Schluff (Eisenbahn)

Museumseisenbahn in Krefeld, Deutschland
St. Tönis–Hülser Berg
Kursbuchstrecke (DB):12424
Streckenlänge:heute: 13,6 km
Spurweite:1435 mm (Normalspur)
0,0 St. Tönis
1,8 nach Crefeld Staatsbahnhof
2,2 Linksniederrheinische Strecke
Krefeld West
nach Krefeld Hauptbahnhof
4,7 Krefeld Nord
9,6 Hüls
nach Kempen
13,6 Hülser Berg

Der Schluff ist Krefelds historische Dampfeisenbahn.

Der Name „Schluff“ leitet sich von der mundartlichen Bezeichnung Schluffen für Pantoffeln ab. Im übertragenen Sinne ist Schluff ein müder Mensch, der seine Beine nicht mehr hoch bekommt und mit seinen Pantoffeln, also seinen Schluffen, über den Boden schleift. Die gemächliche Reisegeschwindigkeit des Zuges und das schnaufende Geräusch der Dampfmaschine der Lok erinnern sozusagen lautmalend an einen Schluff.

Betrieben wird der Schluff heute als Museumseisenbahn von der SWK Mobil, unterstützt durch die Vereine „Schluff und historische Verkehrsmittel Krefeld“, „Freunde der Eisenbahn Krefeld e.V.“ und der „Interessengemeinschaft Schienenverkehr Krefeld e.V.“ und seit 2010 der „Hafen Krefeld GmbH & Co. KG“, die den Krefelder Rheinhafen betreibt.

Geschichte der Strecke und ihres Betriebs Bearbeiten

 
Der Schluff im Bahnhof Crefeld Nord

1868 wurde die Krefelder Eisenbahn als „Crefeld-Kreis-Kempener Industrie-Eisenbahn-Gesellschaft“ (CKKIE) gegründet. 1880 übernahm die „Crefelder Eisenbahn-Gesellschaft“ (CEG, später KEG) die 1874 in Konkurs gegangene CKKIE. 1914 verfügte der Fahrzeugpark der CEG über 19 Dampfloks, 51 Personenwagen, 10 Packwagen, 2 Postwagen, 101 gedeckte und 83 offene Güterwagen, 57 Kokswagen und 8 Spezialwagen. Diese Gesellschaft ging 1978 in die KREVAG über, die heutige SWK Mobil. Schon bis 1951 wurde der Personenverkehr auf der Schiene eingestellt, der Güterverkehr folgte bis 1985. Heute ist von dem Netz nur noch die Verbindung zwischen St. Tönis und Hülser Berg erhalten geblieben. Die historischen Trassen von St. Tönis nach Süchteln und vom Hülser Berg nach Moers sind teilweise als kombinierter Rad-Wanderweg erhalten.

Seit 1979 wird diese Strecke für Ausflugsfahrten genutzt, zunächst kurz mit einer Diesellok, ab Mai 1980 mit der Dampflokomotive „Graf Bismarck XV“. An jedem Sonntag zwischen Mai und Oktober fahren hunderte von Fahrgästen mit dem Schluff von St. Tönis über den Krefelder Nordbahnhof zum Naherholungsgebiet Hülser Berg. Fahrräder finden in einem Packwagen Platz.[1]

Zugbegleiter und Schaffner stellen die „Freunde der Eisenbahn Krefeld e.V.“ (FdE) und die „Interessengemeinschaft Schienenverkehr Krefeld e.V.“ (ISK). Der Barwagen des Schluff wird von der Lebenshilfe Krefeld betreut.

1995 ist der Schluff als Bewegliches Denkmal in die Denkmalliste der Stadt Krefeld aufgenommen worden.[2]

Zunächst kamen ab 1980 die Lokführer von SWK Mobil, Abteilung Instandhaltung. Allerdings mussten sie ihre Aufgabe beim Schluff als Nebentätigkeit zusätzlich zu einem normalen Dienst bei der SWK wahrnehmen. Dies führte nach dem Jahrhundertwechsel zu Engpässen, da immer weniger qualifizierte Mitarbeiter zur Verfügung standen. 2008 übernahm die NIAG den Fahrbetrieb und stellte auch die Lokführer. Seit 2010 kooperiert die SWK Mobil aufgrund des inzwischen problematisch gewordenen Mangels an Lokführern mit der „Hafen Krefeld GmbH & Co. KG“ anstelle der NIAG. Sie übernahm zunächst für drei Jahre den technischen Betrieb und die Instandhaltung und Wartung der Wagen und Schienen und organisiert auch den Güterverkehr.[3]

Die Dampflokomotive Bearbeiten

 
Die Lok Graf Bismarck XV

Die Lok Graf Bismarck XV (Nr. 98 8921) wurde 1979 vom Eisenbahnmuseum Bochum-Dahlhausen der Deutschen Gesellschaft für Eisenbahngeschichte übernommen.[4] Gebaut wurde sie bei Henschel & Sohn in Kassel unter der Fabriknummer He 29893/47.[5] Die Lok ist vom Typ D 600. Es handelt sich um eine relativ junge Lok (Baujahr 1947) der Bauart „D n2t“ (vier Kuppelachsen, Nassdampf-Kessel mit zwei Zylindern, Tenderlokomotive),[6] die ursprünglich auf der Zeche Graf Bismarck in Gelsenkirchen im Einsatz war.[7]

Um Böschungsbrände durch Funkenflug und Abaschung auf das Gleis zu vermeiden, wurde die Lok vor ihrem Einsatz auf der waldreichen Strecke zum Hülser Berg ab 1980 von Kohle- auf Leichtölfeuerung umgestellt. Der Brenner war bis zur Hauptuntersuchung 2013/2014 ein ausgemusterter Brenner aus dem Heizwerk der Stadtwerke Krefeld an der Alten Gladbacher Straße. Im Rahmen der HU wurde im Dampflokwerk Meiningen ein neuer Brenner eingebaut. Da dieser Brenner – anders als normalerweise bei ölbefeuerten Dampflokomotiven üblich – nicht mit Dampf, sondern mit elektrischem Strom betrieben wird, besitzt die Lok ein Dieselmotor-Stromaggregat, welches auch die Spannungsversorgung im Zug sicherstellt.[4]

Im Jahr 1997 wurde die Lok im Dampflokwerk Meiningen grundlegend überholt und erhielt einen neuen Kessel. 2005/06 wurde die Lok im selben Werk erneut instand gesetzt.[8] In den Jahren 2014 und 2021/2022 wurde sie erneut im DLW Meiningen hauptuntersucht.

Die Restauranteigner des Nordbahnhofs benannten 2018 – in Anlehnung an den Schluff – das in der Biermanufaktur produzierte regionale Hausbier "Schlüffken".

Bilder Bearbeiten

Film Bearbeiten

Im Jahr 2013 diente der Schluff als Rahmenmotiv für den Kinderfilm Der Schluff und das Geheimnis der goldenen Taschenuhr des Produzenten Michael Schürger, unter anderem mit dem Schauspieler Tom Gerhardt.[9]

Quellen Bearbeiten

  1. @1@2Vorlage:Toter Link/ims2.bkg.bund.deBericht (Seite nicht mehr abrufbar. Suche in Webarchiven) zum Schluff mit @1@2Vorlage:Toter Link/ims2.bkg.bund.deKarte (Seite nicht mehr abrufbar. Suche in Webarchiven) der Bahnstrecke.
  2. Denkmalliste der Stadt Krefeld (Memento des Originals vom 11. Dezember 2009 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.krefeld.de
  3. Quelle: Extra-Tipp am Sonntag vom 31. Januar 2010, S. 16, KR/KE, ERK2-4-5 (Verlagssonderseite), Verlag City-Anzeigenblatt Krefeld GmbH, [1]
  4. a b Bericht (Memento des Originals vom 3. Dezember 2013 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.eisenbahnnostalgie-deutschland.de auf eisenbahnnostalgie-deutschland.de
  5. Liste erhaltener Henschel-Dampfloks
  6. Daten von Lok und Wagen auf privat-bahn.de
  7. @1@2Vorlage:Toter Link/drehscheibe-online.ist-im-web.deBericht zu den Lokomotiven der Zeche Graf Bismarck (Seite nicht mehr abrufbar. Suche in Webarchiven) mit vielen alten Photos, auch der Graf Bismarck XV
  8. Bericht über die Aufarbeitung der Lok 2006 (Memento des Originals vom 24. Februar 2008 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.dampflokwerk.de
  9. Der Schluff und das Geheimnis der goldenen Taschenuhr. Internet Movie Database, abgerufen am 22. Mai 2015 (englisch).

Weblinks Bearbeiten

Commons: Schluff – Sammlung von Bildern und Videos