Sankt Egidi (Raitenbuch)

Ortsteil von Raitenbuch

Sankt Egidi ist ein Gemeindeteil der Gemeinde Raitenbuch im mittelfränkischen Landkreis Weißenburg-Gunzenhausen.

Sankt Egidi
Gemeinde Raitenbuch
Koordinaten: 49° 0′ N, 11° 8′ OKoordinaten: 48° 59′ 59″ N, 11° 8′ 15″ O
Höhe: 572–577 m ü. NHN
Einwohner: 15 (31. Dez. 2021)[1]
Postleitzahl: 91790
Vorwahl: 09147
Sankt Egidi
Sankt Egidi, Inneres der Ortskapelle
Sankt Egidi, Altar der Ortskapelle

Geografie Bearbeiten

Der Weiler liegt an der Ostseite des Weißenburger Waldes südlich von Raitenbuch und südwestlich von Reuth am Wald auf einem zum Forst hin ansteigenden Gelände auf dem „Gilgenbühl“. Von Reuth am Wald und von Raitenbuch führt je eine Gemeindeverbindungsstraße nach Sankt Egidi. Von der Bundesstraße 13 ist der Ort in östlicher Richtung über die Abzweigung in Richtung Raitenbuch zu erreichen.

Geschichte Bearbeiten

Der Ort geht wahrscheinlich auf ein königliches Jagdhaus mit einer dem hl. Ägidius geweihten Kapelle zurück. „Sankt Egidi“ bedeutet „Siedlung bei der Kapelle des hl. Ägidius“, dessen bayerische Namensform meist Ilg oder Gilg lautet.[2] 1452 ist der Ort unter dem Namen „St. Gilgen“ erwähnt. In einem Beleg von 1483 ist von einem Bruder (Einsiedler) bei der „St. Gilgen-Kap bei Bechtal“ die Rede; die Untertanen des Weilers gehörten dem Bischof von Eichstätt.[2] Die Eremitenklause wurde im Dreißigjährigen Krieg zerstört. 1726 gab der Generalvikar von Eichstätt Jakob Gassner und dem Eichstätter Bürgersohn Blettner die Erlaubnis zum Wiederaufbau.[3] Die Klause befand sich bis zur Säkularisation neben der Ortskapelle.[4] Das Anwesen unterstand hochgerichtlich dem eichstättischen Pfleg- und Vogtamt Titting-Raitenbuch. Letzter Eremit war der in Gersdorf 1742 geborene Johann Michael Pappler, der 1807 starb.[3]

Sankt Egidi gehörte zur Gemeinde Reuth am Wald (dieser Namenszusatz wird seit 1880 geführt), die mit dem Ende des Alten Reiches aus dem Hochstift Eichstätt 1802/03 in das Fürstentum Eichstätt des Erzherzogs Ferdinand von Toskana kam, das ab 1806 an das Königreich Bayern fiel. 1808 bildete Reuth am Wald mit Raitenbuch den Steuerdistrikt Raitenbuch im Landgericht Raitenbuch, ab 1812 im Landgericht Greding. Durch das Gemeindeedikt von 1818 wurde Reuth am Wald mit Sankt Egidi wieder eine eigenständige Ruralgemeinde. Diese gehörte ab 1. Oktober 1857 dem Landgericht Weißenburg an,[5] aus dem sich 1972 der heutige Landkreis Weißenburg-Gunzenhausen entwickelte. Im Zuge der Gemeindegebietsreform wurde Reuth am Wald mit Sankt Egidi am 1. Juli 1972 nach Raitenbuch eingemeindet.[6]

Einwohnerentwicklung Bearbeiten

  • 1824: 12 Einwohner, 2 Anwesen[5]
  • 1861: 24 Einwohner, 7 Gebäude[7]
  • 1950: 27 Einwohner, 4 Anwesen[5]
  • 1961: 19 Einwohner, 4 Wohngebäude[8]
  • 1987: 25 Einwohner[9]

Katholische Filialkirche St. Ägidius Bearbeiten

Die dem heiligen Ägidius geweihte Kapelle ist eine Filialkirche der katholischen Pfarrei Raitenbuch. Der halbrund geschlossene, turmlose Saalbau mit einem Dachreiter im Westen wurde 1726 anstelle eines verfallenen Vorgängerbaus errichtet.[4] Der zweisäulige Barockaltar (um 1630–1650) zeigt im Altarbild den Kirchenpatron, der auch im Antependium und als Figur in einem Schrein an der linken Kapellenwand zu sehen ist, und im Aufzug Gottvater mit der Weltenkugel. An der Emporenbrüstung und oberhalb der Fensterlaibungen sind Stuckornamente mit Bandwerkmotiven im Stil des frühen Rokoko angebracht.[10] 1976 wurde das Legschieferdach durch ein Ziegeldach ersetzt.[11]

In einer mit 1686 bezeichneten Wegkapelle in der Nähe der Ortskapelle ist eine gefasste Holzstatue einer Pietà aufgestellt.

Bodendenkmäler Bearbeiten

Literatur Bearbeiten

Weblinks Bearbeiten

Commons: Sankt Egidi – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Gemeinde Raitenbuch – Daten der Gemeinde. Abgerufen am 19. September 2021.
  2. a b Strassner, S. 58
  3. a b Benedict Kössler: Gersdorf an der Anlauter. Von Kultur und Vergangenheit eines Dorfes. Regensburg 1962, S. 13
  4. a b Informationstafel an der Kapelle
  5. a b c Historischer Atlas. S. 254
  6. Wilhelm Volkert (Hrsg.): Handbuch der bayerischen Ämter, Gemeinden und Gerichte 1799–1980. C. H. Beck, München 1983, ISBN 3-406-09669-7, S. 593.
  7. Joseph Heyberger, Chr. Schmitt, v. Wachter: Topographisch-statistisches Handbuch des Königreichs Bayern nebst alphabetischem Ortslexikon. In: K. Bayer. Statistisches Bureau (Hrsg.): Bavaria. Landes- und Volkskunde des Königreichs Bayern. Band 5. Literarisch-artistische Anstalt der J. G. Cotta’schen Buchhandlung, München 1867, OCLC 457951812, Sp. 1100, urn:nbn:de:bvb:12-bsb10374496-4 (Digitalisat).
  8. Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern, Gebietsstand am 1. Oktober 1964 mit statistischen Angaben aus der Volkszählung 1961. Heft 260 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1964, DNB 453660959, OCLC 230947413, Abschnitt II, Sp. 835 (Digitalisat).
  9. Bayerisches Landesamt für Statistik und Datenverarbeitung (Hrsg.): Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern, Gebietsstand: 25. Mai 1987. Heft 450 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München November 1991, DNB 94240937X, OCLC 231287364, S. 352 (Digitalisat).
  10. Felix Mader, Karl Gröber (Bearb.): Die Kunstdenkmäler von Bayern. Regierungsbezirk Mittelfranken. V. Stadt und Bezirksamt Weißenburg i. B. R. Oldenbourg, München 1932, S. 138
  11. Kirchenbeschreibung auf pointoo.de