Der Sarnersee ist ein 7,5 km² grosser See in der Zentralschweiz im Kanton Obwalden. Er erstreckt sich in Südwest-Nordost-Richtung, ist ungefähr 6 km lang und hat eine mittlere Breite von 1,3 km. Die mittlere Seehöhe liegt auf 469 m ü. M.

Sarnersee
Der Sarnersee von Südwesten aus der Luft gesehen
Geographische Lage Zentralschweiz
Zuflüsse Aa, Grosse Melchaa, Kleine Melchaa, Dreiwässerkanal
Abfluss Sarner Aa
Orte am Ufer Sarnen, Sachseln, Giswil
Daten
Koordinaten 658711 / 190440Koordinaten: 46° 52′ N, 8° 13′ O; CH1903: 658711 / 190440
Sarnersee (Schweiz)
Sarnersee (Schweiz)
Höhe über Meeresspiegel 469 m ü. M.[1]
Fläche 7,5 km²[1]
Länge 6 km
Breite 1,3 km
Umfang 15,512 km[1]
Maximale Tiefe 52 m[1]
BFS-Nr.: 9239
Sarnersee

Lage Bearbeiten

Der See liegt in einem von den eiszeitlichen Gletschern ausgeschliffenen breiten Tal. Er ist eingebettet zwischen den Höhenzügen von Jänzi (bis 1738 m ü. M.) im Nordwesten und Arnigrat (bis 2105 m ü. M.) im Südosten. Seine Ufer sind überwiegend flach, steilere Ufer gibt es nur an der Südecke sowie im Nordwesten. Der südliche Zufluss des Sarnersees ist der 1875 in Giswil erstellte Dreiwässerkanal, der das Wasser vom Lauibach und von der Aa (aus dem Lungerersee) mit sich führt. Seit Sommer 2015 fliesst auch die Kleine Melchaa wieder direkt in den Sarnersee.[2] Weitere Zuflüsse sind der Steinibach von Westen und die Grosse Melchaa von Osten, die 1880 bei Sarnen in den See umgeleitet wurde. Zuvor floss die Grosse Melchaa am Ortsrand von Sarnen entlang und erst nördlich von Sarnen in die Sarner Aa. Bei Sarnen am Nordostufer verlässt die Sarner Aa den See.

Flächenanteil am Sarnersee haben die drei Obwaldner Gemeinden Sarnen, Sachseln und Giswil, wobei zu Giswil nur ein ganz kleiner Anteil im Bereich westlich der Mündung des Dreiwässerkanals gehört.

Geschichte Bearbeiten

In der Periode nach der letzten Eiszeit war der Sarnersee Teil des heutigen Vierwaldstättersees. Er bildete den hintersten Abschnitt der Alpnacher Bucht. Im Lauf der Zeit führten aber die Grosse Schliere und die Kleine Schliere sowie die Grosse Melchaa viel Geschiebe heran und bauten Schwemmkegel auf, so dass es zu einer Abschnürung und nachfolgenden Aufstauung des Sarnersees kam. Heute liegt der Seespiegel des Sarnersees 35 m über dem Vierwaldstättersee.

Bis zur Eröffnung der Brünigstrasse im Jahre 1861 erfolgte der Transport von Waren und Personen zwischen den beiden Zollstätten am südlichen und nördlichen Seeufer mit Nauen.

Die letzten Seegfrörnen (Zugefrieren des Sees) ereigneten sich in den Jahren 1947,[3] 1953, 1956, 1963 und 1981.[4]

Fauna Bearbeiten

Bei einer Untersuchung im Jahr 2018 wurden in dem nährstoffarmen Sarnersee 20 verschiedene Fischarten nachgewiesen, vorwiegend Egli und Felchen. Dies entspricht dem historisch beschriebenen Bestand um das Jahr 1900. Daneben wurden drei neue, standortfremde Arten gefunden: Kaulbarsch, Zander und Seesaibling. Als Besonderheit wurden auch Nasen gefunden, eine vom Aussterben bedrohte Fischart, welche sich normalerweise in Fliessgewässern aufhält.[5]

Fischerei Bearbeiten

Die Fischerei im Sarnersee war mit alten Landesgesetzen reglementiert, aber grundsätzlich frei. Sie wurde 1878 von der Patentfischerei abgelöst. Die Berufsfischerei kam Anfang des 21. Jahrhunderts zum Erliegen.[6]

Überschwemmungen Bearbeiten

Nach dem grossen Unwetter von 1999 und dem Alpenhochwasser 2005 wurden verschiedene Projekte vorgeschlagen, um die Abflusskapazität der Sarner Aa zu erhöhen. Diese reichten von einer Tieferlegung der Sarner Aa bis zu zwei Stollenprojekten.[7][8]

Bei einer Abstimmung am 28. September 2014 sprachen sich die Obwaldner für einen 6,6 Kilometer langen unterirdischen Entlastungsstollen aus, der bei Hochwasser die Fluten östlich um das Dorf Sarnen herumleiten soll. Er wird in der Nordostecke des Sarnersees beginnen und unterhalb des Wichelsees in die Sarneraa münden.[9] Der Bau soll 115 Millionen Franken kosten, wovon 75 Millionen Franken der Bund bezahlen wird.[10] Die Vorbereitungsarbeiten haben im Februar 2018 begonnen, ab Herbst 2019 soll eine Tunnelbohrmaschine zum Einsatz kommen und 2023 soll der erste Projektteil abgeschlossen sein.[11]

Schiffländen Bearbeiten

Schiffländen der Personenschifffahrt, von Norden nach Süden:

f1  Karte mit allen Koordinaten des Abschnitts Schiffländen: OSM

Schiffländen am Sarnersee
Name Ufer Lage Bild Wegweiser Anmerkungen
Sarnen Kurhaus (See) Nord Wilen (Sarnen): Hotel Kurhaus am Sarnersee    
Sarnen Seefeld Nord Sarnen    
Wilen Waldheim Nordwest Wilen (Sarnen)    
Sachseln Schiffstation Südost Sachseln: beim Bahnhof Sachseln      
Giswil Camping Nordwest Giswil    
Giswil Zollhaus Südost Giswil      

Siehe auch Bearbeiten

Weblinks Bearbeiten

Commons: Sarnersee – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. a b c d Seen (Bundesamt für Umwelt BAFU). In: geo.admin.ch. Abgerufen am 18. Januar 2020.
  2. Hochwasserschutz Obwalden. Laufende Projekte. Kleine Melchaa (Memento vom 14. August 2017 im Internet Archive). Website des Bau- und Raumentwicklungsdepartements des Kantons Obwalden, abgerufen am 5. Mai 2017.
  3. Foto «Zugefrorener Sarnersee, 1947». In: Katastrophen-Sepp. Die Obwaldner Fotografen-Dynastie Reinhard. Verlag Brunner, Kriens 2001, S. 251.
  4. Simon Scherrer: Schnee- und Temperatur(variabilität) im Schweizer Alpenraum. Bundesamt für Meteorologie und Klimatologie MeteoSchweiz, 22. Januar 2009 (PDF; 2,3 MB)@1@2Vorlage:Toter Link/www.meteoschweiz.admin.ch (Seite nicht mehr abrufbar, festgestellt im Mai 2019. Suche in Webarchiven)
  5. Untersuchung der Fische im Sarnersee fördert auch Überraschungen zu Tage. In: Obwaldner Zeitung., 30. August 2018
  6. Niklaus von Flüe: Sarnersee. In: Historisches Lexikon der Schweiz.
  7. Hochwasserschutz Obwalden – Geschichte. Website des Bau- und Raumentwicklungsdepartement des Kantons Obwalden, abgerufen am 26. August 2010.@1@2Vorlage:Toter Link/www.hochwasserschutz-ow.ch (Seite nicht mehr abrufbar, festgestellt im Mai 2019. Suche in Webarchiven)
  8. Auflistung der Varianten auf der Website der IG Hochwasserschutz Sarnen (Memento vom 4. Januar 2017 im Internet Archive), abgerufen am 26. August 2010.
  9. Obwaldner stimmen Hochwasserstollen zu. (Memento vom 28. April 2018 im Internet Archive) In: Obwaldner Zeitung. 28. September 2014.
  10. Kanton Obwalden erhält 75 Millionen für Entlastungsstollen. In: Obwaldner Zeitung. 15. November 2017.
  11. Spatenstich für den Bau des Hochwasserentlastungsstollens. In: Obwaldner Zeitung. 19. Februar 2018.