Die Shen Neng 1 war ein chinesischer Massengutfrachter.

Shen Neng 1 p1
Schiffsdaten
Flagge China Volksrepublik Volksrepublik China
andere Schiffsnamen

Bestore
Jia Yong (ab 2011)

Schiffstyp Massengutfrachter
Rufzeichen BXAN
Verbleib 2017 verschrottet
Schiffsmaße und Besatzung
Länge 225,00 m (Lüa)
Breite 32,26 m
Vermessung 36.575 BRZ
Maschinenanlage
Transportkapazitäten
Tragfähigkeit 70.181 tdw
Sonstiges
Klassifizierungen China Classification Society
Registrier­nummern IMO-Nr. 9040871

Geschichte Bearbeiten

Das im Jahr 1993 bei Sumitomo Heavy Industries in Oppama als Bestore gebaute Schiff war 225 Meter lang und 32,26 Meter breit.[1] Eigner war das Unternehmen Shenzhen Energy Transport Company bzw. dessen Subunternehmen China Ocean Shipping Company (COSCO). Für das technische Management war die Tosco-Keymax International Ship Management Company verantwortlich. Ab 2011 fuhr das Schiff unter dem Namen Jia Yong.[2] 2017 wurde das Schiff verschrottet.

Havarie im April 2010 Bearbeiten

Strandung und Bergung Bearbeiten

Koordinaten: 23° 6′ 6″ S, 151° 38′ 57″ O

 
Shen Neng 1 auf Grund, April 2010

Am 3. April 2010 verließ das Schiff mit einer Kohleladung für Bayuquan (China) den Hafen von Gladstone (Australien). Gegen 7.05 UTC (17.05 Ortszeit), nahe Niedrigwasser, lief es bei ruhigem Wetter und einem Tiefgang von 13,4 Metern mit voller Fahrt von Süden kommend auf die Untiefe Douglas Shoal (min. Kartentiefe 8,9 Meter) auf, die etwa 70 Kilometer vor Great Keppel Island und 120 Kilometer östlich von Rockhampton liegt und zum Great Barrier Reef gehört.[3] Die Unfallstelle liegt innerhalb einer um die Untiefe ausgewiesenen Habitatschutzzone des Meeresschutzgebietes.[4] Beim Auflaufen wurden Ruder, Maschine und Tanks, darunter ein Treibstofftank, beschädigt, so dass gut drei Tonnen Öl ausliefen und einen Ölfilm bildeten, der mit Dispergator zerstört und zum Absinken gebracht wurde. Die beiden Schlepper Austral Salvor und Tom Tough des beauftragten Bergungsunternehmens Svitzer stabilisierten den Frachter auf der Position, um weitere Riffschäden durch Verdriftung zu vermeiden. Das Unfallbekämpfungs- und Bergungsschiff Pacific Responder legte eine Ölsperre, so dass ab 9. April innerhalb von gut drei Tagen das Öl auf den 1.500 Tonnen fassenden Tanker Larcom umgepumpt werden konnte.[5] Am 12. April um 9.48 UTC[6] gelang es bei Hochwasser, rechtzeitig vor aufziehendem starken Südostwind, den Frachter durch Einblasen von Druckluft in geflutete Tanks wieder schwimmfähig zu machen und von der Untiefe zu ziehen. Die Wistari wurde dabei als dritter Schlepper eingesetzt. Gegen 11.00 UTC befand sich der Frachter wieder in freiem Fahrwasser und wurde nach kurzer Inspektion zu einem 35 Seemeilen entfernten Ankerplatz fünf Seemeilen nordöstlich von Great Keppel Island geschleppt. Durch Taucher wurden dort beträchtliche Schäden am Schiffsboden im Bereich um den Maschinenraum am hinteren Teil des Schiffes festgestellt. Danach wurde das Schiff zum Löschen eines Teils der Ladung in die ruhigere, südlich gelegene Hervey Bucht geschleppt. Am 31. Mai 2010 lief der Schlepper De Da mit dem Havaristen in Richtung China aus.

Einschätzung Bearbeiten

Zwischen Douglas Shoal und dem Rand der südöstlich liegenden Capricorn-Inselgruppe führt eine häufig benutzte, sechs Seemeilen (11 Kilometer) breite und 40 Meter tiefe Passage zwischen den Riffschutzzonen durch das Riff zum offenen Meer, die das Schiff laut dem beim RCC aufgegebenen Routenplan benutzen wollte. Die Havarieposition liegt 5,8 Seemeilen (10,7 Kilometer) querab dieser üblichen Route.[7] Die Strandung erfolgte gut zwanzig Minuten nachdem der Kurs des Schiffes für die Durchfahrt der Passage hätte nach Osten geändert werden sollen. Der Direktor der Australian Maritime Safety Authority (AMSA) Queensland, Patrick Quirk, bezeichnete das Durchfahren der Passage als nicht besonders schwierig, jede souveräne Mannschaft sollte dazu in der Lage sein. Zahlreiche erste Pressemeldungen, die von einer illegalen Abkürzung durch das Riffschutzgebiet sprachen, erwiesen sich als falsch. An Bord befanden sich 68.000 Tonnen Kohle und 975 Tonnen Treibstoff. Das Australian Transport Safety Bureau (ATSB) untersucht die Strandung[8] und legte am 15. April einen vorläufigen Bericht vor.[9] Folgende Umstände, die zusammen zur Strandung führten, werden genannt:

  • Deaktivierung der automatischen Kursüberwachung (wegen Abweichung vom Routenplan)
  • unzureichende Verfolgung des Schiffsortes auf der Seekarte
  • unzureichendes Müdigkeitsmanagement
  • Ablenkung des Wachoffiziers
  • keine Abdeckung der Havarieposition durch das Great Barrier Reef Vessel Traffic Service

Für Kapitän und wachhabenden ersten Offizier werden empfindliche Strafen erwartet.[10]

Umweltschäden Bearbeiten

In einem großen Bereich – Pressemeldungen variieren zwischen 250 mal 100 Meter[11] und drei Kilometer mal bis zu 250 Meter[12] – wurden durch das Auflaufen und Schiffsbewegungen Korallenstöcke und der Bewuchs komplett zerstört. Der Sprecher der Great-Barrier-Reef-Naturschutzpark-Behörde, David Wachenfeld, sprach von der größten bisher am Riff beobachteten Schadzone nach dem Auflaufen eines Schiffes. Er erwartet weitere ökologische Schäden durch Abrieb von giftiger Antifouling-Farbe.

An den Stränden von Tryon Island und North West Island, 10 Seemeilen südlich der Unfallstelle, wurden geringe Mengen kleinerer Ölklumpen gefunden und beseitigt.[13]

Weblinks Bearbeiten

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Eintrag bei der Klassifikationsgesellschaft China Classification Society@1@2Vorlage:Toter Link/www.ccs.org.cn (Seite nicht mehr abrufbar, festgestellt im Dezember 2018. Suche in Webarchiven)  Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. (englisch)
  2. Schiffsdaten bei equasis.org. Abgerufen am 1. Mai 2012 (Anmeldung nötig).
  3. Perth Now: Grounded Shen Neng 1 may have tried illegal shortcut through Great Barrier Reef (Memento des Originals vom 1. Mai 2013 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.perthnow.com.au (englisch)
  4. Great Barrier Reef Marine Park Authority: Shen Neng 1 Grounding (Memento des Originals vom 17. April 2010 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.gbrmpa.gov.au, Marine Park Zoning Plan 17 - Gladstone (Memento des Originals vom 10. Juli 2009)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.gbrmpa.gov.au (PDF)
  5. Welt Online: Schiffseigner entschuldigt sich für Unglück
  6. Maritime Safety Queensland Shen Neng 1 Refloated@1@2Vorlage:Toter Link/www.msq.qld.gov.au (Seite nicht mehr abrufbar, festgestellt im Dezember 2018. Suche in Webarchiven)  Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. (PDF, englisch)
  7. AMSA: Navigation off the coast of Queensland - Grounding of Vessel Shen Neng 1 (Memento des Originals vom 16. Februar 2011 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.amsa.gov.au (PDF, englisch; 3,0 MB)
  8. ATSB investigates bulk carrier grounding (Memento des Originals vom 11. April 2010 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.atsb.gov.au (englisch)
  9. Australien Transport Safety Bureau: Marine Occurrence Investigation No. 274 - Grounding of the bulk carrier Shen Neng 1 (Preliminary) (PDF, englisch; 575 kB)
  10. Shen Neng 1's masters charged over reef (englisch)
  11. Frachter verwüstet Riff - aber Kohle größeres Problem (Memento des Originals vom 15. September 2014 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.greenpeace-magazin.de
  12. Schwere Schäden am Great Barrier Reef durch Havarie
  13. MSQ: Clean up begins on North West Island beach@1@2Vorlage:Toter Link/www.msq.qld.gov.au (Seite nicht mehr abrufbar, festgestellt im Dezember 2018. Suche in Webarchiven)  Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. (englisch)