Schönau bei Litschau

Ortschaft der Gemeinde Litschau im Bezirk Gmünd in Niederösterreich

BW

Schönau bei Litschau (Dorf)
Ortschaft
Katastralgemeinde Schönau
Schönau bei Litschau (Österreich)
Schönau bei Litschau (Österreich)
Basisdaten
Pol. Bezirk, Bundesland Gmünd (GD), Niederösterreich
Gerichtsbezirk Gmünd in Niederösterreich
Pol. Gemeinde Litschau
Koordinaten 48° 55′ 59″ N, 15° 2′ 24″ OKoordinaten: 48° 55′ 59″ N, 15° 2′ 24″ Of1
Höhe 511 m ü. A.
Einwohner der Ortschaft 80 (1. Jän. 2023)
Fläche d. KG 17,16 km²
Statistische Kennzeichnung
Ortschaftskennziffer 03674
Katastralgemeinde-Nummer 07133
Quelle: STAT: Ortsverzeichnis; BEV: GEONAM; NÖGIS
80

Schönau bei Litschau ist eine Ortschaft und unter dem Namen Schönau eine Katastralgemeinde der Gemeinde Litschau im Bezirk Gmünd in Niederösterreich.

Geschichte Bearbeiten

Schönau zählte über viele Jahrhunderte hinweg zur Herrschaft Litschau und wird (zusammen mit der damaligen Mühle) 1369 erstmals urkundlich erwähnt.[1]

Wahrscheinlich im 16. Jahrhundert errichtete dieselbe Herrschaft hier einen Teich und eine neue, sechsgängige Mühle an dessen Abfluss.[2]

Laut Adressbuch von Österreich waren im Jahr 1938 in der Ortsgemeinde Schönau ein Binder, zwei Gastwirte, ein Gemischtwarenhändler, ein Holzhändler, zwei Sägewerke, ein Zementwarenerzeuger und mehrere Landwirte ansässig.[3]

Siedlungsentwicklung Bearbeiten

1590/91 zählte Schönau 10 untertänige Häuser; im Jahr 1751 gab es 14 untertänige Häuser.[4]

Zum Jahreswechsel 1979/1980 befanden sich in der Katastralgemeinde Schönau insgesamt 68 Bauflächen mit 29.096 m² und 48 Gärten auf 15.711 m², 1989/1990 waren es 107 Bauflächen. 1999/2000 war die Zahl der Bauflächen auf 251 angewachsen und 2009/2010 waren es 126 Gebäude auf 247 Bauflächen.[5]

Landwirtschaft Bearbeiten

Die Katastralgemeinde ist landwirtschaftlich geprägt. 205 Hektar wurden zum Jahreswechsel 1979/1980 landwirtschaftlich genutzt und 1.476 Hektar waren forstwirtschaftlich geführte Waldflächen. 1999/2000 wurde auf 175 Hektar Landwirtschaft betrieben und 1.504 Hektar waren als forstwirtschaftlich genutzte Flächen ausgewiesen. Ende 2018 waren 160 Hektar als landwirtschaftliche Flächen genutzt und Forstwirtschaft wurde auf 1.500 Hektar betrieben.[5] Die durchschnittliche Bodenklimazahl von Schönau beträgt 15,4 (Stand 2010).

Als größtes Gewässer findet sich in der Katastralgemeinde der Schönauer Teich.

 
Der Höllgraben in Schönau, Naturdenkmal und Teilstück eines Wanderweges

Verkehr Bearbeiten

In Schönau befindet sich eine Station der Waldviertler Schmalspurbahnen.

Freizeit und Natur Bearbeiten

  • Schönauer Teich
  • Wanderweg Nr. 16 Höllgrabenweg
  •  
    Naturdenkmal Föhrenbach – Höllgraben – Höllstein in Schönau
    Naturdenkmal FöhrenbachHöllgrabenHöllstein

Wissenswertes Bearbeiten

In Schönau haben sich mehrere historische Drei- und Vierseithöfe erhalten, die in ihrem Kern zum Teil aus dem 17. und 18. Jahrhundert stammen. Diese befinden sich im ältesten Teil des Reihendorfs, rechts des Reißbaches (von Litschau kommend). So findet sich ein Hausstock in verputztem Blockbau mit verbrettertem Giebel und traufständigem Tormauerschuppen bei Nr. 5. Die Nummern 11 und 12 bilden eine historische Gruppe, wobei ein Hausstock mit 1884 bezeichnet ist. Ebenfalls eine Gruppe bilden die Nummern 29 und 30, wo eine Tormauer bzw. ein Tormauerschuppen erhalten sind. Eine ehemalige Haarstube (zum Trocknen und Brechen von Flachs) in Block- und Bruchsteinbau stammt wahrscheinlich aus dem 19. Jahrhundert (Nr. 45). Zwei Zöllner-Wohnhäuser (Nr. 60), erbaut um 1930, sind zweigeschossig, mit giebelständigem Quertrakt und steilem Satteldach.[6]

 
Der Höllgrabenweg in Schönau

Die beiden vom Reißbach getrennten Seiten des Reihendorfs werden durch eine historische (später erneuerte) Bogenbrücke aus dem 1. Viertel des 19. Jahrhunderts verbunden. Auf dem Vorgänger dieser Brücke ereignete sich im Jahr 1737 ein Reitunfall, als die damalige Grundherrin Gräfin Maria Antonia von Kuefstein ebendort vom Pferd stürzte. Da sie unverletzt blieb, gelobte sie die Errichtung einer Votivsäule, welche als St. Johannes Nepomuk-Statue ausgeführt und ebendort aufgestellt wurde. Als in den 1770er-Jahren die neuen Grundherren, die Grafen von Seilern und Aspang, in Litschau eine neue Bogenbrücke über den Reißbach (vom unteren Stadttor zum Herrschaftsmeierhof) bauen ließen, veranlassten sie 1774 die Errichtung der Steinfigurengruppe Hl. Anna lehrt Maria das Lesen zur Verschönerung der neuen Brücke. Dabei wurde die Statue auf einen der mittleren Brückenpfeiler gestellt. Da ein Gegenüber fehlte, beschlossen die neuen Grundherren die Verbringung der Schönauer Johannes Nepomuk-Statue nach Litschau, um sie der Anna und Maria-Statue gegenüber zu stellen, so wie es noch heute besteht. Die ältere lateinische Inschrift auf dem Sockel der Statue aus Schönau wurde jedoch belassen und berichtet noch heute über den Reitunfall der Gräfin Kuefstein. In Schönau erinnert heute ein moderner Gedenkstein (mit Inschrift) bei der Reißbach-Brücke an das Ereignis von 1737.[7]

Literatur Bearbeiten

  • Franz Xaver Schweickhardt: Darstellung des Erzherzogthums Österreich unter der Ens, durch umfassende Beschreibung aller Burgen, Schlösser, Herrschaften, Städte, Märkte, Dörfer, Rotten etc. etc., topographisch-statistisch-genealogisch-historisch bearbeitet und nach den bestehenden vier Kreis-Vierteln [alphabetisch] gereiht. [Teil:] Viertel Ober-Manhardsberg. 6 von 34 Bänden. 3. Band: Stift Zwettl bis Gars. Wallishauser, Wien 1839, S. 277 (SchönauInternet Archive).
  • Karl Bertel und Heinrich Rauscher: Zins- und Dienstbuch der Grafschaft Litschau aus dem Jahre 1369. In: Das Waldviertel. Nr. 11, 1938, S. 17–20, 31–35.
  • Bundesdenkmalamt (Hrsg.): Dehio – Handbuch. Die Kunstdenkmäler Österreichs. Topographisches Denkmälerinventar. Niederösterreich nördlich der Donau (Wien 1990) S. 679f.
  • Stefan René Buzanich: Die Lebenswelt der dörflichen Untertanen der Kuefstein´schen Herrschaft Litschau im Spiegel der Verlassenschaftsabhandlungen der 1. Hälfte des 18. Jahrhunderts (Dissertation an der Universität Wien, 2020, 4 Bände).
  • Stefan René Buzanich: Die Lebenswelt der dörflichen Untertanen der Herrschaft Litschau in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts. Eine sozial- und wirtschaftsgeschichtliche Fallstudie auf Basis von Verlassenschaftsabhandlungen. Mit 66 Abbildungen und 3 Grafiken (Schriftenreihe des Waldviertler Heimatbundes, herausgegeben von Doris Gretzel und Marlene Müllner, Band 60, Horn 2020).
  • Walter Pongratz und Paula Tomaschek: Heimatkunde des Bezirkes Gmünd. Begründet von Rupert Hauer. 3. Auflage (Gmünd 1986).
  • Helma Reiß: Die Flurnamen im Gerichtsbezirk Litschau (maschingeschriebene Dissertation an der Universität Wien, 1959).
  •  
    Der Höllstein im Höllgraben in Schönau
    Sepp Zwölfer: Die Katastralgemeinden der Großgemeinde Litschau. In: Stadtgemeinde Litschau (Hrsg.): 600 Jahre Stadt Litschau 1386–1986 (Litschau 1986) S. 79–83.

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Stefan René Buzanich: Die Lebenswelt der dörflichen Untertanen der Herrschaft Litschau in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts. Eine sozial- und wirtschaftsgeschichtliche Fallstudie auf Basis von Verlassenschaftsabhandlungen. Mit 66 Abbildungen und 3 Grafiken (= Doris Gretzel und Marlene Müllner [Hrsg.]: Schriftenreihe des Waldviertler Heimatbundes. Band 60). Horn 2020, S. 135.
  2. Stefan René Buzanich: Die Lebenswelt der dörflichen Untertanen der Kuefstein’schen Herrschaft Litschau im Spiegel der Verlassenschaftsabhandlungen der 1. Hälfte des 18. Jahrhunderts. 4 Bände, 2020, S. 113 (Dissertation an der Universität Wien).
  3. Adressbuch von Österreich für Industrie, Handel, Gewerbe und Landwirtschaft, Herold Vereinigte Anzeigen-Gesellschaft, 12. Ausgabe, Wien 1938 PDF, Seite 444
  4. Stefan René Buzanich: Die Lebenswelt der dörflichen Untertanen der Kuefstein´schen Herrschaft Litschau im Spiegel der Verlassenschaftsabhandlungen der 1. Hälfte des 18. Jahrhunderts. 4 Bände, 2020, S. 22 (Dissertation an der Universität Wien).
  5. a b BEV: Regionalinformation 31.12.2018 auf bev.gv.at (online)
  6. Bundesdenkmalamt (Hrsg.): Dehio – Handbuch. Die Kunstdenkmäler Österreichs. Topographisches Denkmälerinventar. Niederösterreich nördlich der Donau. Wien 1990, S. 679.
  7. Bundesdenkmalamt (Hrsg.): Dehio – Handbuch. Die Kunstdenkmäler Österreichs. Topographisches Denkmälerinventar. Niederösterreich nördlich der Donau. Wien 1990, S. 680.