Schaftnach

Stadtteil von Schwabach, Bayern, Deutschland

Schaftnach (ostfränkisch: Schohfdla[1]) ist ein Gemeindeteil der kreisfreien Stadt Schwabach (Mittelfranken, Bayern).[2]

Schaftnach
Kreisfreie Stadt Schwabach
Koordinaten: 49° 19′ N, 11° 5′ OKoordinaten: 49° 19′ 21″ N, 11° 4′ 47″ O
Höhe: 325 (323–326) m ü. NHN
Einwohner: 208 (2020)
Postleitzahl: 91126
Vorwahl: 09122
Bild von Schaftnach

Geographische Lage Bearbeiten

Das Dorf liegt etwa 14 Kilometer südlich von Nürnberg, vier Kilometer östlich des Ortskernes von Schwabach und einen Kilometer südlich des Zusammenflusses von Rednitz und Schwarzach. Im Süden grenzt das Waldgebiet Vogelherd an. Die Kreisstraße RH 2/SC 2 führt nach Leerstetten (3,3 km östlich) bzw. zur Staatsstraße 2239 bei Penzendorf (0,5 km nordwestlich).[3]

Geschichte Bearbeiten

Der Ort wurde 1289 als „Schaftenach“ erstmals urkundlich erwähnt.[4][5] Der Ortsname leitet sich von der früher dort überwiegend betriebenen Schafzucht ab, „Schaf’ten“ als Tätigkeit für Schafe hüten und „Ache“ ahd. für Bach, Fluss.[6]

Vermutlich entstand das Haufendorf Schaftnach zeitgleich mit den Nachbarorten Penzendorf 1263 und Königshammer um 1200. Die Schafzucht auf den Wässerwiesen des Rednitztales war der ursprüngliche Haupterwerb, Schaftnach war der Schur- und Schlachtort, sowie die Niederung unterhalb des Penzendorfer Berges das klimatisch relativ milde Winterquartier. Die noch bis ins Mittelalter halbnomadisch lebende Bevölkerung hinterließ keine schriftlichen Spuren oder Bodendenkmäler. Noch heute werden die Schaftnacher im ostfränkischen Dialekt die „Schoft’ler“ also Schafhirten genannt.

Ursprünglich war das Kloster Ebrach im Ort begütert. Diese veräußerten ihren Besitz an Nürnberger Patrizier, die wiederum einen Teil ihrer Güter an die Deutschordenskommende Nürnberg, an das Heilig-Geist-Spital, an das St. Klarakloster und an das Reiche Almosen verkauften, und an das Richteramt Schwand. Die Fraisch hatte die Burggrafschaft Nürnberg inne, und in deren Nachfolge die Markgrafschaft Ansbach.

Im Jahr 1623, während des Dreißigjährigen Krieges, als Schwabach erfolglos belagert wurde, wurde in Schaftnach eine Bürgerwehr gebildet.

Im Jahr 1732 gab es laut den Oberamtsbeschreibungen von Johann Georg Vetter in Schaftnach 13 Anwesen, von denen 4 der Deutschordenskommende Nürnberg unterstanden, 2 dem Fürstentum Ansbach (Richteramt Schwand: 1, Spital Schwabach: 1), 5 der Reichsstadt Nürnberg (Klosteramt St. Klara: 3, Landesalmosenamt: 1, Spitalamt Hl. Geist: 1) und 2 dem Nürnberger Eigenherren von Fürer.[4]

Auch gegen Ende des 18. Jahrhunderts gab es in Schaftnach 13 Anwesen und ein Gemeindehirtenhaus. Das Hochgericht übte das brandenburg-ansbachische Richteramt Schwand aus. Einen Gemeindeherrn hatte das Dorf nicht. Grundherren waren die Deutschordenskommende Nürnberg (1 Ganzhof, 2 Halbhöfe, Köblergut), das Fürstentum Ansbach (Richteramt Schwand: 1 Leerhaus; Spital Schwabach: 1 Köblergut), die Reichsstadt Nürnberg (Klosteramt St. Klara: 1 Halbhof; Klosteramt Pillenreuth: 1 Ganzhof; Landesalmosenamt: 1 Halbhof; Spitalamt Hl. Geist: 1 Halbhof) und Nürnberger Eigenherren (Kreß von Kressenstein: 1 Leerhaus; von Volckamer: 1 Ganzhof).[7]

Von 1797 bis 1808 unterstand der Ort dem Justiz- und Kammeramt Schwabach. Im Rahmen des Gemeindeedikts wurde 1808 Schaftnach dem Steuerdistrikt Großschwarzenlohe (I. Sektion) und der 1818 gebildeten Ruralgemeinde Großschwarzenlohe zugeordnet.[8]

Im Zweiten Weltkrieg gab es in Schaftnach kurz vor Kriegsende eine Artilleriestellung mit zwei Geschützen, die den Rednitzübergang bei Penzendorf absichern sollte. Nachdem bereits der Anmarsch am 6. April 1945 wegen Benzinmangels verspätet erfolgte, war die Stellung wegen Munitionsmangels handlungsunfähig.[9] Eine völlige Zerstörung des Ortes und die bereits befohlene Sprengung der nahegelegenen Rednitzbrücke konnten trotz der am 18. April 1945, tobenden Schlacht um Nürnberg und der zeitgleichen Bombardierung Schwabachs durch die bedingungslose Kapitulation am 20. April 1945 abgewendet werden.

Am 1. Mai 1978 wurde Schaftnach im Zuge der Gebietsreform in Bayern nach Schwabach eingegliedert.[8]

Schaftnach wurde im ausgehenden 20. Jahrhundert zu einer Enklave, eingekesselt zwischen der autobahnähnlich ausgebauten Bundesstraße 2, dem hier 1985 gefluteten Main-Donau-Kanal und der Rednitz. In der Nähe des Ortes befindet sich im Kanal bei MDK km 80 eine Panzerdurchfahrt, die von beiden Seiten als Slipstelle zum Einsetzen von Sportbooten genutzt werden kann, und dank der komfortablen Parkmöglichkeiten gerne von Badegästen aufgesucht wird. Die Wasserwacht hatte dort in den 1980er Jahren eine ständige Bedarfs-Wachhütte errichtet, die in den Sommermonaten bei Badewetter regelmäßig besetzt war. Diese wird allerdings seit Anfang der 1990er Jahre nicht mehr bewirtschaftet. 2011 kam es dort zu einem tödlichen Unfall, bei dem ein Rentner sein Fahrzeug nahe der Sliprampe abstellte, zum Erdbeerenpflücken ging und jedoch seine beiden Enkeltöchter (7 und 10) derweil im Auto beließ. Dieses kam aus ungeklärten Gründen ins Rollen; das ältere Mädchen konnte sich noch rechtzeitig selbst retten, bevor das Fahrzeug im Kanal versank, das jüngere wurde erst nach 45 Minuten von herbeieilenden Tauchern geborgen und verstarb.

Die Landwirtschaft trägt noch heute einen stattlichen Teil zur Wirtschaftsleistung des Ortes bei. Die Schafzucht wurde aufgegeben. Einen Kaninchenzüchter gibt es noch. Weiterhin werden am Ort eine Gastwirtschaft mit Biergarten, eine Büchsenmacherei, ein Landtechnikbedarf, ein EDV-Büro und eine Heizungsbaufirma betrieben. Auf den Dächern sind solarelektrische Anlagen mit einer Gesamtleistung von etwa 60 Kilowatt installiert.

Baudenkmäler Bearbeiten

  • Herbstwiesenweg 1: Feuerwehrhaus mit Viehwaage und aufgesetztem Glockentürmchen
  • Herbstwiesenweg 2 und 4: dazugehörige Scheunen
  • Kanalstr. 1: Wohnstallhaus
  • Schaftnacher Str. 24: Wohnstallhaus
  • Schaftnacher Str. 33: Bauernhaus
  • Schaftnacher Str. 37: Backofen

Einwohnerentwicklung Bearbeiten

Jahr 001818 001840 001861 001871 001885 001900 001925 001950 001961 001970 001987 002014 002020
Einwohner 93 100 109 107 106 99 90 209 173 191 195 145 208
Häuser[10] 14 17 17 17 14 27 24 44
Quelle [11] [12] [13] [14] [15] [16] [17] [18] [19] [20] [21]

Religion Bearbeiten

Der Ort ist seit der Reformation evangelisch-lutherisch geprägt und in die Stadtkirche St. Johannes und St. Martin (Schwabach) gepfarrt.[7] Die Katholiken sind nach St. Sebald (Schwabach) gepfarrt.[19][22]

Veranstaltungen Bearbeiten

Am ersten Augustwochenende wurde jährlich die Kärwa gefeiert. Im Juni 2011 wurde von der Freiwilligen Feuerwehr Schaftnach und dem örtlichen Gesangsverein ein viertägiges Festival zum 100-/125-jährigen Bestehen ausgerichtet.[23]

Literatur Bearbeiten

Weblinks Bearbeiten

Fußnoten Bearbeiten

  1. E. Wagner: Land- und Stadtkreis Schwabach, S. 66. Dort nach den Regeln des HONB folgendermaßen transkribiert: „šōfdlɒ“.
  2. Gemeinde Schwabach, Liste der amtlichen Gemeindeteile/Ortsteile im BayernPortal des Bayerischen Staatsministerium für Digitales, abgerufen am 21. Juli 2023.
  3. Ortskarte 1:10.000. Darstellung mit Schummerung. In: BayernAtlas. LDBV, abgerufen am 21. Juli 2023 (Entfernungsangaben entsprechen Luftlinie).
  4. a b F. Eigler: Schwabach, S. 273.
  5. E. Wagner: Land- und Stadtkreis Schwabach, S. 66.
  6. Anders W. Ulsamer (Hrsg.): 100 Jahre Landkreis Schwabach, S. 299: Hiernach wird Schaft als Schilf gedeutet.
    Nach E. Wagner: Land- und Stadtkreis Schwabach, S. 66 f., keine eindeutige Klärung möglich.
  7. a b F. Eigler: Schwabach, S. 420 f.
  8. a b F. Eigler: Schwabach, S. 472 f.
  9. Pfarrer Pleschs Kriegstagebuch, abgerufen am 9. Februar 2015
  10. Es sind nur bewohnte Häuser angegeben. Im Jahr 1818 wurden diese als Feuerstellen bezeichnet, 1840 als Häuser und 1885 bis 1987 als Wohngebäude.
  11. Alphabetisches Verzeichniß aller im Rezatkreise nach seiner durch die neueste Organisation erfolgten Constituirung enthaltenen Ortschaften: mit Angabe a. der Steuer-Distrikte, b. Gerichts-Bezirke, c. Rentämter, in welchen sie liegen, dann mehrerer anderer statistischen Notizen. Ansbach 1818, OCLC 1071656043, S. 80 (Digitalisat).
  12. Eduard Vetter (Hrsg.): Statistisches Hand- und Adreßbuch von Mittelfranken im Königreich Bayern. Selbstverlag, Ansbach 1846, OCLC 635011891, S. 234 (Digitalisat).
  13. Joseph Heyberger, Chr. Schmitt, v. Wachter: Topographisch-statistisches Handbuch des Königreichs Bayern nebst alphabetischem Ortslexikon. In: K. Bayer. Statistisches Bureau (Hrsg.): Bavaria. Landes- und Volkskunde des Königreichs Bayern. Band 5. Literarisch-artistische Anstalt der J. G. Cotta’schen Buchhandlung, München 1867, OCLC 457951812, Sp. 1086, urn:nbn:de:bvb:12-bsb10374496-4 (Digitalisat).
  14. Kgl. Statistisches Bureau (Hrsg.): Vollständiges Ortschaften-Verzeichniss des Königreichs Bayern. Nach Kreisen, Verwaltungsdistrikten, Gerichts-Sprengeln und Gemeinden unter Beifügung der Pfarrei-, Schul- und Postzugehörigkeit … mit einem alphabetischen General-Ortsregister enthaltend die Bevölkerung nach dem Ergebnisse der Volkszählung vom 1. Dezember 1875. Adolf Ackermann, München 1877, OCLC 183234026, 2. Abschnitt (Einwohnerzahlen vom 1. Dezember 1871, Viehzahlen von 1873), Sp. 1251, urn:nbn:de:bvb:12-bsb00052489-4 (Digitalisat).
  15. K. Bayer. Statistisches Bureau (Hrsg.): Ortschaften-Verzeichniss des Königreichs Bayern. Nach Regierungsbezirken, Verwaltungsdistrikten, … sodann mit einem alphabetischen Ortsregister unter Beifügung der Eigenschaft und des zuständigen Verwaltungsdistriktes für jede Ortschaft. LIV. Heft der Beiträge zur Statistik des Königreichs Bayern. München 1888, OCLC 1367926131, Abschnitt III, Sp. 1187 (Digitalisat).
  16. K. Bayer. Statistisches Bureau (Hrsg.): Ortschaften-Verzeichnis des Königreichs Bayern, mit alphabetischem Ortsregister. LXV. Heft der Beiträge zur Statistik des Königreichs Bayern. München 1904, DNB 361988931, OCLC 556534974, Abschnitt II, Sp. 1259 (Digitalisat).
  17. Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Ortschaften-Verzeichnis für den Freistaat Bayern nach der Volkszählung vom 16. Juni 1925 und dem Gebietsstand vom 1. Januar 1928. Heft 109 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1928, DNB 361988923, OCLC 215857246, Abschnitt II, Sp. 1296 (Digitalisat).
  18. Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern – Bearbeitet auf Grund der Volkszählung vom 13. September 1950. Heft 169 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1952, DNB 453660975, OCLC 183218794, Abschnitt II, Sp. 1124 (Digitalisat).
  19. a b Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern, Gebietsstand am 1. Oktober 1964 mit statistischen Angaben aus der Volkszählung 1961. Heft 260 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1964, DNB 453660959, OCLC 230947413, Abschnitt II, Sp. 823 (Digitalisat).
  20. Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern. Heft 335 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1973, DNB 740801384, OCLC 220710116, S. 179 (Digitalisat).
  21. Bayerisches Landesamt für Statistik und Datenverarbeitung (Hrsg.): Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern, Gebietsstand: 25. Mai 1987. Heft 450 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München November 1991, DNB 94240937X, OCLC 231287364, S. 324 (Digitalisat).
  22. Katholische Pfarrei St. Sebald, Schwabach. In: bistum-eichstaett.de. Abgerufen am 4. Juni 2023.
  23. 125 Jahre Freiwillige Feuerwehr Schaftnach – 100 Jahre Männergesangsverein „Liedertafel“ Schaftnach (Memento vom 9. Februar 2015 im Internet Archive)