Stechwinden

Gattung der Familie Stechwindengewächse (Smilacaceae)
(Weitergeleitet von Sarsaparille)

Die Stechwinden (Smilax), auch Sarsaparille oder Sassaparille (Singular Sarsaparilla) genannt, sind eine Pflanzengattung in der Familie der Stechwindengewächse (Smilacaceae). Die etwa 300 Arten sind fast weltweit verbreitet.[1]

Stechwinden

Hohe Stechwinde (Smilax excelsa)

Systematik
Unterabteilung: Samenpflanzen (Spermatophytina)
Klasse: Bedecktsamer (Magnoliopsida)
Monokotyledonen
Ordnung: Lilienartige (Liliales)
Familie: Stechwindengewächse (Smilacaceae)
Gattung: Stechwinden
Wissenschaftlicher Name
Smilax
L.

Beschreibung Bearbeiten

 
Illustration der Veracruz-Stechwinde (Smilax aristolochiifolia) aus Koehler 1887
 
Lederige Laubblätter und reife Früchte der Rauen Stechwinde (Smilax aspera)

Erscheinungsbild und Blätter Bearbeiten

Stechwinden-Arten wachsen als Spreizklimmer und mit Ranken kletternde oder – weniger oft – als fast aufrechte, manchmal ausdauernde immergrüne Pflanzen. Viele Arten verholzen und sind Sträucher, selten Halbsträucher.[1] Als Überdauerungsorgane werden meist kurze, starke, dicke Rhizome gebildet.[1] Es werden mehr oder weniger stark verholzende, oft ziemlich lange und mehr oder weniger stark verzweigte, meist stachelige Sprossachsen (Name!) gebildet. Oft sind als Kletterhilfe auch die Blätter bestachelt. Die meisten Arten sind zweihäusig.

Die wechselständig[2] und manchmal zweizeilig angeordneten Laubblätter sind in Blattstiel und Blattspreite gegliedert. Die meist im unteren Bereich schmal geflügelten Blattstiele besitzen eine Abszissionszone (Stelle, an der das Blatt abgeworfen wird) zwischen geflügeltem und oberem (distalem) Bereich.[1] Die einfachen Blattspreiten sind meist eiförmig bis lanzettlich[1] und besitzen oft gerundeten oder spießförmigen Spreitengrund.[2] Zwischen den drei bis sieben bogig verlaufenden Hauptnerven ist eine deutliche Netznervatur vorhanden.[1] Oft sind an der Basis des Blattstieles zwei Ranken vorhanden.[2]

Blütenstände und Blüten Bearbeiten

Die Blütenstände stehen seitenständigen in laubblatt- oder schuppenartigen Tragblättern auf Blütenstandsschäften, die manchmal an ihrer Basis ein schuppenähnliches Prophyll besitzen.[1] Der rispige, ährige oder traubige Gesamtblütenstand enthält ein bis selten drei mehr oder weniger kopfige doldige Teilblütenstände.[1]

Stechwinden-Arten sind zweihäusig getrenntgeschlechtig (diözisch).[2] Die relativ kleinen, eingeschlechtigen Blüten sind dreizählig.[3][1] Die zwei × drei meist freien (bei Smilax synandra verwachsenen), relativ kleinen Blütenhüllblätter sind grünlich bis weiß.[2] In den männlichen Blüten sind zwei Kreise mit je drei freien Staubblättern vorhanden;[2] selten sind acht oder mehr vorhanden. Die Staubblätter sind an der Basis der Blütenhüllblätter inseriert. Die Staubbeutel besitzen meist nur eine Theka.[1] Drei Fruchtblätter sind zu einem oberständigen dreikammerigen Fruchtknoten verwachsen.[2] Die Fruchtknotenkammern enthalten jeweils ein bis zwei Samenanlagen.[1] Auf einem sehr kurzen bis kaum erkennbaren Griffel sitzen drei Narben.[2][1] In den weiblichen Blüten können bis zu sechs Staminodien vorhanden sein.[1]

Früchte und Samen Bearbeiten

Die bei Reife roten bis schwarzen Beeren enthalten meist ein bis zwei,[1] selten bis zu drei Samen. Die dunkelbraunen[1] Samen sind glatt und glänzend.[2]

Systematik und Verbreitung Bearbeiten

 
Habitus und Laubblätter von Smilax anceps
 
Laubblatt der Rauen Stechwinde (Smilax aspera)
 
Smilax australis
 
Sprossachse mit Laubblättern von Smilax azorica
 
Laubblätter und Blütenstände von Smilax campestris
 
China-Stechwinde (Smilax china)
 
Habitus, Laubblätter und Blütenstand von Smilax ecirrhata
 
Früchte der Hohen Stechwinde (Smilax excelsa)
 
Sprossachse mit gestielten, einfachen Laubblättern und Ranken von Smilax glauca
 
Laubblatt und reife Früchte von Smilax glyciphylla
 
Laubblatt und Blütenstand von Smilax herbacea
 
Smilax laurifolia mit Früchten
 
Sprossachse mit Laubblättern von Smilax melastomifolia
 
Blütenstand mit Blüten im Detail von Smilax nipponica
 
Blütenstände von Smilax ovalifolia
 
Bewehrte Sprossachse und Laubblatt der Steifborstigen Stechwinde (Smilax tamnoides)
 
Laubblätter und Blütenstände von Smilax zeylanica

Die Gattung Smilax wurde durch Carl von Linné aufgestellt.[4] Der Gattungsname Smilax wurde in der griechischen Antike für eine immergrüne Eichenart verwendet.[3] Ein Synonym für Smilax L. ist Sarsaparilla Kuntze.[4]

Die Smilax-Arten gedeihen in tropischen, subtropischen und gemäßigten Gebieten fast weltweit. In China kommen etwa 79 Arten vor, 39 davon nur dort.[1] Die meisten Arten kommen in der Neotropis vor. Nur die drei Arten Raue Stechwinde (Smilax aspera), Smilax canariensis und Hohe Stechwinde (Smilax excelsa) kommen auch in Europa vor.[2]

In der Gattung der Stechwinden (Smilax) gibt es je nach Autor 250 bis 350 Arten:[5][4]

Nutzung Bearbeiten

 
Sarsaparilla-Triterpen

Lebensmittelindustrie Bearbeiten

Sorten von Smilax sind in Varianten des Root Beer und ähnlichen Getränken enthalten. In Südostasien gibt es das Getränk Sarsi, das mithilfe des Pflanzenextrakts hergestellt wird.

Phytotherapie Bearbeiten

Die Droge unter dem Namen Sarsaparille, Radix Sarsaparillae[7], auch Sarsaparilla, aus den unterirdischen Pflanzenteilen von beispielsweise Smilax chinensis (China-Stechwinde), Smilax officinalis, Smilax aristolochiifolia (Veracruz-Stechwinde), Smilax ornata (Honduras-Stechwinde) und Smilax siphilitica fand früher Verwendung in der Behandlung von Syphilis. So enthielt der im 18. Jahrhundert bei Geschlechtskrankheiten eingesetzte, von Gilbert Kennedy kreierte Lisbon Diet Drink als Dekokt hauptsächlich Sarsaparilla.[8] Vereinzelt erfolgt noch der Einsatz beispielsweise als „Blutreinigungsmittel“ bzw. harn- und schweißtreibendes Mittel, etwa bei chronisch-entzündlichen Hauterkrankungen.[9] Homöopathisch wird Sarsaparilla („Sars.“) noch gelegentlich verwendet.[10] Die enthaltenen Saponine sind für unerwünschte Wirkungen wie Magen- und Nierenreizungen verantwortlich.[11] Keine der Wirkungen ist wissenschaftlich belegt.

Erwähnung von Sarsaparilla in der Literatur und Sonstigem Bearbeiten

  • Sarsaparilla ist die Lieblingsspeise der Schlümpfe. Die Früchte werden in deutschen Übersetzungen meist als Schlumpfbeeren bezeichnet.
  • Sunset Sarsaparilla ist ein Erfrischungsgetränk in Fallout: New Vegas, einem Computerspiel aus der Fallout-Serie.
  • Sarsaparillas werden als Getränk auf S. 309 und S. 317 des Buches Wege des Schicksals von Penelope Williams genannt.
  • Sarsaparillextrakt wird George Cyril Wellbeloved als durstlöschende Alternative zum verbotenen Alkohol in dem Roman Schwein oder Nichtschwein (Pigs have Wings) von P. G. Wodehouse angeboten.
  • Die Gastwirte des Unsichtbaren in H. G. Wells’ Roman Der Unsichtbare versetzen ihr Bier mit Sarsaparille.
  • Im Film The Big Lebowski bestellt Sam Elliotts Charakter (The Stranger) an der Bar in der Bowlinghalle eine Sioux City Sarsaparilla.
  • Ray Bradbury verfasste die Kurzgeschichte „Der Duft der Sarsaparilla“ (A Scent of Sarsaparilla), in der ein von seiner Ehefrau unverstandener Mann spurlos verschwindet.
  • Die Jazzband Nucleus veröffentlichte 1974 auf ihrer LP „Under the Sun“ die beiden Musiktitel „A Taste of Sarsaparilla“ (A-Seite Nr. 5) und „Theme 1 – Sarsaparilla“ (B-Seite Nr. 1).
  • Sarsaparilla als Getränk kommt im Kinderbuch Zirkusschuhe der britischen Autorin Noel Streatfeild vor.

Quellen Bearbeiten

  • Chen Xinqi (陈心启), Tetsuo Koyama: Smilax. – textgleich online wie gedrucktes Werk. In: Wu Zheng-yi, Peter H. Raven (Hrsg.): Flora of China. Volume 24: Flagellariaceae through Marantaceae. Science Press / Missouri Botanical Garden Press, Beijing / St. Louis 2000, ISBN 0-915279-83-5, S. 96 (englisch).
  • Walter C. Holmes: Smilax. – textgleich online wie gedrucktes Werk. In: Flora of North America Editorial Committee (Hrsg.): Flora of North America North of Mexico. Volume 26: Magnoliophyta: Liliidae: Liliales and Orchidales. Oxford University Press, New York / Oxford u. a. 2002, ISBN 0-19-515208-5, S. 468 (englisch).
  • L. Ferrufino-Acosta: Taxonomic revision of the genus Smilax (Smilacaceae) in Central America and the Caribbean islands. In: Willdenowia, Volume 40, 2010, S. 227–280. doi:10.3372/wi.40.40208

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. a b c d e f g h i j k l m n o p q r s t u v w x y z aa ab ac ad ae af ag ah ai aj ak Chen Xinqi, Tetsuo Koyama: Smilax. – textgleich online wie gedrucktes Werk. In: Wu Zheng-yi, Peter H. Raven (Hrsg.): Flora of China. Volume 24: Flagellariaceae through Marantaceae. Science Press / Missouri Botanical Garden Press, Beijing / St. Louis 2000, ISBN 0-915279-83-5, S. 96 (englisch).
  2. a b c d e f g h i j k l Robert Anthony DeFilipps: Smilax L., S. 74. In: T. G. Tutin, V. H. Heywood, N. A. Burges, D. M. Moore, D. H. Valentine, S. M. Walters, D. A. Webb (Hrsg.): Flora Europaea. Volume 5: Alismataceae to Orchidaceae (Monocotyledones). Cambridge University Press, Cambridge 1980, ISBN 0-521-20108-X, S. 74 (englisch, eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  3. a b Walter C. Holmes: Smilax. – textgleich online wie gedrucktes Werk, In: Flora of North America Editorial Committee (Hrsg.): Flora of North America North of Mexico. Volume 26: Magnoliophyta: Liliidae: Liliales and Orchidales. Oxford University Press, New York / Oxford u. a. 2002, ISBN 0-19-515208-5, S. 468 (englisch).
  4. a b c d e f g h i j k l m n o p q r s t u v w x y z aa ab ac ad ae af ag ah ai aj ak al am an ao ap aq ar as at au av aw ax ay az ba bb bc bd be bf bg bh bi bj bk bl bm bn bo bp bq br bs bt bu bv bw bx by bz ca cb cc cd ce cf cg ch ci cj ck cl cm cn co cp cq cr cs ct cu cv cw cx cy cz da db dc dd de df dg dh di dj dk dl dm dn do dp dq dr ds dt du dv dw dx dy dz ea eb ec ed ee ef eg eh ei ej ek el em en eo ep eq er es et eu ev ew ex ey ez fa fb fc fd fe ff fg fh fi fj fk fl fm fn fo fp fq fr fs ft fu fv fw fx fy fz ga gb gc gd ge gf gg gh gi gj gk gl gm gn go gp gq gr gs gt gu gv gw gx gy gz ha hb hc hd he hf hg hh hi hj hk hl hm hn ho hp hq hr hs ht hu hv hw hx hy hz ia ib ic id ie if ig ih ii ij Smilax. In: POWO = Plants of the World Online von Board of Trustees of the Royal Botanic Gardens, Kew: Kew Science, abgerufen am 14. September 2021..
  5. Smilax im Germplasm Resources Information Network (GRIN), USDA, ARS, National Genetic Resources Program. National Germplasm Resources Laboratory, Beltsville, Maryland.
  6. a b c d e f g Walter Erhardt, Erich Götz, Nils Bödeker, Siegmund Seybold: Der große Zander. Enzyklopädie der Pflanzennamen. Band 2. Arten und Sorten. Eugen Ulmer, Stuttgart (Hohenheim) 2008, ISBN 978-3-8001-5406-7.
  7. Sassaparille. In: Merck’s Warenlexikon. 3. Aufl. 1884 ff., S. 489 f.
  8. William B. Ober: Boswell’s Clap. In: William B. Ober: Boswell’s Clap and Other Essays. Medical Analyses of Literary Men’s Afflications. Southern Illinois University Press, 1979; Taschenbuchausgabe: Allison & Busby, London 1988, Neuauflage ebenda 1990, ISBN 0-7490-0011-2, S. 1–42, hier: S. 16–17.
  9. Hunnius Pharmazeutisches Wörterbuch, 8. Aufl. Berlin 1997
  10. Homöopathisches Repertorium, Karlsruhe 2002, Deutsche Homöopathie Union.
  11. Braun, Frohne: Heilpflanzenlexikon, Gustav Fischer Verlag, Stuttgart, Jena, New York, 6. Aufl. 1994

Historische Literatur Bearbeiten

Weblinks Bearbeiten

Commons: Stechwinden (Smilax) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien