Siedendolsleben

Ortsteil von Dähre

Siedendolsleben ist ein Ortsteil der Gemeinde Dähre im Altmarkkreis Salzwedel in Sachsen-Anhalt.

Siedendolsleben
Gemeinde Dähre
Koordinaten: 52° 49′ N, 10° 55′ OKoordinaten: 52° 49′ 0″ N, 10° 55′ 27″ O
Höhe: 42 m ü. NHN
Fläche: 4,21 km²[1]
Einwohner: 67 (31. Dez. 2023)[2]
Bevölkerungsdichte: 16 Einwohner/km²
Eingemeindung: 20. Juli 1950
Postleitzahl: 29413
Vorwahl: 039031
Siedendolsleben (Sachsen-Anhalt)
Siedendolsleben (Sachsen-Anhalt)

Lage von Siedendolsleben in Sachsen-Anhalt

Dorfkirche Siedendolsleben
Dorfkirche Siedendolsleben

Geographie Bearbeiten

Siedendolsleben, ein Sackgassendorf mit Kirche, liegt zwei Kilometer nordöstlich von Dähre in der Altmark an der Salzwedeler Dumme.[1][3]

Nachbarorte sind Hohendolsleben im Nordwesten, Barnebeck im Norden, Henningen im Nordwesten, Langenapel im Osten, Deutschhorst im Südosten und Dähre im Süden.[3]

Geschichte Bearbeiten

Mittelalter bis Neuzeit Bearbeiten

Im Jahre 1306 wurde das Dorf als dhudeschen Dulslege (Deutsch Dolslegen) erstmals urkundlich erwähnt, als Burchhard von Wallstawe dem Kloster Diesdorf den Zehnten einiger Anteile am Dorfes schenkt.[4] Die anderen Anteile schenken 1395 die von dem Knesebeck dem Kloster Diesdorf.

Ältere Belege können nicht immer eindeutig zwischen Hohen- und Siedendolsleben unterschieden werden.

Vor 1443 gehörte der Propstei Dähre ein Hof. Die Wassermühle an der Dumme im Süden des Dorfes wurde 1458 erwähnt. Von 1449 bis nach 1598 hatten die von Jagow Anteile am Dorf, die an Krateke (Kratke) weiterverlehnt wurden.[1]

Weitere Nennungen sind 1380 sieden Dolscheleben, 1551 Siden Dalschlewe, 1608 Sieden Dolschleue, 1687 Sieden Dolschleben, 1775 Sieden (Nieder) Dolsleben[1] und 1804 Sieden-Dolsleben, Dorf mit Wassermühle.[5]

Herkunft des Ortsnamens Bearbeiten

Jürgen Udolph führt den Ortsnamen auf eine Herkunft aus „*Dolgs-lage“ zurück. Die Bedeutung wäre als „erhöhte Siedlung“ zu verstehen.[6] Die Silbe „Sieden“ kann man ableiten aus dem mittelniederdeutschen Wort „side“ für „niedrig“.[7]

Archäologie Bearbeiten

Vor 1842 fand ein Landmann in Siedendolsleben Goldgulden aus der Zeit von 1450 bis 1470, Meißner und Goslarsche Groschen und andere Münzen.[8] Sie wurden fast alle eingeschmolzen.[9]

Im Jahre 1910 beschrieb Paul Kupka eine 20 Zentimeter lange bronzezeitliche Fibel und eine Brillenfibel aus Siedendolsleben aus der Sammlung des Danneil-Museums in Salzwedel.[10]

Im 20. Jahrhundert wurde von Funden in einem Gräberfeld aus vorrömischer Zeit berichtet, die im Danneil-Museum überliefert sind.[11]

Eingemeindungen Bearbeiten

Siedendolsleben gehörte ursprünglich zum Salzwedelischen Kreis der Mark Brandenburg in der Altmark. Von 1807 bis 1813 lag es im Kanton Diesdorf auf dem Territorium des napoleonischen Königreichs Westphalen. Nach weiteren Änderungen kam es 1816 in den Kreis Salzwedel, den späteren Landkreis Salzwedel im Regierungsbezirk Magdeburg in der Provinz Sachsen in Preußen.[1]

Am 20. Juli 1950 wurden die Gemeinden Siedendolsleben und Hohendolsleben aus dem Landkreis Salzwedel zur neuen Gemeinde Dolsleben zusammengeschlossen.[12] Hohendolsleben und Siedendolsleben wurden als Ortsteile in der neuen Gemeinde fortgeführt.[13] Der Sitz der Gemeinde war in Siedendolsleben.

Am 1. Januar 1992 wurde die Gemeinde Dolsleben in die Gemeinde Dähre eingemeindet.[14] Der Ortsteil Siedendolsleben wurde damit Ortsteil von Dähre.

Einwohnerentwicklung Bearbeiten

Jahr Einwohner
1734 048
1774 066
1789 060
1798 064
1801 064
1818 106
Jahr Einwohner
1840 204
1864 216
1871 206
1885 199
1892 [00]184[15]
1895 183
Jahr Einwohner
1900 [00]191[15]
1905 195
1910 [00]199[15]
1925 207
1939 169
1946 248
Jahr Einwohner
2015 [00]73[16]
2018 [00]76[16]
2020 [00]69[17]
2021 [00]67[17]
2022 [00]63[18]
2023 [0]67[2]

Quelle, wenn nicht angegeben, bis 1946:[1]

Religion Bearbeiten

Die evangelische Kirchengemeinde Hohendolsleben, die früher zur Pfarrei Dähre gehörte,[19] wird heute betreut vom Pfarrbereich Osterwohle-Dähre des Kirchenkreises Salzwedel im Bischofssprengel Magdeburg der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland.[20]

Kultur und Sehenswürdigkeiten Bearbeiten

  • Die evangelische Dorfkirche in Siedendolsleben ist relativ hoher, flachgedeckter Rechtecksaal aus unregelmäßigem Feldsteinmauerwerk im Kern aus dem 15. Jahrhundert. Der neoromanische Giebel ist in Backstein ausgeführt.[21] Die Kirche ist eine Filialkirche der Kirche in Dähre.[19]
  • Der westliche Dorfkern und einige Wohngebäude stehen unter Denkmalschutz.[3]
  • In Siedendolsleben steht ein Denkmal für die Gefallenen des Ersten Weltkrieges, ein Monolith auf einem zweistufigen Feldsteinsockel. Auf dem Stein steht ein Adler auf einer Kugel mit ausgebreiteten Schwingen.[22]

Literatur Bearbeiten

  • Peter P. Rohrlach: Historisches Ortslexikon für die Altmark (= Historisches Ortslexikon für Brandenburg. Teil XII). Berliner Wissenschafts-Verlag, Berlin 2018, ISBN 978-3-8305-2235-5, S. 553–556, doi:10.35998/9783830522355 (E-Book zur zweibändigen Druckausgabe).
  • Wilhelm Zahn: Heimatkunde der Altmark. Nach Hinterlassenschaften des Verfassers bearbeitet von Martin Ehlies. 2. Auflage. Verlag Salzwedeler Wochenblatt, Graphische Anstalt, Salzwedel 1928, OCLC 614308966, S. 136 (Reprint 2018, SelbstVerlag Eugen & Constanze Gliege).
  • J[ohann] A[ugust] F[riedrich] Hermes: Historisch-geographisch-statistisch-topographisches Handbuch vom Regierungsbezirke Magdeburg. Hrsg.: J[ohann] A[ugust] F[riedrich] Hermes, M[ichael] J[ulius] Weigelt. Zweiter, oder topographischer Teil. Selbstverlag und W. Heinrichshofen in Kommission, Magdeburg 1842, OCLC 1071081004, S. 346–419, 149. Siedendolsleben (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).

Weblinks Bearbeiten

Commons: Siedendolsleben – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. a b c d e f Peter P. Rohrlach: Historisches Ortslexikon für die Altmark (= Historisches Ortslexikon für Brandenburg. Teil XII). Berliner Wissenschafts-Verlag, Berlin 2018, ISBN 978-3-8305-2235-5, S. 553–556, doi:10.35998/9783830522355 (E-Book zur zweibändigen Druckausgabe).
  2. a b Anke Pelczarski: 65 Geburten und 190 Sterbefälle. In: Klötzer Volksstimme, Klötzer Rundschau (E-Paper). 17. Januar 2024, DNB 1047268213, S. 15.
  3. a b c Sachsen-Anhalt-Viewer des Landesamtes für Vermessung und Geoinformation (Hinweise)
  4. Adolph Friedrich Riedel: Codex diplomaticus Brandenburgensis: Sammlung der Urkunden, Chroniken und sonstigen Quellschriften. Haupttheil 1. Band 22. Berlin 1862, S. 105–106 (Digitalisat).
  5. Friedrich Wilhelm August Bratring: Statistisch-topographische Beschreibung der gesammten Mark Brandenburg. Für Statistiker, Geschäftsmänner, besonders für Kameralisten. Band 1. Berlin 1804, S. 371 (Digitalisathttp://vorlage_digitalisat.test/1%3D%7B%7B%7B1%7D%7D%7D~GB%3D~IA%3D~MDZ%3D%0A10000735~SZ%3D393~doppelseitig%3D~LT%3D~PUR%3D).
  6. Matthias Friske: Die mittelalterlichen Kirchen in der nordwestlichen Altmark (= Bernd Janowski, Dirk Schumann [Hrsg.]: Kirchen im ländlichen Raum. Band 9). Lukas, Berlin 2021, ISBN 978-3-86732-379-6, S. 224.
  7. Matthias Friske: Die mittelalterlichen Kirchen in der nordwestlichen Altmark (= Bernd Janowski, Dirk Schumann [Hrsg.]: Kirchen im ländlichen Raum. Band 9). Lukas, Berlin 2021, ISBN 978-3-86732-379-6, S. 501–502.
  8. Generalbericht für 1841. Münzen. In: Jahresberichte des Altmärkischen Vereins für vaterländische Geschichte. 5. Jahresbericht, 1842, S. 6 (Digitalisathttp://vorlage_digitalisat.test/1%3D%7B%7B%7B1%7D%7D%7D~GB%3D~IA%3D~MDZ%3D%0A10013290~SZ%3D6~doppelseitig%3D~LT%3D~PUR%3D).
  9. Generalbericht für 1845. Schriftliche Mittheilungen. In: Jahresberichte des Altmärkischen Vereins für vaterländische Geschichte. 9. Jahresbericht, 1846, S. 6 (Digitalisathttp://vorlage_digitalisat.test/1%3D%7B%7B%7B1%7D%7D%7D~GB%3D~IA%3D~MDZ%3D%0A10013294~SZ%3D8~doppelseitig%3D~LT%3D~PUR%3D).
  10. Paul Kupka: Altmärkische Fibeln (= Jahresschrift für mitteldeutsche Vorgeschichte. Band 39). 1910, S. 7, 8, Tafel I, 3, doi:10.11588/jsmv.1910.0.66871.
  11. Rosemarie Leineweber: Die Altmark in spätrömischer Zeit (= Siegfried Fröhlich [Hrsg.]: Veröffentlichungen des Landesamtes für Archäologie – Landesmuseum für Vorgeschichte – Sachsen-Anhalt. Band 50). Halle (Saale) 1997, S. 261, 70.
  12. Zweite Verordnung zum Gesetz zur Änderung der Kreis- und Gemeindegrenzen zum 27. April 1950 (GuABl. S. 161). In: Landesregierung Sachsen-Anhalt (Hrsg.): Gesetz- und Amtsblatt des Landes Sachsen-Anhalt. Nr. 18, 5. August 1950, ZDB-ID 511105-5, S. 278 (PDF).
  13. Karla Balkow und Werner Christ: Ortslexikon der Deutschen Demokratischen Republik. R. v. Decker’s Verlag. G. Schenck GmbH, Heidelberg 1986, ISBN 3-7685-2185-0, S. 111, 154.
  14. Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Gemeinden 1994 und ihre Veränderungen seit 01.01.1948 in den neuen Ländern. Metzler-Poeschel, Stuttgart 1995, ISBN 3-8246-0321-7, S. 358, 361–362.
  15. a b c Wilhelm Zahn: Heimatkunde der Altmark. Nach Hinterlassenschaften des Verfassers bearbeitet von Martin Ehlies. 2. Auflage. Verlag Salzwedeler Wochenblatt, Graphische Anstalt, Salzwedel 1928, OCLC 614308966, S. 136 (Reprint 2018, SelbstVerlag Eugen & Constanze Gliege).
  16. a b Verbandsgemeinde Beetzendorf-Diesdorf: Einwohner der Ortsteile am 31. Dezember für die Jahre 2015 und 2018. 6. Juni 2019.
  17. a b Anke Pelczarski: Nur Wallstawe und Jübar legen zu. In: Klötzer Volksstimme, Klötzer Rundschau (E-Paper). 15. Januar 2022, DNB 1047268213, S. 17.
  18. Anke Pelczarski: Wenn die Männer das Sagen haben. In: Klötzer Volksstimme, Klötzer Rundschau (E-Paper). 14. Januar 2023, DNB 1047268213, S. 17.
  19. a b Pfarr-Almanach oder die evangelischen Geistlichen und Kirchen der Provinz Sachsen der Grafschaften Wernigerode, Rossla und Stolberg. 19. Jahrgang, 1903, ZDB-ID 551010-7, S. 97 (genealogy.net [Volltext und Scan]).
  20. Pfarrbereich Osterwohle-Dähre. In: ekmd.de. Abgerufen am 18. Mai 2023.
  21. Thomas Hartwig: Alle Altmarkkirchen von A bis Z. Elbe-Havel-Verlag, Havelberg 2012, ISBN 978-3-9814039-5-4, S. 446.
  22. Siedendolsleben, Gemeinde Dähre, Altmarkkreis Salzwedel. In: denkmalprojekt.org. Onlineprojekt Gefallenendenkmäler, 1. April 2018, abgerufen am 18. Mai 2023.