Satz von Dvoretzky-Rogers

mathematischer Satz in der Funktionalanalysis

Der Satz von Dvoretzky-Rogers, nach Aryeh Dvoretzky und Claude Ambrose Rogers, ist ein Satz aus dem mathematischen Teilgebiet der Funktionalanalysis, der sich mit dem Konvergenzverhalten von Reihen in Banachräumen befasst.

Lemma von Dvoretzky-Rogers Bearbeiten

Wir beginnen mit einem Lemma über endlichdimensionale normierte Räume, das die Existenz einer Basis sichert, bezüglich der eine Abschätzung gegen die euklidische Norm der Koeffizienten besteht:

  • Lemma von Dvoretzky-Rogers: In einem  -dimensionalen normierten Raum   gibt es Vektoren   mit Norm 1, so dass für   und alle Koeffizienten   die folgende Ungleichung gilt:
 .

Die Güte der Abschätzung hängt von der Anzahl   der Summanden ab, ist ungünstigstenfalls gleich   und damit dimensionsabhängig. Will man von der Dimension unabhängig sein, so muss man die Anzahl der Summanden einschränken, wie dies im folgenden Korollar, das der wesentliche Bestandteil des Beweises zum Satz von Dvoretzky-Rogers ist, geschieht:

  • Korollar: Ist  , so gibt es in jedem  -dimensionalen normierten Raum   Vektoren   mit Norm 1, so dass für alle Koeffizienten   folgende Ungleichung gilt:
 .

Satz von Dvoretzky-Rogers Bearbeiten

  • Sei   ein unendlichdimensionaler Banachraum und   eine Folge positiver Zahlen mit  . Dann existiert eine Folge   von Vektoren aus   mit  , so dass die Reihe   unbedingt konvergiert.

Zum Beweis verschafft man sich eine geeignete Folge endlichdimensionaler Teilräume, aus denen man mit Hilfe obigen Korollars zum Lemma von Dvoretzky-Rogers die gesuchten Vektoren auswählt.

Anwendungen Bearbeiten

Eine Charakterisierung endlichdimensionaler Räume Bearbeiten

Nach dem Satz von Dvoretzky-Rogers gibt es in jedem unendlichdimensionalen Banachraum eine Folge   mit  , so dass die Reihe   unbedingt konvergiert, denn bekanntlich gilt  . Da   divergiert (siehe Harmonische Reihe), ist die Reihe nicht absolut konvergent. Also enthält jeder unendlichdimensionale Banachraum eine unbedingt konvergente Reihe, die nicht absolut konvergiert. Da unbedingt und absolut konvergente Reihen in endlichdimensionalen Räumen nach dem steinitzschen Umordnungssatz zusammenfallen, erhält man folgende Charakterisierung der endlichdimensionalen Räume, die manchmal auch als Satz von Dvoretzky-Rogers bezeichnet wird.

  • Ein Banachraum ist genau dann endlichdimensional, wenn jede unbedingt konvergente Reihe auch absolut konvergiert.

Ein Satz von Orlicz Bearbeiten

Nach einem Satz von Władysław Orlicz gilt für jede unbedingt konvergente Reihe   in Lp[0,1] ,  , dass  , wobei  . Daher kann eine Reihe   mit   in L2[0,1] nicht unbedingt konvergent sein. Dies zeigt, dass sich die Voraussetzung im Satz von Dvoretzky-Rogers nicht abschwächen lässt, denn in diesem Fall ist die Bedingung sogar notwendig. Umgekehrt zeigt der Satz von Dvoretzky-Rogers, dass die zunächst unnatürlich erscheinende Einschränkung auf Exponenten   in obigem Satz von Orlicz unumgänglich ist, denn es gilt:

  • Folgt in einem unendlichdimensionalen Banachraum aus der unbedingten Konvergenz einer Reihe   stets   für ein festes  , so gilt  .

Ist nämlich   im Folgenraum  , so gibt es nach dem Satz von Dvoretzky-Rogers eine unbedingt konvergente Reihe   mit   für alle  , und für diese Reihe gilt nach Voraussetzung  . Damit ist   gezeigt, und das bedeutet  .

Quellen Bearbeiten

  • A. Dvoretzky and C.A. Rogers: Absolute and unconditional convergence in normed linear spaces, Proc. Nat. Acad. Sci. U.S.A. 36 (1950), 192–197
  • M. I. Kadets, V. M. Kadets: Series in Banach Spaces. Operator Theory: Advances and Applications, Bd. 94, Birkhäuser (1997), ISBN 978-3-7643-5401-5.