Schloß Schönbrunn Kultur- und Betriebsgesellschaft

Die Schloß Schönbrunn Kultur- und Betriebsgesellschaft m.b.H. (SKB) betreibt das UNESCO-Welterbe Schloss Schönbrunn und einige andere Institutionen. Sie ist eine der weltweit erfolgreichsten Betriebsgesellschaften eines Kulturdenkmals.

Osterreich  Schloß Schönbrunn Kultur- und Betriebsgesellschaft
— SKB —p1
Staatliche Ebene Bundesebene
Stellung Staatliches Unternehmen
Rechtsform Ges.m.b.H.
Aufsicht Bundesministerium für Arbeit und Wirtschaft
Gründung 1992
Hauptsitz Wien 13., Schloss Schönbrunn
Leitung Klaus Panholzer[1]
Mitarbeiter 337[1]
Branche Betrieb des Schlosses Schönbrunn
Umsatz ca. 37 Mio €[1]
Website https://www.schoenbrunn-group.com/

Geschichte und Funktion Bearbeiten

Basisdaten
Titel: Schönbrunner Schloßgesetz
Langtitel: Bundesgesetz über die Gründung einer Schloß Schönbrunn Kultur- und Betriebsgesellschaft m. b. H. …
Typ: Bundesgesetz
Geltungsbereich: Republik Österreich
Fundstelle: BGBl. Nr. 208/1992 (Stf.)
Gesetzestext: ris.bka
Bitte beachte den Hinweis zur geltenden Gesetzesfassung!

Die Verwaltung des Schlosses geht bereits auf das Testament Maria Theresias von 1780 zurück, in dem die Trennung in Bau- und Betriebsverwaltung durch das Hofärar (Staatskasse) festgelegt wurde.[2] Später war die Schloßhauptmannschaft Schönbrunn zuständig.[3] Unter der Regierung Vranitzky wurde das Schloss aus der Bundesverwaltung (heute Bundesimmobiliengesellschaft) ausgegliedert und per 10. Oktober 1992 die Schloß Schönbrunn Kultur- und Betriebsgesellschaft errichtet, als 100-%-Tochter der Republik Österreich (Schönbrunner Schloßgesetz). Gründungsgeschäftsführer waren Franz Sattlecker und Wolfgang Kippes. Aufsichtsorgan ist die Abteilung Kustodische Angelegenheiten des Wirtschaftsministeriums (dzt. Abt. III/6, Sektion Tourismus und Historische Objekte, Bundesministerium für Wirtschaft, Familie und Jugend).

Die Gründung der „Schloß Schönbrunn Kultur- und Betriebsgesellschaft“ ist maßgeblich der engagierten Politik- und Medienkampagne des „Grünen Klubs im Parlament“ und des Kunsthistorikers Walter Koschatzky (Obmann der Bürgerinitiative „Gesellschaft der Freunde von Schloss Schönbrunn“) zu verdanken. Gemeinsam haben sie sich mit Erfolg gegen die vom damaligen Wirtschaftsminister Wolfgang Schüssel ursprünglich geplante Privatisierungsvariante von Schloss Schönbrunn engagiert, von der vor allem eine private Betreibergesellschaft (bestehend aus Do&Co, Erste Österreichische Sparkasse, Kongresszentrum, Mazur, Österreichisches Verkehrsbüro, Wiener Messe, Zentralsparkasse) profitiert hätte, mit der seit Frühjahr 1990 konkrete Vertragsverhandlungen liefen.[4][5] Schloss Schönbrunn hatte bereits vor der Gründung der Schloss Schönbrunn Kultur- und Betriebsgesellschaft jährlich rund 1,5 Millionen zahlende Besucher,[6] ein Wert, der bis ins Jahr 2000 die Obergrenze blieb.[7] Das Problem war nicht mangelndes Besucherinteresse, sondern die Tatsache, dass die Besuchereinnahmen nicht für Pflege und Erhaltung von Schloss Schönbrunn zweckgebunden waren, sondern stattdessen zum Stopfen von Budgetlöchern verwendet wurden, während das Schloss zusehends verfiel. Das „grüne“ Ziel war daher von Anfang an, Schloss Schönbrunn einer der Republik gehörenden Betriebsgesellschaft anzuvertrauen, für die man wirtschaftlich und kulturell geeignete Persönlichkeiten engagiert, die das Schloss unter Berücksichtigung der Denkmalschutzvorgaben nach modernen betriebswirtschaftlichen Grundsätzen führen,[8] wie dies schließlich 1992 gesetzlich beschlossen und mit der „Schloss Schönbrunn Kultur- und Betriebsges.m.b.H.“ umgesetzt wurde.[9]

Die Gesellschaft gilt als Musterbeispiel eines privatisierten Museumsbetriebs.[10] Schloss Schönbrunn blieb weiterhin eine der bestbesuchten Destinationen des Tourismus in Österreich: 2017 verzeichneten die Schauräume über 2,7 Millionen Besuche (siehe Meistbesuchte Sehenswürdigkeiten Wiens). 1996 wurden Schloss und Park zum UNESCO-Weltkulturerbe erklärt. Die Bedeutung der Betriebsgesellschaft für den Erhalt des Ensembles, ihre Effizienz und die gute Zusammenarbeit mit den Bundesgärten wurde von UNESCO und ICOMOS mehrfach betont.[11] Europaweit einzigartig sind beispielsweise die Aus- und Weiterbildungsprogramme für die Mitarbeiter.[10]

Schon bald wurde die Gesellschaft auch mit der Betreuung der Ausstellungsbereiche des Kaiserappartements (seit November 1994) und der Silberkammer (seit April 1995) in der Wiener Hofburg betraut. Seit Juni 1998 führt sie auch das Möbelmuseum Wien. Diese Angelegenheiten sind durch Pachtverträge geregelt.[2] Im April 2004 wurde auch das neu gegründete Sisi Museum in der Hofburg übernommen.[2]

Bis 2011 konnten über 170 Millionen Euro, aus Eintrittsgeldern und Sponsorenbeiträgen erwirtschaftet, in die anvertrauten Kulturdenkmäler investiert werden[12] (die Hälfte der Gewinne wird an den Bund abgeführt). Schönbrunn ist eine der weltweit nur zwei UNESCO-Welterbestätten (von knapp 1000), die sich ohne Zuschüsse der öffentlichen Hand selbst finanzieren (die andere ist der Tower of London).[13] Über behutsame Einbettung konnten auch einige Projekte moderner Architektur verwirklicht werden (Kindergarten, Auge des Museums, Salettl).[14] 2011 erhielt die Gesellschaft auch den Tourismuspreis der Wiener Wirtschaft.[15]

2012 wurde die wenig erfolgreiche Marchfeldschlösser Revitalisierungs- und Betriebsgesellschaft (MRBG), die für zwei Schlösser in Bundesbesitz in Niederösterreich zuständig ist, als Tochterfirma der Schloß Schönbrunn Kultur- und Betriebsgesellschaft unterstellt. Die Geschäftsführung zeigte sich wenig begeistert, da der Aufwand besonders für Schloss Hof vom Finanzamt nicht als Betriebsausgabe anerkannt, sondern als private Liebhaberei der Gesellschaft eingeschätzt würde, die aus dem versteuerten Betriebsertrag zu finanzieren wäre. Bildung von Rücklagen für mögliche besucherschwächere Jahre wäre vorrangig zu sehen.[16]

Betreute Institutionen Bearbeiten

Literatur Bearbeiten

Weblinks Bearbeiten

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. a b c Firma Schloß Schönbrunn Kultur- und Betriebsgesellschaft m.b.H. in Wien. Firmenbuchdaten Creditreform/firmenabc.at
  2. a b c Unternehmen: Schloß Schönbrunn Kultur- und Betriebsges.m.b.H., Impressum,
  3. Kundmachung des Bundesministers für wirtschaftliche Angelegenheiten betreffend die Auflösung der Schloßhauptmannschaft Schönbrunn und das Wirksamwerden der Übertragung an die „Schloß Schönbrunn Kultur- und Betriebsgesellschaft m.b.H.“ (Auflösung der Schloßhauptmannschaft Schönbrunn). StF: BGBl. Nr. 641/1992 (i.d.g.F. online, ris.bka)
  4. Franz Simbürger: Streit über die Privatisierung von Schloss Schönbrunn durch den Wirtschaftsminister, bei der die Grünen allerlei Unregelmäßigkeiten entdecken. ORF. Ö1. Mittagsjournal vom 2. Oktober 1991. Der Betrag dauert von Minute 21:10 bis Minute 23:50.
  5. Nachfolgend der Link zum „Stenographischen Protokoll“ der „Dringlichen Anfrage an den Bundesminister für wirtschaftliche Angelegenheiten betreffend Privatisierungs-Fiasko Schönbrunn“ mit der die knapp ein Jahr dauernde, erfolgreiche Schloss-Schönbrunn-Kampagne des Grünen Klubs im Parlament begonnen hat: „Dringliche Anfrage der Abgeordneten Dr. Pilz, Voggenhuber und Genossen an den Bundesminister für wirtschaftliche Angelegenheiten betreffend Privatisierungs-Fiasko Schönbrunn“. Stenographisches Protokoll. Nationalrat XVIII. GP. 40. Sitzung. 2. Oktober 1991. S. 3857–3890.
  6. Österreichischer Nationalrat: „Dringliche Anfrage der Abgeordneten Dr. Pilz, Voggenhuber und Genossen an den Bundesminister für wirtschaftliche Angelegenheiten betreffend Privatisierungs-Fiasko Schönbrunn“. Stenographisches Protokoll. Nationalrat XVIII. GP. 40. Sitzung. 2. Oktober 1991. S. 3857–3890, hier 3860.
  7. Rathauskorrespondenz Wien Hitliste der Wiener Sehenswürdigkeiten 2001 (RK vom 8. August 2001)
  8. Mag. Marijana Grandits: „Dringliche Anfrage betreffend Privatisierungs-Fiasko Schönbrunn“. Stenographisches Protokoll. Nationalrat XVIII. GP. 40. Sitzung. 2. Oktober 1991. S. 380857–3890. S. 3889.
  9. Stenographisches Protokoll. 64. Sitzung des Nationalrates der Republik Österreich. XVIII. Gesetzgebungsperiode. Mittwoch, 1., und Donnerstag, 2. April 1992. Bericht über den Antrag 311/A der Abgeordneten Dr. Keimel, Eder und Genossen betreffend Schönbrunner Schloßgesetz und über die Petition Nr. 26 betreffend die Privatisierung des Schlosses Schönbrunn, überreicht von dem Abgeordneten Arthold, sowie über die Bürgerinitiative Nr. 43 betreffend die Privatisierung des Schlosses Schönbrunn. S. 6672–6695.
  10. a b Schloß Schönbrunn Kultur- und Betriebsges.m.b.H. – Imperiale Attraktionen als Besuchermagneten, habsburger.net
  11. so etwa Report of the UNESCO-ICOMOS reactive Monitoring Mission to the Historic Centre of Vienna and Palace and Gardens of Schönbrunn, 17-20 September 2012, WHC-13/37.COM/7B, Abschnitt 2.3 Management system, S. 10 ff.
  12. Mitterlehner: Franz Sattlecker zum Alleingeschäftsführer der Schloß Schönbrunn Kultur- und BetriebsgesmbH bestellt@1@2Vorlage:Toter Link/www.bmwfj.gv.at (Seite nicht mehr abrufbar, festgestellt im Dezember 2018. Suche in Webarchiven)  Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis., BMWFJ, Pressearchiv 2012.
  13. Schloss Schönbrunn – Das neue Imperium, Dokumentation, Eva Klimek, ORF III Spezial, Erstausstrahlung 30. Mai 2012, 21.10 Uhr (Artikel zur Sendung, tv.orf.at).
  14. Schloß Schönbrunn Kultur- und Betriebsges.m.b.H.. In: architektur im netz, nextroom.at.
  15. Schloß Schönbrunn erhält den Tourismuspreis der Wiener Wirtschaft beim Wiener Tourismus-Abend 2011 (Memento des Originals vom 21. April 2012 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/portal.wko.at, Wirtschaftskammer, portal.wko.at, 6. März 2013
  16. Thomas Trenkler: Schloss Hof, eine kostspielige Liebhaberei. In: Der Standard, Wien, 24. August 2012, S. 8, und Website, 23. August 2012.