Samuel Chappuis

Schweizer evangelischer Geistlicher und Hochschullehrer

Jean Samuel Chappuis (* 16. Juli 1809 anderes Datum 6. Juli 1809 in Rivaz; † 3. April 1870 in Lausanne) war ein Schweizer evangelischer Geistlicher und Hochschullehrer.

Samuel Chappuis (um 1860)

Leben Bearbeiten

Familie Bearbeiten

Samuel Chappuis war der Sohn des Landwirts François Samuel Chappuis und dessen Ehefrau Marguerite (geb. Monney).

Er war in erster Ehe mit Elise († 1855), Tochter des Zuckerfabrikanten Nikolaus Riggenbach[1] verheiratet; in zweiter Ehe heiratete er am 11. November 1856 Jeanne Pernette Jenny (* 27. Februar 1826 in Lausanne; † 6. Januar 1894 ebenda)[2], Tochter von Jacques François Théodore Rivier (1791–1875)[3], Grossrat und Präfekt von Lausanne.

Werdegang Bearbeiten

Samuel Chappuis immatrikulierte sich zu einem Theologiestudium an der Académie de Lausanne und setzte das Studium an der Universität Berlin fort; 1833 wurde er ordiniert.

Von 1833 bis 1834 war er Vikar bei Philippe-Sirice Bridel in Montreux und von 1834 bis 1835 war er an der Französischen Kirche[4] in Basel, wo er sich mit Alexandre Vinet befreundete.

1838 wurde er Professor für Systematische Theologie an der Akademie von Lausanne, bis zu seiner Demissionierung 1845[5], um die er bat, um damit, wie die Mehrheit der waadtländischen Pfarrer, gegen die Religionspolitik von Henri Druey zu protestieren; dieser veranlasste den Rücktritt jener Pfarrer, die sich geweigert hatten, auf der Kanzel eine Proklamation zugunsten einer Verfassungsrevision zu verlesen.[6]

1847 gehörte Samuel Chappuis zu den Begründern der Freikirche des Kantons Waadt.

Er lehrte von 1847 bis 1869 als Professor an der Freien theologischen Fakultät und prägte massgeblich das waadtländische Freikirchenwesen.

Berufliches und Geistliches Wirken Bearbeiten

Als Sekretär der Versammlung, die 1838 in Lausanne mit der Ausarbeitung des Kirchengesetzes beauftragt worden war, setzte Samuel Chappuis sich vergeblich für ein Glaubensbekenntnis und die Teilhabe der Laien an der Entwicklung der Kirche ein.

Nach der Gründung der Freikirche war er Präsident von deren Synodalkommission.

1855 sprach er bei einem Treffen der Predigergesellschaft in Genf zur sozialen Frage und bezeichnete den "Pauperisme" als eine Manifestation des Antichristen, warnte jedoch die Kirche davor, in diesem Kampf ihre Kräfte zu sehr zu binden, weil die Aufgabe der Kirche eine geistliche sei. Nach diesem Referat schwieg die Predigergesellschaft einige Jahre über die soziale Frage.[7]

Von 1866 bis 1869 war er als Redakteur des Chrétien évangélique tätig.

Er war ein Gegner des liberalen Theologen Ferdinand Buisson, dessen Angriffe er 1869 zurückwies.

Schriften (Auswahl) Bearbeiten

Weblinks Bearbeiten

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Heinrich Riggenbach: Nikolaus Riggenbach. In: Historisches Lexikon der Schweiz. 5. November 2010, abgerufen am 2. Dezember 2020.
  2. Généalogie de Jeanne Pernette Jenny RIVIER. Abgerufen am 2. Dezember 2020 (französisch).
  3. Fabienne Abetel-Béguelin; Christoph Neuenschwande: Rivier. In: Historisches Lexikon der Schweiz. 16. Mai 2012, abgerufen am 2. Dezember 2020.
  4. inforel.ch: Eglise française reformée de Bâle. Abgerufen am 2. Dezember 2020.
  5. Samuel Chappuis: Démission adressée au Conseil d'Etat: avec la réponse du Conseil d'Etat. éditeur non identifié, 1845 (google.de [abgerufen am 2. Dezember 2020]).
  6. André Lasserre, Arno Giovannini: Henri Druey. In: Historisches Lexikon der Schweiz. 14. Februar 2006, abgerufen am 2. Dezember 2020.
  7. Marcel Köppli: Protestantische Unternehmer in der Schweiz des 19. Jahrhunderts: christlicher Patriarchalismus im Zeitalter der Industrialisierung. Theologischer Verlag Zürich, 2012, ISBN 978-3-290-17621-1 (google.de [abgerufen am 2. Dezember 2020]).