Königswiesen (Gauting)

Ortsteil der Gemeinde Gauting
(Weitergeleitet von Schloss Königswiesen)

Königswiesen ist eine ehemalige Hofmark, nach der heute ein nördlich des ehemaligen Standorts gelegener Gemeindeteil von Gauting im Landkreis Starnberg benannt ist. Königswiesen liegt auf dem westlichen Hochufer des Würmtals südöstlich des heutigen Gautings an einer historischen Römerstraße von Bregenz über Kempten (Allgäu).

Königswiesen
Gemeinde Gauting
Koordinaten: 48° 3′ N, 11° 22′ OKoordinaten: 48° 3′ 22″ N, 11° 21′ 45″ O
Einwohner: 762 (Dez. 2021)[1]
Postleitzahl: 82131
Vorwahl: 089
Schloss und Hofmark Königswiesen, Stich von Michael Wening, um 1700
Schloss und Hofmark Königswiesen, Stich von Michael Wening, um 1700
Lage und Umfang von Königswiesen auf der Erstaufnahme von 1809
Heutiger Ortsteil und historischer Standort von Königswiesen

Geschichte Bearbeiten

Hofmark Bearbeiten

Eine umfangreiche Nekropole aus zahlreichen Hügelgräbern der späten Bronzezeit um 1300 v. Chr. südlich der späteren Hofmark verweisen auf eine lange Besiedlungsgeschichte der Gegend um Königswiesen. Die Römerstraße dürfte schon vorher bestehende Wegbeziehungen befestigt haben, noch bis 1875[2] bildete ihr Verlauf die einzige Straßenverbindung von Gauting nach Starnberg.

Der erste urkundliche Nachweis von Königswiesen ist ein Atto von Chuningiswisun, der 934 in einem Besitzverzeichnis des Klosters Ebersberg genannt wird.[3] Der Bezug des Namens auf den Besitz eines Königs lässt vermuten, dass es sich ursprünglich um ein karolingisches oder sogar agilolfingisches Kammergut gehandelt hat. 977 und 981 werden laut einem Verzeichnis des Bistums Freising zwölf Hufen in regisprata (lateinisch für Wiesen des Königs), das Chuninges vuisa genannt wird, getauscht. Seitdem befand sich das Gut Königswiesen im Besitz von Bischof Abraham vom Hochstift Freising.[4] Die Siedlung muss aber noch größer als diese zwölf Höfe gewesen sein, da Hinweise auf lokale Edle in mehreren Archiven vorhanden sind. Warum der Ort später wesentlich schrumpfte ist nicht bekannt, zumal die aufgelassenen Flächen wesentlich bessere Böden aufweisen, als die weiterhin bewirtschafteten.[5]

In den Jahren 1126/27 übertrug Huc de Chunigisuuisin Grundstücke an das Kloster Tegernsee, das bis ins 13. Jahrhundert Besitzer blieb. In dieser Zeit wurde erstmals eine Mühle an der Würm genannt, die zu Königswiesen gehörte und spätestens 1205 dem Kloster Dießen am Ammersee geschenkt wurde. In der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts ging Königswiesen auf die Familie der Baierbrunner über, die das Gut Baierbrunn für das Kloster Schäftlarn bewirtschafteten. Die Baierbrunner erhielten im gleichen Zeitraum auch das Schloss Fußberg am nördlichen Ortrand von Gauting, so dass sie umfassenden Besitz an der Würm hielten. 1280 kaufte Herzog Ludwig der Strenge von Bayern Königswiesen und schenkte es kurz darauf an das Kloster der Dominikanerinnen von Altenhohenau. Sie gaben den Ort 1314 im Tausch gegen andere Güter zurück, woraufhin Königswiesen die nächsten knapp 200 Jahre persönlicher Besitz der Herzogsfamilie blieb.[3] Als Bestand in Königswiesen werden in den Urkunden zwei Höfe, eine Schwaige und ein nicht näher bezeichnetes Lehen angegeben. 1430 zahlen in Königswiesen vier Höfe die Hussitensteuer zur Finanzierung der Hussitenkriege. Auch die Einöden Grubmühl und Reismühl werden als zu Königswiesen gehörig mit je einem die Steuer zahlenden Hof aufgeführt.

Zusammen mit der Reismühle verlieh Herzog Albrecht IV. das Gut 1494 an Hans Weiler von Garatshausen und nach dessen frühem Tod 1502 als Sedelhof an die den herzoglichen Hofmeister Erhard von Perfall zu Greiffenberg. Doch schon 1507 kaufte Herzog Wolfgang von Bayern das Gut Königswiesen zusammen mit Fronloh und Gilching für 1200 rheinische Gulden zurück und errichtete in Königswiesen ein kleines Jagdschloss, das von seinem Jäger Jobst Partenkirchner bewirtschaftet wurde.[6] Bereits acht Jahre später verkaufte er es wieder an die Familie Weiler. Seit 1524 ist die Kirche St. Ulrich in Königswiesen nachgewiesen,[7] allerdings könnte sie einen Vorgängerbau gehabt haben.[8] 1554 sind zwei Höfe in Königswiesen genannt. 1565/66 wurde die Verwaltung des oberen Würmtals neu geordnet. Kaspar Weiler wurde in den Adelsstand erhoben und das Gut erhielt das Hofmarksprivileg, so wie auch das Gut und spätere Schloss Leutstetten würmaufwärts und Schloss Fußberg im Norden würmabwärts. Mit der Einrichtung einer Hofmark war die niedere Gerichtsbarkeit verbunden, so dass die Weilers einen erheblichen Einfluss auf die Region erhielten. 1624 ging das Gut Königswiesen nach dem Aussterben der männlichen Weilers durch Hochzeit der Witwe an die Familie Hörwarth und 1644 an die Pfetten-Arnbach.[9] Unter ihnen bestand Königswiesen nur noch aus einem Hof. Dieser wurde umfassend ausgebaut und bekam den Charakter eines kleinen Schlösschens. Es bestand aus zwei Hauptgebäuden, die im Obergeschoss mit einer hölzernen Brücke über die Fernstraße verbunden waren. Der Gebäudeteil an der Hangkante wies einen barocken Zwiebelturm auf. Darum gruppierten sich Nebengebäude wie Stallungen und Scheunen, im Norden schloss sich ein Obstgarten an.

1754–99 kaufte Johann Georg Freiherr von Zech die Hofmark und anschließend bis 1848 ein Schwiegersohn der Zechs, Graf Christian von Yrsch. Damals gehörten zu Königswiesen 431 ha, auf der eine Familie mit 11 Personen lebte.[10] 1824 verkaufte von Yrsch die Wälder an die staatliche Forstverwaltung, der Hof ging in den folgenden Jahren mehrmals an neue Besitzer über. 1857 kaufte es die Familie Waldbott von Bassenheim, der damals auch das Schloss Leutstetten gehörte. 1864 war es im Besitz eines Gutsbesitzers Müller, der es an das Königshaus verkaufte. 1865 wurde Königswiesen bis auf die Kirche St. Ulrich abgebrochen und die Flur wieder aufgeforstet. Als Grund gilt die Zerschneidung des Gutes durch die 1854 erbaute Bahnlinie von Pasing nach Starnberg. Dazu kamen langjährige Streitigkeiten über das Jagdrecht zwischen dem Königshaus, die auf ihren Ansprüchen in der Nachfolge des Hirschjagdparks bestanden und dem Landadel von Königswiesen, der zumindest die begrenzte Jagdausübung als standesgemäßes Recht ansah.

Das etwa 2,7 Hektar umfassende Bodendenkmal „Dorfwüstung des hohen und späten Mittelalters sowie abgegangenes Hofmarkschloss der frühen Neuzeit mit zugehörigem Wirtschaftshof ("Schloss Königswiesen")“ ist unter der Aktennummer D-1-7934-0300 beim Bayerischen Landesamt für Denkmalpflege als geschütztes Denkmal gelistet.[11]

Gemeindeteil Bearbeiten

1912 wurde an der Straße auf den Hauser Berg, die in das namensgebende Hausen führt, außerhalb Gautings ein erstes Wohnhaus errichtet, in dem zeitweilig das Gasthaus Königswiesen betrieben wurde. Bis 1917 standen sieben Häuser mit mehreren Nebengebäuden am Hauser Berg, die meisten davon bereits westlich der Bahnlinie von Pasing nach Starnberg. Bis in die 1930er Jahre kamen 20 weitere Bauten hinzu. 1935 erwarb die Grundstücksverwertungsgesellschaft Königswiesen größere Flächen am Hauser Berg, nur zwei Grundstücke wurden vor dem Krieg mit Wohnhäusern bebaut, allerdings wurden während der Kriegszeit viele Behelfsbauten auf den Grundstücken angelegt.[12] In der Nachkriegszeit ersetzten viele Grundstücksbesitzer die Bauten durch feste Wohnhäuser. Bis Ende der 1950er Jahre kamen rund 30 Neubauten hinzu.[13] In den 1960er und 1970er Jahren kamen noch einige weitere Häuser hinzu.[14] Seitdem ist die Siedlung nicht mehr maßgeblich gewachsen.

Inzwischen hatte sich 1954 eine Interessengemeinschaft Königswiesen aus Anwohnern des Hauser Bergs gegründet. Sie forderten den Ausbau der Straßen in ihrem Gebiet, die Errichtung von Straßenbeleuchtung und die Stationierung von Feuerlöschgerät vor Ort, da die Anfahrt von Gauting zu lang dauere. Nicht erfüllt wurden die Wünsche nach einem eigenen Halt an der Bahnlinie und ein Stimmbezirk. Außerdem ging es den Anwohnern darum, die nicht amtliche Bezeichnung Hauserberg für ihren Gemeindeteil durch das traditionsreichere Königswiesen zu ersetzen. Dieser war auf das Waldgebiet rund um die St. Ulrichs-Kapelle, sowie den Hang und den Talgrund bis zur Würm begrenzt. Nach anfänglicher Kritik der Verwaltung stimmte diese schließlich zu und Königswiesen wurde am 3. September 1959 als amtliche Bezeichnung für den Gemeindeteil eingetragen.[15]

Im Jahr 1968 stürzte südlich des Ortes in der Nähe der Kapelle St. Ulrich ein Starfighter der deutschen Bundeswehr bei einem Trainingsflug aus Landsberg kommend ab. Die Unfallstelle ist vollständig bewachsen und nur durch ein Gedenkkreuz erkennbar.[16]

 
Kirche St. Ulrich
 
Stifterbild der Familie Weiler in St. Ulrich, um 1580

Königswiesen ist über eine Buslinie an Gauting angebunden. Der nächste S-Bahnhof ist in etwa zwei Kilometer Entfernung die Station Gauting.

St. Ulrich Bearbeiten

Die katholische Filialkirche St. Ulrich steht als letztes verbleibendes Bauwerk des ursprünglichen Königswiesens heute im Wald südlich außerhalb des Ortes an der Hangkante über dem Mühltal. Sie ist ein im Kern spätgotischer, kleiner Saalbau.

Literatur Bearbeiten

  • Wolfgang Krämer: Geschichte der Gemeinde Gauting einschließlich der Hofmarken Fußberg und Königswiesen nebst Grubmühle, Reismühle und Gemeinde Stockdorf sowie der Schwaigen Kreuzing und Pentenried. Selbstverlag der Gemeinde Gauting, Gauting 1949
  • Karl Mayr: Gauting und Stockdorf 1870–1978. Deutscher Kunstverlag 1985, ISBN 3-422-00784-9
  • Hans H. Schmidt: 6000 Jahre Ackerbau und Siedlungsgeschichte im oberen Würmtal bei München . Buchendorfer Verlag 1991, ISBN 3-927984-06-X
  • Gerhard Ongyerth: Kulturlandschaft Würmtal. Bayerisches Landesamt für Denkmalpflege 1995, ISBN 3-87490-639-6
  • Gerhard Schober: Landkreis Starnberg. Ensembles, Baudenkmäler, Archäologische Geländedenkmäler. Schnell & Steiner, München 1989, S. 153–154, ISBN 3-7954-1005-3.

Weblinks Bearbeiten

Commons: Königswiesen – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Gemeinde Gauting: Gauting und seine Ortsteile. Abgerufen am 15. April 2024.
  2. Ongyerth 1995, Seite 110
  3. a b Schmidt 1991, Seite 221 f.
  4. Krämer 1949, Seite 328
  5. Schmidt 1991, Seite 225
  6. Krämer 1949, S. 330
  7. Ongyerth 1995, Seite 118
  8. Schmidt 1991, Seite 213
  9. Krämer 1949, Seite 333
  10. Schmidt 1991, Seite 211
  11. Aktennummer D-1-88-120-45. In: Denkmalatlas. Abgerufen am 19. Juli 2023.
  12. Mayr 1985, Seiten 134–139
  13. Mayr 1985, Seiten 144–148
  14. Mayr 1985, Seite 159
  15. Mayr 1985, Seiten 82–84
  16. Volker Ufertinger: Gauting gedenkt des Starfighter-Absturzes vor 55 Jahren. In: merkur.de. 2. April 2023, abgerufen am 5. April 2023.