenen Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik Österreich ab 1952 (PDF; 6,9 MB)
  10. a b c d Curriculum vitae Siegfried Kasper Webseite der Meduni Wien, abgerufen am 15. Februar 2018
  11. Träger des Österreichischen Ehrenkreuzes für Wissenschaft und Kunst I. Klasse Webseite der Meduni Wien, abgerufen am 15. Februar 2018
  12. Preise der Stadt Wien 2019. In: PID Presse- und Informationsdienst der Stadt Wien. 12. August 2019, abgerufen am 13. August 2019.