Sebastian Moll

deutscher ursprünglich evangelischer und seit 2020 katholischer Theologe und Autor

Sebastian Moll (* 1980 in Köln) ist ein deutscher Theologe und Autor.

Leben Bearbeiten

Werdegang Bearbeiten

Moll absolvierte 2000 sein Abitur am Apostelgymnasium in Köln-Lindenthal. Als Stipendiat der Studienstiftung des deutschen Volkes[1] studierte er von 2001 bis 2005 Evangelische Theologie an der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn, der Universität Lausanne und der University of Edinburgh. Nach dem Master of Theology (with distinction) 2005 promovierte er von 2006 bis 2008 mit einem Stipendium des Arts and Humanities Research Council zum Thema The arch-heretic Marcion an der School of Divinity der University of Edinburgh (Ph.D. 2009). Seine Arbeit wurde durch Sara Parvis[1] betreut und in internationalen Fachzeitschriften rezensiert.[2]

Von 2009[3] bis 2014 war Moll wissenschaftlicher Mitarbeiter am Seminar für Kirchen- und Dogmengeschichte (Ulrich Volp) der Evangelisch-Theologischen Fakultät der Johannes Gutenberg-Universität Mainz. Er forschte u. a. zum Urchristentum und zum Alten Testament und lehrte Kirchengeschichte. 2014 stellte er seine theologische Habilitationsschrift zu Albert Schweitzer fertig.[4] Diese wurde im Jahr 2015 von der Universität Mainz abgelehnt, da drei Gutachter einstimmig zu dem Urteil kamen, dass der Text den Anforderungen an eine Habilitationsschrift nicht genüge.[5] Diese Entscheidung wurde im April 2017 aufgrund einer gerichtlichen Einigung wieder zurückgenommen, so dass er seine Schrift erneut an einer Universität einreichen kann.[6]

Im Schuljahr 2014/15 arbeitete er als Dozent für Ethik und danach als Studienleiter am „theologischen Seminar“ der THS-Akademie für pastorale Führungskräfte in Bingen am Rhein.[7]

Seit 2010 verfasste Moll mehrere Sachbücher, nach eigenen Angaben zum Teil in einem „polemisch-satirischen Stil“[8]. Artikel für die Zeit-Beilage Christ und Welt führten zu kontroversen Diskussionen.[8][9][10] Moll ist Redakteur für das Ressort „Kultur“ der konservativ-katholischen Wochenzeitung Die Tagespost.

Konversion Bearbeiten

Moll war Methodist. Vor einer möglichen Erteilung der Lizenz zum Laienprediger trat er aus der methodistischen Kirche aus. Im Oktober 2020 wurde er Mitglied der römisch-katholischen Kirche.

Parteizugehörigkeit Bearbeiten

Im Sommer 2014 trat er aus der FDP aus und in die AfD ein.[4] In der Wirtschaftswoche gab er in einem Gastbeitrag an, dass er „das Verhalten der FDP nicht länger tolerieren konnte“. Verantwortlich machte er insbesondere die Euro-Rettung, den Atomausstieg und die Genderforschung. Mit Aussagen wie „Die FDP ist tot, es lebe die Alternative!“ und „Gesunder Menschenverstand ist nicht unbedingt rechts“ wandte er sich der neuen Partei zu.[11]

Nach drei Monaten bereits äußerte er sich im Debattenmagazin The European sehr kritisch zur AfD unter dem Titel Von Professoren und Proleten.[12] Wie die Welt berichtete, hatte er zuvor die Gründung eines christlichen Arbeitskreises innerhalb des AfD-Landesverbandes Rheinland-Pfalz forciert. Er wurde allerdings enttäuscht und sah sich einem Shitstorm ausgesetzt. Daraufhin stellte er in The European, so der Welt-Journalist Günther Lachmann, „die AfD in die Tradition der deutschnationalen Bewegung und der NSDAP“.[4] Seit 2016 ist er wieder Mitglied der Freien Demokraten.

Jürgen-Moll-Preis Bearbeiten

2013 gründete Moll zu Ehren seines verstorbenen Vaters die Jürgen Moll Stiftung (JMS). Zunächst vergab diese für wissenschaftliche Publikationen (Dissertationen, Habilitationsschriften oder wissenschaftliche Monografien) den Jürgen-Moll-Preis. Er ist mit 5000 Euro dotiert (Stand: 2019). Die Stiftung wurde 2017 aufgelöst. Seither wird der „Jürgen-Moll-Preis für verständliche Wissenschaftssprache“ durch die Deutsche Sprachwelt und die Theo-Münch-Stiftung für die Deutsche Sprache übergeben.[13] In letzterer ist Sebastian Moll Vorstandsmitglied.

Die bisherigen Preisträger:[14]

  • 2013:
    • Kategorie „Lesbare Wissenschaft“: Walter Krämer für sein Lebenswerk
    • Kategorie „Wissenschaft des Lesens“: Christoph Sondag für seine Diplomarbeit Analphabet trotz Schule. Quantitative und qualitative Analyse des Zusammenhangs zwischen dem Literalitätsgrad Erwachsener und ihren Erfahrungen während der Schulzeit
  • 2014:
    • Kategorie „Lesbare Wissenschaft“: Giulia und Jill Enders für ihr Buch Darm mit Charme
    • Kategorie „Wissenschaft des Lesens“: Annedore Friedrich für ihre Bachelorarbeit Digitales für die Kleinsten? Qualitätskriterien für Bilderbuch-Apps
  • 2015:
    • Kategorie „Lesbare Wissenschaft“: Stefan Klein für Träume. Eine Reise in unsere innere Wirklichkeit: Eine Entdeckungsreise in das Land der Träume auf Basis der neuesten wissenschaftlichen Erkenntnisse aus Hirnscans und Traumdatenbanken mit Tipps zum mentalen Training
    • Kategorie „Wissenschaft des Lesens“: Christina Köhler für Grenzkosten, Eurobonds und Schattenbanken – aber was verstehen die Leser davon? Magisterarbeit an der Johannes Gutenberg-Universität Mainz über die Sprache und Medienberichterstattung zur Finanz- und Eurokrise
  • 2017: Tomas Kubelik für Genug gegendert! Eine Kritik der feministischen Sprache
  • 2019: Benjamin Hasselhorn für seine Bücher Das Ende des Luthertums? (2017) und Tatsache! Die Wahrheit über Luthers Thesenanschlag (2018)
  • 2020: Andreas Rödder für seine Bücher Deutschland einig Vaterland (2009), 21.0. Eine kurze Geschichte der Gegenwart (2015), Wer hat Angst vor Deutschland? (2018) und Konservativ 21.0. Eine Agenda für Deutschland (2019)
  • 2022: Michael Andrick für sein Buch Erfolgsleere – Philosophie für die Arbeitswelt (2020) und für seine philosophische Kolumne in der Berliner Zeitung
  • 2023: Ralf Schuler für Generation Gleichschritt. Wie das Mitlaufen zum Volkssport wurde (2023) und Laßt uns Populisten sein: Zehn Thesen für eine neue Streitkultur (2019)
  • 2024: Vince Ebert für seine Vermittlung natur- und gesellschaftswissenschaftliche Zusammenhänge mit Humor und verständlicher Sprache

Kontroversen zum Buch Jesus war kein Vegetarier Bearbeiten

In einer Rezension von Molls Buch Jesus war kein Vegetarier (2011) von Johannes Müller in der Katholischen Sonntagszeitung für Deutschland hieß es: Moll „zählt zu den Konservativen, auch in evangelisch-theologischer Hinsicht. Gepaart mit rheinischer Schlagfertigkeit, Eloquenz, scharfem Verstand und geradezu spitzbübischem Charme ergibt das eine höchst gefährliche Mischung. Besonders für Betroffenheits-Rhetoriker und Weltverbesserer.“[15] Der Journalist Alan Posener schrieb in der Welt: Es „beschleicht mich auch bei Moll das ungute Gefühl, der Autor habe sich der Bibel bloß bedient, um das zu beweisen, was ihm in den Kram passt.“[16]

Im Zuge einer Auseinandersetzung um dieses Buch in der Zeit-Beilage Christ & Welt warf Moll der evangelischen Theologie politische Korrektheit vor.[17] Damit vernachlässige die Kirche die Botschaften des Evangeliums. Probst Johann Hinrich Claussen, Hauptpastor an St. Nikolai in Hamburg, widersprach seinen Thesen und hielt ihm Frühvergreisung und Mutlosigkeit vor,[18] die Theologin Petra Bahr, Kulturbeauftragte des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland, kritisierte an Molls Äußerungen den „Trick, der zum Manual erfolgreicher Provokateure gehört. Stilisieren Sie sich nicht zum Märtyrer.“[8]

Schriften (Auswahl) Bearbeiten

Monografien Bearbeiten

Aufsätze in wissenschaftlichen Zeitschriften und Sammelbänden Bearbeiten

Weblinks Bearbeiten

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. a b Sebastian Moll: The arch-heretic Marcion, 2010, S. vii.
  2. Rezensionen: Katharina Greschat, Jahrbuch für Antike und Christentum, 53 (2010), S. 199–201; Paul Foster, The Expository Times 121 (2010) 11, S. 554–556, doi:10.1177/0014524610373324; New Testament Abstracts 55 (2011), S. 202; Dirk Jongkind, Journal for the Study of the New Testament 33.5 (2011), S. 138; Michael W. Holmes, Religious Studies Review 37 (2011) 2, S. 139, doi:10.1111/j.1748-0922.2011.01514_8.x; C. T. Begg, Old Testament Abstracts, 34 (2011), S. 213; Joseph B. Tyson, Catholic Biblical Quarterly 74 (2012) 1, S. 167–168; Jason BeDuhn, Journal of Early Christian Studies 20 (2012) 2, S. 337–339, doi:10.1353/earl.2012.0015; Adolf Martin Ritter, Theologische Literaturzeitung, 137 (2012), S. 309–311; Martin Meiser, Theologische Revue 108 (2012) 2, S. 124–125; Judith M. Lieu, Journal of Theological Studies 64 (2013) 1, S. 247–250, doi:10.1093/jts/fls158.
  3. Sebastian Moll an der Johannes Gutenberg-Universität Mainz (Memento vom 4. November 2013 im Internet Archive)
  4. a b c Günther Lachmann: „Oben gibt es die Professoren, unten die Proleten“. Theologe Sebastian Moll hielt es nur sechs Monate in der AfD. Jetzt steigt er aus. In: Die Welt, 10. Oktober 2014, Nr. 236, S. 6.
  5. Konservativer Theologe im Streit mit Uni. In: pro Medienmagazin, 1. Juni 2015.
  6. Habilitationsstreit: Konservativer Theologe klagt erfolgreich vor Gericht, idea.de, Meldung vom 9. April 2017.
  7. Dozenten (Memento vom 15. April 2017 im Internet Archive), THS-Akademie, abgerufen am 14. April 2017.
  8. a b c Petra Bahr, Sebastian Moll: „Mehr Demut, bitte“. In: Christ & Welt, Ausgabe 43/2011, archivierter Link abgerufen am 25. November 2019.
  9. Sebastian Moll: Ist die AFD eine christliche Partei?. In: Christ & Welt, Ausgabe 21/2014.
  10. Harald Jung: Jesus stimmt mit ab (Memento vom 29. Oktober 2014 im Internet Archive). In: Christ & Welt, Ausgabe 31/2014.
  11. Sebastian Moll: Die FDP ist tot, es lebe die Alternative!. auf: wiwo.de, 1. Juli 2014.
  12. Sebastian Moll: Von Professoren und Proleten. In: The European, 17. September 2014.
  13. Jürgen-Moll-Preis, Website Deutsche Sprachwelt; abgerufen am 21. Januar 2021.
  14. Jürgen-Moll-Preis. Deutsche Sprachwelt, abgerufen am 26. April 2023.
  15. Johannes Müller: Jesus war kein Vegetarier (Rez.). In: Katholischen Sonntagszeitung für Deutschland, 12. Dezember 2011, zitiert nach: kath.net (online).
  16. Alan Posener: Die Bibel in Moll (Rez.). In: Die Welt, 5. Oktober 2011.
  17. Christiane Florin: War Jesus Vegetarier? (Interview). In: Christ & Welt, Ausgabe 36/2011.
  18. Johann Hinrich Claussen: Jesus darf Vegetarier sein. In: Christ & Welt, Ausgabe 37/2011, archivierter Link abgerufen am 25. November 2019.