Schalwa Mschwelidse

georgisch-sowjetischer Komponist

Schalwa Mschwelidse (georgisch შალვა მშველიძე, auch შალვა მიხეილის ძე მშველიძე, Schalwa Micheilis Dse Mschwelidse; russisch Шалва Михайлович Мшвелидзе, Schalwa Michailowitsch Mschwelidse, wiss. Transliteration Šalva Michajlovič Mšvelidze; englische Schreibweise Shalva Mshvelidze; * 15. Maijul. / 28. Mai 1904greg. in Tiflis, Russisches Kaiserreich; † 5. März 1984 ebenda, Georgische SSR, Sowjetunion)[1] war ein georgisch-sowjetischer Komponist, Hochschullehrer und Musikethnologe.

Leben Bearbeiten

Mschwelidse studierte am Konservatorium Tiflis Komposition bei Michail Bagrinowski (1885–1966) und Sargis Barchudarjan.[2] Nach dem Abschluss 1930 ging er ans Leningrader Konservatorium und absolvierte dort bis 1933 noch ein Postgraduierten-Studium bei Wladimir Schtscherbatschow, Maximilian Steinberg, Juri Tjulin und Pjotr Rjasanow.[3] Bereits ab 1929 begann er am Konservatorium Tiflis zu unterrichten und lehrte dort bis 1984, seit 1942 als Professor, später als Leiter der Kompositionsabteilung, als Dekan, als Vize- und schließlich als Rektor des Hauses.[1] Er war von 1940 bis 1951 Vorsitzender des georgischen Komponistenverbands und von 1948 bis 1979 Vorstandsmitglied im Komponistenverband der UdSSR.[2] Außerdem leitete er von 1947 bis 1950 das georgische Lied- und Tanzensemble und war 1950 bis 1952 Dirigent am Staatlichen Sacharia-Paliaschwili-Theater für Oper und Ballett.[2]

Schaffen Bearbeiten

Als Musikethnologe leistete Mschwelidse in der volksmusikalischen Feldforschung Pionierarbeit und bereiste dazu von 1927 bis 1934 zahlreiche Regionen Georgiens, darunter die Pshavi-Region, Swanetien, Kachetien, Mingrelien und Gurien.[4] Seine damaligen Aufzeichnungen auf Wachszylinder wurden vom International Research Center for Traditional Polyphony am Konservatorium Tiflis digitalisiert und als CD-Sammlung unter dem Titel Echoes From Past zugänglich gemacht.[4]

Mit seinem kompositorischen Schaffen zählt Mschwelidse zu den wichtigen Vertretern der ersten georgischen Komponistengeneration.[1] Er hinterließ Opern, Oratorien, 6 Sinfonien (1943–1981),[5] 4 sinfonische Dichtungen, ferner Kammer-, Vokal- und Filmmusik.[3] Stilistisch versuchte er, Tradition mit Moderne zu verbinden und mit Klängen der georgischen Volksmusik auch größere klassische Formen zu gestalten.[6] Sein spezielles Interesse galt dabei u. a. der Folklore der Pshavi-Bergregion. Der monodische, improvisatorische Charakter dieser Klänge und ihre phrygische Färbung beeinflussten seine Musiksprache, insbesondere die von ihm als Pshava-Modus bezeichnete Skala mit erhöhter sechster Stufe.[1] Darüber hinaus gilt Mschwelidse als einer der Begründer der epischen Sinfonik in seinem Land.[1] Er vertonte auch Stoffe und Motive aus Werken georgischer Dichter wie Wascha-Pschawela (Zviadauri, 1940),[1] Schota Rustaweli (Story on Tariel, 1946) und Konstantine Gamsachurdia (A Magic Hand of a Master, 1949).[7]

Als Hochschullehrer am Konservatorium hinterließ er Schriften über die Volksmusik nicht nur in Georgien, sondern auch in Indien und Burma,[6] außerdem ein Buch über Orchestrierung (1965).[7]

Auszeichnungen Bearbeiten

Er erhielt zahlreiche Preise und Ehrungen, wurde als Verdienter Künstler (1941) und Volkskünstler der Georgischen (1958) und Abchasischen SSR ausgezeichnet.[2] Außerdem erhielt er den Stalinpreis (1942, 1947),[8] den Orden des Roten Banners der Arbeit (1946, 1953), den Leninorden (1964), den Paliaschwili-Preis (1971)[8] und den Orden der Völkerfreundschaft (1974).[2] Neben diesen sowjetischen Preisen wurde er auch mit dem Nehru-Staatspreis von Indien (1973) ausgezeichnet.[8]

Literatur Bearbeiten

Weblinks Bearbeiten

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. a b c d e f Nana Kavtaradze: Mshvelidze, Shalva. In: Grove Music Online (englisch; Abonnement erforderlich).
  2. a b c d e Sofia Čqonia, Lali Kakulija: Mšvelije, Šalva. In: Ludwig Finscher (Hrsg.): Die Musik in Geschichte und Gegenwart. Zweite Ausgabe, Personenteil, Band 12 (Mercadante – Paix). Bärenreiter/Metzler, Kassel u. a. 2004, ISBN 3-7618-1122-5 (Online-Ausgabe, für Vollzugriff Abonnement erforderlich)
  3. a b Nicolas Slonimsky, Laura Kuhn, Dennis McIntire: Mshvelidze, Shalva (Mikhailovich). In: Baker’s Biographical Dictionary of Musicians. 2020; (englisch).
  4. a b Maka Khardziani: Renowned Georgian Ethnomusicologists. Shalva Mshvelidze. In: Maka Khardziani (Hrsg.): The V. Sarajishvili Tbilisi State Conservatoire International Research Center for Traditional Polyphony – Bulletin. Nr. 16, 2014, ISSN 2346-7614 (englisch, polyphony.ge [PDF; abgerufen am 1. November 2020]).
  5. Mschwelidse, Schalwa Michailowitsch in: Bolschaja Rossijskaja Enzikopedija (russisch)
  6. a b Shalva Mshvelidze in: Georgian Music (englisch)
  7. a b Shalva Mshvelidze (1904–1984) in: Georgian Music – Composers (englisch)
  8. a b c Mshvelidze, Shalva Mikhailovich. In: The Great Soviet Encyclopedia. 1979; (englisch, 3rd Edition).