Schloss Englar

Burg in Eppan, Südtirol

Schloss Englar (italienisch Castel Englaro) ist – zusammen mit der Sebastianskapelle – ein geschütztes Baudenkmal oberhalb des Dorfzentrums von St. Michael im Ortsteil Pigeno in der Gemeinde Eppan (Südtirol).

Schloss Englar
Rückansicht

Geschichte Bearbeiten

Englar wurde 1256 erstmals erwähnt. Damals belehnte Graf Meinhard II. und Albert I. von Görz und Tirol die Ritter von Firmian mit zwei Huben und anderen Weingärten, Mühlen und Häusern in Englar.[1][2] Den Burgstall hielten sich die Grafen selbst vor.[3] 1326 werden die Bauleute Swikerus Gelter de Paludo de Englar plebis Epiani (Moos-Englar) und seine Gemahlin Agnes urkundlich genannt, was darauf hindeutet, dass Englar auch als Gegendname im Gebrauch war.[4] Am 17. August 1381 machte Adelheid, Witwe des Herren Hildebrand von Firmian, im Haus zu Englar im Gegenwart von Herrn Petrus, Priester von Eppan, ihr Testament.[5]

Der heutige spätgotische Bau wurde 1475 als herrschaftlicher Wohnsitz der Adelsfamilie von Firmian errichtet und 1528 um einen Gebäudetrakt erweitert. Nach dem Tode von Christoph von Firmian, der 1486 starb, erbte es sein Sohn Bartholomäus von Firmian. Bis zum 17. Jahrhundert besaßen mehrere Familien Englar gleichzeitig. Durch die Heirat von Caspar von Thun († 1528) mit der Erbentochter Dorothea von Firmian, gelangte Englar an dessen Söhne. Um 1588 erscheinen als Besitzer die Freiherren Colonna von Völs, welche nach dem Ansitz das Prädikat „zu Englar“ führten.[6] 1621 verkaufte Arbogast von Thun Englar[7] teilweise an die Grafen Khuen von Belasi. 1662 veräußerte Franz Wilhelm von Firmian auch den Hof inkl. hinteren Turm an Graf Franz Carl von Khuen,[8] deren Familie zu alleinigen Besitzern wurden. In der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts besaß das Anwesen Graf Karl von Khuen.[9] Graf Bruno von Khuen bewohnte das Schloss während der Sommermonate. Das Ensemble wurde 1951 unter Denkmalschutz gestellt. Englar ist nicht zu besichtigen. Der westliche Gebäudetrakt wurde in den 1980er Jahren in ein Hotel umfunktioniert.

Sebastianskapelle Bearbeiten

 
Sebastianskapelle
 
Portal

1450 gab Christoph von Firmian in Englar den Bau der Schlosskapelle St. Sebastian in Auftrag, die 1475 geweiht wurde. Damit verbunden wurde der Kapelle ein Familien-Benefizium gestiftet, dessen Gründungsjahr unbekannt ist.[5] Der zierliche spätgotische Bau besitzt einen Turm mit Satteldach. Das Langhaus schließt mit einem verjüngten Chor ab. Der Innenraum ist mit Ornamenten verzierten Gewölberippen versehen, die im Chor auf Konsolen ruhen. Zur Ausstattung zählen drei barocke Altäre aus dem 18. Jahrhundert, eine Kanzel und drei mit Flachornamenten staffierte Türen. 2015 erfolgte eine umfassende Restauration der Sebastianskapelle.

Sonstiges Bearbeiten

Von 1895 bis 1899 bewohnte der Poet und Schriftsteller Otto Julius Bierbaum die Hauptetage des Schlosses, wo er eine Anzahl seiner wichtigsten Werke verfasste. Auch später suchte er noch mehrmals Englar auf. Zu Gast war bei ihm eine Reihe befreundeter Künstler, darunter der Maler Max Arthur Stremel und der Dichter Rainer Maria Rilke, der 1897 auch ein Gedicht mit dem Titel Englar im Eppan verfasste.

2015 war Schloss Englar eines der Drehorte des deutschen Märchenfilms Prinzessin Maleen sowie 2018 der österreichisch-italienischen Komödie Alles wird gut.

Literatur Bearbeiten

Weblinks Bearbeiten

Commons: Schloss Englar – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Johann Jakob Staffler: Das deutsche Tirol und Vorarlberg, topographisch, mit geschichtlichen Bemerkungen. Mit einem vollständigen Nachschlag-Register: in zwei Bänden. Enthält den Kreis: Pusterthal und am Eisak, und den an der Etsch. II. Band. Felician Rauch, Innsbruck 1847, S. 821 (google.com).
  2. Edmund Mach: Der Weinbau und die Weine Deutschtirols: Darstellung, der Weinbau- und Weinhandelsverhältnisse Deutschtirols. Verband der landw. Bezirksgenossenschaften Deutsch-Südtyrols, 1894, S. 4 (google.com).
  3. Archiv für Geschichte und Alterthumskunde Tirols. Wagner, 1864, S. 343 (google.com [abgerufen am 22. April 2022]).
  4. Hannes Obermair: Bozen Süd – Bolzano Nord. Schriftlichkeit und urkundliche Überlieferung der Stadt Bozen bis 1500. Band 1. Stadtgemeinde Bozen, Bozen 2005, ISBN 88-901870-0-X, S. 236, Nr. 421.
  5. a b Karl Atz: Der deutsche Antheil des Bisthums Trient: Das Dekanat Neumarkt und Kaltern. Auer, 1904, S. 239–240.
  6. Beschreibung der Gefürsteten und sehr Mächtigen Graffschafft Tyrol. Anton Schellenberg, 1703, S. 84 (google.com).
  7. August Anton Glückselig: Denkwürdigkeiten des Grafenhauses Thun-Hohenstein. Festgabe zu dem 80. Geburtstage des Franz Grafen von Thun-Hohenstein. Fuchs, 1866, S. 85 (google.com).
  8. Josef Weingartner: Die Kunstdenkmäler des Etschlands. III. Band – 1. Teil: Ritten, Sarntal, Tschöggelberg – 3. Teil: Überetsch, Unterland und Reggelberg. E. Hölzel, Wien-Augsburg 1929, S. 251. (Digitalisat)
  9. Beda Weber: Das Land Tirol. Mit einem Anhange: Vorarlberg. Ein Handbuch für Reisende. Südtirol (Etsch-, Drau-, Brenta-, Sarkaregion). Wagner, Innsbruck 1838, S. 455 (google.com).

Koordinaten: 46° 27′ 3″ N, 11° 15′ 2″ O