Sendenhorst

Stadt in Nordrhein-Westfalen

Sendenhorst (plattdeutsch Siänhuorst) ist eine Kleinstadt im Kreis Warendorf im Münsterland, rund 15 km südöstlich von Münster und etwa 20 km südwestlich der Kreisstadt Warendorf gelegen.

Wappen Deutschlandkarte
Sendenhorst
Deutschlandkarte, Position der Stadt Sendenhorst hervorgehoben
Basisdaten
Koordinaten: 51° 51′ N, 7° 50′ OKoordinaten: 51° 51′ N, 7° 50′ O
Bundesland: Nordrhein-Westfalen
Regierungsbezirk: Münster
Kreis: Warendorf
Höhe: 68 m ü. NHN
Fläche: 96,95 km2
Einwohner: 13.671 (31. Dez. 2022)[1]
Bevölkerungsdichte: 141 Einwohner je km2
Postleitzahl: 48324
Vorwahlen: 02526, 02535Vorlage:Infobox Gemeinde in Deutschland/Wartung/Vorwahl enthält Text
Kfz-Kennzeichen: WAF, BE
Gemeindeschlüssel: 05 5 70 040
Adresse der
Stadtverwaltung:
Kirchstraße 1
48324 Sendenhorst
Website: www.sendenhorst.de
Bürgermeister: Katrin Reuscher (parteilos)
Lage der Stadt Sendenhorst im Kreis Warendorf
KarteNiedersachsenBielefeldHammKreis CoesfeldKreis GüterslohKreis SoestKreis SteinfurtKreis UnnaMünsterAhlenBeckumBeelenDrensteinfurtEnnigerlohEverswinkelOeldeOstbevernSassenbergSendenhorstTelgteWaderslohWarendorf
Karte

Geografie Bearbeiten

Stadtgliederung Bearbeiten

 
Ortsteilkarte Sendenhorst

Die Stadt Sendenhorst besteht aus den Ortsteilen Sendenhorst (ehemals Kreis Beckum) und Albersloh (ehemals Landkreis Münster). Der namensgebende Ortsteil Sendenhorst besitzt seit dem 11. August 1315 Stadtrechte. Albersloh, an der Werse gelegen, ist im Zuge der Gemeindereform im Jahr 1975 mit der Stadt Sendenhorst zusammengeschlossen worden (siehe § 6 Münster/Hamm-Gesetz).

Zum Ortsteil Sendenhorst gehören außerdem folgende Bauerschaften (von Süden, gegen den UZS): Bracht, Jönsthövel, Hardt, Rinkhöven, Elmenhorst, Sandfort, Brock.

 
Ortsteile (rot) und Bauerschaften (orange) von Sendenhorst

Zu Albersloh gehören die Bauerschaften Sunger, Rummler, Berl, West I, West II, Storp, Alst und Ahrenhorst.

Nachbargemeinden Bearbeiten

Nachbargemeinden von Sendenhorst sind Münster, Everswinkel, Warendorf, Ennigerloh, Ahlen und Drensteinfurt. Nachbarorte (inklusive Dörfer) von Sendenhorst-Stadt sind Albersloh, Everswinkel, Hoetmar, Enniger, Tönnishäuschen, Vorhelm, Ahlen, Borbein und Drensteinfurt.

Geschichte Bearbeiten

  • Aus der Zeit um 600–500 v. Chr. gibt es Urnenfriedhöfe im Gebiet um die Spithöverstraße und den Martiniring
  • 890 wird Sendenhorst erstmals im Urbar (Abgabenverzeichnis) des Klosters Werden erwähnt
  • Im Jahr 1175 findet sich die erste Erwähnung des Kirchdorfs Sendenhorst.
  • Um 1300 erhebt der Münsteraner Bischof Ludwig II. Sendenhorst zur Stadt; am 11. August 1315 wird Sendenhorst das erste Mal in einer Urkunde Oppidum (= Stadt) genannt.[2]

Am 1. Januar 1968 wurde die Gemeinde Kirchspiel Sendenhorst eingemeindet.[3] Am 1. Januar 1975 wurde der Kreis Beckum aufgelöst und in den Kreis Warendorf eingegliedert. Der Ort Albersloh wurde eingemeindet.[4][5]

Seit 2002 liegt das Archiv der Stadt Sendenhorst im Kreiszentralarchiv Warendorf. Damit kam das Archiv erst vergleichsweise spät in das zentrale Archiv des Kreises. Davor wurde es lange Zeit ehrenamtlich betreut. Das Heimatarchiv betreut der örtliche Heimatverein.

Politik Bearbeiten

Gemeinderat und Bürgermeister Bearbeiten

Die Tabelle zeigt die Wahlergebnisse für den und die Sitzverteilung im Stadtrat seit 2009.

CDU SPD B.f.A.1 FDP Piraten
Stimmanteil Sitze Stimmanteil Sitze Stimmanteil Sitze Stimmanteil Sitze Stimmanteil Sitze
2020[6] 44,8 % 11 30,3 % 8 15,1 % 4 9,8 % 3
2014[7] 46 % 12 31,2 % 8 11,1 % 3 7,8 % 2 3,9 % 1
2009 50,2 % 28,9 % 9,1 % 11,8 %

1B.f.A: Bürger für Aktive Kommunalpolitik

Katrin Reuscher (Parteilos) wurde 2020 mit 52,4 % der Stimmen zur Bürgermeisterin gewählt.[8] Ihr Vorgänger Berthold Streffing wurde 2014 mit 58,8 Prozent in seinem Amt bestätigt, kandidierte aber 2020 nicht erneut.

Partnerstadt Bearbeiten

Kirchberg (Sachsen) ist Partnerstadt von Sendenhorst.

Kultur Bearbeiten

Religion Bearbeiten

Sendenhorst ist überwiegend katholisch geprägt. Die römisch-katholische Pfarrkirche ist die St.-Martins-Kirche. Mit St. Ludgerus (Albersloh) bildet sie heute die Katholische Kirchengemeinde St. Martinus und Ludgerus Sendenhost und Albersloh im Bistum Münster, zu der etwa 7000 Katholiken gehören.

Die Kirche der Evangelischen Kirchengemeinde Sendenhorst für Sendenhorst und Vorhelm ist die Friedenskirche (Südtor 16). Sie wurde 1952 als „Diaspora-Notkirche“ eingeweiht, nachdem die Zahl der Gemeindeglieder durch den Zuzug evangelischer Flüchtlinge nach dem Zweiten Weltkrieg stark angewachsen war, 1969 wurde die Kirche durch einen Anbau vergrößert.[9] Albersloh gehört zur Kirchengemeinde Wolbeck.

Theater Bearbeiten

Die Theaterspielgruppe „Dröget Schnüffelken“ führt jährlich im Januar ein Theaterstück in niederdeutscher (plattdeutscher) Mundart auf.

Kino Bearbeiten

In den 1950er/60er-Jahren gab es zwei Lichtspieltheater in Sendenhorst. Das Losto-Theater, heute Volksbank Anbau, zog später zum Westtor um (heute Rotes Kreuz). Das alte Kino wurde dann als Zentral-Theater betrieben.

Sehenswürdigkeiten Bearbeiten

Der in Sendenhorst gebürtige Bildhauer und Ehrenbürger Bernhard Kleinhans hinterließ zahlreiche seiner meist in Bronze gearbeiteten Kunstwerke im öffentlichen Raum des Ortszentrums. Die 21 Arbeiten ergeben zusammengenommen einen Skulpturenpfad, die in der von der Stadt herausgegebenen Broschüre Bernhard Kleinhans – Ein Rundgang durch Sendenhorst dokumentiert wurden.[10]

Wirtschaft und Infrastruktur Bearbeiten

Geprägt wird die Stadt, landesplanerisch als Grundzentrum eingestuft, durch Landwirtschaft und im Ortsteil Sendenhorst durch eine Ansiedlung von Betrieben der Kunststoff verarbeitenden Industrie. Starke wirtschaftliche Verflechtungen bestehen seit Jahrzehnten mit dem Oberzentrum Münster.

Bekannte Firmen Bearbeiten

Die mit dem Hauptsitz in Sendenhorst ansässige VEKA AG ist einer der Weltmarktführer im Bereich der Produktion von Kunststoffprofilen für Fenster, Türen, Rollläden und Kunststoffplatten. Mit rund 1.400 Mitarbeitern am Standort Sendenhorst (Stand: Januar 2022[11]) stellt der Familienbetrieb den wichtigsten Arbeitgeber in der Umgebung dar. Die Verkehrsbetriebe Bils GmbH, eine Tochterfirma von Netinera, hat ihren Sitz in Sendenhorst. Die WF Maschinenbau und Blechformtechnik GmbH & Co. KG produziert Metallumformmaschinen, die weltweit insbesondere Felgen, Getriebeteile und Rohre fertigen. Als einziges Unternehmen in der Branche verfügt WF Maschinenbau über ein großes R&D Center mit angeschlossenem Messzentrum.

Bildung Bearbeiten

An Bildungseinrichtungen weist Sendenhorst je eine Grundschule in den beiden Ortsteilen sowie eine Realschule (in kirchlicher Trägerschaft) im Ortsteil Sendenhorst auf. Am 4. September 2013 wurde der Betrieb einer Montessori-Sekundarschule in Sendenhorst aufgenommen (heute: Montessori-Gesamtschule).

Gesundheit Bearbeiten

Mit dem St.-Josef-Stift (seit 1889) verfügt die Stadt Sendenhorst über eine bedeutende und deutschlandweit bekannte Einrichtung im Bereich des Gesundheitswesens (Orthopädisches Zentrum und Nordwestdeutsches Rheumazentrum). Für die allgemeine medizinische Versorgung sind die Krankenhäuser in Münster und Ahlen zuständig.

Verkehr Bearbeiten

Schienenverkehr Bearbeiten

Sendenhorst liegt an der Bahnstrecke Münster–Warstein, die sich im Besitz der Westfälischen Landes-Eisenbahn (WLE) befindet. Hier fahren zurzeit regulär ausschließlich Güterzüge. Eine Reaktivierung für den Personenverkehr im Abschnitt Münster–Sendenhorst ist schon lange in Planung. Sie steht zurzeit jedoch in Konkurrenz zur Strecke Harsewinkel–Gütersloh–Verl. Die Kosten für die notwendige Modernisierung sollen 32,3 Millionen Euro betragen, der laufende Zuschuss 3,5 bis 3,9 Millionen Euro pro Jahr. Eine Untersuchung geht von 6260 Fahrgästen pro Tag aus. In der Hauptverkehrszeit soll ein 20-Minuten-Takt angeboten werden, in der Nebenverkehrszeit ein 20-/40-Minuten-Takt.[12] Im September 2015 befand sich das Projekt nach wie vor in der Vorentwurfsplanung, wobei die möglichen Kosten mit „rund 40 Millionen“ angegeben wurden.[13] Am 3. Juli 2019 stimmte der Verkehrsausschuss des Landtags von Nordrhein-Westfalen einstimmig für die Aufnahme der Strecke in den Bedarfsplan des Landes für den Öffentlichen Personennahverkehr.[14]

Für die weitere Strecke nach Neubeckum wurde ein geringerer Nutzen-Kosten-Faktor ermittelt. Von einer Verlängerung bis ins Mittelzentrum Beckum wird vorerst aufgrund eines neu zu errichtenden Überwerfungsbauwerkes beziehungsweise einer niveaugleichen Kreuzung aller vier Gleise der Hauptstrecke Hamm–Minden und den damit verbundenen Kapazitätseinschränkungen abgesehen.

Die Stadt ist zu 1,76 % an der Westfälischen Landes-Eisenbahn GmbH beteiligt.

Interkontinentaler Airport Bearbeiten

Zu Beginn der 1970er-Jahre wurde zwischen Sendenhorst, Albersloh und Drensteinfurt der Flughafen Westfalen mit fünf Start- und Landebahnen geplant. Die Kosten beliefen sich auf geschätzt 1,1 Mrd. DM. Die Planungen wurden 1973 eingestellt, der Grund für das Scheitern waren der Einspruch der Bundesregierung und die Tiefflugschneisen der Briten, die zu diesem Zeitpunkt noch Besatzungsrechte in Deutschland hatten.[15]

Sport Bearbeiten

Der Breitensport wird vorrangig durch die 12 Abteilungen der SG Sendenhorst 1910 e. V. abgedeckt[16]. Im Bereich des Pferdesports ist der Reit- und Fahrverein Sendenhorst aktiv.[17]

Seit 2008 besteht eine Swingolfanlage[18]. Für diese Sportart gilt das Münsterland als Schwerpunktraum innerhalb Europas.

Bauwerke Bearbeiten

Siehe auch Liste der Baudenkmäler in Sendenhorst

Söhne und Töchter der Stadt Bearbeiten

Literatur Bearbeiten

  • Heinrich Petzmeyer: Sendenhorst. Geschichte einer Kleinstadt im Münsterland. Hrsg.: Stadt Sendenhorst, 1993, ISBN 3-923166-43-5 (835 Seiten).
  • Elvira Ofenbach: Josef Spithöver. Ein westfälischer Buchhändler, Kunsthändler und Mäzen im Rom des 19.Jahrhunderts. 1997, ISBN 3-7954-1150-5 (175 Seiten).
  • Wilhelm Ribhegge: Franz Darup (1756–1836) Westfälischer Landpfarrer in revolutionären Zeiten. 2003, ISBN 3-87023-310-9 (128 Seiten).
  • Christian Hübschen: Stadt Sendenhorst (= Städte und Gemeinden in Westfalen. Band 29). Aschendorff, Münster 2022, ISBN 978-3-402-14955-3.

Weblinks Bearbeiten

Commons: Sendenhorst – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Bevölkerung der Gemeinden Nordrhein-Westfalens am 31. Dezember 2022 – Fortschreibung des Bevölkerungsstandes auf Basis des Zensus vom 9. Mai 2011. Landesbetrieb Information und Technik Nordrhein-Westfalen (IT.NRW), abgerufen am 20. Juni 2023. (Hilfe dazu)
  2. Westfälische Nachrichten vom 24. Februar 2015: Ein unbedeutendes Dorf – Sendenhorster Stadtgründung vor 700 Jahren
  3. Martin Bünermann: Die Gemeinden des ersten Neugliederungsprogramms in Nordrhein-Westfalen. Deutscher Gemeindeverlag, Köln 1970, S. 63.
  4. http://www.sendenhorster-geschichten.de/
  5. Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Historisches Gemeindeverzeichnis für die Bundesrepublik Deutschland. Namens-, Grenz- und Schlüsselnummernänderungen bei Gemeinden, Kreisen und Regierungsbezirken vom 27.5.1970 bis 31.12.1982. W. Kohlhammer, Stuttgart / Mainz 1983, ISBN 3-17-003263-1, S. 312.
  6. Ratswahl - Kommunalwahlen 2020 in der Stadt Sendenhorst - Gesamtergebnis. Abgerufen am 5. Oktober 2020.
  7. NRW-Kommunalwahl vom 25. Mai 2014 (Memento des Originals vom 16. April 2008 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.sendenhorst.de
  8. Wahl des/der Bürgermeisters/in - Kommunalwahlen 2020 in der Stadt Sendenhorst - Gesamtergebnis. Abgerufen am 5. Oktober 2020.
  9. ev.sendenhorst-vorhelm.de: Die Friedenskirche
  10. Bernhard Kleinhans – Ein Rundgang durch Sendenhorst
  11. Unternehmensgeschichte der VEKA AG. In: www.veka.de. VEKA AG, 19. Januar 2022, abgerufen am 19. Januar 2022 (deutsch).
  12. Klaus Baumeister: Zurück auf die Schiene. In: wn.de. 17. November 2010, abgerufen am 1. März 2024.
  13. hat: Stadtbahn nach Münster wird konkreter, Westfälischer Anzeiger, 19. September 2015 
  14. der schienenbus 5/2019, S. 72.
  15. 3IF
  16. http://www.sg-sendenhorst.de/ Homepage der SG Sendenhorst
  17. http://www.rv-sendenhorst.de Homepage des Reit- und Fahrvereins Sendenhorst
  18. Bericht über die Gründung des Swingolfvereins Sendenhorst