Schas (hebräisch ש״ס, kurz für hebräisch שומרי-תורה ספרדים Shomrei-Torah Sfaradim – für „Sephardische Tora-Wächter“) ist eine ultraorthodoxe israelische Partei. Sie vertritt in erster Linie die Interessen der religiösen sephardischen Juden. Sie war in mehreren Koalitionsregierungen sowohl mit der Arbeitspartei als auch mit dem Likud vertreten. Nach den Wahlen zur Knesset im Januar 2013 befand sie sich in der Opposition; im Ergebnis der Neuwahlen vom März 2015 war sie seit Mai 2015 an den Regierungen Netanjahu IV und Netanjahu V, sowie ist, nach kurzer Zeit in der Opposition, an der Regierung Netanjahu VI beteiligt.

Shomrei-Torah Sfaradim
שומרי-תורה ספרדים
Partei­vorsitzender Arje Deri
Gründung 1984
Hauptsitz Jerusalem, Israel
Ausrichtung sephardisches und mizrachimisches ultraorthodoxes Judentum; religiöser Konservatismus, Gesellschaftskonservatismus
Farbe(n) Azurblau, weiß
Sitze Knesset
11 / 120 (9,2 %)
(2022)
Internationale Verbindungen Zionistische Weltorganisation
Website shas.org.il

Geschichte

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Schas spaltete sich 1984 von der Agudat Jisra’el, einer von Aschkenasim dominierten ultraorthodoxen Partei, ab. Spirituelles Oberhaupt war Rabbiner Ovadja Josef, ein früherer sephardischer Oberrabbiner Israels. 2014 spaltete sich die Yachad-Partei mit Eli Jischai ab.

Politische Positionen

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Im Friedensprozess mit den Palästinensern nahm die Partei anfänglich eine gemäßigte Position ein und war zu Konzessionen bereit, teilweise unter dem Vorbehalt finanzieller Zugeständnisse. Inzwischen vertritt sie eine unnachgiebige Haltung gegenüber den Palästinensern und lehnt beispielsweise eine Verhandlung über den Status Jerusalems strikt ab.[1]

Innenpolitisch vertritt Schas Meinungen, die als homophob bezeichnet werden können. So lehnt Schas jegliche öffentliche Äußerung von Homosexuellen hinsichtlich ihrer sexuellen Orientierung ab, einschließlich Gay-Pride-Paraden – vor allem in Jerusalem. Der Parlamentsabgeordnete Nissim Ze'ev warf den Homosexuellen vor, für eine angebliche „Selbstzerstörung des Staates Israel und des jüdischen Volkes“ verantwortlich zu sein. Er nannte Homosexuelle eine Plage, die „so vergiftet wie Vogelgrippe“ sei.[2] Die Schas-Partei lehnt aber Gewalt gegen diese Gruppe ab.[3]

Schas befürwortet den jüdischen Charakter des Staates Israel, fordert jedoch nicht, dass der Staat auf Basis der Halacha (der jüdischen religiösen Gesetzgebung) regiert werden müsse.[4]

Regierungsbeteiligungen

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Schas war von 1992 bis September 1993 an der von der Arbeitspartei angeführten Regierung beteiligt, verließ die Koalition jedoch nach Auseinandersetzungen mit der linken Partei Meretz über die Bildungspolitik. Ab 1996 war Schas in der Likud-geführten Regierung mit zwei Ministern vertreten. Die Partei verließ dieses Bündnis, um Ehud Barak von der Arbeitspartei zu unterstützen. Ab 2001 unterstützte Schas Ariel Scharons Likud-Regierung.

Auch der 2006 neu gebildeten israelischen Regierung unter Ministerpräsident Ehud Olmert von der Kadima-Partei gehörte Schas an. Sie stellte dort mit Eli Yishai (Industrie, Handel und Arbeit), Ariel Atias (Kommunikation), Meschulam Nahari und Yitzhak Cohen (beide ohne Portfolio) vier Minister. In den Knessetwahlen von 2009 erhielt Schas elf Sitze und war bis März 2013 an der Regierung unter Benjamin Netanjahu mit vier Ministern vertreten. Seit Mai 2015 war sie erneut an der Regierung Netanjahu (Kabinett Netanjahu IV) beteiligt, diesmal jedoch mit nur zwei Ministern. Die Partei war auch im Kabinett Netanjahu V und ist im Kabinett Netanjahu VI vertreten.

Weiteres

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Die Partei wurde durch mehrere Vergehen ihrer Mitglieder erschüttert:

  • Yair Levy – Mitglied der Knesset zwischen 1988 und 1992. 1993 wurde er wegen Unterschlagung von 500.000 Schekel der parteiinternen Organisation El HaMa'ayan zu fünf Jahren Freiheitsentzug verurteilt.[5]
  • Arje Deri – Vorsitzender von Schas, Mitglied der Knesset, Innenminister. Er wurde 2000 zu vier Jahren Gefängnis wegen Korruption, Betrug und Amtsmissbrauch (als Innenminister) verurteilt.
  • Yair Peretz – Mitglied der Knesset, geriet im März 2006 in die Schlagzeilen, da er sich einen Doktortitel erschlichen hatte.[6]
  • Ofer Hugi – Mitglied der Knesset, wurde im Dezember 2006 wegen Betruges und Bestechlichkeit zu einer Gefängnisstrafe von zwei Jahren und einer Strafe von 12.000 Schekeln verurteilt.[7]
  • Shlomo Dayan – Mitglied der Knesset, wurde 2008 wegen Betruges und Bestechlichkeit zu vier Monaten Sozialdienst verurteilt.[8]

Wahlergebnisse bei Knesset-Wahlen

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  • 1984: 3,1 % – 4 Sitze
  • 1988: 4,4 % – 6 Sitze
  • 1992: 4,9 % – 6 Sitze
  • 1996: 8,7 % – 10 Sitze
  • 1999: 13,0 % – 17 Sitze
  • 2003: 8,2 % – 11 Sitze
  • 2006: 9,5 % – 12 Sitze
  • 2009: 8,5 % – 11 Sitze
  • 2013: 8,8 % – 11 Sitze
  • 2015: 5,7 % – 7 Sitze
  • April 2019: 6,10 % – 8 Sitze
  • September 2019: 7,44 % – 9 Sitze
  • 2020: 7,69 % – 9 Sitze
  • 2021: 7,17 % – 9 Sitze
  • 2022: 11 Sitze

Siehe auch

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Commons: Schas – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. Homepage der Schas-Partei: Jerusalem nicht zum Verkauf (hebräisch) (Memento des Originals vom 21. Dezember 2008 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.shasnet.org.il
  2. Ilan, Shahar: Shas MK: Gays are causing Israeli society to self-destruct. In: Haaretz. 29. Januar 2008, abgerufen am 21. Dezember 2011.
  3. Shas condemns attack on gay center. 8. Februar 2009, abgerufen am 2. Dezember 2019 (englisch).
  4. Shas – Das "Zünglein an der Waage". Abgerufen am 2. Dezember 2019.
  5. Yair Levy must stay in jail, panel rules The Jerusalem Post, 1. Dezember 1994
  6. Artikel in der Haaretz
  7. Artikel in der Haaretz
  8. Artikel in der Haaretz