Saliwino (russisch Заливино, deutsch Labagienen, 1938–1945 Haffwinkel und Rinderort) ist ein Ort in der russischen Oblast Kaliningrad. Er gehört zur kommunalen Selbstverwaltungseinheit Stadtkreis Polessk im Rajon Polessk. Zu Saliwino gehört auch das ehemalige Klein Reikeninken.

Siedlung
Saliwino
Labagienen (Haffwinkel) und Rinderort

Заливино
Föderationskreis Nordwestrussland
Oblast Kaliningrad
Rajon Polessk
Frühere Namen Labegin (um 1540),
Labbegin (um 1542),
Labagienen (bis 1938),
Haffwinkel (1938–1946)
Bevölkerung 579 Einwohner
(Stand: 1. Okt. 2021)[1]
Zeitzone UTC+2
Telefonvorwahl (+7) 40158
Postleitzahl 238633
Kfz-Kennzeichen 39, 91
OKATO 27 230 000 016
Geographische Lage
Koordinaten 54° 54′ N, 21° 4′ OKoordinaten: 54° 53′ 47″ N, 21° 3′ 39″ O
Saliwino (Kaliningrad) (Europäisches Russland)
Saliwino (Kaliningrad) (Europäisches Russland)
Lage im Westteil Russlands
Saliwino (Kaliningrad) (Oblast Kaliningrad)
Saliwino (Kaliningrad) (Oblast Kaliningrad)
Lage in der Oblast Kaliningrad

Geographische Lage Bearbeiten

Saliwino liegt am Südufer des Kurischen Haffs westlich der Mündung der Deime (russisch: Deima). Von der Rajonstadt Polessk (Labiau) aus führt die Kommunalstraße 27K-148 über Podsobny (Groß Reikeninken/Reiken) direkt in den Ort. Polessk ist auch die nächste Bahnstation und liegt an der Bahnstrecke Kaliningrad–Sowetsk (Königsberg–Tilsit).

Geschichte Bearbeiten

Labagienen (Haffwinkel) Bearbeiten

Das einst Labagienen[2] genannte Dorf wurde 1874 in den neu errichteten Amtsbezirk Reikeninken[3] (1938–1945 Reiken, heute russisch: Podsobny) eingegliedert, der bis 1945 zum Kreis Labiau im Regierungsbezirk Königsberg der preußischen Provinz Ostpreußen gehörte.

Im Jahre 1910 waren in Labagienen 514 Einwohner registriert.[4] Ihre Zahl stieg bis 1933 auf 551 und belief sich – in dem ab dem 3. Juni 1938 in „Haffwinkel“ umbenannten Ort – im Jahre 1939 auf 547.[5]

Rinderort / Otkrytoje Bearbeiten

Die beiden nordwestlich an Labagienen anschließenden Fischer- und Bauerndörfer Alt Rinderort und Neu Rinderort auf einer sandigen Landzunge direkt am Kurischen Haff gehörten seit 1818 zum neu gebildeten Kreis Labiau und dort zum Domänenamt Labiau. Im Jahr 1832 waren in Alt Rinderort 148 Einwohner und in Neu Rinderort 98 Einwohner registriert.[6] Im Jahr 1874 wurden die Landgemeinden Alt Rinderort und Neu Rinderort in den neu errichteten Amtsbezirk Reikeninken eingeordnet.[3] Im Jahr 1910 betrugen die Einwohnerzahlen von Alt Rinderort und von Neu Rinderort 274 bzw. 240.[4] Am 30. September 1928 wurden die Landgemeinden Alt Rinderort und Neu Rinderort sowie der Forstschutzbezirk Grünwalde zur neuen Landgemeinde Rinderort zusammengefasst. Deren Einwohnerzahl belief sich im Jahr 1933 auf 601 und stieg bis zum Jahr 1939 auf 673.[5]

Im Jahre 1945 kam Rinderort mit den übrigen Orten des nördlichen Ostpreußen zur Sowjetunion. Im Jahr 1947 wurde der Ort in Okrytoje umbenannt und gleichzeitig dem Dorfsowjet Mordowski selski Sowet, dem späteren Tjuleninski selski Sowet, im Rajon Polessk zugeordnet.[7] Später gelangte der Ort in den Golowkinski selski Sowet.[8]

Saliwino Bearbeiten

Im Jahre 1945 kam Haffwinkel mit den übrigen Orten des nördlichen Ostpreußen zur Sowjetunion. Im Jahr 1947 wurde der Ort (als Labagienen) in Saliwino umbenannt und gleichzeitig dem Dorfsowjet Mordowski selski Sowet, dem späteren Tjuleninski selski Sowet, im Rajon Polessk zugeordnet.[7] Später gelangte der Ort in den Golowkinski selski Sowet. Vor 1975 wurde der Ort Otkrytoje an Saliwino angeschlossen.[9] Von 2008 bis 2016 gehörte Saliwino zur Landgemeinde Golowkinskoje selskoje posselenije und seither zum Stadtkreis Polessk.

Kirche Bearbeiten

Die fast ausnahmslos evangelische Bevölkerung Labagienens (resp. Haffwinkels) und Rinderorts war bis 1945 in das Kirchspiel der Stadtkirche Labiau eingepfarrt. Diese gehörte zum Kirchenkreis Labiau in der Kirchenprovinz Ostpreußen der Kirche der Altpreußischen Union. Auch heute besteht – nach Entstehung einer neuen evangelisch-lutherischen Gemeinde in den 1990er Jahren – der kirchliche Bezug zur Kreisstadt. Die Gemeinde ist eine Filialgemeinde der Auferstehungskirche in Kaliningrad (Königsberg) in der Propstei Kaliningrad[10] der Evangelisch-lutherischen Kirche Europäisches Russland.

Leuchtturm Rinderort Bearbeiten

Der erste Leuchtturm Rinderort wurde im Jahr 1868 errichtet. Der markante Klinkerbau aus dem Jahr 1908 war ein wichtiges Signal für den Schiffsverkehr im Haff. Er heißt heute russisch Маяк Лабагинена Majak Labaginena (Leuchtturm Labagienen)[11] und wird nicht mehr als Navigationshilfe genutzt. Die Anlage ist begehbar und steht als Aussichtsturm zur Verfügung. Seit Juli 2020 wurde der Leuchtturm dem Kaliningrader „Museum der Weltmeere“ als externes Exponat übergeben.

Weblinks Bearbeiten

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Таблица 1.10 «Численность населения городских округов, муниципальных районов, муниципальных округов, городских и сельских поселений, городских населенных пунктов, сельских населенных пунктов» Программы итогов Всероссийской переписи населения 2020 года, утвержденной приказом Росстата от 28 декабря 2021г. № 963, с данными о численности постоянного населения каждого населенного пункта Калининградской области. (Tabelle 1.10 „Bevölkerungsanzahl der Stadtkreise, munizipalen Rajons, Munizipalkreise, städtischen und ländlichen Siedlungen [insgesamt], städtischen Orte, ländlichen Orte“ der Ergebnisse der Allrussischen Volkszählung von 2020 [vollzogen am 1. Oktober 2021], genehmigt durch die Verordnung von Rosstat vom 28. Dezember 2021, Nr. 963, mit Angaben zur Zahl der Wohnbevölkerung jedes Ortes der Oblast Kaliningrad.)
  2. D. Lange, Geographisches Ortsregister Ostpreußen (2005): Haffwinkel
  3. a b Rolf Jehke, Amtsbezirk Reikeninken/Reiken
  4. a b Uli Schubert, Gemeindeverzeichnis, Landkreis Labiau
  5. a b Michael Rademacher: Landkreis Labiau (russ. Polessk). Online-Material zur Dissertation, Osnabrück 2006. In: eirenicon.com.
  6. Leopold Krug, Die preußische Monarchie: topographisch, statistisch und wirthschaftlich dargestellt: nach amtlichen Quellen, Berlin 1833, S. 253
  7. a b Durch den Указ Президиума Верховного Совета РСФСР от 17 ноября 1947 г. «О переименовании населённых пунктов Калининградской области» (Verordnung des Präsidiums des Obersten Rats der RSFSR "Über die Umbenennung der Orte der Oblast Kaliningrad" vom 17. November 1947)
  8. Falls er nicht vorher schon an Saliwino angeschlossen worden war (s. u.).
  9. In der Административно-территориальное деление Калининградской области 1975 (Die administrativ-territoriale Einteilung der Oblast Kaliningrad 1975, herausgegeben vom Sowjet der Oblast Kaliningrad), auf http://www.soldat.ru/ (rar-Datei), taucht Otkrytoje nicht mehr auf.
  10. Evangelisch-lutherische Propstei Kaliningrad (Memento des Originals vom 29. August 2011 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.propstei-kaliningrad.info
  11. Маяк Риндерорта. (mit Fotos aus alter und neuer Zeit). In: prussia39.ru. Abgerufen am 10. Mai 2021 (russisch).