Seelbach (Haiger)

Stadtteil von Haiger im Lahn-Dill-Kreis, Hessen

Seelbach oder Haigerseelbach ist ein Stadtteil von Haiger im mittelhessischen Lahn-Dill-Kreis.

Seelbach
Stadt Haiger
Wappen von Haigerseelbach
Koordinaten: 50° 46′ N, 8° 11′ OKoordinaten: 50° 45′ 51″ N, 8° 10′ 40″ O
Höhe: 321 (290–540) m
Fläche: 7,9 km²[1]
Einwohner: 1157 (31. Dez. 2017)[2]
Bevölkerungsdichte: 147 Einwohner/km²
Postleitzahl: 35708
Vorwahl: 02773
Haiger-Seelbach von oben
Haiger-Seelbach von oben

Geographie Bearbeiten

 
Haiger-Seelbach vom Hattenberg aus

Der Ort liegt im Dreiländereck Hessen/Nordrhein-Westfalen/Rheinland-Pfalz.

Die Gemarkung Seelbach hat 789,52 ha Fläche. Charakteristisch für die umliegende Gegend ist der hohe Waldanteil. Besonders erwähnenswert ist der „Staatswald Kalteiche“, der sich an der Kalteiche (579,3 m) befindet. Im Dorf- und Hausbuch findet sich folgende Mitteilung: „Im Jahre 1901 war der Gemeindewald von Seelbach rund 145 ha groß. Der Staatswald Kalteiche liegt in einer Höhenlage von 430 bis 579,3 m mit rund 283 ha = 23,5 % in der Gemeinde Seelbach.“ Durch den Ort fließt der Treisbach.

Geschichte Bearbeiten

Ortsgeschichte Bearbeiten

Seelbach wurde bekanntermaßen erstmals in einer Urkunde vom 2. Mai 1313 geschichtlich erwähnt. Im Jahre 1327 brachte Heinrich I. Graf von Nassau durch Kauf die Herrschaft über Seelbach an sich. 1769 gab es einen Großbrand, bei dem das ganze Dorf bis auf drei Häuser abbrannte.

1908 wurde die Freiwillige Feuerwehr gegründet. Zuvor bestand bereits eine Pflichtfeuerwehr. Eine moderne Schule wurde im Jahre 1914 eingeweiht, jedoch müssen seit 1982 alle Schulkinder nach Haiger. 1921 kam der elektrische Strom nach Seelbach. 1971 wurde ein neues Gemeindezentrum fertiggestellt, nachdem die alte Mehrzweckkirche wegen Baufälligkeit abgerissen wurde.

Im Jahr 1957 wurde Seelbach Landessieger bei „Unser Dorf soll schöner werden“, 1981 erhielt Seelbach die Bronzeplakette in Berlin.

Ehemalige Bergwerke

Siehe Liste von Bergwerken in Haiger

Hessische Gebietsreform (1970–1977)

Der Ort war bis zur Gebietsreform in Hessen eine politisch selbständige Gemeinde, die zur Unterscheidung von anderen Orten namens Seelbach und insbesondere dem rund 14 km entfernten Herbornseelbach den Namen Haigerseelbach trug. Die Eingemeindung durch das Gesetz zur Neugliederung des Dillkreises, der Landkreise Gießen und Wetzlar und der Stadt Gießen nach Haiger fand am 1. Januar 1977 statt.[3] Ein Ortsbezirk nach der Hessischen Gemeindeordnung wurde für Seelbach nicht errichtet.

Verwaltungsgeschichte im Überblick Bearbeiten

Die folgende Liste zeigt die Herrschaftsgebiete und Staaten, in denen Seelbach lag, bzw. die Verwaltungseinheiten, denen es unterstand:[4][5][6]

Bevölkerung Bearbeiten

Einwohnerstruktur 2011

Nach den Erhebungen des Zensus 2011 lebten am Stichtag dem 9. Mai 2011 in Seelbach 1251 Einwohner. Darunter waren 48 (3,8 %) Ausländer. Nach dem Lebensalter waren 255 Einwohner unter 18 Jahren, 519 zwischen 18 und 49, 243 zwischen 50 und 64 und 234 Einwohner waren älter.[7] Die Einwohner lebten in 501 Haushalten. Davon waren 126 Singlehaushalte, 141 Paare ohne Kinder und 174 Paare mit Kindern, sowie 51 Alleinerziehende und 9 Wohngemeinschaften. In 105 Haushalten lebten ausschließlich Senioren und in 339 Haushaltungen lebten keine Senioren.[7]

Einwohnerentwicklung

Haigerseelbach: Einwohnerzahlen von 1834 bis 2017
Jahr  Einwohner
1834
  
394
1840
  
418
1846
  
411
1852
  
399
1858
  
400
1864
  
390
1871
  
362
1875
  
360
1885
  
330
1895
  
364
1905
  
383
1910
  
388
1925
  
438
1939
  
469
1946
  
623
1950
  
640
1956
  
633
1961
  
669
1967
  
747
1970
  
836
1985
  
?
1995
  
?
2005
  
1.270
2011
  
1.251
2017
  
1.157
Datenquelle: Histo­risches Ge­mein­de­ver­zeich­nis für Hessen: Die Be­völ­ke­rung der Ge­mei­nden 1834 bis 1967. Wies­baden: Hes­sisches Statis­tisches Lan­des­amt, 1968.
Weitere Quellen: LAGIS[4]; nach 1970: Stadt Haiger[8][9]; Zensus 2011[7]

Religionszugehörigkeit

• 1885: 260 evangelische (= 78,79 %), keine katholischen und 70 andere (= 21,21 %) Christen[4]
• 1961: 586 evangelische (= 87,59 %) und 76 katholische (= 11,36 %) Einwohner[4]
• 2005: 752 evangelische (= 57,58 %), 112 katholische (= 8,58 %) und 442 sonstige (= 33,84 %) Einwohner[8]
• 2017: 663 evangelische (= 54,30 %), 85 katholische (= 7,35 %) und 409 sonstige (= 35,35 %) Einwohner[9]

Wappen Bearbeiten

Das Wappen von Seelbach zeigt die Pflanze Blutwurz. Dieses Symbol findet sich auf einem Neujahreneisen aus dem Jahr 1711. Das Wappen wurde im März 1974 genehmigt und im Staatsanzeiger vom 8. März 1974 veröffentlicht: "In Blau ein goldener Ring, darin eine goldene Blüte."

Kultur und Sehenswürdigkeiten Bearbeiten

 
Das Gemälde "Haigerseelbach" von Arnold Franz. Ausgestellt im Dorfgemeinschaftshaus in Haigerseelbach.

Sportverein Bearbeiten

  • SSV 1920 Haigerseelbach e.V.

Das Leinenmuseum Bearbeiten

Das alte Rathaus des Dorfes beherbergt im 1. Stock eine komplette Sammlung zum Thema Leinen. Es wird der Weg von der Aussaat des Flachses bis zum fertig genähten und gemangelten Wäschestück gezeigt. Im Dachgeschoss wird die elegante Seite des Flachs gezeigt, feinste Spitzen aus Leinen, Seide und Baumwollgarnen, in Handarbeit gefertigt.

Der Backes Bearbeiten

Das letzte Backes, das in Betrieb war, befindet sich im Erdgeschoss des alten Rathauses in der Dorfmitte. Heute wird es jährlich einmal durch den Verein für Dorf- und Landschaftspflege beim großen Backesfest genutzt. Es befinden sich hier zwei Backöfen. Früher wurde der große regelmäßig genutzt, der kleine hingegen nur bei Festtagen.

Bronzeplakette „Unser Dorf soll schöner werden“ Bearbeiten

1982 wurde Seelbach die Bronzeplakette für den Bundeswettbewerb „Unser Dorf soll schöner werden“ überreicht. Von 5082 ursprünglichen teilnehmenden Gemeinden der Bundesrepublik war Seelbach einer der 32 ausgewählten Sieger. Zudem verlieh der Staatssekretär und spätere hessische Landesentwicklungsminister Jörg Jordan dem Dorf eine große Bronzetafel für langjährige, erfolgreiche Teilnahme am Dorfverschönerungswettbewerb. Diese Bronzetafel kann man sich heute noch am Wilhelmsplatz anschauen, wo sie auf einem Findling montiert wurde.

Kulturdenkmäler Bearbeiten

Siehe Liste der Kulturdenkmäler in Haiger-Seelbach

Naturdenkmäler Bearbeiten

Siehe Liste der Naturdenkmäler in Haiger-Seelbach

Verkehr Bearbeiten

Am einfachsten erreicht man Seelbach über die BAB 45 (Sauerlandlinie), Abfahrt Haiger/Burbach.

Anmerkungen und Einzelnachweise Bearbeiten

Anmerkungen

  1. Das Herzogtum Nassau war von 1815 bis 1866 Mitglied des Deutschen Bundes. Ein Staatenbund ehemaliger Territorien des Heiligen Römischen Reichs. Er gilt als Vorläufer des Deutschen Reichs.
  2. Abtrennung der Justiz (Justizamt Dillenburg) bis 1854.
  3. Der Norddeutsche Bund war der erste deutsche Bundesstaat unter der Führung Preußens. Er war die geschichtliche Vorstufe des Deutschen Reichs.
  4. Endgültige Trennung zwischen Justiz (Amtsgericht Dillenburg) und Verwaltung.
  5. Am 1. Januar 1977 wurde Seelbach als Stadtteil in die Stadt Haiger eingegliedert.

Einzelnachweise

  1. Fläche nach Stadtteilen. In: Webauftritt. Stadt Haiger, archiviert vom Original am 7. April 2016; abgerufen im März 2018.
  2. Einwohnerstatistik. (PDF) In: Webauftritt. Stadt Haiger, archiviert vom Original am 25. März 2018; abgerufen im März 2018.
  3. Gesetz zur Neugliederung des Dillkreises, der Landkreise Gießen und Wetzlar und der Stadt Gießen (GVBl. II 330–28) vom 13. Mai 1974. In: Der Hessische Minister des Inneren (Hrsg.): Gesetz- und Verordnungsblatt für das Land Hessen. 1974 Nr. 17, S. 237 ff., § 25 (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 1,2 MB]).
  4. a b c d Haigerseelbach, Lahn-Dill-Kreis. Historisches Ortslexikon für Hessen. (Stand: 16. Oktober 2018). In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS).
  5. Michael Rademacher: Land Hessen. Online-Material zur Dissertation, Osnabrück 2006. In: eirenicon.com.
  6. HHStAW Bestand 360/187: Zugehörigkeit von Haiger In: Archivinformationssystem Hessen (Arcinsys Hessen).
  7. a b c Ausgewählte Daten über Bevölkerung und Haushalte am 9. Mai 2011 in den hessischen Gemeinden und Gemeindeteilen. (PDF; 1,1 MB) In: Zensus 2011. Hessisches Statistisches Landesamt, S. 14 und 54, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 27. Oktober 2020;.
  8. a b Einwohnerzahlen 2005. In: Webauftritt. Stadt Haiger, archiviert vom Original; abgerufen im Februar 2019.
  9. a b Einwohnerstatistik. (PDF) In: Webauftritt. Stadt Haiger, archiviert vom Original am 25. März 2018; abgerufen im Januar 2021.

Literatur Bearbeiten

  • Kurt Becker: Unsere Väter – die Bergleute der Grube Bautenberg zwischen Gilsbach und Wilden, Dill und Westerwald, Dillbrecht 1994
  • Literatur über Seelbach nach Register nach GND In: Hessische Bibliographie

Weblinks Bearbeiten