Shinkansen-Baureihe E3

Baureihe japanischer Hochgeschwindigkeitszüge

Die Shinkansen-Baureihe E3 (jap. E3系新幹線電車, E3-kei Shinkansen densha) ist ein japanischer Hochgeschwindigkeitszug des Betreibers JR East, der zwischen 1995 und 2010 gebaut wurde und dessen erste Modelle auf der Akita-Shinkansen, spätere Modelle auch auf der Yamagata-Shinkansen zum Einsatz kommen.

Shinkansen-Baureihe E3
Baureihe E3
Baureihe E3
Baureihe E3
Anzahl: R-Variante: 26
L-Variante: 15
Hersteller: Kawasaki HI, Tokyu Car Corporations
Baujahr(e): 1995–2010
Spurweite: 1435 mm (Normalspur)
Länge über Kupplung: 149 m (R-Variante)
169 m (L-Variante)
Länge: Endwagen: 23.400 mm[1]
Mittelwagen: 20.500 mm[1]
Höhe: 4080 mm
Breite: 2.950 mm
Drehzapfenabstand: 17.500 mm
Drehgestellachsstand: 2.500 mm
Nutzmasse: 258 t (R-Variante)
308 t (L-Variante)
Höchstgeschwindigkeit: 275 km/h (Tōhoku-Shinkansen)
130 km/h (Akita-/Yamagata-Shinkansen)
Dauerleistung: 4.800 kW (R-Variante)
6.000 kW (L-Variante)
Beschleunigung: 0,44 m/s² (1,6 km/h/s)[1]
Raddurchmesser: 860 mm[1]
Stromsystem: 25 kV/20kV 50 Hz AC
Stromübertragung: Oberleitung
2 Stromabnehmer
Anzahl der Fahrmotoren: 16 (R-Variante)
20 (L-Variante)
Bremse: Motorbremsen, Scheibenbremse
Zugbeeinflussung: ATC-2, DS-ATC,ATS-P
Sitzplätze: 23/338 (R-Variante),
(1./2. Klasse)
23/394 (L-Variante)
Klassen: normal (2. Klasse),
Green Class (1. Klasse)

Geschichte Bearbeiten

Wie auch die Baureihe 400 zuvor, wurde die Baureihe E3 für eine Mini-Shinkansen-Strecke entwickelt. Als Mini-Shinkansen-Strecken werden Eisenbahnstrecken in Japan bezeichnet, bei denen konventionelle Strecken von Kapspur auf Normalspur umgebaut wurden, um so eine Anbindung an das Shinkansen-Netz herzustellen. Die Züge können so über die eigentlichen Shinkansen-Hochgeschwindigkeitsstrecke durchgebunden werden. Allerdings wurde beim Umbau der Bestandsstrecken nicht das Lichtraumprofil verändert, so dass die bereits existierenden größeren Shinkansen-Züge nicht zum Einsatz kommen konnten.

 
Die Vorserien-Garnitur R1 in Traktion mit einem Zug der Baureihe E2 (2003)

Die Baureihe E3 wurde für die Akita-Shinkansen entwickelt, die 1997 eröffnet wurde. 1995 wurde der von Kawasaki Heavy Industries hergestellte Vorserienzug S8 ausgeliefert und anschließend ausgiebigen Tests unterzogen. Der Vorserienzug bestand aus fünf Wagen und wurde vor Eröffnung der Akita-Shinkansen auf Serienstandard umgerüstet und als Garnitur R1 eingeflottet.

Die Höchstgeschwindigkeit der Baureihe E3 liegt bei 275 km/h, die sie auf der Tōhoku-Shinkansen in Traktion mit Zügen der Baureihe E2 erreicht. Auf den Akita- und Yamagata-Shinkansen liegt die zulässige Höchstgeschwindigkeit bei 130 km/h.

Betrieb Bearbeiten

Die Züge der ersten E3-Serie sind als Komachi-Verbindung auf der Akita-Shinkansen im Einsatz. Zwischen Akita und Morioka verkehren sie als Einzelfahrzeug, ab Morioka in Traktion mit den Zügen der Hayate-Verbindung der Tōhoku-Shinkansen.

Die Züge der Serien E3-1000- und E3-2000 wurden als Ersatz für die Baureihe 400 beschafft. Sie kommen daher als Tsubasa-Verbindung auf der Yamagata-Shinkansen zum Einsatz.

Serien Bearbeiten

Erste E3-Serie Bearbeiten

Die Serienfahrzeuge auf Basis des Vorserienzugs R1 wurden ab 1996 hergestellt. Ursprünglich wurden 16 Fahrzeuge beschafft. Die Beschaffung erfolgte allerdings nicht direkt durch die JR East, sondern durch die Akita Shinkansen Sharyō Hoyū (jap. 秋田新幹線車両保有(株)), einem Joint-Venture zwischen der JR East und der Präfektur Akita. Die Züge wurden von der JR East von der Akita Shinkansen Sharyō Hoyū geleast.

Die zuerst beschafften Garnituren R1 bis R16 hatten zunächst fünf Wagen. Auf Grund steigender Nachfrage wurde 1998 ein sechster Wagen eingefügt.

Während der Vorserienzug noch über drei Scherenstromabnehmer verfügte, waren die Serienmodelle nur noch mit zwei Einholmstromabnehmern ausgestattet.

Bestand Bearbeiten

Garnitur Auslieferung[2] Ergänzung Wagen 14 Ausmusterung Anmerkungen
R1 28. März 1995 29. Oktober 1998 26. August 2013 Vorserienzug S8, ursprünglich mit fünf Wagen und drei Stromabnehmern
R2 9. Oktober 1996 1. November 1998 13. Dezember 2013 Bei Auslieferung 5-Wagen-Züge, 6. Wagen mit Nr. 14 1998 ergänzt
R3 14. Oktober 1996 4. November 1998 17. Februar 2014
R4 22. Oktober 1996 6. November 1998 9. Januar 2014
R5 28. Oktober 1996 9. November 1998 26. April 2013
R6 6. November 1996 12. November 1998 12. April 2013
R7 11. November 1996 22. November 1998 17. Mai 2013
R8 15. November 1996 24. November 1998 24. Mai 2013
R9 22. November 1996 26. November 1998 7. Juni 2013
R10 2. Dezember 1996 28. November 1998 27. August 2013
R11 12. Dezember 1996 30. Oktober 1998 13. September 2013
R12 21. Dezember 1996 17. November 1998 27. November 2013
R13 20. Januar 1997 5. Dezember 1998 19. Oktober 2013
R14 30. Januar 1997 14. November 1998 1. Dezember 2013
R15 7. Februar 1997 16. November 1998 28. Januar 2014
R16 17. Februar 1997 19. November 1998 8. März 2014
R17 30. September 1998 Neu hergestellte 6-Wagen-Züge 26. Juli 2013
R18 23. Oktober 2002 Umbau 2014 zu Baureihe E3-700 Toreiyu
R19 18. November 2002 9. Dezember 2020 Umbau 2016 zu Baureihe E3-700 Genbi Shinkansen
R20 24. März 2003 17. Dezember 2015
R21 16. September 2003
R22 27. Oktober 2003
R23 1. Dezember 2003 Umbau 2014 zu Garnitur L55
R24 4. April 2005 Umbau 2014 zu Garnitur L54
R25 11. Juli 2005 Umbau 2014 zu Garnitur L54
R26 26. Juli 2005 Umbau 2014 zu Garnitur L55

E3-1000-Serie Bearbeiten

 
Baureihe E3-1000 auf der Tsubasa-Verbindung

Als Ende der 1990er-Jahre für die Yamagata-Shinkansen zusätzliche Fahrzeuge benötigt wurden, entschied sich JR East, eine Sub-Serie der Baureihe E3 herstellen zu lassen. Drei Fahrzeuge der Baureihe E3-1000 wurden hergestellt, die aus sieben Wagen bestehen. Die Farbgebung entspricht der Baureihe 400, allerdings wurde bei der Baureihe E3-1000 zusätzlich an den Triebköpfen das Logo der Tsubasa-Verbindung (ein großer Flügel) angebracht.

 
Tsubasa-Logo

Ursprünglich wurden die Züge der Baureihe E3-1000 ab Fukushima in Traktion mit Zügen der Baureihe E4 bei maximal 240 km/h betrieben. Seit 17. März 2012 werden sie auch in Traktion mit der Baureihe E2 betrieben und wurden zu diesem Zweck auf 275 km/h leistungsgesteigert.

Zwischen Ende 2014 und Anfang 2015 wurden die beiden ältesten Garnituren der Baureihe E3-1000 L51 und L52 durch die beiden aus der R-Serie neu zusammengestellten Garnituren L54 und L55 ersetzt. Im Jahr 2015 wurde zudem eine neue Lackierung für die Tsubasa-Verbindung eingeführt.

Ab 2024 sollen die Züge der E3-1000-Serie durch die neue Baureihe E8 ersetzt werden.

Bestand Bearbeiten

 
Garnitur L54 in neuer Tsubasa-Lackierung
Garnitur Hersteller Auslieferung Umlackierung Ausmusterung Anmerkungen
L51 Tokyu Car 11. August 1999 - 5. September 2014
L52 Kawasaki HI 11. September 1999 - 4. Februar 2015
L53 Tokyu Car 17. August 2005 24. November 2015
L54 Kawasaki HI 30. Juli 2014 N.N. Umbau aus Garnituren R24 + R25
L55 J-TREC 13. Januar 2015 N.N. Umbau aus Garnituren R23 + R26

E3-2000-Serie Bearbeiten

 
Baureihe E3-2000 auf der Yamagata-Shinkansen

Die Baureihe E3-2000 wurde als Ersatz für die in die Jahre gekommenen Fahrzeuge der Baureihe 400 beschafft. Wie auch die Baureihe E3-1000 bestehen die Züge der Baureihe E3-2000 aus sieben Wagen. Zwischen Dezember 2008 und Sommer 2009 wurden alle Züge der Baureihe 400 durch die Baureihe E3-2000 ersetzt.[3] Es wurden 12 Züge der Baureihe E3-2000 beschafft.

Gegenüber der Baureihe E3-1000 wurden einige technische Verbesserungen umgesetzt: So verfügen die Züge der Baureihe E3-2000 über eine aktive Federung, LED-Fahrtrichtungsanzeigern und Steckdosen an allen Plätzen.

Im Gegensatz zur Baureihe E3-1000 wurde in den Steuerwagen jeweils eine Sitzreihe mit vier Sitzplätzen entfernt, um so denselben Sitzabstand in allen Wagen herzustellen. Bei der Baureihe E3-1000 sind die Sitzreihen in den nicht reservierungspflichtigen Wagen enger als in den reservierungspflichtigen Wagen.

 
Garnitur L67 mit neuer Tsubasa-Lackierung im Jahr 2015

In den Jahren 2015 und 2016 erfolgte die Umlackierung aller Garnituren in das neue Tsubasa-Farbschema.

Ab 2024 sollen die Züge der E3-2000-Serie durch die neue Baureihe E8 ersetzt werden.

Bestand Bearbeiten

Garnitur Hersteller Auslieferung[4] Umlackierung
L61 Kawasaki HI 9. Oktober 2008 6. Juli 2016
L62 Kawasaki HI 9. Dezember 2008
L63 Kawasaki HI 7. Januar 2009 24. November 2015
L64 Kawasaki HI 17. Februar 2009 25. April 2014
L65 Kawasaki HI 3. März 2009 6. Juni 2014
L66 Kawasaki HI 25. März 2009 22. Oktober 2014
L67 Tokyu Car 28. März 2009 12. November 2014
L68 Kawasaki HI 14. April 2009 5. Dezember 2014
L69 Kawasaki HI 19. Mai 2009 23. Februar 2015
L70 Kawasaki HI 30. Juni 2009 6. April 2016
L71 Kawasaki HI 22. Juli 2009 24. April 2016
L72 Kawasaki HI 25. März 2010 18. September 2015

E3-700-Serie Toreiyu Bearbeiten

 
Baureihe E3-700 Toreiyu auf der Yamagata-Shinkansen

Für touristische Zwecke wurde im Jahr 2014 die Garnitur R18 umgebaut und wird seither als Ausflugszug auf der Yamagata-Shinkansen zwischen Fukushima und Shinjō eingesetzt. Der Zug wird als Toreiyu (とれいゆ) vermarktet, was ein Kofferwort aus dem Englischen Wort "Train" (Zug) und dem Französischen Wort "Soleil" (Sonne) ist. Das Design des Zugs stammt vom Industriedesigner Ken Okuyama.

 
Ashiyu-Fußbäder im Toreiyu

Der Zug wird gebildet aus einem Standardwagen (2x2-Vis-à-Vis-Bestuhlung), zwei Wagen mit Tatami-Böden, einem Lounge-Wagen mit Bar und einem Wagen mit Ashiyu-Fußbädern. Insgesamt hat der Zug somit eine Kapazität von 143 Fahrgästen. Zumeist kommt der Zug am Wochenende auf speziellen Toreiyu Tsubasa-Verbindungen zum Einsatz.

E3-700-Serie Genbi Shinkansen Bearbeiten

 
Baureihe E3-700 Genbi Shinkansen auf der Jōetsu-Shinkansen

Ebenfalls für touristische Zwecke wurde die ehemalige Garnitur R19 zum Genbi Shinkansen (jap. 現美新幹線, Shinkansen für zeitgenössische Kunst) umgebaut. Der Zug wurde ab 29. April 2016 auf der Jōetsu-Shinkansen zwischen Echigo-Yuzawa und Niigata überwiegend am Wochenende eingesetzt. Im Oktober 2020 gab JR East bekannt, dass aufgrund der hohen Kosten für die bevorstehende, vorgeschriebene große Inspektion der Zug am 9. Dezember 2020 zum letzten Mal im Fahrgasteinsatz sein wird und anschließend verschrottet wird.[5]

Die äußere Gestaltung des Zuges wurde von der Fotografin Mika Ninagawa verantwortet. Das Innere jedes Wagens wurde von einem anderen Künstler gestaltet:

Wagen Funktion Künstler Kunst Foto
11 2+2-Bestuhlung Nao Matsumoto Innendesign von Sitzpolster, Sonnenblenden und Teppich  
12 Ausstellungsraum Yusuke Komuta Installation von Spiegeln, die die Landschaft, durch die der Zug fährt reflektieren  
13 Kinderspielbereich und Café Kentaro Kobuke Innendesign von Kinderspielbereich und Café    
14 Ausstellungsraum Naoki Ishikawa Fotografien alpiner Landschaften  
15 Ausstellungsraum Haruka Koujin Abstrakte Kunst
16 Ausstellungsraum Brian Alfred Kurzfilm über die Region Niigata

Weblinks Bearbeiten

Commons: Shinkansen E3 – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. a b c d 高速鉄道物語 -その技術を追う- (Erzählung des Hochgeschwindigkeitsverkehrs). Seizandō Syoten, Japan 1999, ISBN 4-425-92321-9, S. 57
  2. JRR 2006: JR電車編成表 '07冬号. ISBN 4-88283-046-9
  3. 仙台支社山形新幹線「つばさ」用車両(E3系2000番台)の報道公開のご案内について (Memento des Originals vom 17. Mai 2013 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.jr-sendai.com (PDF, japanisch; 458 kB)
  4. Japan Railfan Magazine 49, 584 (2009): つばさの世代交代
  5. Curtain closing on contemporary art-themed bullet train in Niigata. In: Asahi Shimbun, 1. Oktober 2020. Zugriff am 9. Dezember 2020